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E-Book

Die Angehörigenbetreuung auf einer Intensivstation

'Das Bedürfnis nach Informationen'

AutorSandra Moritz
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl104 Seiten
ISBN9783656725008
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Magisterarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Gesundheit - Pflegewissenschaft - Sonstiges, Note: 1,0, UMIT Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik (Institut für Pflegewissenschaften), Sprache: Deutsch, Abstract: In zunehmendem Maße lässt sich ein Fokus beobachten, der eine neue Perspektive mit sich bringt. Diese fokussiert Menschen als Teil eines sozialen Systems und für die Pflege hat der Begriff der 'familienorientierten Pflege' an Bedeutung gewonnen. Für die Pflegepersonen stellt die Angehörigenbetreuung eine große Herausforderung dar. Ziel der Untersuchung war, das Erleben von Belastungssituationen bei Angehörigen von Intensivpatienten darzustellen. Weiters sollen die Informationsbedürfnisse der Angehörigen von Patienten auf Intensivstationen aufgezeigt werden. Die Erkenntnisse sollen das Pflegepersonal auf Intensivstationen unterstützen, sich ein Bild von der Realität der Angehörigen aus der Betroffenenperspektive zu machen. Dieses Wissen kann dazu beitragen, die 'Angehörigenbetreuung' auf der Intensivstation zu reflektieren und zu diskutieren. Als Methodik wurde eine deskriptive, qualitative Untersuchung gewählt. Die Datenerhebung erfolgte anhand der Durchführung eines problemzentrierten Interviews mit acht Angehörigen von Patienten auf der Intensivstation im LKH-Graz West. Die Ergebnisse zeigen, dass Angehörige ein hohes Informationsbedürfnis aufweisen und Gewissheit über eine gute Versorgung ihres Patienten benötigen. Mangelnde Information wird als schrecklich empfunden und verstärken die Angst und Sorgen um den kranken, ihnen nahestehenden Menschen. Schlussfolgerung inkl. Implikationen für die Praxis: Langfristig gesehen müssen Pflegepersonen innovative Ansätze zeigen, um eine adäquate Angehörigenbetreuung durchführen zu können. Die Pflegeperson kann als Schnittstelle zwischen Patient als Individuum und seinem familiären System gesehen werden.

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Leseprobe

2 Theoretischer Bezugsrahmen


 

Im folgenden Teil werden die Ergebnissen aus der Literaturrecherche beschrieben und die Familien–System Theorie mit Begriffsdefinition vorgestellt. Danach folgen die Auseinandersetzung mit der Systemtheorie und dem Konzept der familien- und umweltbezogenen Pflege von Marie-Luise Friedemann, sowie Ausführungen zur Kommunikation als System. Für die Autorin hat das Konzept der familien- und umweltbezogenen Pflege eine große Bedeutung, da es ein wichtiger Bestandteil für die Angehörigenbetreuung auf der Intensivstation ist.

 

2.1 Literaturrecherche


 

Die systematische Literaturrecherche erfolgte im Zeitraum Oktober 2009 bis Februar 2011. Nach Artikeln und Studien zu diesem Thema wurde in folgenden elektronischen Datenbanken gesucht: CINAHL, PubMed, MEDLINE, EBCOhost in Academic Search Elite und Carelit. Im Internet wurde mit Hilfe der Suchmaschinen Google und Google Scholar relevante Literatur gesucht. Es wurde nach systematischen Übersichtsarbeiten und Studien in deutscher und englischer Sprache recherchiert. Weiters wurde nach Zeitschriften über den Hans Huber Verlag „Pflege“, Pflegewissenschaft und der Fachzeitschrift „Intensiv“ gesucht. Ergänzend wurde an der Bibliothek der UMIT in Hall und über die Homepage der Universität Witten-Herdecke zum Thema „Angehörigenbetreuung“ recherchiert. Das Suchprotokoll zur Literaturrecherche ist im Anhang der vorliegenden Arbeit ersichtlich.

 

Die Recherche beschränkte sich auf aktuelle Literatur aus den letzten zehn bis fünfzehn Jahren. Methodische Einschlusskriterien bezogen sich auf Qualität und Texttyp der einzelnen Publikationen nach Behrens und Langer (2006, S. 165). Ausgeschlossen wurden Studien, die sich explizit mit Kindern als Patienten sowie mit den Themen „Trauern, Sterben und Hirntodproblematik“ beschäftigen. Die Ein- und Ausschlusskriterien werden in der Tabelle 1 dargestellt.

 

Tabelle 1: Ein- und Ausschlusskriterien (eigene Darstellung)

 

 

Die Recherche erfolgte anhand folgender Suchbegriffe: „family“, „members“, „familiy members“, „family nursing“, „critical care“ „patient“, „experience“, „intensiv care unit“, „communication skills“, welche zum Teil einzeln sowie in Kombination verwendet wurden.

 

Durch Setzen von Bool’schen Operatoren (AND und OR) und Trunkierungen wurde die Suche in den Datenbanken eingegrenzt, erweitert sowie erleichtert. Die häufigsten Treffer wurden in den Datenbanken CINAHL, PubMed und Academic Search Elite erzielt. Die Auswahl der relevanten Artikel erfolgte anhand der Abstracts.

 

2.2 Familien – System Theorie


 

Für die Bearbeitung des gewählten Themas ist es notwendig einige Begriffe der „Familien – System Theorie“ genauer zu definieren.

 

2.2.1 Kernfamilie


 

Der Begriff „Familie“ stammt aus dem Griechischen „oikos“ bedeutet sowohl Haus als auch Familie (Gehring et al. 2001, S. 17). Die Kernfamilie besteht aus Eltern mit ihren biologischen Kindern. Die Struktur der Kernfamilie ist weder ideal noch problematisch. Diese Mitglieder müssen in jeder Form des Zusammenlebens ihre Ziele und Werte durch Systemänderung, Kohärenz und Individuation erreichen. Die Gefahren, die die Kernfamilien bedrohen, sind Wertkonflikte (Friedemann, Köhlen, 2010, S. 83). Familienformen sollten differenziert werden, um das Bild der Familie vom „Ballast der Idealisierung“ zu entlasten. Das ist eine schwierige Aufgabe für ein System, dessen Erhaltung von nur zwei erwachsenen Personen abhängt. Durch bestimmte Werte und Ansichten, wird die Familienkongruenz angegriffen und die Stabilität der Familie bedroht. Laut Familiendefinition werden nach der Theorie des systemischen Gleichgewichtes nur wenige Familien als reine Kernfamilien betrachtet. Es ist nicht nur wichtig wer innerhalb eines Haushaltes wohnt, sondern wer zum familiären Netz oder zu einer erweiterten Familie dazugehört. Dieses Netz übernimmt die Funktion der Systemerhaltung und wird zu einem wichtigen Faktor für Stabilität in der Kernfamilie (Friedemann, Köhlen, 2010, S. 84).

 

2.2.2 Systemtheorie


 

Ein „System“ wird als geordnetes Ganzes verstanden, dessen Elemente in bestimmten Beziehungen zueinander sowie in ständiger Interaktion miteinander stehen. Es handelt sich um eine Organisationstheorie, die sich mit Dynamiken von Teilen innerhalb eines Ganzen befasst. Es wird davon ausgegangen, dass jede Aktion eine Reaktion in der Umwelt hervorruft, völlig unabhängig davon, ob es sich um eine physikalische, soziale oder chemische Aktion handelt. Ein System ohne die Umwelt gibt es nicht. Denn solange kein System da ist, kann in unserem systemtheoretischen Weltschöpfungsmythos der Urstoff vor der Erschaffung der Welt keine Umwelt darstellen (Krieger, 1998, S. 13). Es wird von einer System/Umwelt-Differenz gesprochen, die von Lohmann (1994) wie folgt bezeichnet wird: „Systeme sind nicht nur gelegentlich und nicht nur adaptiv, sie sind strukturell an ihrer Umwelt orientiert und könnten ohne Umwelt nicht bestehen. Sie konstituieren und sie erhalten sich durch Erzeugung und Erhaltung einer Differenz zur Umwelt, und sie benutzen ihre Grenzen zur Regulierung dieser Differenz. In diesem Sinne ist Grenzerhaltung Systemerhaltung (Lohmann, 1984, S. 35 zit. aus Krieger, 1994, S. 13).

 

2.3 Konzept der familien- und umweltbezogenen Pflege


 

Friedeman (2010) sieht das Konzept der familien- und umweltbezogenen Pflege als konstruktive Antwort auf die Schwierigkeit, die Familie und die Umwelt in die Pflege einzubeziehen.

 

Die familien- und umweltbezogene Pflege orientiert sich am Paradigma von Umwelt, Mensch, Gesundheit und Pflege. Gesundheit und Pflege beziehen sich nicht nur auf das Individuum, sondern auch aus der Perspektive der Familie und ihrer Subsysteme (Friedeman, Köhlen, 2010, S. 25). Die Umwelt ist ein Kontext, in dem sich die Menschheit bewegt. Die Umwelt umschließt nach der Theorie des systemischen Gleichgewichts alle Systeme, die den Menschen und seine Familie umgeben.

 

Der Mensch definiert seine Identität über seine Beziehungen zu seiner Umwelt wie z. B. zu Mitmenschen oder Gegenständen. Die menschliche Realität wird über die Funktionen seines Körpers bestimmt und ist deshalb eingeschränkt (Friedemann, Köhlen, 2010, S. 27). Die Gesundheit ist der Ausdruck der Kongruenz des menschlichen Systems in Rhythmus und Muster nach außen mit seiner Umwelt und nach innen mit seinen Subsystemen. Jeder Mensch empfindet und erlebt Gesundheit und sie ist nährende Energie, die dem Menschen ein tiefes Wohlbefinden verleiht. Die Gesundheit verleiht Kraft, die zum Handeln und Denken motiviert und den täglichen Störungen erfolgreich entgegenwirkt. Ein allgemeines Wohlbefinden kennzeichnet die „Gesundheit“. Die Gesundheit fördert die Systemfunktionen und hilft Angst abzubauen. Sie kann jedoch begrenzt sein, da immer wieder Systemstörungen auftreten können. Eine körperliche Krankheit wird durch eine Systemstörung des organischen Subsystems hervorgerufen. Durch Systeminkongruenz entsteht Angst, die wiederum ein Symbol für fehlende Gesundheit ist. Die Konzepte der Gesundheit und körperlichen Krankheit müssen als getrennte und unterschiedliche Begriffe aufgefasst werden. Die Pflege sowie die medizinische Behandlung sind auf die Krankheit ausgerichtet und es gilt die empfundene Gesundheit in den Vordergrund zu rücken, um die Kongruenz wieder herzustellen. Reichen die Regulation und die Kontrolle nicht mehr aus, um Kongruenz nach außen und Gesundheit nach innen zu erlagen, verlagert sich der pflegerische Schwerpunkt auf die Kohärenz- und Individuationsdimension (Friedemann, Köhlen, 2010, S. 36).

 

Die Familie ist ein System mit Subsystemen und innerhalb der Familie schließen sich gewisse Mitglieder zu interpersonellen Subsystemen zusammen, um bestimmte Aufgaben zu lösen. Sie wird als unabhängiges offenes System verstanden, das mit seiner Umwelt in Austausch steht. Die Familienmitglieder müssen nicht verwandt sein, aber sie müssen in Beziehung stehen und eine Familienrolle ausüben (Friedemann, Köhlen, 2010, S. 37). Die Familienzugehörigkeit ist immer subjektiv zu betrachten und muss aus der Perspektive jeder einzelnen Person entschieden werden. Je nach der Perspektive des einzelnen Menschen kann sich die Familienstruktur ändern. Dieser subjektive Unterschied der Familienzusammengehörigkeit aus der Betroffenenperspektive muss in der Pflege zuerst geklärt werden. Für die Pflegepersonen ist es wichtig zu erfahren, wer zur Familie gehört, wie wichtig diese Personen für den Patienten sind und welche Rolle sie im täglichen Leben spielen (Friedemann, Köhlen, 2010, S. 39).

 

Die Pflege nach der Theorie des systemischen Gleichgewichts ist mit der Pflege der systemischen Einheit Mensch, Familie und Umwelt, gleich zu setzen. Die Pflege wird als Dienstleistung auf allen Systemebenen verstanden (Individuum, Familie, Interaktionssystem, Gemeinde). Die Pflege des Individuums...

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