Magengrummeln und Verdauungsbeschwerden? Häufig stecken Unverträglichkeiten dahinter, von denen die Erkrankten nichts ahnen. Mit der richtigen Lebensmittelauswahl lassen sich die Beschwerden nicht nur lindern, bestenfalls verschwinden sie ganz.
Wenn der Körper nicht in der Lage ist, bestimmte Bestandteile der Nahrung zu verdauen, kommt es zu Beschwerden. Überempfindlichkeiten sind weit verbreitet, werden aber oft nicht erkannt. Für die Betroffenen bedeutet das, dass sie geduldig ausprobieren müssen, wie viel sie wovon vertragen. Häufig kommt es auch vor, dass jemand mehrere Unverträglichkeiten gleichzeitig hat. Das kann nicht nur den Spaß am Essen verderben, sondern zu einer regelrechten Angst vor dem Essen führen.
Fruktose: die Obergrenze finden
Die Fruktoseintoleranz ist eine Überempfindlichkeit gegen Fruchtzucker, also gegen den Zucker, der ausgerechnet im sonst so gesunden Obst steckt. Wer daran erkrankt ist, muss nicht auf alles, was Fruchtzucker enthält, verzichten, sondern sich an die individuelle Obergrenze herantasten. Zuerst meiden die Patienten dabei etwa vier Wochen lang alles, was Fruchtzucker enthält. Schon nach ein paar Tagen sollten die Beschwerden nachlassen.
Von der fünften Woche an können sie testen, wie viel sie von welchen beschwerdeauslösenden Lebensmitteln vertragen. Wenn sie gleichzeitig glukosehaltige Lebensmittel essen, bessert sich die Symptomatik.
In der dritten Stufe wird dann ein Speiseplan zusammengestellt, an dem sich die künftige Dauerernährung orientiert. Ist die Krankheit nicht angeboren (denn dann handelt es sich um eine seltene, die sogenannte hereditäre Form), vertragen die Betroffenen Fruktose in geringen Mengen.
Laktose: auch Veganes ist geeignet
Bei der Laktoseintoleranz kommt es zu Völlegefühl, Durchfall oder Blähungen, wenn man Milch, Milchprodukte oder Fertiggerichte mit verstecktem Milchzucker (Laktose) verzehrt. Die Betroffenen haben einen Laktasemangel oder ihnen fehlt das Enzym vollständig (Letzteres ist sehr selten). Ohne Laktase landet der Milchzucker unverdaut im Dickdarm, wo er Beschwerden verursacht. In der Natur kommt Milchzucker eigentlich nur in Milch vor. Schwierig ist es für Betroffene heute, weil Laktose und Milch auch in vielen Fertigprodukten enthalten sind – von Gebäck über Wurst bis zu Tabletten. Dieser Zusatz muss jedoch auf der Zutatenliste klar ausgewiesen sein. Meist vertragen Personen mit Laktoseintoleranz etwas Milchzucker und können Joghurt und Käse essen. Lang gereifte Hart- und Schnittkäse wie Gouda, Emmentaler oder Parmesan sind praktisch frei von Laktose.
Pflanzendrinks bieten einen guten Ersatz für Milch.
Umstritten: Histaminunverträglichkeit
Der Botenstoff Histamin steckt zum Beispiel in Sauerkraut, Tomaten, Nüssen, Zitrus- und Hülsenfrüchten, Weizenkeimen, geräuchertem Fisch, Wurst und lange gereiftem Käse. Auch Alkohol, schwarzer Tee, Matetee oder Farbstoffe enthalten Histamin. Nimmt der Körper sehr viel davon auf oder kann es nicht richtig regulieren, kommt es bei manchen Menschen zu Vergiftungserscheinungen wie Herzrasen, Blutdruckabfall, Hautrötungen oder Durchfall.
Die meisten Betroffenen fühlen sich mit einer histaminarmen Ernährung besser. Eine Histaminunverträglichkeit im Sinne einer Krankheit ist allerdings wissenschaftlich noch umstritten.
Neues aus der Forschung
Bisher ungeklärte Krankheitsbilder wie Fibromyalgie, chronisches Erschöpfungssyndrom (CFS), Reizdarm und auch Histaminintoleranz könnten im Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS) ihre Ursache haben. Die Krankheit wird mit Blut- und Urinuntersuchungen und einer Magen- oder Darmspiegelung diagnostiziert und lässt sich mit Medikamenten behandeln.
Bei dieser Erkrankung, die möglicherweise bis zu 17 Prozent der Bevölkerung betrifft, kommen Mastzellen zu häufig vor oder sie werden falsch gesteuert – zum Beispiel durch Stress oder bestimmte Nahrungsmittel. Das führt zu Symptomen wie Blähungen, Übelkeit, Durchfall, Luftnot, Reizhusten, Herzrasen, Blutdruckschwankungen, Muskelschmerzen, Hautjucken, Schwindelgefühlen, Schlafstörungen oder depressiven Episoden, um nur einige zu nennen. Mastzellen gehören zum Immunsystem. Sie kommen überall im Körper vor – insbesondere da, wo die Außen- auf die Innenwelt trifft, also an der Haut, an den Schleimhäuten der Atemwege und im gesamten Verdauungstrakt. Sie gehören zu den ersten Zellen, die auf Eindringlinge wie Viren, Bakterien und Gifte reagieren. Dabei können sie mehr als 200 Botenstoffe freisetzen. Die bekanntesten sind Heparin, Tryptase und Histamin. Die von MCAS Betroffenen müssen bestimmte Nahrungsmittel, Medikamente und auch psychische Belastungen meiden. Dafür ist es sinnvoll, ein Ernährungsprotokoll zu führen.
Die Ernährungs-Docs
Ob Sie abnehmen, eine Magen-Darm-Erkrankung bekämpfen, Schmerzen lindern oder einfach nur gesünder leben möchten – am Anfang einer Ernährungsumstellung hat sich ein Ernährungstagebuch bewährt (eine Vorlage liegt diesem Buch bei). Darin notieren Sie idealerweise alles, was Sie im Laufe des Tages essen und trinken.
Halten Sie auch fest, wie viel Sie sich bewegen und wann es zu welchen Beschwerden kommt. Dies dient nicht nur dazu, dass Sie sich bewusst machen, was Sie alles essen. Die Notizen stellen auch die Basis für einen individuellen Ernährungsplan dar, der mithilfe Ihres Arztes oder Ernährungsberaters erstellt wird. Achten Sie darauf, dass Sie Ihr Ernährungstagebuch immer dabeihaben. Auch Snacks sollten notiert werden. Protokollieren Sie immer sofort und nicht erst am Abend – mindestens an sieben aufeinanderfolgenden Tagen, also auch am Wochende.