Bericht – Generalmajor von Cerrini
Ganz gehorsamster Rapport an den kommandierenden General von Zezschwitz
Den 8n Oktober a.c. marschierte ich nach Ew. Excellenz mir unter dem 7n ejusdem erteilten Marsch-Disposition mit dem Grenadier-Bataillon von Hund von Reichstadt nach Eisenberg, wo noch das Dorf Lautenhayn zugegeben wurde.
Den 9n ejusdem sollte der Marsch nach Jena Priesnitz in eben der Maße fortgesetzt werden; Allein, ich erhielt unter Weges, bei Rodigast, Vormittags um 11 Uhr, durch einen Boten die Ordre von dem Fürsten von Hohenlohe Durchl. aus Jena, dass das Grenadiers-Bataillon von Hund, den 10n besagten Monats von Preisnitz bei Jena nach
Mittel-Poellnitz bei Triptis
marschieren „wo es um Mittag’s Zeit ankommen“ und neben der Straße zwischen Groß-Ebersdorf und Mittel-Pöllnitz, weiteren Befehl erwarten sollte.
Ich für meine Person, aber sollte mich sogleich nach Mittel-Pöllnitz begeben, woselbst ich noch heute den 9n Oktober Nachmittags eintreffen müsste und an die Befehle des General-Leutnant von Zezschwitz verwiesen würde. Hierauf dirigierte ich sogleich meinen Marsch über Roda nach Mittel-Pöllnitz, konnte aber erst Abends in der 7n Stunde daselbst eintreffen, und meldete mich bei gedachten Herrn General-Leutnant, welchen ich bei den Truppen, so auf der Höhe au bivouac lagen, antraf.
Den 10n ejusdem, kamen noch mehrere Regimenter und Bataillons dahin, und das ganze Corps rückte in eine vorteilhafte Position, wobei ich die anwesenden Grenadiers-Bataillons, da ich und die Generals von Burgsdorff und von Dyherrn nicht eingeteilt waren, als Brigadier übernahm, und mit solchen auf dem rechten Flügel der Linie stand, auch beim Abzug die Arrier-Garde machen musste. – Da aber der größte Teil der Regimenter und Bataillons in dieser Nacht nicht bis Roda kommen konnte, so blieben sie noch vor dieser Stadt au bivouac.
Den 11n ejusdem wurde mir noch früh vor Tagesanbruch vor Roda, von Sr. Excellenz den kommandierenden General der Befehl erteilt, alle noch zurück gebliebenen Regimenter und Bataillons an mich zu ziehen, und dabei das Kommando der Arrier-Garde übertragen, wozu noch die Kavallerie-Regimenter Carabiniers und von Polenz Chevaux-Legers an mich verwiesen wurden. – Als ich nun die Infanterie beisammen, und mit den Kommandanten der Kavallerie-Regimenter die nötige Abrede genommen hatte, setzte ich meinen Marsch durch Roda fort, erhielt aber, als ich diese Stadt passiert hatte, den Befehl, die ganze Equipage vorzulassen, und mit dem Regiment von Polenz Chevauxlegers und dem Oberst-Leutnant von Zychlinsky, mit dem 1sten Bataillon Prinz Friedrich August, welcher Roda besetzt hatte, den Rücken der Arrier-Garde decken zu lassen.
Es ließ mir aber während des Marsches der Oberste von der Heyde melden, dass er mit feindlichen Tirailleurs engagiert sei, welches nicht allein den Marsch etwas aufhielt, sondern auch einen solchen Terreur in die Equipage brachte, dass viele davon einen andern Weg Rechts einschlugen und dadurch von der Kolonne abkamen.
Nachdem nun aber alles dieses, und verschiedener, durch Missverständnis so entstandener blinder Lärm vorbei war, passierte ich bei Burgau die Saale, wo das Regiment von Low die Brücke besetzt hatte, und nahm auf der Höhe eine Stellung, so, dass ich die Chaussee, welche nach Jena führte, und die Saale vor mir hatte.
Das Füsiliers-Bataillon Rosen war auf meiner rechten Flanke, und die linke Flanke, sowie die Route längs der Saale, hatte ich durch ausgesetzte Feld-Wachten gesichert. In dieser Stellung wollte ich au bivouac bleiben, und ließ die Gewehre zusammen setzen, und von der Mannschaft Feuer anmachen. Allein noch in dieser Nacht erhielt ich den Rapport, dass das Regiment von Low, Burgau evakuiert hätte, und zugleich, durch einen Ordonnanz-Offizier, aus Jena den Befehl abzumarschieren, und hinter Jena in die vorgeschriebene Position au bivouac mich zu setzen, welches ich auch sogleich befolgte.
Den 12n ejusdem brach alles auf und das Corps d’armée rückte auf die Schnecke und bei Capellendorf ins Lager, wo ich als Brigadier bei der Reserve aus den 5 Grenadiers-Bataillons, exclusive dem aus dem Winckel, bestehend, angestellt und die Grenad-Batterie Tüllmann dazu gegeben wurde.
Den 13n ejusdem, als der Fürst von Hohenlohe die Fronte der Grenadiers-Brigade passiert hatte, wobei die Mannschaften hervortreten mussten, und als derselbe bei der Grenad-Batterie Tüllmann, welche auf dem linken Flügel stand, ankam, erhielt der Fürst durch einen Offizier von den Vorposten einen Rapport, worauf er mir befahl, sogleich mit denen 5 Grenadiers-Bataillons, exclusive dem aus dem Winckel, welches stehenbleiben sollte, das Gewehr zu nehmen, mit Sektionen links abzumarschieren, und ihm zu folgen, die Zelter aber stehen zu lassen.
Wir rückten also, es war Mittag, bis auf die Höhe gegen das im Thale liegende Dorf Closewitz, wohin die beiden Grenadiers-Bataillons von Hund und von Metzsch, während des Marsches vorgeführt und platziert wurden.
Hierauf erhielt ich vom Fürsten den mündlichen Befehl in Zügen /: halben Divisions :/ aufzumarschieren, und mit denen 3 Grenadiers-Bataillons, von Thiollaz, von Lecoq und von Lichtenhayn, daselbst zu bleiben, und nach Umständen zu handeln. Vor der Tête meiner Kolonne stand in einiger Entfernung, auf einem lichten Platz im Closewitzer Holze, eine Escadron Cavallerie, - mich deucht, von Prinz Albrecht Chevauxlegers, - .
Der Abend und die Nacht brach ein, ohne dass ich einige Nachricht erhielt, daher ich meine Sicherheits-Anstalten traf, um keinen Insulten ausgesetzt zu werden, weil ich nicht wusste, ob? und was? ich zu meiner Sicherheit um mich hatte. Ich blieb en Colonne au bivouac, lies die Gewehre in halben Divisionen zusammen setzen, und denen Mannschaften Feuer anmachen.
Nach Mitternacht erhielt ich durch den Königl. Preußischen Rittmeister Dirschau, vom Fürsten Hohenlohe den mündlichen Befehl, dass, wenn ich es den Umständen angemessen fände, ich mit denen 3 Grenadiers-Bataillons, wieder zurück in das Lager rücken könnte. Zu gleicher Zeit aber meldete mir der Premier-Leutnant von Lenz vom Grenadiers-Bataillon von Hund, welcher den Rittmeister zu mir brachte, dass der General Graf Tauenzien, denen beiden Grenadiers-Bataillons-Kommandanten, von Hund und von Metzsch, den Befehl erteilt hätte, auf ihrer Huth zu sein, weil sie vielleicht angegriffen werden dürften. Auf diese Nachricht entschloss ich mich, auf dem Platze zu bleiben und den Tag zu erwarten.
Den 14n ejusdem früh, - es war ohngefähr 6 Uhr, - hörten wir die Vorposten sich engagieren, und ich erhielt Befehl, zum Gewehr zu greifen, und en ligne aufzumarschieren, welches auch sogleich durch Rechts-Schwenken geschah.
Kaum war dieses befolgt, so musste ich mit denen 3 Grenadiers-Bataillons vorrücken, und die Brigade wurde auch sogleich mit der feindlichen Infanterie engagiert, und das Feuer war sehr lebhaft; nur war zuweilen, ohngefähr einen Vater unser lang, ein Stillstand, wo sich die feindlichen Bataillons vermutlich abgelöst haben mochten, so dann aber desto wirksamer wurde, wir hingegen wegen den dicken Nebel, der durch den Pulverdampf vermehrt wurde, den Feind nicht sehen konnten, die Bataillons aber den Effekt der feindlichen Kugeln desto mehr empfanden. Auch nahm uns eine feindliche Batterie en Flanque, und ihr Kartätschen-Feuer tötete und blessierte viele Menschen.
Hierauf ließ der General, Graf von Tauenzien, befehlen, mit der Brigade wieder zurück bis auf die Höhe zu rücken, wo wir vorher gestanden hatten. Dieses wurde sogleich in aller Ordnung befolgt, während diesen Rückzug aber kam das Grenadiers-Bataillon von Thiollaz, ich weiß nicht durch welche Veranlassung, vom rechten auf den linken Flügel.
Auf dieser Anhöhe wurde auch mit Bataillons auf die feindliche Infanterie lebhaft chargiert, wo aber die beiden Grenadiers-Bataillons von Thiollaz und von Lichtenhayn sich nicht weniger, als das Grenadiers-Bataillon von Lecoq gut hielten, viel litten, und zum Teil gesprengt und zurück gedrückt wurden. Das Grenadiers-Bataillon von Lecoq blieb mir allein übrig, bis ein Preußisches Infanterie-Regiment, - dessen Namen ich jedoch nicht anzugeben vermag – auf der Seite sich vorzog, chargierte, sich aber bald wieder durch das Grenadiers-Bataillon in Unordnung zurückzog, weil es von der Batterie zur Linken viel erlitt.
Der Oberstleutnant von Lecoq meldete mir hierauf, dass sich das Bataillon ganz verschossen und keine Patronen mehr hätte, und als von dem Offizier der Artillerie, der die Bataillons-Kanonen kommandierte, frische Munition verlangte, meldete er mir, dass er die Nacht die Hälfte der Infanterie-Munition hätte abgeben müssen, und die andere Hälfte beim ersten Vorrücken in die Luft gesprengt worden sei, welches ich zwar selbst hinter meinem rechten Flügel gesehen habe, ohne jedoch zu wissen, was für Munition es war. Da das Bataillon nunmehr sich mit nichts weiter verteidigen konnte, und die Mannschaften mutwillig aufgeopfert worden wären, welche ohnehin bis etwas über die Hälfte geschmolzen waren, so ließ ich den Oberstleutnant von Lecoq die Retraite antreten; und wir zogen uns, unter beständigen Verfolgen der Tirailleurs, wo wir...