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E-Book

Die 4 Prinzipien Einer Aussergewöhnlichen Führungskraft

AutorPatrick M. Lencioni
VerlagWiley-VCH
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl168 Seiten
ISBN9783527800827
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis18,99 EUR
Das Meiste, was Rich O'Connor als CEO der Beratungsfirma Tele¬graph Partners tat, hatte zumindest etwas mit einem der 4 Prinzipien zu tun, die auf seinem berühmt-berüchtigten »gelben Zettel« vermerkt waren. Interessanterweise wusste nur eine Handvoll Leute, was genau auf diesem gelben Zettel stand. Und so entwickelten sich diese Prinzipien zu einer Art Mysterium. Für Rich war das auch völlig okay, weil er sowieso fand, dass sie eigentlich auch niemand verstehen musste. Er hatte mit Sicherheit niemals vorhersehen können, dass dieser Zettel für einen Mitarbeiter die Grundlage für den Plan zur Vernichtung von Telegraph Partners werden würde ...
Rivalität, Intrigen und Verrat - in seinem Buch DIE VIER PRINZIPIEN EINER AUSSERGEWÖHNLICHEN FÜHRUNGSKRAFT liefert Patrick Lencioni erneut eine spannende Geschichte. Dabei fokussiert er sich auf die entscheidende Rolle der Führungskraft beim Aufbau einer gesunden und reibungslos funktionierenden Organisation.
Eine mitreißende Fabel mit einer starken und denkwürdigen Botschaft für alle, die eine außergewöhnliche Führungskraft werden wollen!

Patrick M. Lencioni ist Unternehmensberater und hat mit tausenden leitenden Angestellten und Teams kleiner und großer Unternehmen sowie Organisationen zusammengearbeitet. Zu seinen Kunden zählen AT&T, Boeing, Cisco, Microsoft und Mitsubishi. Heute ist er Bestseller-Autor und Präsident der »Table Group«, einer Unternehmensberatung spezialisiert auf Teamentwicklung und gesunde Organisationen. Seine Veröffentlichungen behandeln Themen wie Führung, Wandel von Organisationen, Teamarbeit und Unternehmenskultur. Bei Wiley auf Deutsch bereits erschienen sind: Die fünf Versuchungen eines CEO, Die drei Symptome eines miserablen Jobs, Silos, Politik & Grabenkämpfe, Die drei Fragen des hektischen Familienlebens, Tod durch Meeting, Die 5 Dysfunktionen eines Teams, Der Vorteil.

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Leseprobe

Bei der Wache eingeschlafen


Anders als Außenstehende glaubten – Medien, Konkurrenten, sogar die eigenen Freunde –, ließ sich Richs Erfolg nicht so leicht aufrechterhalten, wie es aussah. Auch bei seinem nun leichter zu bewältigenden Terminplan blieb Rich weiter auf die Liste konzentriert und kniete sich ständig in seine vier Prinzipien rein. Das war eine Routine, die er gern auf sich nahm.

Aber jeder Mensch wird einmal müde, und nach acht Jahren der Unternehmensführung war Rich O'Connor sehr müde.

Daher nahm er sich, auch auf Drängen seiner Frau, eine kleine Auszeit und fuhr mit der Familie sechs Wochen an den Lake Tahoe. Keine E-Mails. Keine Konferenzschaltungen. Die einzige Verbindung zur Arbeitswelt sollte ein 15-minütiges Update pro Woche durch seinen engen Vertrauten, Betriebsleiter Tom Givens, sein.

Als Tom bereits nach drei Tagen am See anrief, wusste Rich, dass es wichtig sein musste.

»Hör mal, Rich, das tut mir jetzt leid; ich weiß, dass wir eigentlich immer nur dienstags telefonieren wollten. Aber ich brauche für eine Sache jetzt gleich dein Okay.«

Insgeheim war Rich ganz froh, dass er mit Tom telefonieren konnte. Er hatte sich immer noch nicht so richtig mit der Idee angefreundet, so lange von der Firma weg zu bleiben. Er scherzte mit dem Kollegen. »Entschuldige dich nicht bei mir. Das musst du mit Laura abmachen. Wenn die herausfindet, dass du hier anrufst, kannst du dir einen neuen Job suchen.«

Tom lachte. »O.K., ich mache es kurz. Ich denke, ich habe endlich einen Nachfolger für Maurine gefunden, und ich möchte ihm ein Angebot unterbreiten. Es ist dieser Typ aus Seattle, mit dem du vor deiner Abreise noch kurz telefoniert hast.«

»Aber den werde ich doch erst in ein paar Wochen sehen können. Wir hatten doch ausgemacht, dass …«

Tom hatte die Angewohnheit, den Leuten ins Wort zu fallen, sobald er wusste, worauf sie hinauswollten. Das war eine Eigenart, die er sich trotz mehreren ernsthaften Versuchen nicht hatte abgewöhnen können. Inzwischen warf sie ihm auch niemand mehr vor. »Aber Rich, ich glaube, das ist hier eine besondere Situation. Der Typ hat Ahnung, wie man bei Übernahmen die Personalseite managt, und er hat einen Lebenslauf, der sieht besser aus als meiner und deiner zusammengenommen. Er hat zwei weitere Angebote vorliegen – darunter eins von Greenwich – und wir müssen sofort reagieren. Und Joel von Mena Ventures sagt, er ist gut.«

Das überzeugte Rich alles nicht. »Also erst mal ist mir völlig egal, ob Greenwich oder sonst wer ihm einen Job angeboten hat. Und zweitens weißt du, wie ich in diesem Punkt denke. Besonders bei jemandem auf dieser Ebene. Tut mir leid, Tom, das muss dann halt warten.«

Rich war es gewöhnt, dass er sich in solchen Angelegenheiten mit Tom und seinen anderen direkten Mitarbeitern von Zeit zu Zeit auseinandersetzen musste. Und er hatte auch nichts dagegen. Im Gegenteil, das Ganze hatte durchaus etwas Beruhigendes. Er hatte akzeptiert, dass es Toms Aufgabe war, die Dinge so schnell wie möglich zu erledigen, wozu auch gehörte, die nötigen Mitarbeiter einzustellen, während es seine Aufgabe war, auf die Unternehmenskultur zu achten, wozu auch gehörte sicherzustellen, dass die Neueinstellungen gut zu Telegraph passten. Jeder schätzte die ausgleichende Wirkung von Richs Rolle, auch wenn sie gelegentlich konstruktive Konflikte mit sich brachte.

In einem letzten Versuch, den Boss noch herumzukriegen, wählte Tom seine Worte mit Bedacht. »Rich, du weißt, dass ich mit dir hinsichtlich der Wichtigkeit deiner Interviews völlig einig bin. Aber hier geht es doch nicht um die Position des Finanzchefs oder auch nur eines Abteilungsleiters. Es geht um den Personalchef. Und da werden wir so bald niemand Qualifizierteres finden.«

Vielleicht lag es ja daran, dass er mit seiner Familie im Urlaub war, jedenfalls beharrte Rich O'Connor erstmals nicht rigoros auf seiner Position. »Was hielten denn die anderen von ihm?«

Ganz erschrocken, dass sich ihm hier ein Ansatzpunkt bot, konnte Tom gar nicht anders, als ein bisschen zu übertreiben. »Sie waren begeistert. Sie konnten gar nicht glauben, was für einen starken Lebenslauf er uns vorgelegt hat. Und im Hinblick auf die anstehenden Übernahmen Anfang nächsten Jahres könnte er sehr nützlich sein, meinen sie.«

Nachdem er die Personalabteilung jetzt drei Monate lang kommissarisch geleitet hatte, brannte Tom darauf, die Stelle endlich zu besetzen. Er beschloss, nicht zu erwähnen, dass Rita, die Rechtsberaterin von Telegraph, den Kandidaten noch gar nicht gesehen hatte. Aber vor allem sah er auch nichts, was an dem Mann nun eigentlich verkehrt sein sollte.

»Wie sieht es denn in puncto Unternehmenskultur aus? Ich nehme an, dass er alle drei Kriterien erfüllt?« Rich musste seinen Betriebsleiter nicht an die Bedeutung der Firmenwerte erinnern. Alle Mitarbeiter, die länger als ein paar Monate bei Telegraph arbeiteten, wussten, ganz gleich wie beeindruckend ihr Background und ihre Fertigkeiten auch sein mochten, der Grund für ihre Einstellung war ihre Beurteilung als bescheiden, hungrig und clever.

Tom zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde. »Ich denke schon … Doch. Tut er.«

Rich musste fast lachen. »Na hör mal, Tom das klingt jetzt aber nicht gerade nach begeisterter Befürwortung! Erfüllt er sie nun oder erfüllt er sie nicht?«

»Also zunächst hält ihn jeder, der ihn gesehen hat, schon mal für ausgesprochen clever.«

»Was der am wenigsten wichtige Punkt auf der Liste ist«, erinnerte ihn Rich.

»Stimmt. Was seinen Hunger angeht, hat er den Referenzen zufolge das Arbeitsethos eines Lastesels. Die Hälfte der Zeit mussten sie ihn bei Jensen geradezu nach Hause schicken.«

Das war zwar nicht unbedingt, was Rich von seinen Mitarbeitern verlangte, aber es schadete auch nicht. »Und wie sieht es in puncto Bescheidenheit aus?«

Tom räusperte sich. »Wir denken, dass er bescheiden ist. Wir haben seine Referenzen überprüft und nichts Negatives gehört.« Tom suchte nach weiteren Belegen für seine Wunschvorstellung. »Wir haben mit jemandem gesprochen, der für ihn gearbeitet hat, einer Frau, die er übrigens gern irgendwann nachkommen lassen würde, und nach ihrer Meinung kann er geradezu übers Wasser laufen. Die könnte übrigens möglicherweise diese Position für interne Kommunikation ausfüllen, von der du gesprochen hast.«

Rich ignorierte Toms Überredungsmanöver. »Wie hat er sich denn in den Gesprächen gemacht? Seid ihr mit ihm an den Pier gegangen?«

Rich suchte mit Kandidatinnen und Kandidaten, die kurz vor der Einstellung standen, zum Test gern auch einmal Orte auf, die völlig abseits der gewohnten Umgebung eines Vorstellungsgesprächs lagen, um zu sehen, wie sie dort reagieren würden. Der Pier 39 gehörte zu seinen Lieblingszielen, weil sein touristischer Charakter ihn derart chaotisch und billig erscheinen ließ, dass eine Person, die nicht mit beiden Beinen fest auf der Erde stand, dort schnell nervös wurde.

»Sind wir nicht«, gab Tom zu. »Wir hatten für die ganzen Vorstellungsgespräche leider nur ein paar Stunden zur Verfügung, aber alle scheinen ihn zu mögen.«

Rich gab nichts darauf, ob die Leute jemanden mochten. Er wusste aus Erfahrung, dass es Personen auf dieser Ebene in der Regel verstanden, sich im Verlauf eines Vorstellungsgesprächs sympathisch zu machen. »Was hielt denn Rita von ihm?«

Tom wand sich. »Rita war heute nicht im Büro, und sie hat im Moment zu viel zu tun, um noch ein Telefoninterview zu führen.«

Rich sagte nichts, und Tom raffte sich zu dem Versuch auf, die Situation noch zu retten. »Hör mal, wir wissen doch beide, dass es unmöglich ist, Maurine zu ersetzen. Wir wollten sie ja alle am liebsten aus ihrem Ruhestand zurückholen, haben es aber nicht geschafft. Und ich denke, jemanden wie sie werden wir niemals wieder finden, egal wie lange wir noch warten.«

Das Schweigen am anderen Ende der Leitung sagte Tom, dass er besser weiterreden sollte. »Außerdem haben wir den größten Teil der Verhaltens-Interviews ja geführt, und alle, einschließlich Janet und Mark, waren sich einig, dass wir ihn einstellen sollten. Und sobald sie kann, werde ich Rita ein Gespräch mit ihm führen lassen.«

Immer noch Schweigen, daher fügte Tom jetzt noch hinzu: »Und außerdem finde ich, dass du uns in solchen Dingen allmählich ruhig etwas mehr vertrauen könntest.«

Das war der entscheidende Treffer. Rich würde später vorbringen, dass er vorübergehend nicht mehr in der Lage gewesen sei, zwischen seiner Rolle als Ehemann und Vater im Urlaub und seiner Verantwortung zu...

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