TEIL 1:
DIE LERNUMGEBUNG
Die Trainingsschritte in diesem Buch sollten sorgfältig befolgt werden. Überspringen Sie kein Stadium oder gehen zu eilig darüber hinweg. Gehen Sie nicht schneller vor, als Ihr Hund folgen kann. Ihr Hund und Sie sollten gemeinsam auf eine Entdeckungsreise in Körper, Geist und Gefühlswelt gehen.
Die Trainingsschritte in diesem Buch sollten sorgfältig befolgt werden. Überspringen Sie kein Stadium oder gehen zu eilig darüber hinweg. Gehen Sie nicht schneller vor, als Ihr Hund folgen kann. Ihr Hund und Sie sollten gemeinsam auf eine Entdeckungsreise in Kör-per, Geist und Gefühlswelt gehen.
Es geht darum, verbunden zu sein, Geduld, Versöhnlichkeit und Kontrolle zu lernen. Es geht nicht um ein Ziel: es gibt kein Ziel. Sie und Ihr Hund können immer weiter Fortschritte machen und ihre körperliche, geistige und spirituelle Bindung sowie ihr Wohlbefinden durch sanftes, ganzheitliches Üben stärken - ganz ohne Eile.
Verarbeitung ist eins der wichtigsten Dinge beim Lernen, und sie findet statt, wenn wir innehalten. Das gilt auch für Hunde, und zwar vor allem dann, wenn sie im Tun innehalten. In diesem Sinne kann das, was wie Nichtstun aussieht und oft als mangelnde Mitmachbereitschaft verstanden wird, tatsächlich ein fundamentaler Lernschritt sein. Unterscheiden zu können, was Informationsverarbeitung, was Langeweile oder Rückzug und was mangelnde Mitmachbereitschaft ist, ist unerlässlich, um zu einem guten Förderer des Lernens zu werden. Deshalb ist Langsamermachen und keine Angst vor Pausen zu haben etwas, das ich im Verlauf des Buchs ständig wiederholen werde. Die Kunst, das zu tun, was wie Nichtstun aussieht, kann den Unterschied zwischen Lernen und Nichtlernen ausmachen.
Im letzten Teil des Buchs geht es um die Anwendung. Ein wichtiger Teil dieses Trainings ist, zu erkennen, aus welchem Grund wir Haltungen, Ausdrücke und Aktionen verstärken. Niemals, unter keinen Umständen sollten wir vom Hund verlangen, eine Haltung, einen Ausdruck oder eine Aktion in einem unnatürlichen sozialen Kontext zu zeigen. Diese Art des Trainings ist eine machtvolle Sache und wir verstärken Verhalten, von denen wir möchten, dass sie sich natürlich steigern. Wir trainieren nicht, damit wir unseren Hund zum Lächeln auffordern können, wenn er traurig ist oder damit er sich entspannt gibt, wenn er sich in einer Bedrohungssituation befindet. Wir trainieren diese Verhalten in einem kontrollierten Kontext, in dem der Hund frei von Stressoren ist, Platz und die Möglichkeit zum Weggehen hat. Wir können diese Verhalten markieren und belohnen, wenn wir sie in natürlichen sozialen Situationen erkennen und wir können ihnen eine Bedeutung geben, indem wir ihnen eine Funktion geben. So können wir zum Beispiel einen sanften Blick mit körperlicher Zuneigung belohnen (zeigen, dass wir diesen Ausdruck erkennen, dass er eine Bedeutung hat und einem Zweck dient), oder wir können passiven Stress und Raummanagement verstärken, indem wir den Raum zwischen dem Hund und der von ihm empfundenen Bedrohung vergrößern. Das ist ein Dialog. Er verbindet Sie und Ihren Hund und zeigt ihm, dass er in dieser Menschenwelt immer noch Macht und Kontrolle hat. Er lehrt Hunde, sich an uns zu wenden, wenn sie Hilfe brauchen und dass wir sie beschützen. All diese Dinge lassen einen Hund verstehen, dass er keine Aggressionen oder Konflikte einsetzen muss und dass es sich lohnt, entspannt, ruhig und sanft zu sein.
Der ideale Raum ist aufgeräumt, bietet dem Hund die Möglichkeit zum Weggehen und hält frisches Wasser für Sie beide bereit.
WIE EINE DOGYOGASTUNDE AUSSEHEN SOLLTE
•Schaffen Sie eine saubere, klare und bequeme Umgebung.
•Zählen Sie die Leckerchen ab, die Sie zum Trainieren der jeweiligen Lektion brauchen und achten Sie auf ausreichend Wasser für Sie beide.
•Beginnen Sie immer mit einem kurzen Spaziergang draußen.
•Gehen Sie mit Ihrem Hund in den Yogaraum und nehmen ihm das Halsband oder andere Ausrüstungsgegenstände ab.
•Trainieren Sie eine Haltung, Aktion oder einen Ausdruck (nach der Reihenfolge in Teil zwei).
•Verschaffen Sie ihm nach jeder Session mentale Wärme, indem Sie mit ihm spielen oder schmusen.
•Achten Sie darauf, genug Zeit für das alles zu haben. Planen Sie etwa eine halbe Stunde pro Tag inklusive Aufwärmspaziergang, die eigentliche Session und das anschließende Spielen oder Knuddeln ein.
GENAUE AUSFÜHRUNG DURCH KLARHEIT IM TRAINING
Was bedeutet Klarheit im Training? Im Dogyoga ist damit gemeint, dass wir dem Hund zum Trainieren einen Raum bieten, der frei von Umwelt-, Gefühls- oder Sozialstressoren ist. Das bedeutet für unterschiedliche Hunde unterschiedliche Dinge. Ich habe zum Beispiel einen Hund, der Magnete an der Kühlschranktür extrem ablenkend findet (ich hatte sie einmal zum Targettraining von Farbunterscheidung genutzt und er ist seitdem darauf fixiert, sie anzustupsen). Für diesen Hund, den Pitbull Archie, ist seine Umwelt extrem stimulierend. Um das Beste aus ihm herauszuholen, brauche ich einen absolut aufgeräumten Raum.
Bei der aus dem Tierschutz stammenden Spanielhündin Bubbles muss ich immer sicherstellen, dass ich 100%ig neutral bin. Sie empfindet jede Gefühlsanspannung als extrem belastend. Ich muss sitzen, ruhig und unaufgeregt sein und ganz genau wissen, was wir trainieren werden. Es ist ihr vollkommen egal, ob etwas auf dem Tisch herumliegt oder ein Besen neben der Tür steht, aber ein kleiner gefühlsmäßiger Hinweis von mir darauf, dass irgendeine Spannung existiert, und sie wird nervös, bellt und kann nicht lernen. Lernen Sie Ihren Hund auswendig. Und wenn er etwas in der Umgebung als stressig empfindet, entfernen Sie es.
Bei Trainern ist es ähnlich. Ich bin jemand, der besser in einem aufgeräumten Raum arbeiten kann, aber es macht mir nichts aus, ob und welchen anderen Stress ich früher am Tag hatte. Kollegen von mir dagegen können im größten Chaos trainieren, aber nicht ernsthaft arbeiten, bevor sie nach einem stressigen Tag nicht völlig abgeschaltet haben.
Beim Training denken wir nur selten an die Distanz zwischen uns und dem Hund, aber sie ist von größter Bedeutung.
Wir alle, Menschen und Hunde, lernen am besten ohne Ablenkung. Ich versuche, aus den Sitzungen stets das beste, produktivste, bereichernde und am meisten voranbringende Training wie möglich zu machen. Sie sollten deshalb den Rat befolgen und den bestmöglichen Yogaraum schaffen - vor allem aber müssen Sie herausfinden, was Durcheinander für Sie und Ihren Hund bedeutet
DER IDEALE ORT FÜR DOGYOGA
Der Yogaraum sollte warm sein - normale Zimmertemperatur. Sehr kalte oder heiße Temperaturen sollten vermieden werden, aber solange das Wetter gut ist, können Sie auch draußen im Garten trainieren, falls Sie im Haus nicht genug Platz haben. Falls Sie weder Garten noch Platz im Haus haben, können Sie auch an einem öffentlichen Ort üben. In diesem Fall rate ich Ihnen, Ihren Hund an eine lange Leine zu nehmen, die Sie um Ihre Hüfte befestigen und dass Sie irgendeine Begrenzung definieren, sodass Sie klar feststellen können, wann Ihr Hund sich fürs Weggehen aus dem „Raum" und für eine Pause entschieden hat.
Wenn Sie im Innenbereich sind, sollte der Boden keine merkwürdige Textur haben und idealerweise aus natürlichem Material wie Holz oder Teppich sein, weil Hunde sich dort wohler fühlen und weniger rutschen. Alternativ können Sie eine Matte benutzen.
Eine Dogyogamatte sollte ausschließlich für dieses Training benutzt werden, nur auf dem Boden und in einem Raum, in dem der Hund sich wohlfühlt. Manche Hunde finden eine Matte auf dem Boden merkwürdig. Beim Arbeiten mit Bullrassen zum Beispiel habe ich die besten Erfahrungen mit CampingIsomatten gemacht, die nicht auf dem Boden rutschen. Die Matte darf einerseits keine Ablenkung werden, normale Hundedecken sind aber andererseits für diesen Zweck auch nicht praktisch. Außerdem haben Studien uns gezeigt, dass Hunde Unterscheidungsobjekte als nützliche Vorhersagen für Kontexte empfinden: Wenn Sie jedes MaL, bevor Sie rausgehen, eine rote Schleife an die Türklinke hängen, weiß Ihr Hund leichter, was er von der Situation zu erwarten hat. Vorhersage-Objekte, die unsere Erwartungen ankündigen können, sind prima geeignet, um die Lernumgebung für den Schüler sinnvoller zu machen.
Lassen Sie Tageslicht durch die Fenster und Türen und die Vorhänge offen. Auch Glastüren, durch die der Hund hinaussehen kann, sollten nicht verdeckt werden. Die Außenwelt ist nur sehr selten eine Ablenkung für einen Hund, wenn er wirklich trainiert. Was viel öfter der Fall ist, ist, dass der Hund die Umwelt absichtlich als Ablenkung benutzt, um eine empfundene Spannung aufzulösen, weil ihm langweilig ist oder weil er etwa Zeit und Raum braucht, um die neue Information zu verarbeiten! In jeder dieser Situationen würde das Verdecken der Außenwelt Ihrem Hund nicht dabei helfen, sich zu konzentrieren.
Wenn möglich, sollten Sie andere Hausbereiche oder den Weg nach draußen zugänglich lassen. Wenn das nicht geht, stellen Sie eine abgedeckte Box mit offener Tür in den Raum. Auch im Gruppentraining müssen Sie auf Hinweise dafür achten, wann der Hund die Sitzung abbrechen möchte. Wenn er zum Beispiel zur Tür geht oder sich aus Ihrem Blickfeld wegorientiert, möchte er pausieren.
DIE UMGEBUNG VORBEREITEN
Eine Sitzung sollte immer mit dem Herrichten der Umgebung beginnen, sodass diese sauber, aufgeräumt und bequem ist. Aber auch wir selbst müssen startklar sein.
•Klares, kaltes Wasser sollte für Sie und Ihren Hund jederzeit erreichbar...