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Die Dunkelheit, Ich & das Sein

1004 Wege zu mir

AutorGabriel J. Gall, Locke Düker
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl284 Seiten
ISBN9783752871753
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Liebe Leserin, lieber Leser, wie jeder Autor weiß, und ich betrachte jeden Menschen als Autor, der im Laufe seines Lebens mehr als drei Zeilen zu Papier gebracht hat, schreibt man das Vorwort, dem Namen zum Trotz, als letztes. Das Buch ist schon längst geschrieben, es liegt bereits in den Händen von klugen Lektorinnen und Lektoren, da habe ich noch die zweifelhafte Ehre, ein paar Zeilen hineinzuquetschen, die einführend, zusammenfassend und hoffentlich so spannend sind, dass die bereits gelangweilten Leser nicht sofort zum ersten Kapitel vorblättern. (Fühlen Sie sich frei, niemand ist hier beleidigt, wenn Sie das Vorwort überspringen.) Die Locke, schlau wie sie ist, ist schon längst über alle Berge und genießt das Leben im warmherzigen Italien. Ich hingegen sitze hier und schreibe, weil ich gerne die Illusion erzeuge, der Weisere zu sein. Aber bin ich es? Gibt es so etwas wie den Weiseren? Während ich mir diese Fragen in meinem Kopf beantworte, ist sie auch da, die andere, verschollene Autorin. Nicht in fester Form, sondern im Sein. Genau hinter meiner rechten Schulter beobachtet Sie mich kritisch. Auch wenn Sie als Leser große Zweifel haben, für mich ist sie so real, wie die Buchstaben in dieser Zeile. Sie liegt in ihrer Hängematte, das linke Bein zur Kühlung außerhalb positioniert und frech nach Innen lachend. Sie wartet geduldig auf die nächsten Zeilen, wohl wissend, dass sie niemals wichtig werden. Es ist diese Welt, in der ich lebe. Ich rede und arbeite auf dieser anderen Seite. Hier sind Menschen mit all ihren Leben sichtbar. Handwerker, Künstler, Maler, Frau, Mann, Krieger, Lehrer und Schüler in einer Seele. Auf der Erde hingegen werden Menschen auf Klaus, Julia, Anna, Eva, Norbert oder Lars eingeschränkt. Das ist so eng, dass eine sofortige bewusste Wahrnehmung dieser Begrenztheit, jeden schnell in den Freitod treiben würde. Also wird die Wahrnehmung, das Bewusstsein, das schon immer Teil von jedem Erdling ist, nur langsam geöffnet. Jeder auf seine Art und Weise, jeder in seinem Tempo. Diese Zeilen können Ihre Öffnung begleiten, müssen sie aber nicht. Sollten Sie sich darauf einlassen, seien Sie bereit für Strenge und Anstrengung. Es wird viel Arbeit und eine ständige Wiederholung. Auf Übung folgt Übung, und eine weitere Übung. Wenn Sie ein seichtes, leichtes Buch bevorzugen, haben Sie nicht das passende in Ihrer Hand. Schon nach dem ersten Buch beschrieb eine weise Leserin, so weich und treffend, meinen Schreibstil als "Wortschwert". ...

Ich bin. In diesem einen kleinen Satz steckt mein ganzes Sein. Und dieses Gefühl wird auch durch alle noch so spannenden Erfahrungen vieler Leben nicht verändert. Ich tue dennoch gerne so, als könnte ich mehr oder weniger werden als das, was ich bin. Ein Spiel, welches schon vorbei ist. Es war schon vor diesem Leben vorbei. Und so ist mein ganzes Leben ein Fluss zum ständigen Wahrnehmen des Seins. Ich bin 1995 im einem schönen und lebendigen Ort am Main geboren und verbrachte dort sehr erlebnisreiche und bewegende Jahre. Wenn ich jetzt auf diese Zeit zurückschaue, fühlen sich diese 15 Jahre an wie ein ganzes, schnell gelebtes Leben - von einer Erfahrung in die nächste, bloß nicht innehalten. Nach dem Abitur nahm ich mir ein Jahr Zeit um dieses Leben, mit allem was dazugehörte, Ziele, Bestätigung, Energie, Familie, Abhängigkeiten, anzuschauen und es langsam loszulassen. Ich studierte Weinbau und Önologie und sah dabei, dass Lernen und Prüfungen nichts mit Wissen am Hut haben. Ich begann, selbst zu studieren. Dabei erlebte ich den Fluss, die Begeisterung und Einfachheit von Wissen und gleichzeitig die Begrenzung. In der Uni beobachtete ich Studenten, wie sie Oberflächlichkeit und Energiespiele mit Freiheit verwechseln und sich immer mehr darin verlieren. Wie Professoren im Schein von Wissen, Weisheitund Macht verschwinden und ich, an diesem Schein vorbei, das kleine Kind, die verbitterte Furie, die Unsicherheit oder Verzweiflung in ihren Gesichtern sehe. All diese Erfahrungen, die Kämpfe mit mir selbst und das Drama zeigten mir, dass es nichts an meinem Gefühl des Seins ändert. Dass ich bin, in jedem Augenblick. Ich bin, bei allem, was ich tue. Ich bin, wenn ich Menschen im Café, im Zug, in ihrem Leben, bei ihrer Arbeit zuschaue. Der strengen Bedienung, die alles im Griff hat, dem liebevollen, klaren und unnachgiebigen Schaffner, dem genialen Kellermeister, der dennoch immer Zweifel an seinem Können hat. Ich bin, wenn ich als Lehrer anderen Menschen zusehe, wie sie mit sich selbst arbeiten und ihr geniales Sein entdecken. Ich bin, wenn ich einen Cappuccino mache, wenn ich ein Glas Wein trinke, wenn ich drei Töne auf dem Cello spiele. Ich bin, wenn ich alleine in meiner Wohnung sitze, alleine spazieren gehe, alleine koche, alleine nichts tue. Ich bin.

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Leseprobe

ASPEKTE & SEIN


„Die unendlich vielen
Schauspieler des Seins.“


Ihr Sein ist. – Das Gefühl, wenn Sie einmal bewusst einatmen.

Alles, was Sie in Ihrem Leben erfahren, sind natürlich auch Sie, aber es wird nie mehr als dieser Atemzug. Die tausenden Facetten, Aspekte des Seins, Männlich/Weiblich, Lehrer/Schüler, Täter/Opfer, Gut/Böse, Freude/Traurigkeit…, haben wir uns gestaltet, um uns in Begrenzung zu erleben. Und in all diesen Erfahrungen wieder zurück zum Sein zu kehren.

Wie Sie sehen, existieren Aspekte auf der Erde immer zweigeteilt, dualistisch. Um hier Lehrer zu sein, braucht es einen Schüler, für ein Opfer, einen Täter und so weiter. Viele Menschen versuchen, sich nur auf die eine Seite zu schlagen: die gute, nette, leichte Seite. Jeder wird jedoch in seinen Leben mit der „anderen“ Seite der Aspekte arbeiten, denn Schwere und Dunkelheit sind ebenso Teil von jedem. Beide Seiten sind genial und haben uns unsere Leben und Erfahrungen auf der Erde erst ermöglicht. Denn Ihr Sein kann sich zum Beispiel nicht lebenslang auf Hass und Grausamkeit beschränken, genauso wenig wie nur auf ein Mutter-Theresa-Dasein. Dafür erzeugt Ihr Sein Aspekte. Ohne diese wäre keiner von uns freiwillig auf der Erde.

Aspekte sind also Teile Ihres vollkommenen Seins und sind da, um Sie zu unterstützen, egal in welcher Erfahrung. Sie wollen erfahren, wie es ist, ein Leben lang nur auf die Suche nach Geld fokussiert zu sein? Kein Problem, Sie gestalten sich einfach Aspekte, die immer Angst haben, zu kurz zu kommen, betrogen zu werden, mehr Geld zu brauchen.

Oder Sie wollen den Sinn Ihres Lebens darin suchen, anderen Menschen Gutes zu tun – auch kein Problem! Mit Leichtigkeit gestalten Sie einen Aspekt, der sich auf das große Dienen konzentriert.

Ich zum Beispiel habe viel mit Manipulation gearbeitet. Mein Gefühl während dieser Leben war, dass ich nur von der Energie anderer Menschen leben konnte. Am besten von den Menschen, die mir keine geben wollten. Wenn ich diese Personen doch manipulieren konnte, schien mir ihre Energie noch wertvoller. Mehrere Leben vergingen in diesen harten, aussaugenden Mustern.

Am Ende eines dieser Leben brachten genau die Härte und Schwere mich zu mir. Ich merkte, dass alle Spielchen, egal wie weit ich sie trieb, mich nicht füllten. In der auftauchenden Traurigkeit und Leere war dann Platz für mein Sein.

Wie Sie fühlen, ist es für Ihr Sein überhaupt kein Problem, tausende von Jahren den Aspekten den Vortritt zu lassen. Für uns Menschen sind diese „Schauspieler des Seins“ echt, sie sind das Leben.

In unseren vielen Aufenthalten auf der Erde hat jeder eine ganze Menge an Aspekten angesammelt, die wir gerne unsere Persönlichkeit nennen. Denn die meisten definieren sich über ihre Aspekte, als Mutter, Frau, Mann, Chef, hart, weich und ewig so weiter.

Sobald Sie die Enge dieser Aspekte gefühlt haben, wollen die meisten Menschen sie schnell loswerden und erzeugen dadurch neue Aspekte. Bewusstseinsarbeiter zum Beispiel, gestalten sich Aspekte, um sich wertvoll, klar und weise zu fühlen. Sie suchen ständig nach dem Mehr – mehr Sein, mehr Bewusstsein, mehr Weisheit. Auch wenn diese Aspekte die Illusion von Weite erzeugen, engen sie Sie genauso ein.

Um mit dem ewigen Spiel der Aspekte aufzuhören, lassen Sie die Aspekte da. Schauen Sie sie an, fühlen Sie, dass sie Ihnen gedient haben und fühlen Sie ihre Enge. Wenn Sie all das wahrgenommen haben, sind die Aspekte immer noch da, verlieren aber die Bedeutung und Sie fühlen gleichzeitig Ihr Sein.

Das Sein braucht weder mehr noch weniger, weder Sinn noch Sinnlosigkeit, weder Energie noch Anerkennung. Das Sein braucht zum Sein nur sich selbst.

Jedes Mal, wenn Sie denken mehr zu brauchen, etwas erreichen zu müssen, an Ihrem Sein zweifeln, spielen Sie mit Ihren Aspekten. Wenn Sie dies tun, fühlen Sie gleichzeitig auch Ihre dunklen Aspekte. Denn Sie sind alle Ihre Erfahrungen, nicht nur die schönen und leichten.

Deshalb erfordert die Arbeit mit Ihren Aspekten zunächst, die Wertung aufzugeben. Was auch immer Sie angestellt haben, es war perfekt für Sie und Ihre Mitmenschen. Wie kann jemand die Erfahrung des Opfers machen, wenn er nirgends auf der Erde einen Täter findet? Beide Erfahrungen sind absolut gleichwertig.

Die Arbeit mit Ihren dunklen Aspekten wird mehr Herzschmerz mit sich bringen, als die Arbeit mit Ihren oberflächlichen Aspekten. Letztere verschleiern aufwendig den Schmerz.

Lösen Sie für sich die Wertung und Trennung auf, verschwindet der Dualismus aus dieser Arbeit. Die Aspekte werden noch da sein, ohne irgendeine Rolle zu spielen. Sie spüren dann zum Beispiel den Aspekt, der weiterhin Energie und Bestätigung will. Sein Quengeln wird Sie verführen, verhandeln lassen, anstrengen und Sie gleichzeitig zum Schmunzeln bringen. Sie fühlen alles, was Sie sind. Ihre Aspekte sind da, können Ihr Sein aber nie mehr verdrängen.

Die Arbeit mit Ihren Aspekten ist also eine anmutige Reise zu sich selbst. Denn egal welches Schauspiel Sie aufführen, es ermöglicht die bewusste Wahrnehmung Ihres Seins.

Oberflächlichkeit

Viele Menschen, auch ich, haben noch eine Wertung über die Oberflächlichkeit, denn sie ist eine Begrenzung der Wahrnehmung. Sind Sie deshalb weniger Sie selbst? – NEIN!

Wir sind auf der Erde um genau diese Begrenzung zu erfahren, deshalb wählen viele Menschen, den Großteil ihres Lebens in Oberflächlichkeit zu verbringen.

Die Oberflächlichkeit diente uns, und dient immer noch sehr vielen Menschen, unklare Gebilde im eigenen Leben aufrecht zu erhalten. Die klare Wahrnehmung des Ganzen wird in Beziehungen, Familie, Freundschaft verdrängt und durch Oberflächlichkeit wird ein Schein von Leichtigkeit erzeugt. Ich wette folgende Beispiele kommen Ihnen bekannt vor: „Oh ich freu‘ mich auf den Geburtstag!“ und Sie wollen gar nicht hingehen. „Klar mach ich das für dich!“ und Sie wollten keine Gefallen mehr erfüllen. „Natürlich können wir reden.“ und fremde Probleme haben Sie nie interessiert.

All diese Sachen reden wir uns schön: „Das kann ich ja mal machen, is‘ ja halb so wild.“ Dadurch schieben wir das eigene Gefühl zur Seite. Oberflächlichkeit hindert uns also daran, ehrlich zu uns selbst zu sein. Sie erzeugt Unklarheit und damit eine innere Spannung.

In unseren vielen Leben auf der Erde haben wir uns an die Oberflächlichkeit gewöhnt. Wir sind Meister der kleinen und großen Lügen geworden. Achten Sie einmal bewusst darauf, wie oft Sie etwas sagen, was Sie nicht meinen: Macht es Ihnen Spaß früh aufzustehen? Interessiert es Sie, wie das Wetter im Urlaubsort des Nachbarn war? Gehen Sie gerne jeden Tag joggen? Hören Sie sich gerne zum 1000. Mal das Drama der Nachrichten an?

Ein häufiges Nachfühlen wird Ihnen zeigen, wie oft Sie sich etwas vormachen. Achten Sie auf Oberflächlichkeits-Indikatoren:

„Jaja…“

„Alles ist gut.“

„Oh ist das schön!“

„Neeiin, ich ärger‘ mich nicht.“

„Ich will doch nur glücklich/gesund sein.“

Sie lachen alle in Leichtigkeit darüber, aber diese Sätze erzeugen viel Spannung und Schwere. Im Inneren weinen Sie, weil Sie nicht wahrnehmen, wie sehr die Enge wehtut.

Ich bin eine Meisterin der Oberflächlichkeit und verbrachte wunderbare Jahre mit ihr. Alles war super. Die Suche nach Energie füllte mein Leben und die gelegentliche Anstrengung war schnell überspielt.

Doch dieses wackelige Gebilde fiel zusammen. Ich merkte, dass ich mehr als das oberflächliche, zickige, kleine Mädchen bin. Die Folge war erst einmal viel Kampf und Drama. Denn dieses bekannte Gebilde loszulassen und etwas zu leben, was ich noch gar nicht verstand, erforderte viel Vertrauen.

Ich erschuf mit meinen Aspekten einen inneren Wirbel, um mich zu überzeugen, dass es keinen Ausweg aus der Oberflächlichkeit gibt. Ich versuchte, mir mit aller Kraft zu beweisen, dass es in meinem Leben doch um Bestätigung, Anerkennung, Familie, Freunde geht. Ich glaubte mir dabei selbst nicht mehr. Ich konnte einfach nicht mehr oberflächlich sein, ohne es zu merken.

Auch heute lasse ich gerne meinen oberflächlichen Aspekten den Vortritt, weil ich denke, dass es mir das Leben erleichtert. Beim Bäcker, in der Arbeit, in Gesellschaft bin ich gerne mal oberflächlich, aufgedreht und schnippisch. Jetzt erzeugt es allerdings immer so viel Spannung und Kampf in mir, dass ich, nach einer Runde Ekel und Drama, wieder eine längere Pause brauche. Also verlasse ich vier Tage lang nicht meine Wohnung.

Natürlich ist das nicht die einfachste Übung, aber für mich funktioniert sie sehr gut.

Arbeiten Sie in Klarheit mit sich selbst, können Sie nicht mehr oberflächlich sein. In dem Augenblick, in dem Sie fühlen, dass Sie oberflächlich sind, sind Sie es nicht mehr. Es ist lediglich ein Versuch, sich hinter einer altbekannten Fassade zu verstecken, die für Sie aber...

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