4.1 Interview I
Interviewer: D. K. Nummer des Interviews: 1 Datum/Ort: 11.7.15, Berlin
Demographische Angaben zum Interviewpartner:
Geschlecht: weiblich Alter: 22
Familienstand: ledig
Ausbildung/Beruf: Studentin Aktuelle Wohnsituation: alleine
Die Interviewpartnerin ist eine 22-jährige Studentin (C.) des Studienganges Journalismus an der Hochschule für Medien Kommunikation und Wirtschaft (HMKW) in Berlin. Sie befindet sich momentan im 4. Semester.
Die Durchführung des Interviews fand ohne weitere Personen statt und verlief reibungslos. Nach einem vorherigen persönlichen Gespräch über das Thema Arbeit und die Generation Y meldete sich C. freiwillig für das Interview, da sie sich mit der Forschungsfrage identifizieren konnte. Wir trafen uns in ihrer Wohnung, wodurch eine sehr entspannte Arbeitsatmosphäre entstand.
Das Interview wurde mit einem Mobiltelefon in der Küche aufgenommen.
Nach einer kurzen Einführung bezüglich der zu behandelnden Thematiken began C. meine Fragen zu beantworten. Dieser Prozess ging durchgehend flüssig von statten, wodurch die Gesprächssituation auch asymmetrisch blieb und keine längeren Pause im Verlauf des Interviews entstanden. C. machte einen sehr kompetenten Eindruck. Als Studentin mit umfangreicher Arbeitserfahrung in Nebenjobs konnte sie ihre Ziele, Wünsche und Vorstellungen zum zukünftigen Arbeitgeber gut verbalisieren.
Für C. stellt die Arbeit „eine Selbstverwirklichung“ dar. Sie bezeichnete diese als ihr „halbes Leben“: Arbeit sei für sie nicht Mittel zum Zweck, sondern kennzeichne einen großen Teil ihrer Selbstverwirklichung und der eigenen Identifikation. Ebenso führte sie an, das „Arbeit dafür da sein sollte, um den Lebensunterhalt zu bestreiten“. Wie auch für andere Vertreter der Generation Y nimmt Arbeit im Alltag mit einem hohen Fokus auf die Work-Life-Balance einen großen Stellenwert ein. (Boße, 2012)
Somit sehe C eine Schwierigkeit darin, tagsüber einen „Cut zu finden“. Besonders in Teamarbeiten falle ihr das schwer. Ebenso unangenehm empfinde sie es, „andere Machen zu lassen“. Laut der IP würden ihre Einstellungen und Erfahrungen aus der Zeit ihrer Praktika stammen, welche sie in großer Zahl nach dem Abitur absolviert hätte. In dieser Zeit habe sie in Redaktionen und mit vielen verschiedenen Menschen zusammen gearbeit. Aus der Praxis konnte sie sich auf den heutigen Tag ein Bild von der „perfekten Arbeit“ machen.
Sie betonte, dass die Arbeit in „relativ kleinen Teams“ ihr leicht falle, obwohl „Endziele“ auch mit einer hohen Verantwortung versehen sein könnten. Die praktische Erfahrung im Betrieb habe ihr beigebracht. „mich nicht selbst zu überarbeiten“. Dennoch bräuchte sie „Herausforderungen in meiner Arbeit, sonst würde ich nicht glücklich werden“.
Laut C. sei die Qualität eines Arbeitgebers häufig schon im Bewerbungsverfahren abzusehen. Als wesentliche Indikatoren mache sie aus, ob der Arbeitgeber selber beim Vorstellungsgespräch anwesend sei und sich persönlich ein Bild vom Bewerber mache. Sie hätte oft „ohne Vorstellungsgespräch direkt den Arbeitsplatz“ durch Abschicken des Lebenslaufs bekommen.
Bezüglich der Attraktivität eines Unternehmens erklärte C., dass auschlaggebende Kriterien „Name und die Größe des Unternehmens“ wären. Sie halte nichts von „kollegialen Verhältnissen zum Arbeitgeber“, da Strukturen in einem Unternehmen genauso wichtig seien wie Hierarchien. Hier geht sie konträr zu der weitverbreiteten Ansicht, dass die Generation Y Hierarchien & Autoritäten auf den Prüfstand stellen würde. (Accenture, 2008)
C. spricht zwar von einer „klaren Grenze zwischen Privat- und Berufsleben“, gibt jedoch an, dass es „gerade in der Kreativbranche, in der ich bin, doch ein sehr fließender Übergang“ sei. Sie versuche, Arbeit nicht mit nach Hause zu nehmen.
Optimale Arbeitsbedingungen bestünden für C. in einem frühen Beginn des Arbeitstages „relativ früh gegen acht Uhr“. Teamwork sollte bestehen, allerdings ausschließlich mit einer klaren Struktur. Mit Teamarbeit habe die IP eher negative Erfahrungen gesammelt: Sie bevorzuge insgesamt Einzelarbeit über Teamarbeit, da sie dort „klarer konzentriert“ sei. Eine gerechte Aufgabenverteilung sei ebenso obligatorisch wie feste Strukturen und eine klare Kommunikation zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
Besonders wichtig sei ein „respektvoller und wertschätzender Umgang“ zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Damit entspricht das geschilderte Wertesystem größtenteils dem der zehn erstgenannten Motivationskriterien (Kienbaum, 2009/2010) der Generation Y, wobei der Wunsch nach einer fest definierten Arbeitszeit konträr zu den empirischen Ergebnissen steht.
Die Generation Y fordert interessante und spannende Aufgaben vom Arbeitgeber: Abwechslung und Herausforderungen werden gesucht, Routinearbeiten eher gemieden. (Kienbaum, 2009/2010)
Auch C. wünsche sich anspruchsvolle und herausfordernde Aufgaben innerhalb ihres Arbeitsgebiets. Sie könne sich nichts Schlimmeres vorstellen, als Aufgaben zu erfüllen, bei denen Sie nur „Sachen abarbeiten muss.“ Im Gegensatz dazu wünsche sie sich ein kollegiales Verhältnis. Ihren Wunsch Projektleiterin zu werden begründet sie mit dem Bedürfnis „Verantwortung zu tragen“.
Sie sei sich sehr sicher, dieses Ziel realisieren zu können. Nach ihren Angaben verfüge sie über ausreichend „Gradlinigkeit und Disziplin“. Allgemein tendieren Mitglieder der Generation Y zu einer gering gesteigerten Selbstwirksamkeit im Vergleich mit den Generationen X und den Baby Boomern. (Alexy, 2013)
Die IP schilderte, dass ihr idealer Arbeitgeber „kompetent, professionell und kompromissbereit“ sein müsse. Dabei gebe sie dem professionellen Umgang mit Vorgesetzten vor einem kollegialen Umgang den Vorzug und wünsche sich eine Mentorenbeziehung, in der sie gefordert und gefördert werden würde. Im Kontext der Familie wäre es ihr wichtig, im Notfall auch die Arbeit flexibel anpassen zu können. Im Falle einer „familiären Notsituation“ müsse ihr zukünftiger Arbeitgeber Verständnis haben.
Zukünftig würde C. gerne in der Kreativ-Branche arbeiten, eine eigene Agentur gründen und in 15 Jahren „eine der bekanntesten Agenturen Deutschlands“ besitzen.
Von der Selbstständigkeit verspreche sie sich „viel von der Welt sehen zu können“ und sehe die Expansion ihrer Agentur als realistische Möglichkeit. Als wichtigsten Punkt für die Wahl einer Stelle erklärte sie, es sei „wichtig, sich mit seinem Arbeitgeber zu identifizieren“, sonst könne sie nicht für ihn arbeiten.
Die grafische Darstellung des Arbeitsmarktes fiel C. sichtlich schwer. Insbesondere zu Beginn kommentierte sie mit „ist gar nicht so leicht“ die Startschwierigkeiten bezüglich der darstellenden Aufgabe. In ihrer Karte seien die Verbindungspfeile zwischen den Großunternehmen, mittelständische Unternehmen, kleine Unternehmen und Startups „Anforderungen“ Anforderungen würden für Arbeitnehmer und Arbeitgeber zugleich gelten.
Die erste Assoziation „Kampf“ mit dem Arbeitsmarkt und der Rolle des Arbeitsnehmers erkläre sie sich dadurch, dass sie insgesamt den Arbeitsmarkt als hart umkämpft empfinde und besonders in der Kreativ-Branche des Medienbereichs persönlichen Bezug herstellen könne. Das emotionale Empfinden des Arbeitsmarktes steht im Fall der Generation Y im starken Bezug zu dem Wunsch nach der Sicherheit eines Arbeitsplatzes und der Angst, keine Anstellung zu finden: Knapp jeder zweite Vertreter der Generation Y schätzt die Chance, einen Job zu finden, für gering ein. (Orizon, 2014)
Besonders schwer fiel es C., die von ihr erstellte Gliederung des Arbeitsmarktes zu erklären. Sie führte an, dass Arbeitnehmer „features“ mit sich brächten, die ebenso wie „benefits“ in Wechselwirkung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer stünden. Tiefergehend konnte sie das Gezeichnete jedoch nicht erklären, stotterte leicht („Die und die, die, die, die benefits, die eben so ein Arbeitgeber mit sich bringt), und erklärte zuvor, sie „male jetzt einfach irgendetwas auf“.
4.1.6 Unternehmensformen
C. führte im Interview an, familiengeführte Unternehmen könnten ebenso „Konzerne sein und das können mittelständische Unternehmen sein“. Sie hätte „ein Problem mit so familiengeführten Unternehmen, weil man sich da tendenziell wahrscheinlich eher fehl am Platz vorkommt“.
Des Weiteren könne sie sich schlecht vorstellen, in einem Kleinunternehmen zu arbeiten.
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