Trotz der rasanten Entwicklungen in der Pflegewissenschaft und -forschung in den letzten 20 Jahren ist in Deutschland die Forschungslage zur Geschichte der Pflegberufe wenig ausgebaut. Hier besteht aus mehreren Gründen noch ein großer Nachholbedarf. Unabhängig vom rein historischen Erkenntnisinteresse ist die Betrachtung der Pflegegeschichte von besonderer Bedeutung, weil durch sie Antworten auf aktuell offene Fragen gefunden werden können. So können durch eine systematische Aufarbeitung der Berufsgeschichte Erkenntnisse gewonnen werden, wie die Pflege - einschließlich der Pflegebildung - in Zukunft zu gestalten ist und welche Fehler es zu vermeiden gilt. Damit ist die historische Pflegeforschung nicht nur für alle Geschichtsinteressierten sondern auch für Berufspolitiker und für alle an der Berufspolitik interessierten Personen von Bedeutung. Auf der Grundlage einer historisch-kritischen Geschichtsforschung wird in diesem Buch dargestellt, wie es in Deutschland zur Entstehung und Entwicklung der Altenpflegeausbildung und damit zur Entstehung eines staatlich anerkannten Berufs zur Pflege und Betreuung alter Menschen kam. Die Autorinnen nehmen im Rahmen ihrer Untersuchung die sozialpflegerische Ausrichtung des Berufes kritisch in den Blick. Durch die systematische Untersuchung von bereits vorliegendem Quellenmaterial und den Aussagen einer Zeitzeugin rekonstruieren sie die Entstehung und Entwicklung der Altenpflegeausbildung in Deutschland - konkret für das Bundesland Nordrhein-Westfalen, indem die ersten Lehrgänge zur beruflichen Altenpflege durchgeführt wurden. Diese historische Pflegeforschung gibt Auskunft darüber, weshalb es gerade in Deutschland zur Entwicklung eines spezifischen Berufes für die Pflege alter Menschen kam. Gleichzeitig wird herausgestellt und beschrieben, welcher Widerspruch von Beginn an zwischen Berufsidealen und Arbeitsbedingungen vorlag. Es wird aufgezeigt, wie sich im Laufe von vier Jahrzehnten die Arbeitsfelder der Krankenpflege und der Altenpflege und damit ihrer Ausbildungsgänge unaufhaltsam einander näherten und welche Faktoren hierfür verantwortlich sind.
Cornelia Kühn-Hempe, geb. 1968, und Mechthilde Heumer, geb. 1961, studierten Pflegepädagogik an der Katholischen Hochschule Köln.
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