ÄGYPTEN (ET)
Hauptstadt | Kairo (16 Mio. Einw.) |
Währung | 1 Ägypt. Pfund = 100 Piaster |
Staatsform | Präsidiale Republik |
Parlament | Nationalversammlung mit 454 für fünf Jahre gewählten Abgeordneten |
Religion | Sunnitische Muslime 94%, Christen 6% |
Sprachen | Paschtu, Dari und andere |
Nationalfeiertag | 23. Juli, 6. Oktober |
Nationalitäten/Ethnien | Arabisierte Hamiten 99%, sonstige 1% |
Geschichte
Konzentriert um das Tal des längsten Flusses der Erde – der Nil entspringt auf dem Staatsgebiet des heutigen Burundi und legt 6671 km bis zu seiner Mündung ins Mittelmeer zurück – konnte sich schon im 4. Jt. v. Chr. eine Hochkultur entwickeln, die ihre jahrtausendelange Blüte dem fruchtbaren Schlamm des Nils verdankte, den dieser nach seinen jährlichen Überschwemmungen auf den Feldern zurückließ. Um 3000 v. Chr. bestanden zwei Königreiche, eines im Deltagebiet des Nils und eines in Oberägypten. 2900 v. Chr. eroberte Letzteres das Deltagebiet und verwaltete das geeinte Reich von der Hauptstadt Memphis aus, die nahe dem heutigen Kairo liegt. Die Herrscher, Pharaonen genannt, leiteten sich von den Göttern her und wurden als Mensch gewordene Gottheiten verehrt. Sie standen einem perfekt geordneten Staatswesen vor, das Steuern in der Form von Naturalabgaben wie Getreide einhob. Das setzte Schriftkenntnisse und ein hoch entwickeltes Rechnungswesen voraus. Dieses erwies sich auch bei allen Monumentalbauten, die bereits ab der dritten Dynastie errichtet wurden, als grundlegend. Für den Pharao Djoser entstand die Stufenpyramide von Sakkara, die Pharaonen der vierten Dynastie ließen sich die großen Pyramiden bei Gizeh, bereits in der Antike als Weltwunder bestaunt, erbauen. So entstanden imperiale Begräbnisstätten für die Pharaonen Cheops, Chefren und Mykerinos, wie die Herrscher am Nil von den Griechen bezeichnet wurden. Von 2040 bis 1785 v. Chr. regierten die Pharaonen von Theben aus, erst der Einfall der Hyksos beendete diese kulturell hoch stehende Phase. Mit der Fremdherrschaft der Hyksos kamen auch die Kenntnis des Pferdes und der Einsatz von Streitwagen als neue Kampftechnik ins Land. Erst in der Epoche des Neuen Reiches (1552–1070 v. Chr.) setzten Pharaonen wie Thutmosis III. auf eine expansive Politik, Palästina und Syrien wurden dem ägyptischen Reich einverleibt. Pharao Amenophis IV., der sich Echnaton nannte, bildete eine Ausnahme, er versuchte eine monotheistische Religion um den Sonnengott Aton einzuführen. Er verlegte seine Residenz nach Amarna, doch schon sein Nachfolger musste unter dem Druck der Priesterschaft zu den alten Göttern zurückkehren. Mit der 19. Dynastie begann der Aufstieg der Ramessiden, die mit Ramses II. einen sowohl politisch als auch kulturell überaus bedeutenden Herrscher stellten. Ramses II. war der erste Herrscher der alten Welt, der sich nach einer Auseinandersetzung mit den Hethitern, die ihm keinen strahlenden Sieg bescherte, mit einem Waffenstillstandsabkommen beschied, das auch schriftlich fixiert wurde. Seiner tief empfundenen Religiosität und seinem enormen Selbstbewusstsein verdanken wir die schönsten Bauten von Luxor, Karnak und Abu Simbel. In der Spätzeit wurde Ägypten von Herrschern aus Nubien regiert, im 7. Jh. fielen die Assyrer ein, ab 525 v. Chr. geriet das Land für mehr als 100 Jahre unter die Fremdherrschaft der Perser. Kampflos ergab sich das Land am Nil Alexander dem Großen, dem in der westägyptischen Oase Siwa eine glanzvolle Zukunft verheißen wurde. Unter Alexanders Nachfolgern, den Ptolemäern, war dem Land eine hellenistische Blütezeit bis 30 v. Chr. beschieden, als der spätere römische Kaiser Augustus Ägypten zu einer römischen Provinz machte. Allerdings zu einer besondern, denn sie unterstand direkt dem Kaiser. Dies geschah nicht in Würdigung der großen pharaonischen Vergangenheit, sondern weil die Getreidelieferungen aus Ägypten zu den entscheidenden Faktoren für den Machterhalt in Rom zählten. Bereits ab dem 3. Jh. n. Chr. breitete sich in Ägypten das Christentum aus, die noch heute in Ägypten lebenden christlichen Kopten leiten daher ihre Herkunft direkt vom Pharaonenreich her. Nach dem Ende des römischen Weltreiches gehörte Ägypten zum Byzantinischen Reich, bis es etwa um 640 von den Arabern überrannt und die Bevölkerung islamisiert wurde. Die Abfolge verschiedener arabischer Herrscherfamilien wurde durch die Osmanen unterbrochen, die 1517 Ägypten zu einem Teil ihres Imperiums machten. Erst zu Beginn des 19. Jh. fand ein erster Versuch unabhängig zu werden statt: Der aus Albanien stammende osmanische Statthalter Mehmed Ali betrieb eine eigenständige Politik, wurde aber von den europäischen Großmächten, die eine Machtminderung des Osmanischen Reiches auf dem afrikanischen Kontinent nicht dulden wollten, gehindert. Mit dem Bau des Suezkanals geriet Ägypten völlig unter britische Kontrolle, da die Briten die Kanalaktien in ihren Besitz gebracht hatten. In den 1920er Jahren etablierten sie den einheimischen König Fuad. Nach seinem Tod 1936 inthronisierten sie König Faruk und entließen das Land in die Selbstständigkeit, was nicht hinderte, dass Ägypten im Zweiten Weltkrieg Kriegsschauplatz wurde. Britische Truppen verließen das Land erst 1946. Im Jahr 1952 wurde König Faruk von der Armee gestürzt, zwei Jahre später kam General Gamal Abd el-Nasser an die Macht, der einen unabhängigen Kurs einschlug, wobei er besonders gute Beziehungen zur Sowjetunion pflegte, die mit enormen Mitteln den Bau des Assuan-Staudammes unterstützte. Dreimal wurde Ägypten in einen Krieg mit Israel verwickelt, und zwar 1956, als Nasser den Suezkanal verstaatlichte und dadurch eine Krise mit Israel ausbrach, 1967 im Sechs-Tage-Krieg und 1973 im Yom-Kippur-Krieg. Jedes Mal musste Ägypten mehr oder minder schwere Niederlagen hinnehmen. Ende der 1970er Jahre leitete Staatspräsident Anwar as-Sadat eine neue Politik ein, er suchte das Gespräch mit dem Feind und 1979 kam es zum Abschluss eines Friedensvertrages mit Israel, für den Sadat und sein israelischer Partner, Ministerpräsident Menachem Begin, mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurden. Im Land selbst wurde diese Initiative nicht geschätzt, die arabischen Staaten mieden Ägypten, es entwickelte sich eine oppositionelle Bewegung, die 1981 Sadat ermordete. Unter seinem Nachfolger Hosni Mubarak, der seitdem an der Macht ist, wurden die Beziehungen zu den arabischen Staaten wieder besser. Ägypten positionierte sich als Vermittler im Nahen Osten. 1991 stand es im Ersten Golfkrieg an der Seite der Amerikaner gegen den Irak, was von Seiten der stetig an Anhängern gewinnenden islamischen Bruderschaft kritisiert wird.
Politisches System
Die ägyptische Verfassung datiert aus dem Jahr 1971. Der aus 454...