Teil 1: Basiswissen Geld und Sparen
»Geld macht nicht glücklich.
Aber wenn man unglücklich ist,
ist es schöner, in einem Taxi zu weinen
als in einer Straßenbahn!«
Marcel Reich-Ranicki
1. Wozu braucht man eigentlich Geld?
Geld hat wichtige Funktionen und man kann sich unser heutiges Leben ohne Geld gar nicht mehr vorstellen, denn mit Geld kann man:
- tauschen,
- berechnen (bezahlen) und
- Werte aufbewahren.
»Geld ist, was Geldfunktionen erfüllt«, fasste kürzlich Bundesbank-Präsident Jörg Weidmann zusammen. Gleichgültig ob Münzen, Papiergeld, Muscheln oder Perlen: Wenn die drei Geldfunktionen erfüllt sind, dann handelt es sich per Definition um Geld.
Insbesondere zu Beginn der Finanz- und Staatsschuldenkrise haben die eigentlich banalen Fragen nach der Notwendigkeit von Geld und seinen Funktionen eine ganz eigene Dramatik entwickelt. Vor allem die zunehmende Verschuldung vieler Staaten hat bei vielen Menschen große Unsicherheit im Hinblick auf Geld und auf Währungen ausgelöst. Als sichtbares Zeichen dieser allgemeinen Unsicherheit kann man die zunehmende Zahl und das anwachsende Geldvolumen auf kurzfristigen Tagesgeldkonten sowie das gestiegene Konsumniveau werten. Der Rückschluss aus diesem Verhalten liegt auf der Hand: Immer weniger Geld wird langfristig angelegt, um auch später davon gut leben zu können (tauschen).
Dabei ist es immer von überragender Bedeutung, dass wir alle für unsere Altersvorsorge genug Geld zur Seite legen und uns dann vor allem auch darum kümmern. Schließlich möchten wir ja im Alter darauf zurückgreifen. Der entscheidende Punkt dabei ist, dass wir nicht nur Geld sparen sollten, sondern uns mit unseren Ersparnissen auch beschäftigen müssen, um die Werthaltigkeit unseres Vermögens für heute, morgen und auch übermorgen zu sichern.
Drehen wir mal Kalender und Uhr sehr lange zurück und versetzen wir uns in jene Zeit der Naturalwirtschaft, als es noch kein Geld gab. Damals tauschten die Menschen zumeist die Dinge des täglichen Lebens direkt, also Ware gegen Ware, miteinander. Dieser direkte Tausch von Gütern und Dienstleistungen hat lange Zeit gut funktioniert, warf jedoch auch Probleme auf, weil beispielsweise beide Tauschparteien zur gleichen Zeit am gleichen Ort sein und ihre gegenseitigen Bedürfnisse auch zueinander passen mussten. Geld hat erfreulicherweise viele solcher Probleme gelöst. Am Prinzip des Tauschens hat sich seither nichts geändert. Beim Einkaufen im Supermarkt tauscht man Geld gegen Ware und auch Beschäftigte in Fabriken oder Büros tauschen Arbeitszeit und Wissen gegen Lohn oder Gehalt – also gegen Geld.
Aktuell befinden sich Euroscheine im Wert von 1.193 Milliarden Euro und Euromünzen im Wert von 29 Milliarden Euro im Umlauf. Hoffentlich gehören auch einige davon Ihnen! Wenn dem so ist, dann motivieren Sie sich doch am besten dazu, sich um dieses Geld auch angemessen zu kümmern. Denn eines ist klar: Viele Menschen sparen viel Geld. Betrachtet man die Geldbestände auf Tagesgeld-, Spar- und Girokonten, dann scheint es den meisten Menschen ziemlich egal zu sein, was mit ihrem gesparten Geld passiert. Lassen Sie es bei Ihrem Geld nicht so weit kommen!
2. Wie viel ist mein Geld denn wert?
Ein Geldschein ist eine Art Schuldschein, mit dem das Versprechen verbunden ist, dass sein Gegenwert durch den Schuldner anerkannt wird. Schuldner ist der Staat. Somit verspricht der Staat – also am Ende die Gemeinschaft der Steuerzahler eines Staates – die Rückzahlung dieses Schuldscheins. Unser heutiges Geld ist also nicht durch Sachwerte unterlegt, sondern durch die Wirtschaftskraft eines Landes.
Die Akzeptanz von Geld basiert somit auf dem Vertrauen der Bevölkerung, mit einem erhaltenen Geldschein (Schuldschein) auch selbst wiederum Güter und Dienstleistungen kaufen zu können. Verliert die Bevölkerung dieses Vertrauen, dann können sich – wie nach dem zweiten Weltkrieg – Zigaretten- oder Schokoladenwährungen quasi zu einer Art »Parallelgeld« entwickeln.
Und tatsächlich hört und liest man, dass der Wert unseres Geldes immer geringer wird. Das ist so nicht ganz richtig, denn ein Euro war gestern ein Euro, ist heute ein Euro und wird auch morgen noch ein Euro sein. Die Menge der Waren und Dienstleistungen, die wir für einen Euro kaufen können, variiert jedoch in den meisten Fällen und wird im Zeitablauf zumeist leider immer geringer. Haben wir vor längerer Zeit noch zwei Kugeln Eis in der Eisdiele für eine Deutsche Mark erhalten, waren es vor einigen Jahren nur noch zwei Kugeln für einen Euro. Und oftmals gibt es heute nur noch eine Kugel Eis pro Euro.
Führt man diesen Gedankengang zu Ende, dann wird deutlich, dass die große Anzahl an Menschen, die Waren und Dienstleistungen anbieten, und die ebenfalls große Anzahl an Menschen, die Waren und Dienstleistungen nachfragen, den Wert des Geldes gemeinsam bestimmen. Für eine festgelegte Geldeinheit, beispielsweise einen Euro, wird die Menge an Waren und Dienstleistungen, gegen die sich dieser Euro eintauschen lässt, also quasi laufend »verhandelt«.
Sind die Bananen beim Obsthändler um die Ecke zu teuer, weil es beispielsweise für einen Euro nur eine Banane gibt, dann wird ein Verbraucher entweder keine Bananen erstehen oder sie bei einem anderen Händler kaufen. Bietet der Obsthändler um die Ecke jedoch am kommenden Tag Bananen zum halben Preis an, sprich zwei Bananen für einen Euro, dann nimmt ein Kunde dieses Angebot vielleicht an. Dieses ständige Verhandeln nach dem Prinzip »Versuch und Irrtum« (trial and error) führt dazu, dass Preise für Waren und Dienstleistungen festgelegt werden und damit eben auch der Wert des dafür einzutauschenden Geldes.
Im Langfristvergleich zeigt sich, dass die Menge an Waren und Dienstleistungen, die für einen festgelegten Betrag erhältlich sind, zumeist sinkt und entsprechend eben auch der Gegenwert des Geldes geringer wird. Daraus lässt sich leicht ableiten, warum man Geld auf die hohe Kante legen und dann eben auch besonders gut anlegen sollte: Das eigene Geld soll mehr werden, um damit später mindestens genauso viel – oder noch etwas mehr – kaufen zu können wie heute. Entscheidend ist folglich nicht der Geldbetrag, den ein Mensch gespart hat, sondern die Menge an Gütern und Dienstleistungen, die er sich damit – auch später einmal – kaufen kann.
3. Wie lässt sich zwischen Vermögen und Verbindlichkeiten mithilfe von Geldzu- und Geldabflüssen unterscheiden?
Zunächst einmal könnte man meinen, es wäre nun wirklich trivial, Vermögen und Verbindlichkeiten – also Schulden – nach unterschiedlichsten Kriterien voneinander abzugrenzen. Wer mit seinem Finanz- oder Anlageberater einen Termin hat, wird sehr wahrscheinlich mit ihm über sein Vermögen sprechen. Und steht ein Termin in der Kreditabteilung der Bank an, dann stehen wohl ziemlich sicher Verbindlichkeiten, also Schulden, im Fokus.
Eine der wichtigsten Regeln bei der Vermögensanlage ist jedoch, zwischen Vermögen und Verbindlichkeiten zu unterscheiden. Die grundsätzliche Überlegung muss also lauten: »Investiere ich gerade eben in Vermögen oder gehe ich gerade Verbindlichkeiten ein?« Vermögen gilt es zu mehren, Verbindlichkeiten gilt es zu kontrollieren. Was zunächst so einfach klingt, ist manchmal gar nicht so einfach.
Betrachten wir dazu ein paar Beispiele: Bei Aktieninvestments bekommen Sie Dividenden ausgeschüttet und Sie haben langfristige Chancen auf Kursgewinne. Bei Investitionen in festverzinsliche Wertpapiere erhalten Sie Zinszahlungen und eine vermietete Immobilie bringt Ihnen Mieteinnahmen ein.
Damit lassen sich diese drei Beispiele gemäß den Zahlungsströmen, die Ihnen zufließen, eindeutig als Vermögen definieren. Ihr neues Smartphone jedoch kostet ebenso regelmäßig Geld wie Ihr neu gekauftes Auto. Nicht der einmalige Kaufpreis, sondern die Folgekosten (monatliche Flatrate ebenso wie beispielsweise Tankfüllungen, Reparaturkosten und Kfz-Steuer) machen beide vermeintlichen Vermögensgegenstände für Sie zu Verbindlichkeiten. Erst wenn Sie Ihr Smartphone oder Ihr Auto wieder verkaufen, dann fließt Ihnen Geld zu.
Gemessen an den laufenden Zahlungsströmen (Cashflow) ist auch eine selbst genutzte Immobilie als Verbindlichkeit anzusehen. Denn bei Ihrem eignen Haus müssen Sie laufend Rechnungen bezahlen und mir hat noch nie jemand Geld gegeben, damit ich darin wohne. Erst wenn Sie die eigengenutzte Immobilie (hoffentlich gewinnbringend) verkaufen, fließt Ihnen Geld zu und es wird aus diesem Betrachtungswinkel ein Vermögensgegenstand daraus.
Mit diesen Ausführungen will ich gar keine negative oder positive Wertung einer eigengenutzten Immobilie vornehmen. Grundsätzlich geht es aber darum, Vermögen und Verbindlichkeiten gezielt voneinander abzugrenzen und den Blick für diese Unterscheidung zu schärfen.
Verbindlichkeiten einzugehen ist grundsätzlich nicht schlimm. Schwierig wird es erst, wenn man sich verschuldet und fälschlicherweise denkt, dass (aktuelle oder künftige) Verbindlichkeiten eigentlich dem Vermögen zuzurechnen seien. Ein Beispiel: Ein Ferienhaus auf Mallorca wird von vielen sicher zunächst einmal als...