1. Singles heute
Singles sind als Gruppe nicht leicht zu beschreiben. Man kann sie in mindestens fünf Kategorien einteilen – und sie alle sind grundverschieden. Die größte Gruppe stellen die Ledigen dar, aber auch die anderen verdienen unsere Aufmerksamkeit. Hier sind also die fünf Kategorien:
1. Noch-Nie-Verheiratete. Das Durchschnittsalter für die erste Eheschließung ist in westlichen Ländern relativ hoch – häufig sind die Partner schon Ende zwanzig, wenn sie heiraten. Das bedeutet ganz praktisch, dass die meisten Menschen Anfang bzw. Mitte zwanzig noch unverheiratet sind.
2. Geschiedene. Die Zahl der Scheidungen pro Jahr ist etwa halb so groß wie die Anzahl der Ehen, die geschlossen werden – Tendenz steigend. Die „Lebenserwartung“ unserer Ehen ist also nicht besonders hoch.
3. Getrennt lebend, aber nicht geschieden. Das sind Menschen, die zwar offiziell verheiratet sind, aber nicht mehr unter einem Dach leben. Ihr Lebensstil entspricht mehr dem von Singles als dem von Verheirateten. Das Getrenntleben ist allerdings normalerweise ein Übergangsstatus: Die Betroffenen versöhnen sich entweder mit ihrem Partner oder sie vollziehen über kurz oder lang die Scheidung.
4. Verwitwete. Bei dieser Gruppe herrscht deutlich ein Ungleichgewicht der Geschlechter: Etwa vier von fünf Erwachsenen, die durch den Tod des Ehepartners sozusagen wieder zu Singles geworden sind, sind Frauen.
5. Alleinerziehende. Natürlich sind viele Alleinerziehende geschieden. Aber immer mehr Singles mit Kind waren nie verheiratet. Daher ist auch eine immer größere Zahl der Ledigen der Gruppe der Alleinerziehenden zuzuordnen.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Schon dieser kleine Überblick über die Kategorien, in die sich Singles einteilen lassen, macht deutlich, dass sie keine einheitliche Gruppe darstellen. Allerdings sind ihnen die Erfahrungen gemeinsam, die unser aller Leben als Menschen ausmachen: Sie versuchen sich selbst zu verstehen und ihren Platz im Leben zu finden. Jeder Single ringt mit Fragen nach Gut und Böse, nach Werten und Maßstäben, und jeder macht sich so seine Gedanken über Beziehungen und darüber, was das Leben lebenswert macht. Und hinter all diesen Fragen steht das Bedürfnis eines jeden Menschen, Liebe auf einer gefühlsmäßigen Ebene zu geben und zu empfangen.
Egal, welcher Kategorie Sie sich zugehörig fühlen: Als Single ist es Ihnen wichtig, die Liebe der Menschen zu spüren, die Ihnen viel bedeuten. Und Sie möchten mit dem Bewusstsein leben, dass andere auf die Liebe angewiesen sind, die Sie zu geben haben. Liebe zu geben und zu empfangen ist für Ihr Wohlbefinden als Single genauso entscheidend, wie es für Verheiratete ist. Wenn Sie sich geliebt und gebraucht fühlen, sind Sie den Anforderungen und dem Druck des Lebens gewachsen. Ohne Liebe kann das Leben dagegen unglaublich trostlos sein.
Ein Heiligenschein aus Metall
Robert ist ein gutes Beispiel für die Macht der Liebe, auch wenn die Probleme des Lebens überwältigend scheinen. Ich lernte Robert bei einem meiner Ausflüge zum Grand Canyon kennen. Ich bemerkte ihn und zwei ältere Erwachsene, die ihn begleiteten. Er war kaum zu übersehen, weil er einen Stützapparat am Rücken trug, der in einer Art Heiligenschein über seinem Kopf endete. Ich lächelte und nickte ihm freundlich zu, was meine Art der Begrüßung ist.
Robert ging gleich darauf ein: „Hallo, hoffentlich gefällt es Ihnen hier!“ Sein Lächeln war so einladend, dass ich gleich mit ihm ins Gespräch kam. Es stellte sich heraus, dass er beim Wandern einen Unfall gehabt und schwere Rückenverletzungen davongetragen hatte. Die beiden älteren Erwachsenen waren seine Eltern.
Die drei planten schon seit zwei Jahren einen Ausflug zum Grand Canyon. Im ersten Jahr hatte ihnen das Geld gefehlt, und sie hatten ihre Pläne verschoben. Im nächsten Jahr hatte Robert seinen Unfall, und die Familie konnte nicht weg von zu Hause. Jetzt, da es ihm etwas besser ging, waren sie zum Grand Canyon gekommen. Ursprünglich hatten sie geplant, zum Fuß des Canyons zu wandern. Diese Pläne hatten sie nun geändert, aber nicht ganz aufgegeben: Sie wollten die Woche stattdessen damit verbringen, das großartige Panorama zu genießen.
Robert hatte seinen Rollstuhl so aufgestellt, dass er einen einzigartigen Ausblick auf den Pfad und die Schlucht hatte, und er sog, wie auch seine Eltern, die Aussicht regelrecht ein. Ich beglückwünschte sie dazu, ihren Traum verwirklicht und nicht aufgegeben zu haben, und wünschte ihnen alles Gute.
Mein Sohn und ich setzten unsere Tour durch den Canyon fort, aber am Ende der Woche stieß ich in der Lobby unseres Hotels wieder auf Robert. Weil wir uns vorher schon begegnet waren, kam er mir fast vor wie ein alter Freund. Wir saßen einfach da und redeten zwei Stunden lang miteinander. Robert erzählte mir von dem Sturz und wie die Sanitäter, die ihn mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus flogen, sich um ihn bemüht hatten. Er berichtete von den Schmerzen und von den schweren inneren Kämpfen ganz zu Anfang, als ihm bewusst wurde, dass er möglicherweise nie wieder würde laufen können. Er war immer wieder knapp der Depression entgangen, hatte den Arbeitsplatz, den man ihm vor seinem Unfall in Aussicht gestellt hatte, verloren und musste viele Wochen Physiotherapie über sich ergehen lassen.
Als ich ihn fragte, wie er nach all dem immer noch so vor Energie sprühen konnte, lautete seine Antwort schlicht: „Ich habe viel Liebe erfahren.“ Und er erzählte weiter: „Sonst hätte ich das nie durchgestanden. Mama und Papa haben mich durch diese ganze Zeit hindurchgetragen. Und dann hatte ich noch eine Freundin – wir sind kein Paar, sie ist einfach eine gute Bekannte, die mich in diesen ersten Wochen jeden Tag besuchen kam. Ich glaube nicht, dass ich ohne sie durchgekommen wäre. Sie hat mir Hoffnung vermittelt. Sie hat mir Mut gemacht vor all den schwierigen Behandlungen und sie hat viel mit mir gebetet. Für mich hatte vorher noch nie ein Mädchen gebetet. Irgendetwas an der Art, wie sie über Gott sprach, hat mir unglaublich viel Hoffnung gegeben. Ihre Worte sind wie Regen auf mein ausgetrocknetes Gefühlsleben gefallen. Wir sind immer noch gut befreundet. Ihre Liebe und die meiner Familie hat mich bis hierhin gebracht.“
Und dann fügte er ein bisschen nachdenklich hinzu: „Ich hoffe, dass ich irgendwann einmal einem anderen Menschen so helfen kann, wie sie mir geholfen haben.“
Die Macht der Liebe
Robert ist der lebende Beweis – nicht nur für die Macht der Liebe, sondern auch für das Bedürfnis alleinstehender Erwachsener, geliebt zu werden und andere zu lieben. Die Liebe ist der Mörtel, der alle zwischenmenschlichen Beziehungen zusammenhält. Sie wird immer unsere Werte und Grundüberzeugungen bestimmen. Und ich bin darüber hinaus überzeugt, dass Singles auf ihrer Suche nach Sinn vor allem nach Liebe suchen.
Deswegen drängt es mich, dieses Buch über die fünf Sprachen der Liebe zu schreiben. Was Sie auf den nächsten Seiten lesen, könnte jeden Bereich Ihres Lebens von Grund auf verändern. Natürlich wird es Sie Zeit kosten, das Buch durchzuarbeiten, aber ich kann Ihnen versichern, dass es sich lohnt. Vermutlich haben Sie eine Menge Zeit investiert, um die „Sprache“ der Computer zu lernen – und Sie haben Gewinn daraus gezogen. Leider haben die meisten Erwachsenen mehr Ahnung von Computern als von der Liebe, und der Grund dafür liegt auf der Hand: Sie haben einfach mehr Zeit damit verbracht, etwas über ihren Computer herauszufinden als damit, mehr über die Liebe zu lernen.
Etwas fehlt uns
Ich muss Professor Leo Buscaglia zustimmen. Er schreibt:
Psychologen, Psychiater, Soziologen, Anthropologen und Pädagogen haben durch ungezählte Studien immer wieder darauf hingewiesen, dass die Liebe „ein Gefühl oder ein Verhalten“ ist, „das man lernt und einübt“. ... Die meisten von uns verhalten sich dagegen so, als müsste man die Liebe nicht erlernen – als läge sie irgendwo in jedem Menschen in einer Art Dornröschenschlaf und wartete nur darauf, aufgeweckt zu werden und voll zum Ausdruck zu kommen. Die meisten warten ihr ganzes Leben lang vergeblich auf diesen Moment. Wir scheinen die ganz offensichtliche Tatsache übersehen zu wollen, dass die meisten von uns das ganze Leben lang nach Liebe suchen, in der Liebe zu leben versuchen – und dann sterben, ohne sie je wirklich gefunden zu haben.1
Ich habe die vergangenen dreißig Jahre meines Lebens damit verbracht, Menschen dabei zu helfen, anderen Menschen auf einer gefühlsmäßigen Ebene nahezukommen, d.h. Liebe geben und empfangen zu können. Und ich verspreche allen Singles – ob ledig, ob schon ein- oder mehrmals verheiratet: Sie werden entdecken, wie man Liebe geben und empfangen kann, wenn Sie die Ratschläge auf den nächsten Seiten durchdenken und zur Anwendung bringen. Ihnen wird klar werden, was in einigen Ihrer bisherigen Beziehungen gefehlt hat, und Sie werden lernen, stattdessen gesunde, stabile Beziehungen aufzubauen, indem Sie die Liebessprachen der Menschen um Sie her erlernen.
Viel Schmerz, den Menschen in gestörten Beziehungen erleben, rührt daher, dass die Beteiligten sich nie die Mühe gemacht haben, sich mehr mit der Liebe auseinanderzusetzen. Auf den nächsten Seiten werden Sie von vielen erwachsenen Singles aus allen Kategorien und...