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Die bedeutendsten Entdecker und ihre Reisen

Ein Lexikon von Heinrich Pleticha und Hermann Schreiber

VerlagEdition Erdmann in der marixverlag GmbH
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl640 Seiten
ISBN9783843803984
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Forschergeist und Wissensdrang, manchmal aber auch reine Abenteuerlust, ließen immer schon Menschen das gewaltige Wagnis einer Reise ins Unbekannte auf sich nehmen. Endlose Eiswüsten, undurchdringliche Dschungel, tobende Ozeane: All das konnte diese kühnen Reisenden nicht schrecken. Im Lexikon der Entdecker und Entdeckungsreisen werden akribisch geplante Forschungsreisen ebenso geschildert wie Zufallsentdeckungen durch Walfänger, Pelzhändler und Missionare. Von Alexander dem Großen bis Reinhold Messner wird der Bogen gespannt: Mehr als zwei Jahrtausende Entdeckungsgeschichte werden in diesem Lexikon lebendig.

Heinrich Pleticha (1924-2010) war Spezialist auf dem Gebiet der Reise-, Entdeckungs- und Abenteuerliteratur. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Geografie trat er in den Schuldienst ein. 1986 wurde er zum Honorarprofessor an der Universität Würzburg ernannt. Heinrich Pleticha war Autor und Herausgeber zahlreicher Sachbücher, die mittlerweile eine Gesamtauflage von mehr als fünf Millionen erreicht haben. Er verstarb 2010. Hermann Schreiber (geb. 1920) promovierte in Germanistik und Kunstwissenschaft und steht mit seinen in viele Sprachen übersetzten, meist historisch oder geografisch orientierten, Sachbüchern seit 1961 immer wieder auf den deutschen Bestsellerlisten.

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Leseprobe

A


Abbadie Antoine Thomson d’, 1810–97, widmete sich vor allem der Erforschung Äthiopiens, wobei er zeitweilig von seinem jüngeren Bruder Arnauld-Michel d’A. (1815–93) tatkräftig unterstützt wurde. Die Brüder entstammten einem baskischen Adelsgeschlecht, da die Mutter aber Irin war, kamen sie beide in Dublin zur Welt. Nach Abschluss einer sorgfältigen Schulausbildung beschloss A., sich der Erforschung Afrikas zu widmen. Sechs Jahre bereitete er sich gründlich auf seine Aufgabe vor, bereiste 1836/37 Brasilien und traf sich 1837 in Massaua am Roten Meer mit seinem Bruder, der inzwischen in Algerien gewesen war. Eine erste kürzere Reise führte die beiden in das Innere Äthiopiens nach Gondar, von wo sie in den folgenden Jahren weitere Erkundungsreisen unternahmen. 1842 zog A. mit einer Pilgerkarawane zu den Felsenkirchen von Lalibela (→ Álvarez). Im Februar 1843 trat er seine größte Reise an, die ihn in das bis dahin weitgehend unbekannte Gebiet von Innarea führte. Dort erhielt er die Nachricht, dass der Gottkönig von Kaffa, einem damals noch selbstständigen Reich im SW Äthiopiens, ihn zu sehen wünschte. Noch nie zuvor hatte ein Europäer dieses Land betreten: A. hielt sich nur zwei Wochen in der Hauptstadt Bonga auf, dann kehrte er nach Gondar zurück. Ein Versuch, mit seinem Bruder das von ihm in Äthiopien vermutete Quellgebiet des Weißen Nils zu finden, blieb erfolglos. Obwohl A. zu den bedeutendsten Äthiopien-Forschern seiner Zeit gehörte, wurde er doch verschiedentlich angefeindet, vor allem wollte man ihm nicht glauben, dass er bis nach Kaffa vorgedrungen war. Erst nach 1860 fanden die angezweifelten Messungen vor allem durch die Expedition → Heuglins ihre Bestätigung. Während Arnauld 1853 nochmals für ein Jahr nach Abessinien zurückkehrte, widmete sich A. ausschließlich seinen wissenschaftlichen Arbeiten und Veröffentlichungen; Hauptwerk: Douze ans dans la Haute-Éthiopie (1868).

Abd al Razzak, 1413–82, genannt Al Samarkandi, Reisender und Diplomat aus Herat; 1441–44 auf Mission in Indien, weilte nach 1452 längere Zeit in Samarkand, wo er zahlreiche Verbindungen anknüpfte. Er beschrieb seine Reisen in verschiedene ind. Städte und die geschichtlichen und gesellschaftlichen Ereignisse dort in den Jahren nach 1317.

Abert James William, 1820–97, klassischer Philologe und Ingenieuroffizier, selbstständiger Entdecker im Bereich Ratonpass – Canadian River – Arkansas. A. verfertigte nach Auskünften von Indianern eine wertvolle Karte. Die Felszeichnungen vom Abert Lake (am Abert-Rim-Abbruch) wurden von der → Frémont-Expedition entdeckt, der A. angehörte.

Abraha, christlicher König von Saba, der um 530–71 herrschte. Er stieg aus dem Sklavenstand auf und hielt sich gegen alle Rebellionen. Als Entdeckerleistung gelten seine Expeditionen im Großraum der heutigen jemenit. Staaten und der Hadramautküste. Er machte den Versuch, die Kirche von Sana an die Stelle der Kaaba von Mekka zu setzen und ihr als Pilgerziel Geltung zu verschaffen.

Abraham Charles John → Selwyn.

Abreu António de, um 1480–?, portug. Entdecker der Molukken. Im Dienst des Vizekönigs d’Albuquerque ging er im Spätherbst 1511 von Malakka aus mit einer Flotte von drei Schiffen auf Entdeckungsreise. Sein Gefährte Francisco Serrão scheiterte mit der Sabaia, A. aber gelangte auf der Santa Caterina zu verschiedenen kleinen Sundainseln, fertigte Zeichnungen von ihnen an und vermaß auf weiten Strecken die Küsten von Java. Im Einzelnen können A. und Serrão (der nach seinem Schiffbruch auf einer Dschunke weitersegelte) als die Entdecker von Amboina, Ceram, Banda und der Insel Alor gelten. Ihre Fahrt wurde entscheidend für die portug. Handelspositionen auf den Gewürzinseln.

Abu Dulaf, Dichter, Reisender und Mineraloge des 10. Jh.s, von dem ein Itinerar von Buchara nach Bima (östl. von Khotan) die Forschung beschäftigt hat. A. begleitete eine nach Bima zurückkehrende Gesandtschaft und blieb längere Zeit im heutigen China, berichtet aber auch über zentralasiat. und ind. Landschaften und Städte und gibt selbst Wortkommentare zu schwierigen Partien seiner Werke. Dass diese so ungeordnet auf uns gelangt sind, hat lange ihren Wert in der Einzelaussage verdunkelt. Wüstenfeld, Yule-Oldliain, Marquart (s. Lit.) und andere Fachgelehrte haben sich ausführlich mit A. beschäftigt, der zu seiner Zeit als großer Reisender galt.

Abu Hamid al Gharnati, 1080–1170, stammte aus Granada und wurde einer der größten Reisenden der arab. Welt. Von seinem 30. Lebensjahr an war er beinahe unausgesetzt unterwegs, um die Grenzen des Islams zu erkunden, und gelangte dabei über Alexandria, Damaskus und Bagdad (wo er vier Jahre lebte) bis zur Wolgamündung. Danach war er drei Jahre in Ungarn und reiste von dort über Choresmien und Buchara nach Persien. Als alter Mann pilgerte er nach Mekka und ließ sich schließlich in Syrien nieder. Seine ausführlichen Reisebeschreibungen, in zwei Bänden niedergelegt und in verschiedenen Manuskripten erhalten, bringen neben wertvollen Tatsachenbeobachtungen auch märchenhafte Elemente; sie wurden 1900 in Palermo ins Italienische und Teile 1953 in Madrid ins Spanische übersetzt. Übersetzung des Buchs Tuhfa allein 1925 von G. Ferrand ins Französische.

Abul Feda Ismail, 1273–1331, arab. Geograf und Polyhistor aus fürstlichem Geschlecht, in Damaskus geboren, wohin sein Vater Malik Afdhal vor dem Mongolensturm geflohen war. A. kämpfte selbst gegen die Mongolen, wurde 1310 Statthalter von Hamat und erblicher Sultan. Seine große Geschichte des vorislamischen Orients (lat., 1831) enthält bereits viel geografisches Material, vor allem aber ist seine Allgemeine Geographie wertvoll (franz. Ausgaben 1840–83).

Abu Said el Hassan, gest. um 915, arab. Geograf aus der Stadt Siraf am Persischen Golf, kundiger Kompilator und Herausgeber von Nachrichten über China und Indien (Akhbar al Sin wa’l Hind). Die Quellenschriften, aus denen er schöpfte, stammen von den reisenden Kaufleuten → Soliman und → Ibn Wahab.

Abu Ubayd al Bakri (Bekri), gest. 1094, gilt neben → Edrisi als der größte geografische Schriftsteller der Araber. Sohn eines Statthalters von Huelva (Westspanien), lieferte er eine hervorragende Beschreibung von Nordafrika und verfasste ein für die Namensforschung ungemein nützliches zweibändiges geografisches Wörterbuch, das Wüstenfeld (s. Lit.) übersetzte.

Accault Michel, ca. 1650–nach 1695, Kaufmann und Abenteurer aus dem Poitou, der mit → La Salle im Mississippigebiet Erkundungen und Vorstöße durchführte und ihm durch seine Kenntnis einiger Indianersprachen sehr von Nutzen war. Erreichte nach Gefangenschaft bei den Indianern Fox River und Mackinack; nach 1695 als Waldläufer und Wanderhändler verschollen.

Acosta Joaquin, 1799–1852, Univ.-Prof., Reisender, Kartograf. Als junger Mann durch Alexander von → Humboldt für die Geografie interessiert, bereiste der körperlich sehr zähe A. die Andengebiete im nördl. Südamerika und nahm den Andenabfall zum Isthmus von Panama erstmals zutreffend in Karten auf. Noch ein Jahr vor seinem Tod erkundete A. die Sierra Nevada de Santa Marta, das höchste Gebirge Kolumbiens, über die Schneegrenze hinaus. Im Zuge seiner Wanderungen entdeckte er auch verschiedentlich Reste altamer. Hochkulturen und berichtete über gefährdete Indianerstämme, die sich ins Hochgebirge zurückgezogen hatten.

Acuña Cristóbal de, 1597–nach 1676, Jesuitenmissionar aus vornehmer Familie, der die große portugies. Amazonasexpedition unter Pedro Teixeira als Aufpasser begleitete. Trotz der Vereinigung von Spanien und Portugal unter einer Krone waren um 1640 die Rivalitäten zwischen beiden Mächten beträchtlich, und Teixeiras 1400-Mann-Vorstoß zu den Quellen des Amazonas wurde als so gefährlich für die span. Besitzungen im Andenraum angesehen, dass A.s ausgezeichneter Reisebericht auf Befehl der Krone zunächst nicht veröffentlicht werden durfte. A. beschrieb den Amazonas und einige seiner Nebenflüsse eingehender und verlässlicher als alle seine Vorgänger und bezog auch die Indianerstämme und deren Gebräuche, Kleidung usw. in seine Darstellung ein. Sein Nuevo Descubrimento del Gran Rio de las Amazonas erschien 1641 in Madrid, 1682 in franz. und 1698 in engl. Sprache.

Adam Guillaume, um 1280–1340, Dominikanermissionar und Entdeckungsreisender, 1313/14 in Persien nachgewiesen, von wo er zunächst nach Indien und von dort nach Ostafrika reiste. Mindestens 20 Monate verbrachte er auf Kreuzfahrten im westl. Indischen Ozean und blieb anschließend neun Monate auf der Insel → Sokotra. Er schloss seine Reisen mit einem langen Aufenthalt im damals...

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