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E-Book

Die echte, inoffizielle, geheime Biografie von Bullet for my Valentine

AutorTrevor Baker
VerlagUBOOKS
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl320 Seiten
ISBN9783939239680
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis1,99 EUR
Seit 1999 machen Matthew 'Matt' Tuck und seine Mannen harte Musik. Die Waliser, deren Einflüsse Iron Maiden, Metallica und andere klassische Metalbands sind, kreieren dabei einen vollkommen eigenständigen Sound, der sich nur schwer in Schubladen stecken lässt. Ihren Durchbruch hat die Band 2006, die nachfolgenden Alben platzierten sich ganz vorne in den deutschen, englischen und US-amerikanischen Charts. Seitdem gehören sie zu den Zugpferden moderner und zeitgemäßer Rock- und Metal-Musik, haben Fans auf der ganzen Welt, spielen die großen Festivals und aktuell zusammen mit Ozzy Osbourne in Deutschland. Trevor Baker beleuchtet in diesem Buch die Geschichte von Bullet for my Valentine von der Coverband zum weltweit gefeierten Topact, wirft einen Blick hinter die Kulissen und bringt uns so die Idole auch menschlich ein großes Stück näher.

Trevor Baker ist ein renommierter britischer Musikjournalist, der für zahlreiche Zeitschriften und Magazine die Stars interviewt und porträtiert. Darüber hinaus ist er Autor zahlreicher Bücher, die sich beinahe alle mit Rock Musik befassen, darunter ein Führer zu den angesagtesten Rock-Clubs und -Veranstaltungen. Mit dem Buch über Bullet for my Valentine begibt er sichauf die Fährte einer der erfolgreichsten Rockbands der jüngsten Zeit.

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Leseprobe

Berg und Tal

Wenn man ein richtiger Rockstar werden will, muss man gelitten haben. Diese Binsenweisheit kennt jeder. Eine triste Kindheit mit Schlägen, Missbrauch und Eltern, die einem einbläuen, dass man es sowieso niemals zu etwas bringen wird, sind das Grundrezept für ein Rock-Debüt.

Wenn das tatsächlich stimmen würde, dann wäre Matt Tuck in seinem Traumjob von Anfang an benachteiligt gewesen:

«Ich scheue mich nicht zuzugeben, dass ich eine verdammt tolle Kindheit hatte und heute ein prima Leben führe.»

Matt wuchs in South Wales auf, einem Teil von Großbritannien, der sich durch hohe Arbeitslosenzahlen und soziale Vereinsamung der Menschen auszeichnet. Viele Dörfer in den Tälern von Matts Heimat wurden in den siebziger und achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts vom Zusammenbruch des Kohlebergbaus hart getroffen. Vielen seiner Schulfreunde, die eine Generation früher noch Aussicht auf eine sichere Anstellung in einer der Minen gehabt hätten, wurde dadurch die Zukunftsperspektive geraubt. Bridgend, die Stadt, die dem Dorf, in dem Matt aufwuchs, am nächsten liegt, hatte um das Jahr 2000 herum sogar den traurigen Ruf die «Selbstmordhauptstadt Großbritanniens» zu sein.

Matt wurde am 20. Januar 1980 in Bridgend geboren, doch Bryncethin, das Dorf, in dem er seine Kindheit verlebte, war zum Glück kein Ghetto. Es ist winzig und besteht nur aus ­einigen wenigen Straßen, die sich durch die grüne walisische Landschaft schlängeln, einer Handvoll Häuser, einem Pub und einem Rugbyfeld.

Matt wuchs dort zusammen mit seinen Schwestern, den Zwillingen Rachel und Deborah, auf, die nur wenige Jahre älter sind als er und man kann sich leicht vorstellen, dass Matt eine idyllische Kindheit verlebt haben muss. Sein Vater Steve hatte einen guten Job und seinen Eltern ging es damit besser als den meisten Menschen in der Gegend. Zwar waren sie nicht reich, hatten aber alles, was sie brauchten. Erst als Teenager fiel Matt der Mangel an gewissen Annehmlichkeiten in seiner Heimat auf, denn abgesehen von den beiden großen Leidenschaften der Waliser, Rugby und Pubs, war dort nicht viel geboten.

Dagegen muss die Kleinstadt Bridgend, die etwa dreißig Kilometer südlich der walisischen Hauptstadt Cardiff liegt, wie eine aufregende Metropole gewirkt haben. In den achtziger Jahren ging es der Stadt noch besser als den meisten anderen walisischen Städten, denn während die umliegenden Täler unter der Schließung der Kohleminen litten, gab es in Bridgend große Fabriken von Ford und Sony, die Einkommen waren höher als in großen Teilen von South Wales und arbeitslose Minenarbeiter fanden dort Arbeit.

Bridgend war in vielerlei Hinsicht der ideale Nährboden für Metal. Metal wurde ursprünglich inmitten der Fabriken der West Midlands erfunden, einem Teil von Großbritannien, den man früher wegen seiner industriellen Verschmutzung auch «The Black Country» nannte. Seine Erfinder, wie beispielsweise Black Sabbath, scheinen das Rattern und Scheppern der Maschinen­ in ihre Musik integriert zu haben. South Wales war ebenso wie die West Midlands ein hartes, von der Arbeiterklasse dominiertes Pflaster. Für intellektuelle, kreative Menschen gab es nur wenige Betätigungsmöglichkeiten und Musik zu machen war einer der wenigen Auswege.

Promoter Glyn Mills hat viele Bands aus dieser Gegend unterstützt und meint dazu: «Früher gab es mal folgendes Sprichwort: Um aus den Tälern herauszukommen, muss man lernen, zu unterrichten. Wir haben eine Menge Lehrer exportiert. Heutzutage muss man, wenn man aus den Tälern raus will, eine Band gründen!»

Schon seit jeher spielt die Musik in Wales eine große Rolle. Für Hunderte von Jahren waren walisische Männerchöre im ganzen Königreich berühmt. Diese Gesangstradition wurde später von Künstlern wie Tom Jones oder Shirley Bassey fortgeführt. Danach hat das Land bis in die neunziger Jahre hinein kaum noch erfolgreiche Pop- oder Rockbands hervorgebracht. Budgie aus Cardiff wurden zwar als eine der ersten Metalbands bekannt und haben wiederum unter anderem Metallica beeinflusst, doch Matt musste sich in seiner Jugend seine Vorbilder weiter westlich suchen: in Amerika. Sein Vater mochte vor allem Singer-Songwriter und so wuchs er zu einem Soundtrack aus Bob Dylan, Bruce Springsteen und Bob Seeger auf. Wenige Jahre später sollte er feststellen, dass deren Art, Geschichten zu erzählen, unterschwellig sein eigenes Songwriting beeinflusst hatte.

«Ich bin ein richtiger Rocker und Metaller und das werde ich auch immer bleiben», erzählte er, «aber die wenigsten Leute ahnen, dass mir Komponisten und Musiker viel wichtiger sind als Computer, Musiksoftware und Keyboards. Es will mir einfach nicht in den Kopf, warum das bei manchen Leuten anders ist.»

Matts Kindheit fiel in eine Periode, in der Gitarren nicht mehr cool waren. Anfang der neunziger Jahre dominierten zumindest in Großbritannien Techno und Dance die Musikszene, in den USA dagegen war der Grunge entstanden und hatte auch die letzten noch verbleibenden Metalbands zu Dinosauriern degra­diert. Nirvana waren die Größten und ihr Nevermind-Album schien die Musikszene komplett verändert zu haben. Für Matt war 1991 allerdings eine ganz andere Veröffentlichung von größter Bedeutung.

«Ich erinnere mich noch haargenau an den Tag, an dem ich beschloss, dass ich in einer Band spielen und Musiker werden wollte. Ich glaube, ich war gerade vierzehn und meine Eltern hatten seit Kurzem den Satellitenkanal Sky abonniert, wodurch wir auch MTV empfangen konnten. Ich sah mir ein Video an und nach ungefähr zehn Minuten hing mir die Kinnlade bis zum Boden. Ich dachte nur: Oh mein Gott, wer ist denn das?»

Es waren Metallica und der Videoclip, der Matt so begeistert hatte, gehörte zu ihrem Song Enter Sandman. Die Gitarren fesselten Matt. Solchen Krach wollte er auch machen können.

«Ich dachte nur noch, ich muss mir unbedingt eine Gitarre besorgen und spielen und in eine Band einsteigen.»

So schnell wie möglich besorgte sich Matt Metallicas «schwarzes» Album und Rock und Metal wurden ab da zum Wichtigsten in seinem Leben.

«Das war die erste Platte, die ich mir von meinem eigenen Geld gekauft habe und im Grunde genommen hat sie mich zu dem gemacht, der ich heute bin», äußerte er Jahre später gegenüber Rock Sound Magazine. «Wegen Metallica bin ich Musiker geworden und wollte Gitarre spielen und ein ‹Rockstar› werden. Die sind an allem schuld!»

Kurz darauf fragte er seine Eltern, ob er eine Gitarre haben dürfe.

«Von klein auf wollte ich Rockstar werden. Meine Eltern meinten nur: ‹Okay, Matt. Spar etwas Geld, kauf dir eine Gitarre und dann zeig uns, was du kannst.›»

Sie hatten wohl damit gerechnet, dass er, wie die meisten Kinder, diese fixe Idee bald wieder vergessen würde, doch stattdessen legte er jede Woche etwas von seinem Taschengeld beiseite und kurz nach seinem vierzehnten Geburtstag fuhr er schließlich nach Cardiff, klapperte alle Musikgeschäfte ab, die er finden konnte, und verließ am Ende eines davon mit der besten elektrischen Gitarre, die er sich leisten konnte: einer günstigen Fender Squier Stratocaster.

«Das war die beste Investition meines Lebens», stellte er später fest.

Gewissenhaft übte er, bis er die ersten Akkorde spielen konnte, und verbesserte sich schnell und kontinuierlich. Sobald es ihm möglich war, verkaufte er die Fender wieder und legte sich eine bessere Gitarre und seine ersten Pedals zu. Er erstand einen Boss Super Feedbacker und probierte begeistert Feedback-Effekte aus.

Die Gitarre wurde zu seiner größten Leidenschaft und verdrängte Sport und alles andere, womit er sich bis dato beschäftigt hatte. Gleich nach dem Aufstehen nahm er sie zur Hand und zupfte vor der Schule noch etwas daran herum. Nach dem Unterricht eilte er nach Hause und übte wieder stundenlang. Es dauerte nicht lange, bis er seine Nachmittage nur noch mit seiner Gitarre zubrachte. Sehr zum Erstaunen seiner Familie entwickelte er sich innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne zu einem mehr als passablen Gitarristen.

«Irgendwann merkten sie, dass ich sechs Monate, nachdem ich zum ersten Mal eine Gitarre in die Hand genommen hatte, richtig, naja, damit rocken konnte.» Von da an unterstützten sie ihn so gut sie konnten.

Genau so wichtig wie seine Familie war für ihn auch der Kreis seiner Schulfreunde von der Gesamtschule in Ogmore. Dort lernte er Michael «Moose» Thomas, Michael «Padge» Paget, Nick Crandle und Jason «Jay» James kennen. Die drei lebten etwas weiter nördlich von Bridgend in einem Dorf namens Ogmore Vale.

Als Jugendliche fühlten die fünf Jungs sich als Außenseiter. Keiner von ihnen mochte Rave oder die neue Indiemusik, die man Britpop nannte und die immer populärer wurde. Sie wurden eine Clique, fanden für sich ihre ganz eigene, gesellschaftliche Nische, fuhren zusammen Skateboard, hörten Musik oder trafen sich im Zentrum von Bridgend. Die breite Masse trug damals Bürstenhaarschnitt oder Topfschnitt, ihre Haare dagegen waren lang und struppig. Den anderen gefielen Dancebeats und Melodien nach dem Vorbild der Sechziger, sie mochten dagegen Riffs und Lärm. Nachdem Matt wieder und wieder das schwarze...

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