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Die Venus aus dem Eis

Wie vor 40 000 Jahren unsere Kultur entstand

AutorJürgen Wertheimer, Nicholas J. Conard
VerlagKnaus
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl320 Seiten
ISBN9783641045135
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Archäologische Sensationsfunde auf der Schwäbischen Alb: Wie und warum der Mensch die Kultur erfand
In einer Höhle auf der Schwäbischen Alb wurden 2008 spektakuläre Funde ausgegraben: Rund um die Venus aus dem Eis und »die älteste Ansammlung figürlicher Kunst auf der Welt« (Nature) bringen uns Entdecker Nicholas J. Conard und Literaturwissenschaftler Jürgen Wertheimer das Leben der ersten Menschen nahe. Und das Ganze in einer spannenden Mischung aus wissenschaftlichen Erkenntnissen und erzählerischer Spekulation. Was Nicholas J. Conard und sein Team bei Grabungen in den Karsthöhlen zwanzig Kilometer westlich von Ulm entdeckten, lässt die Welt den Atem anhalten: Die Venus vom Hohle Fels, 40 000 Jahre alt, ist die älteste bekannte Menschendarstellung überhaupt. Und sie ist nicht die einzige Sensation: Pferde, Mammuts, ein Löwenmensch, eine Flöte aus dem Flügelknochen eines Geiers, die das älteste Musikinstrument der Welt sein könnte, lassen die Fachwelt von einem »künstlerischen Urknall« sprechen. In einer faszinierenden Doku-Fiktion spürt Conard gemeinsam mit Jürgen Wertheimer der großen Frage nach, wie die Kultur des Menschen entstand. Ihr Buch versetzt uns zurück in die Zeit der Jäger und Sammler: Wie wohnten, jagten und überlebten die Frühmenschen? Welche Sprache, Rituale, Kulte hatten sie? Sind sich Homo sapiens und Neandertaler im Donautal begegnet?
Das erste und einzige Buch über die Weltsensation: Die ältesten Funde menschlicher Kunst wurden in Deutschland ausgegraben.

Der Deutsch-Amerikaner Nicholas J. Conard, 1961 in Cincinnati/Ohio geboren, ist seit 1995 Professor der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und leitet dort die Abteilung Ältere Urgeschichte am Institut für Frühgeschichte.

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Leseprobe
"TEIL 3 Die Falle der Rückkehr und der Zauber des Aufbruchs (S. 173-175)

Die Trennung

Aurls dünne Lippen zogen sich noch mehr zusammen als sonst. Das waren nicht mehr die Leute, die er kannte. Es war, als ob sie Masken aus Haut vor dem Gesicht hätten. Erst war es nur Khar, die wie ein Geist aus dem Eis durchs Gelände schritt, dann immer mehr, die sich mit merkwürdig abgemessenen Schritten vorwärtsbewegten. Das waren seine Jäger. Die Frau mit dem weißen Gesicht war ein besonderes Wesen gewesen. Jetzt waren alle wie sie. Aurl war wie vor den Kopf geschlagen. Und warum gerade Khar der Mittelpunkt dieser Verwandlung war? Sie klebten an ihr. Folgten ihr, ohne ihr nahezukommen. Selbst eine der Steinbockfrauen war auf Schritt und Tritt hinter ihr her und versuchte, Khar in allem nachzuahmen.

Die boshaft zufriedenen Blicke von Ulturek, der das Schauspiel verfolgte, sagten Aurl alles. Wenn er in Khars Nähe kam, streifte ihn ein flüchtiger Blick. Ihre schwarz umrandeten, hellen, flackernden Augen verrieten, dass sie jede ihrer Bewegungen kontrollierte. Er verachtete sie, aber sie tat ihm leid. Sein Hass galt nicht ihr, sondern dem, der mit ihr spielte, der mit allen spielte. Ulturek. Warum er in all diesen langen Monaten nicht den Mut aufgebracht hatte, ihn zu stellen?

Warum er immer nur in sich hineingewütet hatte? Vor ihm der Geisterreigen, die Füße in wässrigem Schnee, der um seine Knöchel schwappte, Schneeflocken, die sich nach diesem kurzen Sommer des Wahnsinns als Frostflaum um ihn legten. Wenn sie nicht bald aufbrachen, würde der Wintereinbruch ihnen die Luft nehmen. Wollten sie sich umbringen? Seit der Jagd an diesem Todeswasser war nichts mehr, wie es gewesen war. War nichts mehr vor ihnen sicher, nicht einmal sie selbst. Sie waren nicht mehr Teil des Ganzen: Die Pferde, die über die Ebenen jagten, die Bisons mit ihren schweren Köpfen und selbst die Bären, die in den Höhlen schliefen, hatten bisher nicht nur zu ihnen gehört, sie waren wie sie selbst. Sie stießen zu und spürten den Schmerz.

Sie häuteten sie und wärmten sich, sie lauerten ihnen auf und wurden von ihnen gehetzt, tranken ihr Blut und waren ihr Bruder. Diese Verbindung war zerschnitten. Seit sie damit angefangen hatten, die Tiere zu verkleinern, hatten sie damit begonnen, sie zu töten. Wenn man ein Furcht einflößendes, gewaltiges Tier in einen kaum fingerlangen Käfer verwandelt, tötet man es. Wenn man es glättet und schleift, bis nur mehr ein runder Rücken und ein Stummelschwanz von ihm übrig bleibt, zieht man ihm die Zähne. Er hatte diese Tierchen von Anfang an nicht gemocht, ohne zu wissen, warum."
Blick ins Buch

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