Einleitung
Als Experten in der Ernährungsmedizin und Autoren des preisgekrönten Buches The Health Delusion sind wir, wie wir glauben, gut aufgestellt, um im Bereich der Gesundheit die Spreu vom Weizen zu trennen. Diäten gegenüber sind wir dementsprechend äußerst skeptisch – es verhält sich mit ihnen kaum anders als mit den Jahreszeiten oder der Mode: Trenddiäten kommen und gehen. Zwar eignen sie sich, um kurzfristig einen gewissen Gewichtsverlust zu erzielen, auf lange Sicht sind sie jedoch von einer spektakulären Misserfolgsquote gekennzeichnet. Das erreichte Gewicht kann man einfach nicht halten, und so sind die Menschen größtenteils wieder da, wo sie angefangen haben, in den meisten Fällen sogar noch mit ein paar Pfunden extra. Von den Millionen, die in diesem Jahr eine der angesagten Diäten verfolgen, werden weniger als ein Prozent dauerhaft abnehmen.1 Die leeren Versprechungen all dieser Diäten haben uns dermaßen desillusioniert, dass die Zahl der Diäthaltenden, trotz stetig steigender Übergewichts- und Adipositasrate, in den letzten 20 Jahren um über ein Drittel gesunken ist. Irgendetwas läuft da offensichtlich falsch.
Der Fairness halber müssen wir erwähnen, dass wir uns noch nie für Diäten begeistern konnten. Das heißt, bis wir die Sirtuin-Diät entdeckt haben, eine radikal neue und einfache Ernährungsform, mit der sich abnehmen und das erreichte Gewicht halten lässt, mit dem Zusatzbonus, im Laufe dieses Prozesses auch noch seinen Gesundheitszustand deutlich zu verbessern.
Was sind Sirtfoods?
Im Laufe der letzten Jahre hat die Gemeinde der Abnehmwilligen einen unstillbaren Heißhunger auf Modediäten entwickelt, und das aus gutem Grund. Studien zeigen, dass sich durch Fasten – sei es durch tägliche, moderate Kalorienrestriktion oder durch drastischeres, aber weniger regelmäßiges Fasten – etwa sechs Kilo innerhalb von sechs Monaten abnehmen lassen. Darüber hinaus sinkt das Erkrankungsrisiko erheblich.2
Wenn wir fasten, wird durch die Reduktion der körperlichen Energie das sogenannte »Schlank-Gen« aktiviert, was wiederum eine Flut von positiven Veränderungen auslöst. Die Fetteinlagerung wird gestoppt, der Körper hält den üblichen Wachstumsprozess an und begibt sich in den »Überlebensmodus«. Die Fettverbrennung wird stimuliert, und das »Haushalts-Gen«, das an der Reparation und Verjüngung unserer Zellen beteiligt ist, wird aktiviert. Die Folge sind Gewichtsverlust und eine höhere Resistenz gegen Krankheiten.
Doch das Ganze hat auch seinen Preis. Die verringerte Energiezufuhr provoziert Hunger, Reizbarkeit, Erschöpfung und den Abbau von Muskelmasse. Und hier liegt auch die Krux all dieser Diäten: Korrekt durchgeführt funktionieren sie zwar, doch die meisten fühlen sich dabei nicht sonderlich wohl und halten nicht durch. Die wichtige Frage lautet daher: Ist es möglich, von den positiven Auswirkungen einer Diät zu profitieren, ohne drastische Kalorienrestriktion und ohne die damit verbundenen zahlreichen Nachteile auf sich nehmen zu müssen?
Das führt uns zu den Sirtfoods, einer vor kurzem entdeckten Nahrungsmittelgruppe. Sirtfoods sind besonders reich an Nährstoffen, die dieselben Schlank-Enzyme zu aktivieren vermögen, wie es auch beim Fasten geschieht. Man nennt diese Enzyme Sirtuine. Erstmals sind Forscher 2003 im Rahmen einer bahnbrechenden Studie auf sie gestoßen. Die Forscher setzten sich mit Resveratrol, einem Bestandteil blauer Trauben, Rotwein und Hefe auseinander und erkannten, dass diese dieselben gesundheitlichen Vorzüge für den Menschen haben wie eine Kalorienrestriktion, mit dem zusätzlichen Vorteil, dass die Energiezufuhr nicht gedrosselt werden muss.3 Seitdem haben Wissenschaftler entdeckt, dass weitere Bestandteile von Rotwein einen ähnlichen Effekt hervorrufen, was die gesunde Wirkung von Rotwein erklären könnte wie auch die Tatsache, dass Menschen, die regelmäßig Rotwein trinken, weniger zunehmen.4
In der Folge entbrannte ein enormes Interesse daran, herauszufinden, welche weiteren Lebensmittel besonders reich an diesen speziellen Nährstoffen sind, die eine solch positive Wirkung auf den Körper haben. Während einige davon wenig gebräuchlich sein dürften, wie zum Beispiel das traditionelle Gewürzkraut Liebstöckel, das kulinarisch eher in Vergessenheit geraten ist, handelt es sich bei den allermeisten Lebensmitteln um allseits bekannte und sehr geschätzte wie Olivenöl extra vergine, rote Zwiebeln, Petersilie, Chili, Grünkohl, Erdbeeren, Kapern, Tofu, Kakao, grüner Tee und sogar Kaffee.
Master-Regulatoren des Stoffwechsels
Seit ihrer Entdeckung 2003 hat die Begeisterung, was die positive Wirkung der Sirtfoods angeht, ungeahnte Ausmaße angenommen. Laut Studienergebnissen reichen die Vorzüge deutlich über den Effekt einer Kalorienrestriktion hinaus. Sirtfoods verhalten sich wie Master-Regulatoren unseres Stoffwechsels. Dabei beeinflussen sie insbesondere die Fettverbrennung, während sie gleichzeitig die Muskelmasse vergrößern und die zelluläre Fitness verbessern. Die Gesundheitsforschung erreichte den Scheitelpunkt der wichtigsten nährwertbezogenen Entdeckungen aller Zeiten. Leider wurde schließlich der falsche Kurs eingeschlagen, da die Pharmaindustrie hunderte Millionen Euro in die Forschung steckte, um eine vermarktungsfähige Wunderpille zu entwickeln, und so wurde die Ernährung immer weiter aus dem Fokus gerückt.
Wir glauben, dass dieser pharmazeutische Ansatz, der versucht, all jene komplexen pflanzlichen Nährstoffe auf ein einziges, isoliertes Medikament zu reduzieren, grundlegend falsch ist. Denn es macht unserer Ansicht nach viel mehr Sinn, diese Nährstoffe über Lebensmittel, die sie in ihrer natürlichen Form reichlich enthalten, zuzuführen, als abzuwarten, bis die Pharmaindustrie sie als vermeintliche Wunderpille komprimiert anbietet (was ohnehin wohl niemals funktionieren wird). Diese Prämisse bildete die Basis unseres Pilotversuchs, und so machten wir uns daran, eine Diät zu kreieren, die die sirtuinreichsten Quellen enthält, die derzeit bekannt sind. Und wir beobachteten ihre Wirkung.
Was die gesündesten Ernährungsformen der Welt gemeinsam haben
Während unserer Forschungsarbeiten stießen wir darauf, dass die besten Quellen für Sirtfoods in jenen kulturellen Ernährungsformen zu finden sind, die mit den niedrigsten Krankheits- und Fettleibigkeitsraten weltweit einhergehen. Angefangen bei den Kuna in Panama, die, dank ihres überaus reichlichen Verzehrs des Sirtfoods Kakao, immun gegenüber Bluthochdruck zu sein scheinen und eine bemerkenswert niedrige Rate von Adipositas, Diabetes, Krebs und vorzeitigen Todesfällen aufweisen, über Okinawa in Japan, wo eine große Bandbreite an Sirtfoods, schlanken Menschen und eine hohe Lebenserwartung Hand in Hand gehen, bis nach Indien, wo der unersättliche Heißhunger auf alles Würzige, vor allem auf Kurkuma, den Krebs auf die hinteren Plätze verwiesen hat. Und sehr zum Neid der restlichen westlichen Bevölkerung hat Fettleibigkeit im Rahmen einer traditionellen mediterranen Ernährung keine Chance. Chronische Krankheiten sind dann die Ausnahme, nicht die Regel. Olivenöl extra vergine, wildes Blattgemüse, Beeren, Rotwein, Datteln und Kräuter sind wirkungsvolle Sirtfoods und allesamt wichtige Bestandteile der Mittelmeerküche. Die wissenschaftliche Welt ist angesichts der jüngsten Erkenntnisse über die mediterrane Ernährung in Ehrfurcht erstarrt – nicht nur, weil man damit effektiver abnehmen kann als mit dem leidigen Kalorienzählen, sondern auch, weil sich so manche Krankheit damit besser in den Griff bekommen lässt als durch eine medikamentöse Behandlung.5
Zwar spielen Sirtfoods in der typisch westlichen Ernährung heute keine zentrale Rolle mehr, doch das war nicht immer so. Viele davon gehörten einmal als fester Bestandteil zur europäischen Küche. Wir werden Ihnen in Kürze zeigen, wie sich dieser Missstand sehr einfach beheben lässt.
Eine moderne Idee als Kern einer antiken Studie
Sirtfoods wurden erst vor kurzem wiederentdeckt. Wir wissen jedoch, dass verschiedene Kulturen im Laufe ihrer Geschichte mit ihnen Versuche angestellt haben, was ihre positiven Auswirkungen betrifft. Es existieren Aufzeichnungen über die Vorzüge der Sirtfoods, die äußerst weit zurückreichen. In der Tat waren sie sogar das Subjekt der allerersten klinischen Studie, die jemals schriftlich festgehalten wurde. Nachzulesen ist diese in der Bibel im Buch Daniel, wo sie vor über 2200 Jahren dokumentiert wurde. Damals hat man junge Männer dazu angehalten, die zu dieser Zeit als am hochwertigsten erachteten Speisen zu verzehren, damit sie gesund und körperlich fit blieben und später in den Dienst des Königs eintreten konnten. Allerdings hat eine rein pflanzliche Ernährung, wie sie Daniel stattdessen angeregt hat, innerhalb weniger Tage zu einem deutlich besseren Ergebnis geführt: »Aber Daniel nahm sich in seinem Herzen vor, dass er sich mit des Königs Speise und mit seinem Wein nicht unrein machen wollte, und bat den obersten Kämmerer, dass er sich nicht unrein machen müsste. [… Und er sprach zu ihm:] Versuch’s doch mit deinen Knechten zehn Tage und lass uns Gemüse zu essen und Wasser zu trinken geben.
Und dann lass dir unser Aussehen und das der jungen Leute, die von des Königs Speise essen, zeigen; und danach magst du mit deinen Knechten tun nach dem, was du sehen wirst. Und er hörte auf sie und versuchte es mit ihnen zehn Tage. Und nach den zehn Tagen sahen sie schöner und kräftiger aus als alle jungen...