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Eigensinn

Die starke Strategie gegen Burn-out und Depression - und für ein selbstbestimmtes Leben

AutorUrsula Nuber
VerlagS. Fischer Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2016
ReiheFischer Paperback 
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783104030845
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
*** Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout: Seien Sie eigensinnig! *** Man erfüllt Wünsche, die man nicht erfüllen will. Man schweigt, obwohl man anderer Meinung ist. Man ignoriert eigene Bedürfnisse, um andere nicht zu enttäuschen. Obwohl man Widerstand in sich spürt, zeigt man ihn nicht. Man sagt ja, wo man nein sagen möchte. Der Preis für dieses Verhalten ist hoch: Erschöpfung, das Gefühl der Sinnlosigkeit, Depression. Wer sich selbst verleugnet, riskiert seelische und körperliche Schäden. Ursula Nuber, Chefredakteurin der Zeitschrift »Psychologie Heute« und Bestsellerautorin, deckt die Gründe für diese ungesunde Zurückhaltung auf und zeigt, wie es anders geht: In der Partnerschaft, im Umgang mit den Kindern, am Arbeitsplatz - Widerstand leisten zu können, ist von großer Bedeutsamkeit für die seelische Stabilität und Resilienz. Eigensinnige Menschen kommen mit Stress besser zurecht und lassen sich nicht verbiegen. Der »Schutzschild Eigensinn« hilft Ihnen, die vielfältigen Herausforderungen und Stresssituationen des Alltags zu bewältigen - für ein glückliches und selbstbestimmtes Leben.

Ursula Nuber ist Diplompsychologin und Chefredakteurin der Zeitschrift »Psychologie Heute«. Sie ist ausgebildet in Systemischer Therapie und Paarberatung und lebt in der Nähe von Heidelberg.

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Leseprobe

Der erste eigensinnige Mensch war eine Frau. Eva wusste, dass es verboten war, die Früchte vom Baum der Erkenntnis zu essen. Doch sie konnte der Versuchung nicht widerstehen und ließ sich von der Schlange verleiten, einen Apfel zu kosten. Damit nicht genug: Sie verführte den willensschwachen Adam dazu, es ihr gleichzutun. Das Gebot Gottes erschien Eva weniger wichtig als ihre Neugier auf die verbotene Frucht.

Wie wir wissen, wurde dieser Akt des Ungehorsams aufs Schlimmste bestraft: Adam und Eva wurden aus dem Paradies vertrieben. Die Botschaft an die Menschheit war eindeutig: Wer sich über Gebote und Verbote hinwegsetzt, fällt in Ungnade.

Doch was den einen als Erbsünde gilt, ist für andere der erste Schritt in die Unabhängigkeit. Der Psychoanalytiker Erich Fromm sieht in Adams und Evas eigensinnigem Handeln »die Vorbedingung dafür, dass der Mensch sich seiner selbst bewusst wurde und dass er fähig ist, sich für etwas zu entscheiden«. Dass Eva den Apfel angenommen hat, ist für Fromm »der erste Schritt des Menschen auf dem Weg zur Freiheit«.

II Wie eigensinnig sind Sie?


Wenn Sie bislang der Meinung waren, dass Eigensinn keine wertvolle Eigenschaft ist, dann haben Sie vermutlich noch nicht darüber nachgedacht, wie ausgeprägt Ihr Eigensinn ist. Und wenn doch, dann fiel das Ergebnis dieses Nachdenkens wahrscheinlich eher selbstkritisch aus. Möglicherweise erinnerten Sie sich an elterliche Mahnungen wie »Sei nicht so eigensinnig!« oder an Situationen, in denen Ihnen »Sturheit« oder »Dickköpfigkeit« vorgehalten wurden. Das wäre nicht weiter verwunderlich, denn Eigensinn steht, wie wir gesehen haben, in der Liste unerwünschter Eigenschaften auf einem der vordersten Plätze. Deshalb werden Sie zunächst auf die Frage, wie ausgeprägt beziehungsweise schwach Ihr Eigensinn ist, keine rechte Antwort finden. Aber es gibt indirekte Hinweise darauf, wie viel Eigensinn es in Ihrem Leben gibt, wie konsequent Sie einen eigenen Sinn in Ihrem beruflichen wie privaten Tun verfolgen, oder ob Sie lieber anderen den Vortritt lassen und sich lieber anpassen.

Anhand der folgenden Beschreibungen können Sie herausfinden, wie es um Ihren Eigensinn bestellt ist. Prüfen Sie, was davon auf Sie zutrifft. Wo erkennen Sie sich eindeutig wieder?

  • Sie haben Erfolg im Beruf, aber keine wirkliche Freude daran. Zunehmend fühlen Sie sich erschöpft und ausgebrannt.

  • Sie wissen nicht genau, was Sie wollen. Aber Sie spüren, dass Sie dieses Leben, so wie es ist, nicht wollen.

  • Sie haben chronische körperliche Beschwerden und Krankheiten wie zum Beispiel Migräne, Rückenschmerzen, Herz- und Kreislaufbeschwerden, Hautprobleme.

  • Es geht Ihnen nicht gut: Frustration, Langeweile, schlechte Laune, unerklärliche Aggression und depressive Phasen machen Ihnen zu schaffen. Sie fühlen sich ausgebrannt und leer.

  • Ein seltsames Gefühl der Fremdheit kann in den verschiedensten Situationen auftauchen. Im Beruf, wenn Sie plötzlich bei einer Präsentation, einer Projektarbeit, im Gespräch mit Kollegen neben sich stehen und sich fragen: Was tue ich hier eigentlich? Oder auch im Privatleben, wenn Sie wie ein Schatten neben dem Partner, neben der Familie herlaufen und sich nicht wirklich zugehörig fühlen.

  • Sie hoffen auf ein Wunder: Vielleicht verlässt der tyrannische Chef die Firma, vielleicht gewinnen Sie im Lotto und können sich endlich Ihre Wünsche erfüllen, vielleicht verliebt sich der ungeliebte Partner in eine andere Person, dann wären Sie endlich frei, vielleicht bietet Ihnen jemand von sich aus einen tollen Posten an.

  • Sie sind ein Freund des »lieben Friedens«. Wenn er mal gefährdet ist, geben Sie lieber nach. Auseinandersetzungen sind nicht Ihre Sache.

  • Sie lassen sich immer mal wieder zu Entscheidungen verführen, die Sie im Nachhinein bereuen. Zum Beispiel: Sie kaufen ein Kleidungsstück, weil die Verkäuferin so nett ist und meint, es wäre wie für Sie gemacht. Sie willigen ein, im Urlaub in die Berge zu fahren, obwohl Sie lieber eine neue Stadt kennengelernt hätten.

  • Sie haben so etwas wie einen »Mitläuferreflex«. Sie warten häufig ab, wie ein anderer sich verhält oder welche Meinung er oder sie äußert, um sich dann anzuschließen. Ihre eigenen Wünsche und Ihre eigene Meinung kommen zu kurz.

  • Sie denken oft darüber nach, was andere von Ihnen halten.

  • Wenn Sie glauben, einen Fehler gemacht oder sich blamiert zu haben, können Sie nächtelang darüber nachgrübeln.

  • »Entschuldigung« – dieses Wort kommt Ihnen viel zu häufig über die Lippen, selbst dann, wenn es gar nichts zu entschuldigen gibt.

  • Sie haben »Freunde«, die Ihnen eigentlich nicht viel bedeuten. Aber Sie bringen es nicht fertig, sich von diesen Menschen zu distanzieren oder die Beziehung abzubrechen. Sie denken »Das kann ich doch nicht tun! Das würde den anderen verletzen.«

  • Wenn Sie eingeladen oder um einen Gefallen gebeten werden, sagen Sie meist automatisch »ja«. Erst später merken Sie, dass Sie keine Lust haben und Ihre wertvolle Zeit gerne anders verbringen möchten. Doch absagen kommt nicht in Frage.

  • Wenn Sie doch mal ganz klar Ihre Meinung sagen oder sich gegen eine Zumutung wehren, bereuen Sie es hinterher sofort. Sie quälen sich dann mit Selbst- vorwürfen (»Das war unhöflich/unnötig.«) und fürchten, dass Sie nun die Zuneigung des anderen verspielt haben.

  • Jemand verletzt Sie mit einer dummen Bemerkung oder macht sich auf Ihre Kosten größer als er ist. Sie sind getroffen, doch Sie sagen nichts. Sie wollen nicht alles noch schlimmer machen, indem Sie Ihre Gefühle zeigen.

  • Es gibt Menschen in Ihrer Umgebung, von denen Sie sich ausgenutzt fühlen.

  • Sie übernehmen, um Ärger zu vermeiden, manchmal die Verantwortung für Dinge, die andere zu verantworten haben.

  • Sie können es nur schwer aushalten, wenn andere Menschen sich über Sie ärgern oder enttäuscht von Ihnen sind.

  • Sie spüren eine tiefe Erschöpfung, die Sie auch durch ein paar Tage Erholung nicht wirklich loswerden.

  • Manchmal möchten Sie Klartext reden, doch dann schlucken Sie die Bemerkung lieber runter. »Es hat ja doch keinen Sinn«, denken Sie. Oder: »Das gibt nur Ärger.« Und so erfährt die Schwiegermutter nicht, dass Sie ihre Einmischung nicht wünschen und der liebe Kollege darf ungestraft behaupten, das neue Projekt, das Sie angestoßen haben, wäre seine Idee gewesen und nicht Ihre.

  • Sie sind umgeben von Menschen, die Ihre Unterstützung brauchen. Umgekehrt kämen Sie gar nicht auf die Idee, andere für Ihre Wünsche und Bedürfnisse einzuspannen.

  • Nach freundlichen Gesprächen mit Bekannten, Freunden oder Kollegen fühlen Sie sich manchmal zutiefst erschöpft. Das wundert Sie, denn »eigentlich« war es doch ganz nett.

  • »Hat es geschmeckt?«, fragt die Bedienung routinemäßig. Und routinemäßig antworten Sie »Ja, danke«. Dabei haben Sie sich über die Qualität der Speisen sehr geärgert und lassen die Hälfte zurückgehen. Aber Sie sagen nicht: »Leider gar nicht. Richten Sie das dem Koch aus.«

Diese Beschreibungen illustrieren, wie Sie sich verhalten, wenn Sie kein eigensinniger Mensch sind. Sie geben Ihnen ein Gefühl dafür, warum Sie in den verschiedensten Alltagssituationen darauf verzichten, Ihren eigenen Standpunkt und Ihren Willen klar und deutlich zu formulieren. Sie geben nach, wo Sie Stellung beziehen sollten, Sie schweigen, wo ein klares Wort angebracht wäre, Sie halten andere für wichtiger, klüger, bedeutsamer als sich selbst – kurz: Sie verzichten darauf, Begegnungen und Ereignisse in Ihrem Leben eigensinnig zu bewerten, Sie setzen sich zu wenig gegen Vereinnahmung zur Wehr und passen sich den Wünschen und Bedürfnissen anderer Menschen zu oft an.

Einige der aufgeführten Situationen erscheinen Ihnen vielleicht banal. Ist es denn wirklich so wichtig, einen rücksichtslosen Kunden im Supermarkt zurechtzuweisen? Was hat man davon, wenn man einem Koch ausrichten lässt, dass seine Kochkünste nicht überzeugten? Und ist der Preis nicht zu hoch, wenn man die Schwiegermutter in ihre Schranken weist oder einem Bekannten sagt, dass man mit seiner politischen Ausrichtung überhaupt nicht konform geht?

Auf den ersten Blick erscheinen diese Beispiele tatsächlich unwichtig. Und es ist durchaus nachvollziehbar, wenn Sie denken: »Da fällt mir doch kein Zacken aus der Krone, wenn ich mal nachgebe.« Oder: »Ich will gar nicht so auftrumpfend und rechthaberisch sein wie so mancher meiner Zeitgenossen. Ich finde es sympathischer, wenn man sich mal zurückhält, schweigt, nicht unbedingt recht haben will.« In Ordnung. Aber nur, wenn keine Schieflage entsteht. Solange das Eigene, der eigene Sinn, nicht zu kurz kommt, können Sie gerne mal Fünfe grade sein lassen, ein Auge zudrücken, anderen den Vortritt lassen. Wenn es aber zu Ihrem persönlichen Stil gehört nachzugeben, wenn Sie sich den Wünschen und dem Willen anderer eher regelmäßig als selten anpassen, dann entsteht selbst durch scheinbare »Kleinigkeiten« langfristig ein gefährliches Ungleichgewicht. Vor allem geraten Sie in eine Situation, wie sie die ersten Punkte der Auflistung beschreiben: Sie haben keine Freude mehr an Ihrem Beruf, ein hartnäckiges Gefühl der Leere und Fremdheit beherrscht Sie, im schlimmsten Fall werden Sie krank.

Insofern ist keine der beschriebenen Situationen banal. Jede verlangt Ihnen viel ab, wenn Sie auf den Eigensinn verzichten: Sie müssen sich verleugnen, Sie werden Ihren Ärger, Ihre...

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