Pausanias (174). – Fa-Hian (399). – Cosmas Indicopleustes (5..). – Arculph (700). – Willibald (725). – Soleyman (851).
Plinius, Hippalus, Arrien und Ptolemäus. – Pausanias besucht Attika, Korinth, Lakonien, Messenien, Elis, Achaïa, Arkadien, Böotien, Phokis. – Fa-Hian erforscht Kan-tcheou, die Tatarei, das nördliche Indien, das Pendjab, Ceylon und Java. – Cosmas Indicopleustes und die christliche Topographie des Universums. – Arculph beschreibt Jerusalem, das Thal des Josaphat, den Oelberg, Bethlehem, den Jordan, den Libanon, das Todte Meer, Kapernaum, Nazareth, den Berg Tabor, Damaskus, Tyrus, Alexandria, Konstantinopel. – Willibald und die heiligen Orte. – Soleyman durchschifft die Meere von Oman, Ceylon, Sumatra, den Golf von Siam und das Chinesische Meer.
Während der beiden ersten Jahrhunderte der christlichen Zeitrechnung erfreute sich zwar die Geographie von rein wissenschaftlichem Standpunkte einer regen, erfolgreichen Theilnahme, aber eigentliche Reisende, sagen wir Forscher oder Entdecker neuer Länder, erzeugte diese Epoche nur wenige.
Plinius, im Jahre 23 n. Chr., behandelte die Erdbeschreibung im 3., 4., 5. und 6. Buche seiner, »Naturgeschichte«. Im Jahre 50 erkannte Hippalus, ein gewiegter Seefahrer, das Gesetz der Moussons (Jahreszeiten-Winde) und empfahl den Schiffern, weit in See hinaus zu gehen, um mit Hilfe dieser sehr gleichmäßigen Luftströmungen die Fahrt nach Indien und von dort zurück bequem im Laufe eines Jahres ausführen zu können. Arrien, ein im Jahre 105 geborner griechischer Historiker, compilirte seinen Periplus des Pontus Euxinus und bemühte sich, die Ergebnisse aller früheren Entdeckungsreisen in demselben übersichtlich zusammen zu fassen. Endlich veröffentlichte der Egypter Claudius Ptolemäus, im Jahre 175, durch Zusammenfassung der Arbeiten seiner Vorgänger eine trotz ihrer bedenklichen Irrthümer berühmt gewordene Erdbeschreibung, in welcher zuerst die Lage der Städte nach der durch Rechnung gefundenen geographischen Länge und Breite angegeben wurde.
Der erste Reisende der christlichen Aera, dessen Name auf uns gekommen ist, war Pausanias, ein griechischer Schreiber, der im 2. Jahrhundert in Rom lebte und eine noch jetzt vorhandene Arbeit vom Jahre 175 hinterließ. Diesem Pausanias kommt unzweifelhaft bezüglich der Herausgabe eines »Reise-Handbuches« die Priorität gegenüber unserem Bädeker, Joanne u. A. zu. Er lieferte für das alte Griechenland dasselbe, was die fleißigen Reiseliteratur-Verleger jetzt für die verschiedenen Länder Europas bieten. Sein Bericht stellt ein verläßliches Handbuch dar, das in einfachem Style, doch in allen Einzelheiten sehr genau abgefaßt ist und mit dessen Unterstützung die Touristen des 2. Jahrhunderts die verschiedenen Provinzen Griechenlands erfolgreich bereisen konnten.
Sehr eingehend beschreibt Pausanias Attika und ganz vorzüglich Athen selbst mit seinen Denkmälern, Gräbern, Triumphbögen, Tempeln und Säulengängen, seinem Aräopag und seiner Akademie. Von Attika wendet er sich nach Korinth und schildert dabei die Insel Aegina und Aeakus; im Weiteren durchstreift und bespricht er sehr anschaulich Lakonien mit Sparta, die Insel Kythere, Messenien, Elis, Achaïa, Arkadien, Böotien und Phokis; die Wege durch das Land und die Straßen der Städte werden speciell aufgeführt und ebensowenig eine Beschreibung der allgemeinen äußeren Erscheinung der verschiedenen Gegenden Griechenlands vergessen. Freilich bereichert Pausanias die Entdeckungen seiner Vorgänger durch keine einzige neue. Er war ein Reisender mit offenem Auge, der sich auf eine genaue Kenntnißnahme des Vaterlandes beschränkte, keineswegs aber ein Entdecker. Nichtsdestoweniger benutzten seine Arbeit alle Geographen und Commentatoren, welche über Hellas und den Peloponnes schrieben, und mit Recht nennt sie ein Gelehrter des 16. Jahrhunderts »eine Fundgrube ältester und seltenster Art«.
Etwa hundertdreißig Jahre nach dem griechischen Historiker unternahm ein chinesischer Reisender, ein Mönch seines Standes, gegen Ende des 4. Jahrhunderts eine wissenschaftliche Reise durch die westlich von China gelegenen Länder. Sein Bericht darüber ist uns erhalten geblieben, und man muß bezüglich desselben dem Urtheil Charton's beistimmen, der jene Reisebeschreibung, »für ein desto werthvolleres Monument betrachtet, als es uns weit außerhalb des gewöhnlichen Gesichtskreises unserer abendländischen Civilisation hinführt«.
Begleitet von einigen anderen Mönchen wollte Fa-Hian seine Wanderung nach der Westseite Chinas richten, wobei er mehrere Gebirgsketten überschritt und in das Land kam, welches heutzutage Kan-tcheou bildet und unsern der großen Mauer zu suchen ist. Dort schlossen sich ihm mehrere Samanier an. Sie setzten über den Fluß Cha-ho und zogen durch eine Wüste, welche Marco Polo achthundert Jahre später durchforschte. Nach siebzehntägiger Wanderung erreichten sie den Lobe-See, der im heutigen chinesischen Turkestan liegt. Von hier aus glichen sich alle Reiche, durch welche die frommen Männer kamen, bezüglich der Sitten und Gebräuche sehr auffallend. Nur die Sprache zeigte Verschiedenheiten.
Wenig befriedigt von dem ihnen im Lande der ungastlichen Ouigours zu Theil gewordenen Empfange, wandten sie sich nach Südosten, nach einem wüstliegenden Lande, dessen Wasserläufe sie nur mit größter Anstrengung überschritten. Nach einer Wanderung von fünfunddreißig Tagen kam die kleine Karawane in die Tatarei, und zwar in das Königreich Khotan, welches »mehrmals zehntausend Geistliche zählte«. Fa-Hian und seine Gefährten wurden hier in geräumigen Klöstern aufgenommen, wo sie nach einem Aufenthalte von drei Monaten bei der »Bilder-Procession« assistiren konnten; es ist das ein hohes, den Buddhisten und Brahmanen gemeinschaftliches Fest, zu dessen Feier die Bilder der Götter auf prächtig geschmücktem Wagen durch die mit Blumen besäeten und von wohlriechenden Dünsten erfüllten Straßen geführt werden.
Nach Schluß des Festes verließen die Mönche Khotan und begaben sich nach dem Königreiche, welches den heutigen Bezirk Kouke-yar bildet. Nach vierzehntägiger Rast finden wir sie weiter im Süden wieder, in dem Gebiete des heutigen Balistan, einem kalten, bergigen Lande, in dem nur noch Roggen zur Reise kommt. Dort benutzten die Geistlichen mit Gebeten beklebte Cylinder, welche der Strenggläubige ungemein schnell dreht (sog. Bete-Mühlen).
Von hier aus ging Fa-Hian nach dem östlichen Afghanistan über und brauchte einen vollen Monat zur Reise durch ein Gebirge, das stets mit Schnee bedeckt war und in dem er das Vorkommen giftiger, »Drachen« (jedenfalls größere Eidechsen) erwähnt.
Jenseits des genannten Berglandes befanden sich die Reisenden im nördlichen Indien, in der Provinz, welche die ersten, später den Sind oder Indus bildenden Wasseradern benetzen. Weiter gelangten sie nach Durchwanderung der Königreiche Ou-tchang, Su-ho-to und Kaan-tho-wei nach Fo-lou-cha, wahrscheinlich die Stadt Peichaver, zwischen Kabul und dem Indus, und vierundzwanzig Meilen weiter im Westen nach der Stadt Hilo, welche am Ufer eines Nebenflusses des Kabul-Stromes erbaut ist. Von allen genannten Städten schildert Fa-Hian vorzüglich die dem Gotte Foë geweihten Feste und Gebräuche, welche Gottheit übrigens mit Buddha indentisch ist.
Als sie Hilo verließen, mußten unsere Mönche die Hindu-Kousch-Berge erklimmen, die sich zwischen Tokharestan und Gandhara erheben. Auf diesen herrschte eine so strenge Kälte, daß einer von Fa-Hian's Begleitern umsank, um sich nie wieder zu erheben. Unter zahllosen Beschwerden erreichte die Karawane die noch jetzt vorhandene Stadt Bann; nachdem sie dann von Neuem den Indus in der Mitte seines Laufes überschritten, trat sie in das Pendjab ein.
Von da aus wandte sich die kleine Gesellschaft nach Südosten mit der Absicht, den nördlichen Theil der indischen Halbinsel zu durchziehen, gelangte nach Mathoura, einer Stadt der heutigen Provinz Agra, und bewegte sich nach Ueberschreitung der großen Salzwüste im Osten des Indus durch ein Land, welches Fa-Hian »das Central-Königreich« nennt, »dessen ehrsame und fromme Bewohner ohne Behörden, ohne Gesetze, aber auch ohne Verbrechen, ohne ihre Nahrung von irgend einem lebenden Geschöpfe zu beziehen, ohne Fleischer und Weinhändler glücklich leben in Ueberfluß und Freude, unter einem Klima, in dem Wärme und Kälte sich die Wage halten«. Dieses Reich aber ist Indien.
Weiter im Südosten besuchte Fa-Hian den jetzigen District Feroukh-abad, auf welchen der Legende nach Buddha, als er auf dreifacher Treppe mit kostbaren Stufen vom Himmel herabstieg, einst den Fuß setzte. Der geistliche Reisende verbreitet sich dabei ausführlich über die Satzungen des Buddhismus. Von da aus begab er sich zu einem Besuche nach der Stadt Kanndje, am rechten Ufer des Ganges, den er übrigens den Heng nennt. Hier ist vorzugsweise das Land Buddha's....