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Die Beratungsbeziehung in der Sozialen Arbeit

Eine theoretische und empirische Annäherung

AutorCornelia Schäfter
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl313 Seiten
ISBN9783531919287
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis54,99 EUR
Die professionelle Beziehung zwischen Fachkraft und Klientel hat im Rahmen der Sozialen Arbeit eine tragende Bedeutung für das Gelingen oder Scheitern der Hilfe. Diese Tatsache wird in der Fachliteratur von allen Seiten betont, Hinweise für die Praxis, für die methodische Gestaltung dieser Beziehung fehlen jedoch weitgehend. Ausgehend von dieser Tatsache entwickelt die Autorin auf der Grundlage soziologischer, psychologischer, pädagogischer und nicht zuletzt beraterischer Konzepte ein theoretisches Modell der professionellen Beziehung, das sie in einem zweiten Schritt auf drei Live-Beratungssitzungen anwendet, indem sie diese filmt, mit den Beteiligten Interviews führt und die Fachkräfte anschließend mit dem Filmmaterial konfrontiert, um deren Deutungen für die Interpretation zu nutzen.

Cornelia Schäfter unterrichtet an einer Fachschule für Sozialpädagogik, wo in Kooperation mit den zwei Hochschulen in Ludwigsburg die 'Integrierte Ausbildung Erzieher/Erzieherin und B.A. Frühkindliche Bildung und Erziehung' entwickelt wird.

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Leseprobe
5. Die nonverbale Kommunikation in der Beratung (S. 119-120)

Jede Kommunikation wird überwiegend nonverbal gestaltet. Im Zuge der Diskussion der Begriffe Interaktion und Kommunikation wurde erläutert, dass diese auf den Austausch von Zeichen, Signalen und Symbolen zwischen InteraktionspartnerInnen gegründet sind. Insbesondere mit dem Begriff der Kommunikation wird zunächst der Austausch von verbalen Botschaften assoziiert. Die überragende Bedeutung der Sprache für die Kommunikation hat lange zur Unterschätzung des Austauschs von nonverbalen Zeichen in der Interaktion geführt (Scherer 1984: 358).

Heute besteht darüber Konsens, dass interpersonale Kommunikation nur zu einem kleinen Teil aus verbalen Botschaften besteht (Forgas 1992: 126, Scherer 1984: 359). In der Kommunikation wird eine Fülle von nonverbalen Zeichen ausgetauscht, die bedeutsam für die Kommunikation sind. Sprache wird von nonverbaler Kommunikation ergänzt, unterstützt oder gar ersetzt und es gibt Vieles, „was sich in Worten nicht angemessen ausdrücken lässt“ (Argyle 1985: 14, vgl. Argyle 1975: 71).

Insbesondere aufgrund der von Watzlawick et al. (1996) formulierten Axiome, nach denen der Beziehungsaspekt überwiegend analog (d.h. nonverbal) übermittelt werde und der Beziehungsaspekt einer Kommunikation den Inhaltsaspekt bestimme (ebd.: 62ff, vgl. auch Geißler/Hege 2001: 133, Retter 2000: 179, Wulf/Groddeck 1977: 226), muss der nonverbale Anteil der Kommunikation im Hinblick auf die professionelle Beziehung in der Beratung an dieser Stelle ausführlich diskutiert werden – was in der pädagogischen Literatur bisher kaum geschieht.

Die nonverbalen Signale sind für die Beziehung u.a. deshalb bedeutsam, weil diese Zeichen in der Regel unvermittelter, automatischer und schneller gesendet bzw. decodiert und auch unvermittelter, automatischer und schneller analysiert bzw. encodiert werden. Es zeigen sich auf diese Weise beziehungsrelevante Gefühle und Einstellungen, die verbal möglicherweise gar nicht ausgedrückt werden. Nonverbale Botschaften sind in der Regel überzeugender als verbale, sie zeigen eine unmittelbare, stärkere Wirkung, können vom Sender weniger gut kontrolliert werden und vermitteln damit echtere, validere Informationen, sind jedoch häufig ungenauer und schwieriger zu interpretieren (Argyle 1985: 341ff, Bauer 2008: 13, Ekman et al. 1974/1979, Ellgring 1986: 8ff, Ellsworth/ Ludwig 1979: 84, Forgas 1992: 127f, Nabrings 1981, Scherer 1984: 358ff, Watzlawick et al. 1996: 68).

Die Bedeutung der nonverbalen Kommunikation wird auch in der Beratungsliteratur an einigen Stellen in den Blick genommen. Belardi et al. (1999) weisen darauf hin, dass eine bewusste Wahrnehmung der Körpersprache in der Beratung immer wieder vernachlässigt werde, dass nonverbale Signale jedoch aufschlussreicher sein könnten als der reine Gesprächsinhalt, weshalb die körpersprachlichen Signale beachtet werden müssten (ebd.: 65, vgl. Sickendiek et al. 1999: 127). Auch Schulz von Thun (1981) unterscheidet in seiner Kommunikationstheorie explizite (was durch Worte gesagt wird) und implizite (was nicht direkt gesagt wird) Botschaften in der Interaktion, wobei die „eigentliche“ (A.i.O.) Hauptbotschaft häufig implizit gesendet werde.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Dank5
Inhalt6
Einführung8
Teil A: Theoretische Grundlegung12
1. Beratung als Kontext der Beziehungsgestaltung in der Sozialen Arbeit13
1.1. Definitionen und Merkmale von Beratung13
1.2. Beratung in der Sozialen Arbeit17
2. Beziehung und Beziehungsgestaltung21
2.1. Beziehung aus soziologischer Sicht21
2.2. Beziehung aus psychologischer Sicht24
2.3. Beziehung aus pädagogischer Sicht30
emotionale Distanz, die diese Wechsel in den Bezugspersonen möglich mache35
2.4. Beziehung aus sozialpädagogischer bzw. sozialarbeiterischer Sicht36
2.4.1. Die helfende Beziehung in der Sozialen Arbeit36
2.4.2. Die helfende Beziehung in der Beratung39
3. Merkmale der professionellen Beziehung in der Sozialen Arbeit45
3.1. Spezifische Verteilung der Rollen zwischen Fachkraft und KlientIn45
3.2. Funktionale Asymmetrie als Voraussetzung und Konsequenz52
3.3. Zweckgebundenheit und zeitliche Begrenzung als Rahmen55
3.4. Freiwilligkeit als Aufgabe57
3.5. Begrenzte emotionale Nähe als Chance und Gefahr59
4. Die Entwicklung des Beziehungskonzepts63
4.1. Die Grundlage: bekannte Beratungsansätze63
4.1.1. Wurzeln von Beratung und Psychotherapie64
4.1.2. Neuere Beratungsansätze69
4.1.3. Integrative Beratungsansätze75
4.2. Das Beziehungskonzept83
4.2.1. Stellenwert von methodischem Vorgehen im Hinblick auf die Gestaltung der Beziehung83
4.2.2. Arbeitsprinzipien86
4.2.3. Erhoffte Wirkungen auf die Beziehung aus der Umsetzung der Arbeitsprinzipien99
5. Die nonverbale Kommunikation in der Beratung117
5.1. Kanäle nonverbalen Verhaltens120
5.2. Die Bedeutung von nonverbaler Kommunikation für die Beratung133
Teil B: Empirische Annäherung139
6. Die vorliegende Untersuchung140
6.1. Untersuchungsziel, Untersuchungsfragestellung und Felderschließung140
6.2. Die Datenerhebung142
6.2.1. Videographie142
6.2.2. Interviews145
6.3. Die Datenauswertung150
6.3.1. Die Interpretation verbaler Daten150
6.3.2. Die Interpretation nonverbaler Daten153
6.3.3. Die kombinierte Interpretation von verbalen und nonverbalen Daten – bezogen auf das entwickelte Beziehungskonzept157
7. Die Ergebnisse der Interpretation von drei Beratungsbeziehungen162
7.1. Verlässliche, provokative Begleitung auf dem Lebensweg – Auswertung der ersten Beratungsbeziehung162
7.2. Behutsame, beharrliche Einladung zur Selbstwahrnehmung –195
7.3. Auserlesenes, flankierendes Angebot für Selbsterfahrung mit unklaren Grenzen – Auswertung der dritten Beratungsbeziehung238
7.4. Quervergleich der drei ausgewerteten Beratungsbeziehungen277
Zusammenfassung290
Literaturverzeichnis298

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