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E-Book

Die Bibel

AutorJörg Zink
VerlagABW Wissenschaftsverlag GmbH
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl2000 Seiten
ISBN9783864740886
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Jörg Zink ist ein Pionier der Übertragung biblischer Texte in eine verständliche und zeitgemäße Sprache: Seine Texte des Neuen Testaments erschienen erstmals 1966, die Texte des Alten Testaments 1967 in einer zeitlich geordneten und im Blick auf das Neue Testament getroffenen Auswahl. Beide Teile wurden vom Autor 1998 noch einmal neu in Sprache gefasst und reich bebildert veröffentlicht. Das E-Book beruht auf dieser Ausgabe und wurde sorgfältig für das Lesen auf E-Book-Readern optimiert: - Interaktive Zwischenverzeichnisse erleichtern die Navigation/Orientierung im Textteil, - ein Bibelstellenverzeichnis erlaubt den direkten Zugriff auf einzelne Texte, - ein Anhang mit Zeittafel erläutert den geschichtlichen Hintergrund der biblischen Berichte und die Entstehung der einzelnen Bücher, - 280 vergrößerbare farbige Abbildungen aus der christlichen Kunst und den Ländern der Bibel ergänzen die klare und kraftvolle Sprache der Übertragung, die auf diese Weise ein neues, anschauliches Bild der biblischen Botschaft vermittelt.

Jörg Zink, geboren 1922, ist einer der bekanntesten evangelischen Theologen der Gegenwart. Eine Vielzahl erfolgreicher Bücher zu Fragen des christlichen Glaubens und Lebens stammen aus seiner Feder. Er lebt mit seiner Frau in Stuttgart.

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Leseprobe
 

Josef und seine Brüder


 

Die Träume des Josef

 

1. Mose 37,1–11

 

Und Jakob machte sich sesshaft in Kanaan, in dem Lande, in dem sein Vater ein Nomade gewesen war. Josef, sein Sohn, wurde mit siebzehn Jahren ein Viehhirte mit seinen Brüdern, und Jakob, der auch Israel heißt, hatte Josef lieber als alle seine übrigen Kinder, weil er ihm in seinem Alter geboren worden war, und machte ihm einen vornehmen, mit Ärmeln versehenen Rock. Als nun Josefs Brüder sahen, dass ihr Vater ihn mehr liebte als sie alle, begannen sie ihn zu hassen und konnten ihm kein gutes Wort mehr sagen.

Einmal hatte Josef einen Traum, den erzählte er seinen Brüdern: »Hört doch den Traum«, sprach er zu ihnen, »den Traum, den ich hatte. Wir banden Garben auf dem Felde. Da richtete sich meine Garbe auf und stand, hoch und gerade. Eure Garben traten im Kreis um sie her und verneigten sich vor meiner Garbe.« Da fuhren ihn seine Brüder an: »Du willst wohl gar ein Fürst werden und über uns herrschen?« Und sie hassten ihn noch mehr wegen des Traums und wegen seiner Reden.

Er hatte noch einen anderen Traum, den erzählte er auch: »Schaut her! Ich hatte noch einen Traum: Die Sonne, der Mond und elf Sterne verneigten sich vor mir!« Da schalt ihn sein Vater: »Was ist das für ein Traum, den du gehabt hast? Sollen ich, deine Mutter und deine elf Brüder kommen und uns vor dir zur Erde beugen?« Und der Hass wuchs in den Brüdern, aber der Vater behielt das Wort im Gedächtnis.

 

Der Verkauf durch die Brüder

 

1. Mose 37,1236

 

Als nun seine Brüder andere Weiden suchten und nach Sichem zogen, rief Israel den Josef: »Du weißt, deine Brüder weiden bei Sichem. Komm, ich will dich zu ihnen senden!« Und Josef antwortete: »Ich bin bereit!« Israel fuhr fort: »Geh hin und sieh, ob es um deine Brüder und um die Schafe wohl steht, und berichte mir wieder.« So sandte er ihn aus dem Tal von Hebron, und er kam nach Sichem.

Da fand ihn ein Mann, als er auf dem offenen Feld umherirrte, und fragte ihn: »Was suchst du?« »Ich suche meine Brüder«, antwortete er, »sage mir doch, wo sie ihr Vieh weiden.« Da sagte der Mann: »Sie sind von hier weitergezogen. Ich hörte, wie sie sagten: ›Wir wollen nach Dotan gehen.‹«

Da wanderte Josef seinen Brüdern nach und fand sie bei Dotan. Als sie ihn nun von ferne erblickten, noch ehe er nahe bei ihnen war, fassten sie den Plan, ihn zu töten, und redeten untereinander: »Seht, da kommt der Träumer! Wir wollen ihn totschlagen und in eine Zisterne werfen und sagen: ›Ein Raubtier hat ihn gefressen!‹ So wird man sehen, was seine Träume wert sind!«

Als das Ruben hörte, wollte er ihn aus ihren Händen erretten und sprach: »Vergießt kein Blut! Werft ihn in die Zisterne da in der Steppe, aber legt keine Hand an ihn!« Im Stillen hatte er die Absicht, ihn zu retten und zu seinem Vater zurückzubringen.

Als nun Josef zu seinen Brüdern kam, rissen sie ihm den Rock vom Leibe, den Ärmelrock, den er trug, packten ihn und warfen ihn in die Zisterne. Die war leer, und es war kein Wasser darin. Danach setzten sie sich nieder und aßen. Als sie nun in die Ferne schauten, sahen sie eine Karawane kommen. Es waren Ismaeliter, die aus Gilead stammten, ihre Kamele waren beladen mit kostbarem Harz, Balsam und Myrrhe, und sie waren unterwegs nach Ägypten.

Da sprach Juda zu seinen Brüdern: »Was haben wir davon, wenn wir unseren Bruder umbringen und sein Blut verscharren? Kommt, wir verkaufen ihn an die Ismaeliter und töten ihn nicht. Er ist ja trotz allem unser Bruder, unser Fleisch und Blut.« Die Brüder hörten auf ihn und verkauften Josef für zwanzig Silberstücke an die Ismaeliter, die brachten Josef nach Ägypten.

Dann nahmen sie den Rock Josefs, schlachteten einen Ziegenbock und tauchten den Rock in das Blut, sandten das Gewand ihrem Vater und ließen ihm sagen: »Das haben wir gefunden! Sieh doch, ob es deines Sohnes Kleid ist oder nicht!« Als der Vater das Kleid gesehen hatte, rief er: »Es ist meines Sohnes Rock! Ein wildes Tier hat Josef gefressen, ein reißendes Tier hat ihn zerrissen!« Und Jakob zerriss sein Gewand, legte ein raues Tuch um sich und trug lange Zeit Leid um seinen Sohn. Alle seine Söhne und Töchter kamen zu ihm, um ihn zu trösten, er aber wollte keinen Trost hören und sprach: »Mit Leid werde ich hinunterfahren zu den Toten, zu meinem Sohn!« Und er beweinte ihn.

Die Ismaeliter aber verkauften Josef in Ägypten dem Potifar, einem hohen Beamten des Pharao, dem Befehlshaber der Leibwache.

 

Die Frau des Potifar

 

1. Mose 39,223

 

Und Gott stand Josef bei, sodass er ein Mensch wurde, dem alles gelang, was er tat, und Josef blieb im Hause seines ägyptischen Herrn. Als nun sein Herr sah, dass Gott mit ihm war, sodass ihm alles glückte, gewann Josef seines Herrn besondere Gunst und wurde sein persönlicher Diener. Ja sein Herr setzte ihn zum Verwalter seines Hauses ein und übergab ihm alles, was er hatte. Von jener Zeit an segnete Gott das Haus des Ägypters um Josefs willen, und sein Segen ruhte auf allem, was er besaß, im Haus und auf dem Felde. Potifar überließ alles der Hand Josefs und kümmerte sich selbst um nichts, außer um die Speise, die er aß. Und Josef war schön von Gestalt und von Angesicht.

Da geschah es, dass Potifars Frau anfing, Josef mit begehrlichen Augen anzusehen, und zu ihm sprach: »Schlafe bei mir!« Er weigerte sich aber und wehrte ab: »Mein Herr hat mir alles anvertraut. Er bestimmt in diesem Hause nicht mehr als ich und hat mir nichts vorenthalten außer dir, weil du seine Frau bist. Wie sollte ich da dieses große Unrecht tun und mich an Gott versündigen?« Und obwohl sie täglich auf ihn einredete, hörte er nicht auf sie und legte sich nicht zu ihr.

Eines Tages ging Josef wieder, wie sein Dienst es vorschrieb, in das Haus, und niemand vom Gesinde war dabei. Da ergriff sie ihn bei seinem Gewand und bedrängte ihn: »Lege dich zu mir!« Er aber ließ sein Kleid in ihrer Hand, floh und lief ins Freie hinaus.

Da rief sie ihre Dienerschaft und sprach: »Seht, da hat Potifar uns einen Hebräer gebracht, der seinen Mutwillen mit uns treibt! Der kommt da herein und will mich vergewaltigen, aber ich habe laut geschrien. Als er hörte, dass ich schrie, ließ er sein Kleid bei mir liegen und floh und lief ins Freie.« Und sie ließ das Kleid neben sich liegen, bis Potifar nach Hause kam.

Dann sprach sie zu ihm ebenso: »Da kam der hebräische Sklave, den du uns gebracht hast, zu mir herein und wollte mich vergewaltigen. Als ich aber laut anfing zu schreien, ließ er sein Kleid liegen und floh hinaus ins Freie.«

Als nun sein Herr hörte, was die Frau ihm über seinen Sklaven sagte, wurde er sehr zornig. Er ließ ihn festnehmen und warf ihn ins Gefängnis zu den übrigen Gefangenen des Königs, und Josef war von da an ein Gefangener. Aber Gott war mit Josef, sodass er beliebt wurde und der Aufseher des Gefängnisses ihm seine Gunst schenkte. Der übertrug ihm die Verantwortung für die Gefangenen, und alles, was im Gefängnis geschah, geschah nach Josefs Anweisung. Der Aufseher kümmerte sich um nichts, denn was Josef tat, gelang, weil Gott ihm beistand und ihm alles gelingen ließ.

 

Die Träume des Mundschenks und des Bäckers

 

1. Mose 40,1–23

 

Später begab es sich, dass der Mundschenk des Königs von Ägypten und der Bäcker sich gegen ihren Herrn, den König, verfehlten. Da wurde der Pharao über seine beiden Höflinge zornig, den Obersten der Mundschenken und den Obersten der Bäcker, und ließ sie in Gewahrsam legen, in das Haus des Befehlshabers der Leibwache, in das Gefängnis, in dem auch Josef lebte. Und der Befehlshaber der Leibwache beauftragte Josef, sie zu bedienen, solange sie im Gefängnis waren.

Nun hatten sie beide in einer Nacht einen Traum von besonderer Bedeutung. Als Josef am Morgen zu ihnen hineinkam, sah er, dass sie verstimmt waren, und fragte sie: »Warum seid ihr heute so verdrossen?« Da antworteten sie: »Wir hatten einen Traum, und es ist niemand da, der ihn deuten könnte.« Josef entgegnete: »Nur Gott weiß, was die Träume bedeuten. Aber erzählt mir!«

Da erzählte der Oberste der Mundschenken seinen Traum: »Mir träumte, ich sah einen Weinstock vor mir. An dem Weinstock waren drei Ranken, er grünte, wuchs und blühte, und seine Trauben wurden reif. Den Becher des Pharao hielt ich in der Hand, ich nahm die Beeren, zerdrückte sie in den Becher des Pharao und reichte dem Pharao den Becher.«

Da sprach Josef: »Dies ist die Deutung: Drei Ranken sind drei Tage. Noch drei Tage, dann wird der Pharao dein Haupt erheben und dich wieder in dein Amt einsetzen, und du wirst ihm den Becher reichen wie vordem, als du sein Mundschenk warst. Aber denke an mich, wenn es dir wohl ergeht, und erzähle dem Pharao von mir und befreie mich aus diesem Hause. Denn ich bin aus dem Lande der Hebräer gestohlen worden, und auch hier habe ich nichts getan, um dessentwillen sie mich hätten ins Gefängnis werfen...

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