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E-Book

Die Transferstärke-Methode

Mehr Lerntransfer in Trainings und Coachings. Mit Online-Materialien

AutorAxel Koch
VerlagBeltz
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl136 Seiten
ISBN9783407366917
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Seit mehr als zehn Jahren rangiert das Thema »Lerntransfer« ganz vorne auf der To-do-Liste von Personalentwicklern. Viel geändert hat sich jedoch nicht. Noch immer sind ein- bis zweittägige Seminare und Trainings das beliebteste Weiterbildungsformat für die Schulung sozialer Kompetenzen wie Führung, Kommunikation oder Verkauf. Obwohl sie erwiesenermaßen wenig bringen. Nun liegen erstmals Zahlen zur Transferstärke von Teilnehmern vor: Nur 20 Prozent setzen Lern- und Veränderungsimpulse nachhaltig um. Das bedeutet: Die Mehrzahl der Teilnehmer vergeudet wertvolle Arbeitszeit in Seminarräumen. Axel Koch zeigt in diesem Buch, wie man bei der Entwicklung von Soft Skills Trainingszeit einsparen und zugleich deren Wirkung erhöhen kann. Die Transferstärke-Methode hilft, das selbstverantwortliche Lernen und die Selbstlernkompetenz zu steigern. Zugleich stellt sie bei Lernzielen aus dem Bereich »Soft Skills« den Lerntransfer sicher - ob als punktuelles Coaching on demand oder als längere Trainingseinheit.

Prof. Dr. Axel Koch ist Diplom-Psychologe und arbeitet an der Hochschule für angewandtes Management in Ismaning bei München als Professor für Training und Coaching.

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Leseprobe

Kurz gefasst: Die drei Schritte der Transferstärke-Methode


Der Kernprozess meiner Transferstärke-Methode besteht aus drei Schritten, die in einen Trainingsprozess eingebaut sind. Ich möchte Ihnen hier im Überblick die Standardform vorstellen. Später erfahren Sie dann auch die Feinheiten, die Sie pro Schritt beachten müssen. In Kapitel 6 lernen Sie außerdem verschiedene Variationen kennen, wie Sie diesen Kernprozess in Trainingsprojekten einsetzen können. Sie haben hier einige Gestaltungsspielräume, sodass Sie die Methode flexibel in Ihrem Sinne nutzen können.

Die Transferstärke-Methode verfolgt insgesamt drei Ziele:

  • Sie führt Teilnehmern ihre Selbstverantwortung für den Lerntransfer vor Augen.

  • Sie hilft, den Lerntransfer bei einem aktuellen verhaltensorientierten Lernziel zu fördern.

  • Sie stärkt die Selbstlern- und Selbstveränderungskompetenz.

Mit Blick auf die Führungskräfteentwicklung kommt noch ein viertes Ziel hinzu:

  • Sie sensibilisiert (Nachwuchs-)Führungskräfte für ihre Rolle als Transferunterstützer bei ihren Mitarbeitern. Denn indem sie die Transferstärke-Methode am eigenen Leib erfahren, wird ihnen bewusst, worauf sie bei ihrer Führung achten müssen, wenn sie selbst eines Tages Mitarbeiter in eine Fortbildung schicken.

Die folgende Abbildung zeigt Ihnen, wie Sie die Transferstärke-Methode standardmäßig in ein Soft-Skills-Training einbetten.

Abbildung 4: Die drei Schritte der Transferstärke-Methode

Wie läuft das Ganze nun ab? Stellen Sie sich vor, dass Sie ein zweitägiges Seminar mit dem Titel »Gestern Kollege, morgen Vorgesetzter« durchführen wollen. Einer Ihrer Teilnehmer ist Peter aus dem Einkauf, der seit wenigen Monaten ein Team mit fünf Mitarbeitern führt. Da sind noch viele Fragen, die ihn beschäftigen: Wie manage ich meine Zeit mit den vielen Aufgaben? Oder auch: Wie gebe ich den Mitarbeitern am besten Feedback, wenn die Leistung nicht stimmt? Peter ist grundsätzlich motiviert, an dem Training teilzunehmen, weil er sich Antworten auf seine Fragen erhofft. Aufgrund der Vorankündigung zum Seminar weiß er, dass zu dem Training auch die Transferstärke-Methode gehört, die ihm dabei helfen wird, seine Lern-PS auf die Straße zu bringen.

Schritt 1: Transferstärke-Analyse


Peter absolviert nun im ersten Schritt die Transferstärke-Analyse, die dazu dient, seine Transferstärke zu messen. Peter bekommt dazu von Ihnen drei bis vier Wochen vor dem Training einen Fragebogen per Mail zugesendet. Er soll ihn beantworten und an Sie zurückschicken. Sie schicken ihm dann passend zu seinem Transferstärke-Profil eine To-do-Liste mit Handlungsempfehlungen, die ihm helfen, seine Transferstärke zu stärken und den Lerntransfer zu fördern. Für Peter bedeutet dieser Schritt einen Arbeitsaufwand von etwa 15 Minuten. Es geht also schnell – ein Pluspunkt, findet er, da er in seinem Tagesgeschäft wenig Zeit hat. Obwohl ihn das Seminar interessiert, ist es ihm ganz lieb, wenn er nicht viel Vorbereitungsaufwand für das Training hat. Da geht es ihm wie vielen anderen Teilnehmern auch.

Schritt 2: Auswertungsgespräch


Bevor es dann ins Training geht, folgt im zweiten Schritt das Auswertungsgespräch. In dem Fall telefonieren Sie mit Peter und besprechen mit ihm sein Transferstärke-Profil und die To-do-Punkte zur Förderung seines Lerntransfers. Alternativ geht das Ganze natürlich auch per Online-Meeting. Das Gespräch dauert etwa 45 bis 60 Minuten. Peter merkt dabei, dass es wirklich um ihn persönlich geht und dass Sie ihm alle Stellhebel an die Hand geben, damit er spätere Lerninhalte erfolgreich umsetzt. Entscheidend bei diesem Gespräch ist der Dialog mit Peter. Sein Transferstärke-Profil ist dabei das Trittbrett, damit Sie mit ihm schnell und präzise über seine Stärken und Risiken für seinen Lerntransfer sprechen können. Um die Risiken abzumildern oder gar ganz auszuschalten, erfährt Peter bewährte Tipps und Techniken in Form einer persönlichen To-do-Liste. Das Wissen, das darin steckt, hilft ihm nicht nur sein aktuelles Lernvorhaben besser zu realisieren, sondern zeigt ihm grundsätzlich auf, wie er sich künftig selbst beim Transfer besser steuert.

Durch das Gespräch kommen Sie mit Ihren Teilnehmern bereits in einen ersten Kontakt und können genau erkunden, was jeder braucht, damit es ein gutes Training für Sie wird. Dieses Vorgespräch ist besonders dann wichtig, wenn sich bei einem Teilnehmer eine geringe Offenheit für Fortbildungsimpulse zeigt. Im Mittelpunkt steht dann die Frage, was die Hintergründe dafür sind und wie sich mögliche Barrieren abbauen lassen.

Am Ende des Telefonats hat Peter eine erste Vorstellung davon, was ihm sein Transferstärke-Profil und die damit verbundenen Handlungstipps sagen und wie er damit jetzt am besten weiterarbeitet.

So gerüstet geht er ins Training und erhält dort eine Menge Impulse zum Umgang mit seiner neuen Führungsrolle. Auch zu Themen, an die er noch gar nicht gedacht hat. Am Ende des Seminars bekommen er und die anderen Teilnehmer Zeit, sich zu überlegen, was sie nun in der Praxis umsetzen wollen. Dieses Vorgehen kennen Sie sehr wahrscheinlich, weil die meisten Trainer solch einen Agenda-Punkt schon routinemäßig in ihren Trainings einbauen. Ergänzend dazu bitten Sie Ihre Teilnehmer, sich anknüpfend an das Auswertungsgespräch noch einmal ihr Transferstärke-Profil anzuschauen und zu überlegen, welche der dort aufgeführten Lerntransferrisiken für den Umsetzungserfolg eine besondere Rolle spielen. Jeder soll die wichtigsten drei Risiken notieren und in einem Aktionsplan aufschreiben, was er tun will, damit der Transfer auch wirklich funktioniert. Hinweise dazu geben die bereits erwähnten Tipps aus der To-do-Liste.

Peter und die anderen Teilnehmer sollen dann noch eine Nacht über ihren Aktionsplan schlafen und Ihnen innerhalb von drei Tagen die fertige Version per Mail zuschicken. So wissen Sie im Detail, was jeder vorhat, und können bei den Folgekontakten mit jedem Einzelnen sehr gut darauf aufbauen.

Peter hat sich vorgenommen, künftig mehr Aufgaben zu delegieren, damit er nicht mehr so in der Arbeit versinkt. Sein wichtigster Stellhebel für den Umsetzungserfolg betrifft den Transferstärke-Faktor »Aktives Rückfallmanagement«. Er hat erkannt, dass er immer dann besonders gefährdet ist, in seinen alten Trott zurückzufallen, wenn er denkt: Die Aufgabe mache ich mal eben selbst. In diesen Momenten muss er sich vor Augen führen, dass dieses »mal eben« meistens doch etliche Zeit in Anspruch nimmt und er deshalb die Aufgabe delegieren sollte.

Schritt 3: Transferbegleitung


Der dritte Schritt besteht in der Transferbegleitung. Denn auch Transfer will gelernt sein. Dabei unterstützen Sie als Trainer. Im Mittelpunkt steht aber die selbstständige Umsetzung der eigenen Lernziele. Für Peter beginnt nun die zweimonatige Transferphase nach dem Training, die er mit einer Lernverlaufskurve selbst steuert. Diese hilft ihm, seinen Umsetzungserfolg zu reflektieren und sich im Bedarfsfall an den Trainer zu wenden, wenn die Umsetzung stockt. Hier gilt die Regel: Wenn sich innerhalb von zwei Wochen gar kein Fortschritt zeigt, soll der Teilnehmer sich melden, weil dann sehr wahrscheinlich »ein Fehler im System ist« und es wenig Sinn macht, die Zeit weiter ungenutzt verstreichen zu lassen.

In diesen Umsetzungszeitraum sind zwei Follow-up-Kontakte per Telefon (oder per Online-Meeting) als feste Größe integriert. Sie dauern etwa 30 bis 45 Minuten und finden etwa einen Monat nach dem Training und nochmal einen Monat nach dem ersten Follow-up statt.

In diesen Follow-ups fragen Sie als Trainer typischerweise nach, inwiefern die Umsetzung funktioniert hat und wie der aktuelle Stand mit dem eigenen Transferstärke-Profil zusammenhängt. Peter erzählt, dass es ihm schon ganz gut gelungen ist, Aufgaben zu delegieren. Doch es gibt auch Rückschritte. Nun arbeiten Sie heraus, an welchen Punkten sein Rückfallmanagement noch nicht funktioniert hat.

Durch die zwei Telefonate im Rahmen der...

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