Im Grunde genommen wollen wir doch alle dasselbe, egal, ob wir nun Führungskraft oder Mitarbeiter sind: Jeder von uns möchte sich gut fühlen, so glücklich wie möglich sein, Wertschätzung als Mensch erfahren, aber auch in seinem Tun, also in seiner Tätigkeit anerkannt werden. Diese Liste könnte ich noch weiter fortführen, ganz sicher gehört dazu, dass jeder von uns seine persönlichen beruflichen Ziele erreichen und dabei Spaß und Freude haben möchte.
Dafür ist es natürlich auch wichtig, in seinem Tun erfolgreich zu sein, wobei dies konkret durchaus Unterschiedliches bedeuten mag: Hat doch jeder von uns sein ganz eigenes, individuelles Werteverständnis und damit auch eine eigene Vorstellung davon, was Erfolg ausmacht.
Spaß und Freude bei der eigenen Aufgabe zu haben, ist auch und vor allem deshalb extrem wichtig, weil genau aus dieser Begeisterung die beste Motivation entsteht, seine Arbeit gut zu machen. Wenn man Spaß und Freude an der eigenen Aufgabe hat, wird dies automatisch die Identifikation mit dem Unternehmen und den eigenen Tätigkeiten stärken. Zudem bin ich überzeugt davon, dass die Menschen damit mehr Ideen und auch den Antrieb zu mehr (Mit-)Verantwortung entwickeln. Und all dies sind schließlich Faktoren, die sich jedes Unternehmen von seinen Mitarbeitern nur wünschen kann.
Nicht zu vergessen sind dabei die positiven Auswirkungen auf die Ausstrahlung, die persönliche Wirkung auf die Mitmenschen und insgesamt auf die Entwicklung der gesamten Persönlichkeit. Menschen, die mit Freude arbeiten, denken und fühlen einfach positiver und – nach meinen langjährigen Erfahrungen als Coach – damit auch wirkungsvoller und erfolgreicher. So möchte jeder im Grunde genommen in einer, der ganz eigenen Traumfabrik arbeiten. Dieser Wunsch ist mehr als nachvollziehbar, wünschen wir uns doch alle nichts mehr als Zufriedenheit, Glück und Bestätigung. Und denken Sie nur daran: Wie viel Zeit verbringen Sie auf Ihrer Arbeitsstelle, mit Ihren Kollegen, in Ihrer Firma? Wie wichtig diese Zeit uns allen ist, bestätigt auch der Umstand, dass die meisten von uns auch in der Freizeit immer wieder über ihre Firma – sei es im Positiven oder im Negativen – sprechen und die wichtigsten Ereignisse allen erzählen, die es hören oder auch nicht hören wollen.
Das oberste Ziel der Führungsarbeit müsste demnach doch sein, den eigenen Mitarbeitern Freude und Spaß bei ihrer Arbeit zu vermitteln. Besser ausgedrückt, ihnen die Möglichkeit zu geben und den Rahmen zu schaffen, Freude und Spaß bei ihrem Tun selbst entwickeln zu können.
Das bedeutet nun natürlich nicht, jeden Tag eine Party zu veranstalten – obwohl auch dies so manche Führungskraft in der Tat versucht, indem sie jeden Abend zum Umtrunk lädt. Davon ist dringend abzuraten, denn dieser Versuch geht so gut immer nach hinten los. Stattdessen sollte man das Streben befördern, in der eigenen Aufgabe Erfüllung zu finden und darin aufzugehen.
2.1 Geht nicht gibt’s nicht – gemeinsam sind Sie stark
Vielleicht denken Sie jetzt bei sich: „Mit diesem oder jenem meiner Mitarbeiter geht das wirklich nicht. Der ist gar nicht in der Lage dazu.” Sicher, der Mitarbeiter muss auch dazu bereit und fähig sein, seine Rolle positiv zu definieren und auszufüllen. Und Mitarbeiter, die eine unpassende Aufgabe bekleiden, eine, die ihnen eben keinen Spaß macht, werden dazu tatsächlich nicht in der Lage sein. Ich glaube aber, dass dies viel weniger Menschen betrifft, als Führungskräfte oft glauben mögen.
Das Gleiche gilt aber auch um gekehrt. Wie viele Mitarbeiter werden bei diesem Thema aufseufzen: „Mit meiner Führungskraft geht das nicht!” So sitzen möglicherweise beide da mit demselben Vorurteil über den jeweils anderen. Mit dem Ergebnis, dass keiner Spaß an der Arbeit hat. Wie ist das bei Ihnen?
Natürlich gibt es in jedem Beruf, bei jeder Aufgabe auch Dinge, die wahrscheinlich keinem Spaß machen oder Freude bereiten. So sind etwa viele Vollblutverkäufer gelangweilt von der Aufgabe, die Auftragsabwicklung nach Vertragsabschluss streng nach vorgegebenen Standards durchzuführen. Der Mitarbeiter in der Disposition dagegen telefoniert vielleicht weniger gern mit Kunden. Wenn die Grundausrichtung allerdings stimmt, dann sind auch solche, ebenfalls dazugehörende Aufgaben leichter zu bewältigen.
Beispiel
Vor Kurzem geschah es, dass ich beim Abbiegen in der Innenstadt hinter einem Müllwagen landete. „Oh nein” schoss es mir sofort durch den Kopf. Umdrehen ging nicht mehr, weil hinter mir schon Fahrzeuge abgebogen waren. Grummelig richtete ich mich also auf eine längere Wartezeit ein. Aber dieses Mal fand ich mich überraschend begeistert wieder: Die Jungs, die übrigens bei jeder Witterung einen großartigen Job machen, hatten sich offensichtlich zum Ziel gesetzt, nicht nur die Mülltonnen zügig zu entleeren, sondern auch die anderen Verkehrsteilnehmer in den engen Straßen der Innenstadt möglichst wenig zu behindern. So war ein Mitarbeiter des Teams, und zwar mit voller Begeisterung, damit beschäftigt, Fahrer und Kollegen in die jeweils richtige Richtung zu dirigieren, um den Stau hinter dem Fahrzeug so kurz wie möglich zu halten. Und sie hatten richtig Spaß dabei: Der „Dirigent” regelte den Verkehr, während der Fahrer alles tat, um auch die kleinsten Lücken mit seinem Riesenfahrzeug auszunutzen, und die anderen mit den Mülltonnen auch bereitwillig mal ein paar Meter weiter zum Wagen liefen. Natürlich alle immer mit Blickkontakt zu ihrem Dirigenten.
Ich fuhr das dritte oder vierte Fahrzeug hinter dieser Szenerie, und als ich dann relativ schnell mit dem Passieren des Müllautos dran war, winkte ich dem Dirigenten zu, der meinen Gruß prompt mit einem Lächeln erwiderte. Ich war ganz baff, denn meiner Erfahrung nach wird man so freundlich in vielen Geschäften, in welchen man eine Menge Geld lassen kann, nicht gegrüßt.
Ich bin sicher, diese Situation entsprang keinem Zufall. Dieses kleine Team hat gemeinsam ganz bewusst seine Arbeit so konstruktiv wie möglich organisiert. So hatten sie an ihrer Arbeit, die wahrscheinlich viele von uns nicht machen möchten, wirklich Spaß und gingen ihr gut gelaunt nach. Und das wirkte zumindest auf mich richtig ansteckend. Ob sie diese Vorgehensweise nun eigenständig innerhalb des Teams besprochen und vereinbart haben oder gemeinsam mit ihrem Vorgesetzten, wissen wir nicht. Jedenfalls konnte ich im Rückspiegel deutlich beobachten, dass auch die folgenden Autofahrer begeistert waren und die Jungs von der Müllentsorgung sich über die positiven Reaktionen gefreut haben.
An diesem kleinen Beispiel lässt sich hervorragend ablesen, dass es immer Möglichkeiten gibt, Spaß und Freude bei seinen Aufgaben zu entwickeln. Nach meiner Erfahrung ist das allerdings in vielen Bereichen und Unternehmen nicht unbedingt zu spüren. Schade eigentlich, denn das Beispiel zeigt überdies, wie ein paar Minuten ausreichen können, ein ganzes Unternehmen auch nach außen in ein sehr positives Licht zu tauchen – in unserem Fall das Entsorgungsunternehmen aus Frankfurt. Glückwunsch zu diesen Mitarbeitern, kann man da nur sagen!
Vielleicht gebührt dieser Glückwunsch ja auch den Führungskräften des Unternehmens: Möglicherweise haben sie mit ihren Mitarbeitern darüber gesprochen, wie sie die meist für alle Beteiligten unangenehme Situation der Straßenblockierung durch den Müllwagen so positiv wie möglich umgehen können. Eventuell haben also Führungskräfte und Mitarbeiter gemeinsam an dieser so eindrucksvoll funktionierenden Lösung gebastelt.
Tipp: Alltagssituationen positiv gestalten
An welchen Situationen können und sollten Sie basteln? Schreiben Sie sich doch gleich einmal genau jene auf, die Ihnen womöglich gerade durch den Kopf gegangen sind. Und besprechen Sie die Angelegenheit mit Ihrer Führungskraft, mit Ihren Mitarbeitern. Finden Sie eine kreative Lösung, idealerweise mit Herz und Verstand. Damit stellen Sie sowohl Freude als auch Praktikabilität sicher.
Ich bin fest davon überzeugt, dass erfolgreiche Mitarbeiterführung nur als Gemeinschaftsarbeit mit den Mitarbeitern funktioniert. Es ist einfach unabdingbar, die Mitarbeiter in die Führungsarbeit (sei es nun betreffs Zielen, Standards, Strategien etc.) einzubeziehen, um ihre willige Mitwirkung sicherzustellen. Denn nur so werden die Mitarbeiter die entwickelten Ziele und Vorgehensweisen auch verinnerlichen und mittragen. Sicherlich müssen Mitarbeiter dazu bereit und fähig sein – die Führungskraft muss es allerdings auch.
Führen nach theoretischen Vorgaben schafft Demotivation
Jeder, der seine Mitarbeiter lediglich nach vorgegebenen Methoden und Strategien führt, ist ganz klar auf dem Holzweg. Denn ohne einen offenen Blick auf die Situation und die beteiligten Personen entsteht meistens Demotivation. Das bedeutet nicht etwa, dass all diese Methoden und Controlling-Instrumente (von denen ich selbst schließlich einige entworfen habe) schlecht sind. Bloß wird leider meistens damit vollkommen falsch umgegangen.
Dies betrifft meiner Beobachtung nach enorm viele Unternehmen, seien es große oder kleine Firmen. In den großen Unternehmen sind die Führungsmethoden meist vorgegeben und werden in Führungstrainings eingeübt – manchmal geradezu gedrillt. Hier kommt es nun nicht nur auf die Führungskräfte selbst an und darauf, ob diese in der Lage sind, die Vorgaben des Unternehmens auf ihre eigene Persönlichkeit und vor allem auf ihre Mitarbeiter...