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E-Book

Die Deutsche Kriegschronik

Sachsen mit Erzgebirge

AutorChristian Lehmann
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783741202506
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Über die Kriegschronik Christian Lehmanns schreibt der Sohn Johann Christian 1703: 'Hierin sind alle kriegerischen Ereignisse, soweit sie das Erzgebirge betreffen, von den ältesten Zeiten bis zum Osnabrücker Friedensschlusse bearbeitet und vollständig dargestellt worden. Es ist ein ganzer Band mit Abbildungen (leider verloren), worin vor allem das Elend des 30-jährigen Krieges in diesem Gebirge anschaulich geschildert wird.' Zuerst hat Magister Christian Lehmann den zweiten Teil des Werkes geschrieben. Es mag dies um 1660 geschehen sein. Die beiden anderen Teile sind erst später entstanden, doch so, dass Teil III sich zeitlich bald (zwischen 1661 und 1664) an Teil II angeschlossen hat. Der Schrift nach und einigen Angaben nach fallen sie in Lehmanns Greisenjahre, vor allem macht sich hier das Jahr 1681 bemerkbar. Wir dürfen also sagen, dass Lehmann die Kriegschronik zwischen 1660 und 1681 niedergeschrieben hat, und zwar in der Reihenfolge Teil II, III und I. Der wertvollste Bestandteil der Schrift ist die Schilderung der Kriegsjahre 1632-48 (Teil II). Hier kommt Magister Christian Lehmann als Zeitgenosse und als Ohren- und Augenzeuge (testis oculatus ipse, wie er sagt) in Betracht, und so liegt über diesen Zeilen überall der Reiz des Mit- und Selbsterlebten. Gerade die Kriegschronik rechtfertigt das Urteil, welches Poeschel über Lehmanns gesamte Schriften fällt: 'Sie sind durch ihren Inhalt sowie durch die gewandte und dabei echt volkstümliche Darstellung desselben dazu berufen, die Grundlage einer vaterländischen Hausbibliothek für das Erzgebirge zu bilden, welche dem Laien Belehrung und Unterhaltung, dem Gelehrten vielfache Anregung zu selbständigem Forschen bieten würde.' nach Dr. Bönhoff

Christian Lehmann (11.11.1611 - 11.12.1688) wurde am 11. November 1611 in Königswalde als Sohn des dortigen Pfarrers geboren. Vier Jahre nach Beginn des 30jährigen Krieges trat Christian Lehmann in einen neuen Lebensabschnitt. Sein Bildungsweg führte ihn von 1622 bis 1625 an die Fürstenschule 'St. Afra' in Meißen, dann nach Halle - dort tobte die Pest - und dann nach Guben in die Niederlausitz. Hier beginnt er, ein Tagebuch zu führen. Diese Aufzeichnungen wird er später in seinen Werken benutzen. Die Kriegshandlungen zwangen ihn jedoch, in Stettin Zuflucht zu suchen. Vermutlich war es auch der Krieg, der verhinderte, daß er seine Studien mit der Magisterwürde abschließen konnte. Jedoch ist es durchaus gerechtfertigt, wenn er auf Grund seiner späteren Verdienste als 'Magister Lehmann' geehrt wird. Bevor er ins Erzgebirge zurückkehrte, trat er in Loeckenitz (ehemals Pommern) eine Stelle als Hauslehrer an. Die Ermordung des Hilfsgeistlichen seines Vaters durch Soldaten führte zur Berufung Lehmanns nach Elterlein. 1633 übernahm er dort das Amt des Getöteten. 1635 heiratete er Euphrosyne Kreusel, mit der er 1638 nach Scheibenberg ging, um die frei gewordene Pfarrstelle zu übernehmen. Hier sollte er über 50 Jahre seines Lebens verbringen. Hier entfaltete er neben seinen Amtsgeschäften auch eine rege schriftstellerische Tätigkeit (u. a. erwähnt seien der Historische Schauplatz und die Scheibenberger Chronik). Seine Werke umfassen nahezu alle Wissensgebiete seiner Zeit und versetzen uns in die glückliche Lage, ein sehr lebendiges Bild vom Leben und Denken der Menschen des Erzgebirges zu erhalten. Am 11. Dezember 1688 starb Christian Lehmann im Alter von 77 Jahren als einer der ersten und bedeutendsten Chronisten des Erzgebirges. Als Chronist des 30jährigen Krieges im Erzgebirge kann er ohne Übertreibung als der bedeutendste bezeichnet werden. Dies ergab sich für einen berufenen Chronisten, wie Christian Lehmann einer war, zwangsläufig, wurde doch ein wesentlicher Teil seines Lebens von diesem Krieg geprägt. Besonders anschaulich kommt das in seiner Kriegschronik zum Ausdruck, die hier in der Böhnhoffschen Fassung von 1916 wieder aufgelegt ist. Doch nicht nur als Chronist zeigte Lehmann seine außerordentliche Begabung und seine menschliche Größe. Auch als Pfarrer ging er nicht den einfachen, bequemen Weg, sondern stand wie ein Fels zu seinen Scheibenbergern. (Ch. Lehmann - Leben und Werk, 1988).

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Leseprobe

Gedächtniß und Merkmale des Hussitischen Verfahrens im Meißnischen Ober-Erzgebürge.


(Kreysig, Beyträge zur Historie derer Chur- und Fürstlichen Sächsischen Lande VII, 398-402 = M. Chr. Lehmann, Kriegschronik der Teutschen, pg. 103.104.)

I.

haben die Wälder auf dem Gebürge davon den Nahmen. Am Commodauer Paß von Marienberg hinein liegt der Kriegwald, darneben das Städtlein Zöblitz, auf Böhmisch Mordstätte, Wahlstatt. Am Satzunger Paß, am Pleil- und Preßnitzer Wasser, liegt der andere Kriegwald, davon mir Christian Mayer, Hammerherr unter Jöstadt, also geschrieben: „Mein Hammer und dessen Bergwerk liegt in denkwürdigen Gebürgen. Das eine Heist der Cremsing, auf welchem ich meine besten Zechen habe; es scheinet, als wenn Häuser alda gestanden wären; die Münzstatt und Rudera davon sind noch zu sehen, darauf die Cremsinger Groschen, die einen Löwen mit nackenden Beinen führen, sind geschlagen worden. Das andere ist der Creutziger, darauf vor Alters sollen grose Schlachten geschehen seyn, und das rothe Wässerlein, auf der Böhmischen Landstrase fliesend, den Nahmen haben. Die vom Pabst geworbenen Soldaten durch das Creuz-predigen wider die Hussiten hiessen die Creuziger. Die Pfeilheide, daran soll die Wahlstatt gewesen seyn, (ist) ein unfreundlicher und unfruchtbarer Boden, darauf kein Baum, Graß noch etwas anders wachsen will, wie das verfluchte Gebürge zu Gilboa (II. Sam. 1, 21), darauf Saul die Schlacht und das Leben verlohren. Das dritte ist der Kriegwald, da denn zu sonderlichen Zeiten von mir und andern Personen grose aufgeschichtete Haufen Todengebeine als Mauern mit Mooß überwachsen gefunden worden. So habe ich auch bey Ausstaudung 2 Stücken Felder sonderliche und sonst nicht bräuchliche mit 4 Ellen lange Hülsen, Huffeisen und Widerhacken und viel Eisen von Pfitzpfeilen angetroffen.“ Tantum ille.

II.

Darnach weisen es die verderbten Dörfer, Schlösser und Flecken, die am Paß liegen und von ihnen in Ein- und Auszügen sind ruiniert worden. Die Stadt Lößnitz, um welche noch ganze wüste Dörfer sind, mag ein hartes von Hussiten ausgestanden haben, wie ihr Rundel voll alter Pfitzpfeilen an der Mauer, die biß in 30jährigen Krieg alda gelegen, und die viele gefundenen Eisen von Pfeilen in der Erde, die die Mäurer nach dem Brande im Grundgraben gesammelt, beweisen. Ob sie sich ihrer Tyranney erwehret, habe ich nicht erfahren können. Das Städtlein und Kloster Grünhayn haben sie ao. 1429 ganz verwüstet, die Mönche tod geschlagen, ihr Vermögen geplündert und mit sich weggeführet, auch das ganze Gebäude niedergerissen und ruiniret. Also sollen sie auch verwüstet haben das Clösterlein in der Zelle an der Mulde bei dem Städtgen Aue. Schwarzenberg am Peler Paß haben sie ganz eingeäschert und die Stadtmauer umher biß auf den Grund 3 Ellen dicke abgebrochen. Crotendorf haben sie ganz ausgeplündert, die Kirche caede et stupro also profaniret, daß sie der Bischoff zu Meissen wieder neu einweihen müssen, die Sechswöchnerinnen, Kranken und Kinder in Betten erstochen, wie sehr alte Einwohner von ihren Eltern gehöret. Das Dorf Kraxdorf, so auf der Höhe zwischen Scheibenberg und Neudorf gelegen, haben sie verbrannt und verwüstet, daß davor das Neudorf im Grunde angelegt worden. Das Städtlein Zwönitz haben sie so verwüstet, daß es lange öde gelegen, und die Leute sich in Wäldern aufgehalten. Zwischen diesem und Elterlein liegt Burgstädel, das sie so mitgenommen, daß es ganz abgangen, biß es nach und nach in etwas wieder angebauet worden. Elterlein haben sie in allen verwüstet, daß die Leute es lange unbewohnt gelassen. In der dasigen Kirche hat zum Gedächtniß ein Kasten voll Pfeile gestanden, die ich in meiner Jugend gesehen. Von Schletta, darinnen die Leute geflohen, schreibet Jenisius in sua Annaberga, daß es durch ihren Mord, Brand und Raub also sey verderbet worden, daß sich es in vielen Jahren nicht wieder erhohlen können. Bey ihnen werden viel Pfeileisen und Harnischstücken ausgeackert. Zum Schloß-Knopf wurden 3 dergleichen in Abnehmen und Ausbesserung vom Schieferdecker ao. 1649 gefunden. Wie sie die Äbtischen Dörfer Sehma, Cranzahl und die Waldhäuser am Bernstein, so alle an der Straße liegen, müssen zugerichtet haben, ist leicht zu gedenken. Haben sie doch des Böhmischen Städtleins Preßnitz über den Wald nicht verschonet, das Kloster ruiniret, das Städtlein verbrannt und so zu nichte gemacht, daß es mit der Zeit fortgebauet worden. Auf der linken Hand nach Böhmen liegen an dem Reitzenhayner und Preßnitzer Paß das Städtlein Zschopau und Schloß Scharfenstein, denen sie wegen der Schlösser, darein sich die Leute mit ihrem Vieh und Mobilien salviret, nicht viel anhaben können, doch haben sie, was sie in ledigen Flecken und Dörfern angetroffen, alles vollens verwüstet. Wolkenstein muß es übel gegangen seyn, weil an ihrem Felsen unter dem Schloß ein Creutz und darneben ein Kelch eingehauen ist, welches dahin deutet, daß sie einen Priester vom Felsen herabgestürtzet haben. Von der Schmeltzgrube an, am Wasser hinauf, biß an die Preßnitz sind an 26 Hammerhütten zu Frischfeuern gestanden, die haben sie alle eingebrannt. Bey Annaberg ist ein wüst Dorf der Platz, wo die Stadt jetzt ihre Hutweide hat, unter dem Pilberg, den Herzog Georg ihr ao. 1506 mit den Scheidebechlein nach Geyersdorf zu Äckern eingeräumet; ist von den Hussiten auch weggebrannt. Ein gar alter Hammerherr Siegel hat mir ex relatione patrum erzehlet, daß zur Zeit Kayser Sigismunds viel Eisenstein in Schmiedeberg zwischen Bernstein und Wiesenthal sey aufkommen, und der Kayser hätte ihnen Freyheit gegeben, Eisen zu schmieden, nach welchem sie auch aus Liebe ihre Kinder gemeiniglich Siegmund heisen lassen, die sie diminutive Siegel genennet, und davon wäre das Geschlecht der Siegel entstanden. Ein solcher Siegel daselbst hätte sich mit seinen Leuten und andern im nahe angelegenen Wald in einen Morast salviret, die Wege verhauen und mit seinen Hammerpurschen unter den streifenden Rotten grosen Schaden getan, weil sie gut kayserisch gewesen; sie wären aber einst von Hussiten hinterschlichen, ausgeplündert und viele von ihnen niedergemacht worden. Sylloge meldet, als die Meißner ao. 1426 vor Aussig geschlagen worden, daß die Böhmen die Flüchtigen bis in Meißen verfolget hätten, und nachdem sie hinter sich alles mit Feuer und Schwerd verderbt, wieder über den Schreckenberg in Böhmen heimgezogen wären, bey Annaberg vorüber, das noch nicht erbauet gewesen, und in selbigen Marche mögen sie auch dem Dörflein Giersdorf (jetzt Jöstadt), so an einem andern Ort gelegen wie ihr Feld und Acker, darauf itzt grose Bäume abgehauen worden, den Garaus gemacht haben, daß hernach bey Aufkommen der Bergstädte, dasselbe wieder auf und an den Platz, da es jetzo stehet, erbauet worden. In Summa: sie hauseten bey ihren Nachbarn, wie sie ihr eigen Land mit Mord, Brand und Raub verwüsteten, daß viele Dörfer öde blieben und den Nahmen verlohren, dargegen die Felder verbuschten und mit Holz bewuchsen; daher das Sprichwort: Es sind böhmische Dörfer.

III.

beweisen es der Kirchen Gebäude und Ringmauern selbst, wie die Hussiten sie meist im Gebürge abgebrannt, daß sie hernach solche aufs neue und auf besondere Weise zum Schutz und Gegenwehr bauen müssen, mit gantz engen Fenstern und eisernen Stäben, mit dicken Thüren von festem Holtz und Eisen, starcken Riegeln verwahret, mit 5 Vierthel breit übergeschossenen Schrot oder Gesperr an der Mauer auf den Kirchen und Thoren an Kirchhöfen, mit Giebeln und Schießlöchern, mit hinauf gebauten und gekleibten Stüblein, darvon sie durch die Giebel und Löcher sich mit Steinen wehren und die Feinde abtreiben können, wenn sie sich in der Noth hinauf retiriren müssen, wie an (der) Rückers- und Königswalder, an der Lauterbacher, Crotendörfer und andern Kirchen im Grunde nach Schwartzenberg hinüber noch vor 40 Jahren gesehen, hernach, weil die Steingewehr nicht mehr galten, verbessert worden. Theils Kirchen haben sie gar mit hohen Mauern und Thürmen umgeben und sich daraus gewehret, wie zu Geyer, wo auch viele Pfeile auf der Kirche in einem Kasten gewiesen werden, Schlettau und andern zu sehen. Zum letzten beweisen es die Glocken. In der gantzen Superintendur Annaberg wird in allen Kirchen keine Glocke gefunden, die vor dem Hussiten-Kriege gegossen worden; ohne Zweifel, wie sie gepfleget, haben sie alle sie in Böhmen geführet oder Stucke daraus gegossen. Die ältesten sind nach dem Hussiten-Kriege wieder geschafft und aufgehangen worden.

Des Churfürsten 6) Zug vor das Schloß und Burg Frauenstein, 3 meyl von Freyberg. [pg. 106.]


Vor der Zeit ist zum Frauenstein geseßen Herr Heinrich, der Burggraf zun Meißen und Graf zum Hartenstein, der lezte des geschlechts, der Ao. 1426 in Hussiten-krieg vor Aussig mit erschlagen worden, und alß es an Churfürsten gefallen ist, hat ers verkauft dem Dietrich vom Vitzthum, welcher aber mit den Bohmen untter dem Hüttel gespielt und dem land zum schaden viel Böhmische landtstreicher behauset, die uff der landstraßen die Wägen beraubt, darumb er das raubnest berennet, beschoßen, die Mauern niedergerißen, 3 redelsführer Zeiske, Fiecke und Storch gefangen, den einen uffn Schloßplatz enthaupten und die andern teuer ranzioniren laßen, die gantze herschaft darnach vor sich behalten biß 1473, in welchen Ers denen 2 Adelichen...

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