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Die Urbanisierung im Inneren Europas am Beispiel der deutschen Stadt des Spätmittelalters

AutorJohannes Leigers
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl21 Seiten
ISBN9783638818674
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Theologie - Historische Theologie, Kirchengeschichte, Note: 1,0, Westfälische Wilhelms-Universität Münster (Seminar für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte), Veranstaltung: Die Erneuerung des Apostolischen Lebens - Armutsbewegungen im Mittelalter, Sprache: Deutsch, Abstract: Einleitung Die Urbanisierung im Inneren Europas ist ein vielschichtiges und auch komplexes Thema. Es ist keineswegs erschöpfend und ausführlich im Rahmen dieser Arbeit behandelbar. Deshalb werde ich den Prozess der Urbanisierung eher skizzenhaft darstellen und mich außerdem auf die deutsche Stadt des Spätmittelalters beschränken. Allerdings kann der Urbanisierungsprozess einer deutschen Stadt als typisch für Europa gelten. Nach der Vorgeschichte werde ich auf die notwendigen Voraussetzungen eingehen, die gegeben sein mussten, damit eine mittelalterliche Stadt entstehen konnte. Anschließend gehe ich auf die Merkmale ein, die erfüllt sein mussten, damit man von einer Stadt sprechen konnte. Städte existieren nicht isoliert für sich. Deswegen ist ein weiterer Aspekt meiner Untersuchung das Verhältnis zwischen Stadt und Land. Abschließend werde ich das Verhältnis Laien-Kleriker bzw. Stadt-Kirche erörtern, wie es sich im Mittelalter darstellt. Das Spannungsverhältnis zwischen Staatlichkeit und Kirchlichkeit soll dann in einem kurzen Ausblick auf die weitere Entwicklung betrachtet werden. 1. Zur Vorgeschichte der mittelalterlichen Stadt Städte gibt es nicht erst seit dem Mittelalter. Bereits im 7.Jh.v.Chr. ist im Vorderen Orient ein Übergang zu städtischen Hochkulturen nachweisbar . Mit der römischen civitas (Bürgerschaft) beginnt die früheste Stadtentstehung in Mitteleuropa. Mit der Erweiterung des römischen Reiches fand vom 2.Jh.v.Chr. bis zum 1.Jh.n.Chr. ein Urbanisierungsprozess statt: Das Modell der civitas verbreitete sich vom östlichen Mittelmeerraum bis zum Rhein. Sie war das 'Organisationsprinzip des öffentlichen Lebens und der ständige Sitz der Priester und Magistrate' . Vor allem die pax Romana (Der römische Frieden) sowie neue Handelswege förderten die Urbanisierung innerhalb des wachsendenden Reiches. Mit dem Zerfall des römischen Reiches ab dem 5.Jh.n.Chr. verloren die Kolonialstädte aber an Bedeutung. Eine sich an den Zerfall anschließende Stadtflucht und die Völkerwanderungszeit haben einen weitreichenden Rückgang an Stadtbewohnern und sogar das 'Aussterben' vieler Städte zur Folge . Neue Städte entstehen an der Schwelle von der Antike zum Mittelalter (etwa 700 n.Chr.) aus Handelsemporien, Burgen und Märkten (siehe Kapitel 2.2). Ob verbliebene römisch-antike Städte bis ins Mittelalter weiter besiedelt wurden, müsste für jede Stadt einzeln betrachtet werden. Die mittelalterliche Stadt mag zwar nicht immer eine kontinuierliche Fortführung römischer Siedlungen gewesen sein , dennoch knüpft sie durch innere, äußere und funktionelle Merkmale an ihren römischen Vorläufer an. Wieder 'erwachte' römische Siedlungen können daher auch als 'Keimzelle mittelalterlicher Städte' gesehen werden. 2. Zur Entstehung der europäischen Stadt im Mittelalter 2.1 Voraussetzungen für die Urbanisierung im Mittelalter Warum im Mittelalter Städte wie 'Pilze aus dem Boden schießen' konnten, soll im Folgenden geklärt werden. Die Voraussetzungen für die Urbanisierung sind nicht als chronologische Abfolge zu verstehen, sondern erst ihr Zusammenspiel ermöglicht die Urbanisierung im Mittelalter. 2.1.1 Demographische Voraussetzungen Für den Beginn des 6. Jahrhunderts ist ein enormer Bevölkerungszusammenbruch in Europa festzustellen. Der Bevölkerungsrückgang um ca. 40% wird von einigen Historikern auf Pestepidemien zurückgeführt . Als bewiesen gilt dies jedoch nicht. Es steht aber fest, dass es sich um eine verheerende Infektionskrankheit gehandelt haben muss. Die Bevölkerungszahl Europas wird für 600 n.Chr. auf 11,9 Millionen Einwohner geschätzt. Die europäische Bevölkerung konnte sich anschließend schnell regenerieren: Viele überschüssige Ressourcen an Anbauflächen schufen die Bedingungen für überlebensfähige Nachkommen. Vor allem ökologische und ökonomische Voraussetzungen (siehe Kapitel 2.1.2) förderten ein kontinuierliches expansives Bevölkerungswachstum. Politische Maßnahmen begünstigten diese Entwicklung (siehe Kapitel 2.1.3). Besonders im 12. und 13. Jahrhundert nahm die Einwohnerzahl drastisch zu, wenn auch Wucherpreise und Hungersnöte um 1300 eine Populations- und Kapazitätsgrenze darstellten . Für das Jahr 1340 wird die Bevölkerungszahl Europas auf 53,9 Millionen geschätzt, d.h. auf eine Verdoppelung innerhalb von ungefähr 200 Jahren. Aufgrund hoher Bevölkerungszahlen arbeiteten mehr Menschen in der Landwirtschaft als es für die Versorgung und Ernährung notwendig war. Infolgedessen wurden Überschüsse erwirtschaftet. Die Idee ist dann nahe liegend, diese Produkte auf dem Markt anzubieten. Wie später auszuführen sein wird, ist aber die Entstehung von Märkten eine wesentliche Voraussetzung für die Stadtentstehung. Einen demographischen Rückschlag erlebte Europa in der Mitte des 14. Jahrhunderts: Ungefähr ein Drittel der europäischen Bevölkerung erlag an den Folgen der Pest. Erst 100 Jahre später stiegen die Bevölkerungszahlen erneut.

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