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E-Book

Dolce Vita mit Diabetes

Ein genussvoller Leitfaden für den Umgang mit Diabetes

AutorGiovanna Eilers, Maja Storch
VerlagHogrefe AG
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl332 Seiten
ISBN9783456755434
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis21,99 EUR
Diabetes zu haben ist eine Herausforderung: Tagtäglich soll man sich damit beschäftigen und sein Leben darauf einrichten. Dinge müssen erfüllt werden, die wahrlich nicht immer Spaß machen. Um einen herum haben viele gutgemeinte Ratschläge auf Lager, wie man es besser packen könnte - vor allem die behandelnden Ärzte. Nur: Erledigen muss man die Aufgaben leider selbst (etwa mehrmals am Tag den Blutzucker messen oder ans Insulinspritzen denken). Wie kann man diese oft lästigen Diabetes-Vorsätze umsetzen und das auf eine Art und Weise, die nicht so anstrengend und doch erfolgreich ist? Das fragen sich die Helden dieses Buches, alles Menschen mit Diabetes, - und erhalten Antworten: In einem abwechslungsreichen Dolce Vita-Diabetes-Kurs lernen die Hauptpersonen und der Leser, wie man mit Hilfe des Zürcher Ressourcen Modells (ZRM) eigene Stärken entdecken und diese für die ganz persönlichen Diabetes-Lösungen einsetzen kann. Weil ein wichtiger Aspekt im Umgang mit dem Diabetes die vielen „mulititask“-Situationen im Alltag sind, ist ein Schwerpunkt die Selbstcoaching-Phase, in der sich die Diabetes-Helden selbstständig machen und als ihre Experten eine eigene Strategie für das Meistern tagtäglicher Fallstricke entwickeln. In einem besonderen Kapitel laden die Autorinnen zu einem Ausflug ein in die Zusammenhänge von Diabetes und Übergewicht - und räumen mit so mit manch althergebrachter, aber wissenschaftlich nicht bewiesener Behauptung auf.

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Leseprobe

1 Die Hauptpersonen


1.1 Elvira


Elvira sitzt im vollen Wartezimmer dieser neuen Diabetes-Praxis. Sie hat es gerade eben pünktlich zum Termin geschafft, auf den sie vier Monate gewartet hat. Leicht außer Atem ist sie angekommen und hat sich in einen der gemütlichen Stühle fallen lassen. Beim Umsteigen am Bahnhof Zoo ist die S-Bahn ausgefallen, sodass sie den Schienenersatzverkehr nehmen und die letzte Strecke bis zur Praxis im Eiltempo laufen musste.

Es ist erst zehn Uhr morgens, aber ihr kommt der Tag schon ewig lang vor: Ihre beiden kleinen Kinder, Jesper und Jule, haben heute mal wieder getrödelt – Jule wollte partout ihre Lieblingshose anziehen, die gerade in der Waschmaschine war, und hat einen Wutanfall vom Feinsten hingelegt, bis sie endlich einen Kompromiss fanden. Jesper dagegen wollte auf keinen Fall in die Vorschule gehen und hat bitterlich geweint.

Während des Frühstückens hat Elvira gemerkt, dass sie ihren Blutzucker nicht gemessen und auch noch vergessen hat, das Insulin zu spritzen. Wenigstens das Spritzen will sie nachholen. Erst einmal sind aber Jesper und Jule dran mit frühstücken. Jesper hockt mit traurigen Augen am Frühstückstisch und lässt sich Stückchen für Stückchen von Elvira mit liebevollen Worten in den Mund schieben, während sich Jule T-Shirt und Hose vollkleckert, sodass sie sich in aller Eile umziehen muss.

Endlich sind alle drei bereit zum Abmarsch. Erst werden sie zu Jules Schule fahren, dann bringt Elvira Jesper zur Vorschule. Dort kann sie das Fahrrad abstellen und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Termin in die Praxis weiterfahren. Was muss sie alles für den Tag bedenken? Stimmt, Jules Klasse macht heute einen Ausflug, da muss sie eine zusätzliche Brotdose vorbereiten. Ach ja, die Kinder sollen die Regenhosen und Mückenmittel mitnehmen für den Waldausflug. Wie gut, dass sie daran gedacht hat! Und Jesper... Moment, da war doch auch was? Was war das nur? Wegen des heutigen Praxistermins kommt sie viel später zur Arbeit in den Verlag und wird das Büro erst um 17 Uhr verlassen können. Wer wird, um Himmels willen, Jesper von der Vorschule mitnehmen können? Vielleicht die Mutter von Tina? Nein, die hat ja dienstags immer selbst ihren langen Tag in der Firma. Oles Mutter kann sie unmöglich schon wieder bitten, Jesper mitzunehmen, die hat das letzte Mal bereits irritiert reagiert. Und Elviras Mutter, die hat dienstags ihren Sauna-Tag, der ist ihr heilig.

Also muss sie sich überwinden und Lauras Mutter anrufen, obwohl sie sie noch nicht wirklich kennt. Die Italienerin war angenehm offen und hat viel gelacht, als sie sich letztens kurz unterhalten haben, und ihr angeboten, Jesper mal mitzunehmen, falls Elvira Unterstützung braucht. Elvira greift zum Telefon und hat Glück: Lauras Mutter geht ans Telefon (wie heißt sie nur mit Vornamen?) und sagt sofort zu, als sie Elviras Bitte hört.

Bevor es dann wirklich losgeht, befällt Elvira ein komisches Gefühl: Da war doch noch was. Das Insulin, natürlich, das hat sie nicht gespritzt! Das ist jetzt wichtig. Hurtig läuft sie zu ihrer Handtasche und sucht zwischen Lippenstift, Kalender, Portemonnaie und Schlüsseln den Pen – da ist er. Halt: Das ist der Pen für das Basisinsulin zur Nacht, die beiden Pens darf sie nicht verwechseln. Das ist ihr vor einer Woche an einem ähnlichen Morgen passiert, und der ganze Tag ist fürchterlich gelaufen, weil sie ständig Angst gehabt hat zu unterzuckern und nicht richtig wusste, wie das versehentlich gespritzte Insulin wirken würde. Sie hat dann das Insulin für das Essen weggelassen, wodurch der Blutzucker in schwindelerregende Höhen gestiegen ist. So einen Tag möchte sie nicht noch einmal erleben.

Wo ist aber nun der richtige Pen, der orangefarbene? Wo hat sie ihn denn nur hingelegt? Moment – wann hat sie das letzte Mal Essensinsulin gespritzt? Das muss gestern zum Abendbrot gewesen sein. Hat sie da gespritzt, oder hat sie das etwa auch vergessen?? Wie war das – sie hat für die Kinder Abendbrot gemacht, und die haben sich beim Essen so gestritten, dass sie selbst nicht zum Essen gekommen ist. Als die beiden Kinder später in der Badewanne hockten, hat die Nachbarin geklingelt und gefragt, ob Elvira während ihrer Abwesenheit ihren Briefkasten leeren und die Blumen gießen könnte. Und da hat Elvira sie reingebeten, ihr einen Tee angeboten und ihren Teller mit den Nudeln in der Küche stehen lassen. Dann, als die Nachbarin weg war, hat sie die kalten Nudeln in sich reingestopft und: Genau, da hat sie den Pen mit ins Bad genommen zu den Kindern und sich rasch das Abendbrot-Insulin gespritzt! Eilfertig läuft Elvira ins Bad, und dort findet sie den Pen. Wie viele Einheiten soll sie spritzen? Sie hat völlig vergessen, den morgendlichen Blutzucker zu messen, und ohne eine Vorstellung davon, ob der Blutzucker beim Aufstehen bei 70 oder bei 350 mg% gelegen hat, ist es immer schwierig, die richtige Insulindosis abzuschätzen. Wenn sie den Blutzucker jetzt misst, ist er durch das Frühstück beeinflusst und sicher höher. Aber in welchem Ausmaß?

Mitten in diesen Überlegungen wird Elvira durch das verzweifelte Weinen von Jule unterbrochen: Jule will ihre neuen roten Turnschuhe anziehen und die Schleife selber binden, aber es gelingt ihr nicht. Sie hat schon mehrere Doppelknoten fabriziert, und nun will nichts mehr gehen. Für Elvira heißt das: trösten, bestärken, gleichzeitig diese verflixten Knoten zu lösen versuchen und Jesper ermuntern, in seine Schuhe zu steigen, die glücklicherweise Klettverschlüsse haben. Es bleibt keine Zeit mehr, um den Blutzucker zu messen. Sie hat das auch oft ohne Messen geschafft.

Sie flitzt ins Bad, nimmt den Pen und dreht ihn auf acht Einheiten auf. Das muss genügen, um einen rasanten Anstieg des Blutzuckers zu verhindern, und dürfte nicht zu einer Unterzuckerung führen – sie spritzt das Insulin. Flüchtig fällt ihr ein, dass sie die Nadel auf dem Pen auch schon lange nicht mehr ausgewechselt hat. Ihr Diabetologe hat sie beim letzten Mal rügend angeschaut und gefragt, ob sie denn die Nadel nach jedem dritten Spritzen auswechsle. Das ist ziemlich peinlich gewesen, in etwa so, wie wenn sie Jule fragt, ob sie sich die Hände gewaschen hat nach dem Klo. Ach was, jetzt geht es auch so. Die Schule wartet nicht, und sie müssen los.

Im Fahrradkeller merkt Elvira, dass Jesper seinen Fahrradhelm vergessen hat, und muss erneut in die Wohnung. Sie schaffen es gerade zum Klingeln der Schulglocke zur ersten Stunde. Eine Mutter aus Jules Klasse spricht Elvira an und will wissen, wann es denn endlich einen Elternabend gibt. Elvira ist Elternvertreterin. Sie versucht ruhig zu bleiben und verspricht, sich um einen zeitnahen Termin zu kümmern, während Jesper an ihrer Jacke zupft und sie immerzu fragt, wann sie losfahren. Endlich muss die redselige Mutter selbst los, und Elvira ist erlöst, nur Jesper ist weg. Wo ist er nur? Ah, er hat sich hinter dem Müllcontainer versteckt und erwartet, dass Elvira ihn sucht. Da sie in Gedanken schon bei der Abschiedsszene in der Vorschule ist, spielt sie das Suchspiel mit. Jesper ist begeistert, und nun können sie zur Vorschule radeln. Sich nur keine Unruhe anmerken lassen, denkt Elvira, das überträgt sich auf Jesper. Sie ist mit Absicht geduldig beim Verabschieden. Was für ein Glücksfall: Jespers Lieblingserzieher Markus ist heute aus dem Urlaub zurückgekommen. Jesper rennt zu ihm, und Elvira zwinkert Markus zu, der sofort weiß, was die Stunde geschlagen hat. Elvira kann die Gunst der Stunde nutzen, Jesper zuwinken und sich zügig verabschieden. Sie schließt im Hof ihr Fahrrad ab und läuft eine Querstraße weiter. Puh, sie atmet durch und lobt sich, dass sie alles innerhalb des Zeitplans geschafft hat.

Nun sitzt sie in diesem Wartezimmer und schaut sich um: Wie viele Menschen hier sitzen und stehen. Alte, grau aussehende Menschen, manche mit einem Verband am Fuß, manche im Rollstuhl oder mit einem Rollator. Dort in der Ecke sitzt ein mittelaltes Paar und schaut ins Leere. Gehören die wirklich zusammen? Na, er hat die Handtasche der Frau auf dem Schoß. Ihr gegenüber sitzt eine schwangere Frau mit ihrem Partner, der ihre Hand hält. Haben die alle Diabetes? Wie lange wohl schon? Und wie kriegen die es eigentlich hin?

Warum muss sie überhaupt in diesem Wartezimmer sitzen? Warum hat gerade sie diese nervtötende Krankheit Diabetes? Elvira ist 37 Jahre alt und schlägt sich seit 22 Jahren mit Diabetes herum. Fünfzehn war sie. Sie erinnert sich gut daran, dass sie damals nicht viel damit anfangen konnte, als ihr Arzt ihr und ihrer Mutter mitteilte, dass sie Diabetes habe. Und ihn für immer behalten würde. Sie erinnert sich auch daran, dass ihre Mutter mehrfach täglich kontrollierte, ob Elvira ihren Blutzucker gemessen hat. Ob sie ihn in diesem lästigen Zuckertagebuch notiert hat und die Broteinheiten und die entsprechende Insulinmenge ausgerechnet hat. Wie sehr hat sie diesen Diabetes gehasst und so getan, als ob es ihn nicht gäbe, einfach geschwindelt und behauptet, sie hätte alles erledigt. Und oft ist es schiefgelaufen – zum Beispiel wenn sie auf einer Party gewesen ist und viel getanzt und Alkohol getrunken hat. Das eine Mal kassierte Elvira eine heftige Unterzuckerung und ist erst in der Notaufnahme wieder aufgewacht. Sie erinnert sich an den sorgenvollen und enttäuschten Blick der Mutter beim Abholen. Und an den damaligen Arzt, der Elvira zu einer Diabetes-Wiederholungsschulung verpflichtet hat. Wie eine Strafe hat sie das empfunden. Später, als Elvira ausgezogen war, waren die verbrämten Kontrollanrufe ihrer Mutter Routine, wenn sie sich mal einen Tag nicht zu Hause gemeldet hatte. Der Diabetes glich einem...

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