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Die Ordnung des Fortschritts

Zum Aufstieg und Fall der Fortschrittsidee in der »jungen« Anthropologie

AutorBernd Weiler
Verlagtranscript Verlag
Erscheinungsjahr2006
ReiheWissensgesellschaft 1
Seitenanzahl524 Seiten
ISBN9783839405901
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis89,98 EUR
Bernd Weiler bietet überraschende Einsichten, was hinter der Formel von der Fortschrittsgläubigkeit als der geistigen Signatur des 19. Jahrhunderts liegt: In einer spannenden wissenschaftsgeschichtlichen und wissenssoziologischen Rekonstruktion wird die fortschrittseuphorische »Gründerzeit« der modernen Anthropologie ab 1850 quellenreich nachgezeichnet und analysiert, wie die nordamerikanische Kulturanthropologie und die Wiener Schule der Ethnologie am Beginn des 20. Jahrhunderts fortschrittskritisch mit der Vorstellung von der »Kulturarmut der Wilden« brechen und ein neues Kapitel der Wissenschaftsgeschichte aufschlagen. Bernd Weilers Untersuchung ist eine Pflichtlektüre für alle, die die Entwicklung der Kultur- und Sozialwissenschaften verstehen wollen.

Bernd Weiler (Dr. rer. soc. oec.), geb. 1971, studierte an den Universitäten Graz und Saskatchewan, Kanada. Er war bis zu seinem frühen Tod am 31. März 2006 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Karl-Mannheim-Lehrstuhl für Kulturwissenschaften der Zeppelin University in Friedrichshafen. In seinen über vierzig ideengeschichtlichen, soziologischen und vergleichenden kulturanthropologischen Publikationen beschäftigte er sich unter anderem mit Franz Boas und Ludwig Gumplowicz sowie mit Fragen der Immigrationsforschung und der ökonomischen Soziologie. Zuletzt verfaßte Bernd Weiler ein Dutzend Artikel zur Ethnologie und Anthropologie für die Blackwell Encyclopedia of Sociology (Oxford 2006).

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Inhaltsverzeichnis
Inhalt5
Vorwort und Danksagung9
Einleitung11
I. EINIGE ÜBERLEGUNGEN ZUM „GEIST“ DER NATURWISSENSCHAFTEN IN DEUTSCHLAND IN DER ZWEITEN HÄLFTE DES 19. JAHRHUNDERTS15
1. Zum „Rückzugsgefecht“ der Naturphilosophie19
2. Die romantisch-spekulative Naturphilosophie als Feindbild der „exakten“ Naturwissenschaften23
3. Die „Vulgärmaterialisten“ als Speerspitze des naturwissenschaftlichen Zeitgeistes31
4. Über „strenge“ Methoden und „Zucht“ des Denkens34
5. Und wie hältst Du es mit der Synthese? Die „exakten“ Wissenschaften am Scheideweg42
6. Über den Wert der naturwissenschaftlichen Erkenntnis48
7. Über die Rückständigkeit der Geschichtswissenschaften und verwandten Disziplinen oder: Wie die Naturwissenschaftler den Geistes- und Sozialwissenschaften zu Leibe rückten55
II. ÜBER DIE ANFÄNGE DER „JUNGEN WISSENSCHAFT“ DER ANTHROPOLOGIE AUS DEM „GEIST“ DER EXAKTEN NATURWISSENSCHAFTEN77
A. Einführende Bemerkungen79
1. Über das Versagen der Universalgeschichte oder Anthropologia magistra vitae82
2. Über das Rettungsunternehmen der Anthropologie: Der empiristische Mahnruf87
3. Über unterschiedliche Bedeutungen des Wortes „jung“ zur Kennzeichnung der Anthropologie oder: Über den profanen Weg zum sakralen Ziel89
B. Quellen und Analysen zur Gründerzeit der Anthropologie: Die „wilden“ Jahre der „jungen“ Wissenschaft zwischen 1854 und 187195
Das Jahr 1854: Die Entdeckung der Pfahlbauten – die Gebirgseisenbahn über den Semmering – ein Mungo Park der menschlichen Seele – ein polygenistischer Klassiker der amerikanischen Anthropologie95
Das Jahr 1855: Ein Amerikamüder aus Europa – Reisefieber – das Gehirn von Gauß – die Seele von Affen, „Negern“, Menschen – der düstere „Schwanengesang“ eines französischen Aristokraten108
Das Jahr 1856: Das Dahinschwinden der „Naturvölker“ – die Öffnung des 343. Grabes in Hallstatt – die Donauschifffahrt – ein krummbeiniger „Kosak“ aus dem Neandertal130
Das Jahre 1857: Die Weltumsegelung der Fregatte Novara – David Livingstone und die „Heiden“ – die Suche nach den Naturgesetzen der Geschichte – die „Indian Mutiny“ – der „youngest Indian slayer on the plains“140
Das Jahr 1858: Die neuseeländischen „Eingeborenen“ – „Neues aus Afrika“ – die kleinwüchsigen Doko – Rudolf Virchow – Johannes Müller – einige „leere Köpfe“ in Graubünden151
Das Jahr 1859: Darwin – die „zweite“ Entdeckung von Abbeville – die Weltbevölkerung – die „Naturvölker“ von Theodor Waitz – Schwarzes Gold – das Sezieren von Fröschen und ein „Prachtkörper“ für das „anatomische Theater“161
Das Jahr 1860: Die Gründung der Zeitschrift für „Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft“ – Bastians „Mensch in der Geschichte“ – ein Eklat in der „beunruhigenden Familienangelegenheit“ – das greise Sizilien – das unterdrückte „Insulinde“ – Chinas Öffnung – Buffalo Bill als Reiter des Pony Express183
Die Jahre von 1861 bis 1869: Ein wissenschaftsgeschichtliches Telegramm204
Das Jahr 1870: Die Gründung anthropologischer Gesellschaften in Deutschland und Österreich – John Lubbock – das „Hinwegschwinden“ der Indianer im Nordwesten der USA – Schweinfurths Entdeckung des Uelle, sein Besuch bei Munsa König der Monbuttu, und seine Schilderung des „Zwergvolks“ der Akkah228
Das Jahr 1871: Darwin und der Affenstreit – der „Stich“ durch den Mont Cenis – die Suche nach Livingstone – Buffalo Bill als Reiseleiter – Tylor und die Wissenschaft der Reformation244
Postskriptum: Das Jahr 1872 oder in 79 Tagen um die Welt266
C. Einige zusammenfassende Bemerkungen zur Fortschrittsidee in der „jungen“ Anthropologie und zu ihren Vertretern272
1. Das Janusgesicht des Entwicklungsgedankens oder das „Spiel“ mit Nähe und Ferne272
2. Wissenssoziologische Notizen zum Kulturevolutionismus in den Vereinigten Staaten von Amerika281
III. ZUR KRITIK AN DER FORTSCHRITTSIDEE IN DER „JUNGEN“ ANTHROPOLOGIE: DIE CULTURAL ANTHROPOLOGY VON FRANZ BOAS UND DIE WIENER SCHULE DER ETHNOLOGIE289
Einleitende Bemerkungen zur antievolutionistischen Wende291
A. Zur Kritik der Cultural Anthropology am Kulturkonzept der Entwicklungstheoretiker296
Prolog: Über eine Schlittenexpedition, das Verzehren roher Seehundsleber und die Lektüre von Kant im Land der „Eskimos“ im Jahre 1883 sowie über eine Radioansprache im Jahre 1941296
Einleitende Bemerkungen: Franz Boas und die Cultural Anthropology in den Vereinigten Staaten300
1. Die Cultural Anthropology im Spannungsfeld zwischen Universalismus und Relativismus306
2. Einige Überlegungen zu den ideengeschichtlichen Wurzeln der „Generalisierungsphobie“ von Franz Boas320
2.1 Zuerst die Tatsachen, dann die Theorie323
2.2 Über zwei unterschiedliche Erkenntnisinteressen324
2.3 Über den ontologisch bedingten Deskriptivismus326
3. Biographisch-wissenssoziologische Überlegungen zur Cultural Anthropology328
3.1 Zum Psychogramm des nordamerikanischen Kulturanthropologen329
3.2 Biographisch-wissenssoziologische Überlegungen zum relativistischen und universalistischen Strang in der Lehre von Franz Boas334
4. Über den Nutzen der Cultural Anthropology für das Leben366
4.1 Margaret Mead und die sozialrevolutionäre Verheißung des „Edlen Wilden“367
4.2 Der kulturpessimistische Anthropologe: Edward Sapirs Gegenüberstellung von „genuine“ und „spurious“ culture372
4.3 Über die „demokratische Verheißung“ der Cultural Anthropology: Melville Herskovits und die Universalität der Menschenrechte374
4.4 Das Studium des Fremden als Mittel der Selbsterkenntnis und Emanzipation: Bemerkungen zur Wissenschaftsgläubigkeit von Franz Boas377
Exkurs: Franz Boas – Ehrendoktor der Karl-Franzens-Universität Graz: Eine Episode aus dem Leben des deutsch-amerikanischen Kulturanthropologen381
B. Zur Kritik der Wiener Schule der Ethnologie am kulturevolutionistischen Bild vom „Wilden“ im allgemeinen und vom Feuerlandindianer im besonderen oder: „Am Anfang war das nicht so!“416
Prolog: Das Bild des Feuerlandindianers als Homo totius mundi ferocissimus416
Einleitende Bemerkungen422
1. Über den historischen Charakter der Völkerkunde und die Kritik am evolutionistischen Kulturkonzept428
2. Über die Suche nach dem Anfang des Menschengeschlechts: Das Beispiel der „Urfamilie“434
3. Über den Gang der Menschheitsgeschichte: Bedeutungsloser Fortschritt und verhängnisvoller Rückschritt im notwendigen Gleichschritt444
4. Über die „letzten“ Feuerlandindianer und die Grausamkeit der „Weißen“450
5. Über „Urmenschen“ und „Neue Menschen“: Wissenssoziologische Überlegungen zur Gesellschaftskritik der Wiener Ethnologen in der Zwischenkriegszeit461
5.1 Zur „welthistorischen“ Mission des Südostreiches, zur „Barbarei“ des Islams und zum Ende des Ersten Weltkrieges462
5.2 Zur Kritik der Wiener Ethnologen am „Roten Wien“ und an seinen „Neuen Menschen“467
Schlußbemerkung481
Bibliographie483
Nachwort519

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