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Die Frau als Ware? Ursachen von Frauenhandel und Zwangsprostitution und Lebensumstände betroffener Frauen

AutorJessica Bangisa
VerlagDiplomica Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl98 Seiten
ISBN9783842849112
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Migration und Zuwanderung nach Deutschland sind Thematiken, die in den Medien, auf politischer Ebene und in der Fachliteratur seit Jahrzehnten stark kontrovers diskutiert werden. Seit der Anwerbung von Gastarbeitern in den 1950er Jahren und dem damit zusammenhängenden Zuzug von Familienangehörigen ist die Zahl der Ausländer bis in die 1990er Jahre stark angestiegen. Als politische Konsequenz wurden in der Folge die Ausländergesetze und Einwanderungsbestimmungen immer restriktiver. Daraus resultierte eine verstärkte illegale Einwanderung. Einen Teilbereich dieser irregulären Migration stellt der Frauenhandel dar, bei dem Frauen aus wirtschaftlich benachteiligten Ländern mit Hilfe von Schleppern nach Deutschland migrieren. Dieser Problematik wird gerade in den letzten Jahren auf internationaler Ebene vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt, vor allem angesichts tagespolitscher Geschehnisse und internationaler Krisenherde auch vor der 'eigenen Haustür', sodass der Zustrom von betroffenen Frauen weiterhin zunimmt. Dieser Arbeit liegen folgende Fragestellungen zugrunde: Wie stellt sich das Phänomen Frauenhandel insgesamt dar? Wie wird Frauenhandel gesetzlich reglementiert und strafrechtlich verfolgt? Wie stellt sich die Lebenssituation der betroffenen Frauen in Deutschland dar? Welche Antworten und Lösungsstrategien werden für dieses gesellschaftliche Phänomen gefunden?

Jessica Bangisa, Diplom-Sozialpädagogin, wurde 1980 in Wolfenbüttel geboren. Ihr Studium der Sozialen Arbeit an der Fachhochschule Braunschweig /Wolfenbüttel schloss die Autorin im Jahre 2004 mit dem Diplom erfolgreich ab. Durch ihre Arbeit mit Migranten in der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber und in der Flüchtlingsberatungsstelle entstand die Grundlage für dieses Buch.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3.1, Geschichte des Frauenhandels: Der Handel mit Frauen zwischen verschiedenen Staaten, aber auch innerhalb eines Landes ist kein neues Phänomen, sondern in vielen historischen Zusammenhängen zu finden. So wurden bereits in der Antike Sklavinnen zum Zweck sexueller Dienstleistungen gehandelt. Dementsprechend finden sich in historischen Quellen immer wieder Angaben über das Vorkommen von Frauenhandel. Frauenhandel wurde aber über die Jahrhunderte unterschiedlich verstanden und beurteilt. Oft werden Prostitution und Frauenhandel als notwendig miteinander zusammengehörig assoziiert. So wurde Prostitution noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts gleichgesetzt mit Frauen- und Mädchenhandel. Anfang des 19. Jahrhunderts bezogen sich alle Veröffentlichungen zum Thema Frauenhandel auf Handel mit Prostituierten, Rahmenbedingungen von Prostitution, die Sklaverei ähneln und auf Prostitution selbst. 'Prostitution und Frauenhandel sind aber zwei verschiedene Vorgange. Frauenhandel kann dementsprechend jedenfalls nicht gleichbedeutend mit Prostitution an sich sein'. Frauenhandel entwickelte sich an unterschiedlichen Orten mit Frauen der verschiedensten Nationalitäten. 'Nach Ansicht der Geschichtswissenschaftler und der zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstehenden feministischen Bewegung um Josephine Butler hing der sich damals neu entwickelnde Frauenhandel unmittelbar mit der Einführung der Regulierung von Prostitution zusammen'. Die Regulierung der Prostitution wurde im Zuge der französischen Revolution als hygienische Maßnahme erst in Frankreich, dann in Deutschland und schließlich in ganz Europa eingeführt. Mit dem Ziel der Verbesserung hygienischer Verhältnisse wurden die Prostituierten staatlich registriert und mussten sich regelmäßig Zwangsuntersuchungen unterziehen. Durch die Regulation wurde Prostitution gleichzeitig staatlich anerkannt. Es kam in diesem Zusammenhang zur Bildung von Rotlichtvierteln. Die dort herrschende Anonymität führte dazu, dass die Prostituierten aus der Gesellschaft ausgegrenzt und damit für Dritte leichter ausbeutbar wurden. Abolitionismus und Prostitutionsbewegung: Anfang des 20. Jahrhunderts gründete sich eine neue feministische Bewegung, deren Ziel es war, die Position von Frauen in der Gesellschaft allgemein zu verbessern. Ein wesentliches Hindernis für die Verwirklichung dieses Ziels sah die Bewegung in der Existenz von Prostitution und Frauenhandel. Nach Auffassung der Feministinnen führte die staatliche Anerkennung der Prostitution zu einer weiteren Verbreitung von Frauenhandel. 'Unter Frauenhandel verstand man vor allem erzwungene Prostitution, wobei allerdings viele Vertreterinnen der feministischen Bewegung explizit davon ausgingen, dass Prostitution als solches eine Versklavung von Frauen darstelle, keine Frau diese freiwillig ausübe und es gelte, die Prostitution als solche abzuschaffen'. Der Protest richtete sich gegen die staatlich reglementierte Ausbeutung von Frauen und verlangte die Abschaffung aller Regelungen, die die Existenz von Prostitution förderten. Aufgrund der Intention, die Prostitution abzuschaffen, wurde die Bewegung auch abolitionistische Bewegung genannt (abolition = engl. Abschaffung). 'Die Bewegung mündete schließlich in die ersten internationalen Konventionen des Völkerbundes von 1904, 1910 und 1924 gegen Frauenhandel und letztlich in die Konvention zur Unterdrückung des Menschenhandels und der Ausbeutung von Prostituierten von 1949' (siehe 2.4.2, S.6). Obwohl das Phänomen Frauenhandel auch nach Verabschiedung der Konventionen an verschiedenen Orten der Welt nahezu unverändert auftrat, wurde es in der Folge lange Zeit öffentlich nicht als Problem wahrgenommen, bis sich Anfang der 1980er Jahre abermals eine Bewegung zur Bekämpfung des Frauenhandels bildete. Anders als zuvor entstanden nun zwei inhaltlich von verschiedenen Grundeinstellungen ausgehende Bewegungen: die neoabolitionistische und die Prostitutionsbewegung. Beide Strömungen existieren noch heute. Die Neoabolitionisten sehen in der Prostitutionsausübung und deren Legalisierung den Kernpunkt patriarchaler Unterdrückung, den es durch die Abschaffung der Prostitution zu bekämpfen gilt. Dagegen hält die Prostitutionsbewegung die Ausübung der Prostitution für eine reguläre berufliche Tätigkeit und setzt sich für die Rechte der in der Sexindustrie tätigen Frauen ein.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Die Frau als Ware?1
Inhaltsverzeichnis3
1. Einleitung5
2. Definitionen des Menschenhandels7
2.1 Europarat7
2.2 IOM7
2.3 Ministerrat der Europäischen Union8
2.4 Definitionen der internationalen Staatengemeinschaft8
2.5 Analyse der Definitionskriterien10
2.6 Eigener Ansatz11
3. historische Entwicklung und aktuelles Ausmaß13
3.1 Geschichte des Frauenhandels13
3.2 Ausmaß des gegenwärtigen Frauenhandels15
4. Hintergründe von Migration und Frauenhandel16
4.1 Frauen und Migration16
4.2 Migration und Frauenhandel18
4.3 Auslösende und aufrechterhaltende Bedingungen für den heutigen Frauenhandel
19
4.4 individuelle Entscheidung zur Migration24
4.5 Portraits der betroffenen Frauen26
5. Herkunftsländer im zeitlichen Wandel28
6. Die Situation der Frauen in den Herkunftsländern am Beispiel30
6.1 Thailand30
6.2 Dominikanische Republik33
6.3 Osteuropa35
7. Schleusungswege und –methoden38
7.1 Anwerbemethoden38
7.2 Kontaktaufnahme und Ablauf39
7.3 Transport und Einreise40
7.4 Fluchtverhinderung42
7.5 Sexuelle Ausbeutung44
8. Organisationsformen des Frauenhandels45
8.1 private Zuhälterei / Gelegenheitshändler45
8.2 organisierter Frauenhandel46
9. Prostitution in Deutschland48
9.1 Umfang48
9.2 Nachfrage der Freier48
9.3 Prostitutionsbereiche und –formen49
9.4 Charakteristika der Prostituierten50
10. Rechtliche Regulierung von Prostitution und Frauenhandel52
10.1. gesetzliche Regelungen zur Prostitution52
10.2. Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung55
10.3 gesetzliche Regelungen zum Menschenhandel55
10.4 Gesetz zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten
56
10.5 Das Bundesseuchengesetz57
10.6 Sozialrecht58
10.7 Steuerrecht58
10.8 Ausländerrecht59
11. Die Situation der ausländischen Prostituierten in der Bundesrepublik62
11.1 Arbeitsbedingungen62
11.2 Gesundheitssituation63
11.3 soziale Situation65
12. Strategien gegen Frauenhandel in Deutschland67
12.1 verstärkte Einreisebeschränkungen67
12.2 Razzien67
12.3 strafrechtliche Verfolgung68
12.4 Abschiebung der Frauen69
12.5 internationale behördliche Zusammenarbeit71
13. Ansatzpunkte sozialer Arbeit zur Unterstützung betroffener Frauen73
13.1 aufsuchende Sozialarbeit /Streetwork74
13.2 Betreuung von Opferzeuginnen74
13.3 Begleitung im Zeugenschutzprogramm76
13.4 Psychosoziale Betreuung78
13.5 Rückkehrhilfe78
14. Abschließende Betrachtung / Fazit80
15. Literaturverzeichnis84
16. Anhang86

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