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E-Book

Emotionsfokussierte Therapie

Ein Praxismanual

AutorImke Herrmann, Lars Auszra, Leslie S. Greenberg
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl360 Seiten
ISBN9783840924255
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis32,99 EUR
Dieser Band gibt eine fundierte und praxisnahe Einführung in die Emotionsfokussierte Therapie (EFT). Emotionen stehen in der EFT als Wegweiser und Motor im Mittelpunkt des Therapieprozesses. Sie helfen zu erkennen, was besonders bedeutsam für einen Patienten ist und sind zudem eine wichtige Quelle für Veränderungen. Aus ihrem bewussten Erleben heraus kann neues Erleben, Fühlen, Denken und Verhalten entstehen. Der Band vermittelt hilfreiche Prinzipien und Strategien, um wirkungsvoll mit den Emotionen von Patienten zu arbeiten und Emotionen als Ressource im Veränderungsprozess zu nutzen. Neben einer Darstellung der theoretischen Grundlagen und wichtiger Forschungsergebnisse zur EFT wird aufgezeigt, wie Veränderungsprozesse gefördert werden können. Dazu werden u.a. die therapeutische Beziehungsgestaltung und allgemeine Prinzipien therapeutischen Handelns beschrieben. Anhand zahlreicher Beispiele und Transkripte authentischer Therapiesitzungen wird erläutert, wie die Prinzipien und Methoden der EFT, wie z.B. Focusing und Stuhl-Dialoge, in der Praxis konkret angewendet werden können. Eingegangen wird zudem auf die Anwendung der EFT bei unterschiedlichen Störungsbildern sowie den Umgang mit typischen Schwierigkeiten in der Therapie.

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Kapitelübersicht
  1. Emotionsfokussierte Therapie
  2. Einleitung
  3. 1Theoretische Grundlagen
  4. 2Theorie therapeutischer Veränderung
  5. 3Therapeutisches Vorgehen
  6. 4 Marker und Aufgaben - 4.1 Empathie
  7. 4.2 Empathisches Bestätigen bei Verletzlichkeit des Patienten
  8. 4.3Focusing
  9. 4.4 Systematisches evokatives Erschließen bei problematischen Reaktionen
  10. 4.5 Zwei-Stuhl-Dialog bei Konflikten zwischen Selbstanteilen
  11. 4.6 Leerer-Stuhl-Dialog bei unabgeschlossenen Prozessen
  12. 4.7Zwei-Stuhl-Inszenierung
  13. 4.8 Selbstberuhigungs- bzw. Selbsttröstungsdialog bei emotionalem Leiden
  14. 4.9Schlussbemerkung
  15. 5Anwendung der Emotionsfokussierten Therapie
  16. 6Forschung
  17. Literatur
  18. Anhang
Leseprobe
2 Theorie therapeutischer Veränderung

Ohne Emotionen kann man Dunkelheit nicht in Licht und Apathie nicht in Bewegung verwandeln.
Carl Gustav Jung

Die Menschen neigen immer mehr dazu, über ihre Gefühle nachzudenken, anstatt zu fühlen.
Erich Fromm

In diesem Kapitel beschreiben wir die emotionsfokussierte Theorie therapeutischer Veränderung, die auf den klassischen Theorien der erlebensorientierten, humanistischen Therapietraditionen, insbesondere der Personzentrierten Therapie (Rogers, 1957, 2009), der Gestalttherapie (Perls, 2006; Perls, Hefferline & Goodman, 2015) und der Erlebensorientierten Therapie (Gendlin, 1962) basiert. Durch die Berücksichtigung von Befunden aus der psychologischen Emotionstheorie (z.?B. Frijda, 1986), den affektiven Neurowissenschaften (Damasio, 1995, 2002), der Psychotherapieprozessforschung zur Rolle von Emotionen im therapeutischen Veränderungsprozess (Greenberg & Pascual-Leone, 2006; Whelton & Greenberg, 2004) sowie der Theorie des dialektischen Konstruktivismus (Greenberg & Pascual-Leone, 1995, 2001) wurde sie in eine integrative neo-humanistische erlebensorientierte Theorie (Elliott et al., 2007) weiterentwickelt. Ein zentraler Aspekt der Veränderungstheorie der EFT, der die Brücke zu den klassischen, humanistischen Therapieverfahren schlägt und sie gleichzeitig fortentwickelt, ist die Annahme, dass die von Rogers (1959, 2009) postulierte Aktualisierungstendenz auf unseren Emotionen basiert (Greenberg, 2011). Wie im vorangegangen Kapitel beschrieben, können Emotionen, je nachdem, welche Erfahrungen ein Mensch gemacht hat, sowohl eine Quelle für psychische Schwierigkeiten als auch für deren Bewältigung sein. In der EFT sind Emotionen nicht nur das Ziel therapeutischer Veränderungsbemühungen, sondern auch deren Motor und Ressource im Therapieprozess. Wie das geschehen kann und welche Prozesse dabei wirksam sind, hat die Arbeitsgruppe um Greenberg in den letzten Jahrzehnten intensiv beforscht. In diesem Kapitel beschreiben wir die Theorien, die aus dieser Forschung hervorgegangen sind: Eine klinische Emotionstheorie, eine Theorie der Entstehung psychischer Schwierigkeiten, eine Theorie der emotionalen Verarbeitung sowie eine Theorie des emotionalen Veränderungsprozesses.

2.1 Klinische Emotionstheorie

Ein wichtiger Bestandteil der Theorie des therapeutischen Veränderungsprozesses in der EFT ist die klinische Unterscheidung verschiedener Typen emotionalen Erlebens. Damit überwindet die EFT den Uniformitätsmythos emotionalen Erlebens wie er in vielen traditionellen humanistischen („Jedes emotionale Erleben in der Therapie ist gut und hilfreich“), kognitiv-verhaltenstherapeutischen Ansätzen („Schmerzhaftes emotionales Erleben bedarf der Reduktion oder der Kontrolle“) oder traditionellen psychoanalytischen Therapien („Emotionen entspringen Trieben, deren Funktion es in der Therapie zu verstehen gilt“)1, zu finden ist. Aus Sicht der EFT müssen unterschiedliche Emotionen zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich behandelt werden, je nachdem, wie sie beschaffen sind und welche Bedeutung sie für den Therapieprozess haben. In der EFT werden vier Typen emotionalen Erlebens unterschieden (Greenberg, 2006; Greenberg & Safran, 1987; Herrmann & Greenberg, 2007; Herrmann et al., 2014), wobei jeder Typus eine andere Funktion hat und eines anderen therapeutischen Umgangs bedarf. Im Einzelnen sind dies primär adaptive, primär maladaptive, sekundäre und instrumentelle Emotionen (vgl. Abbildung 3).

2.1.1 Primär adaptive Emotionen

Primäre Emotionen sind unsere erste unmittelbare Reaktion auf eine Situation (Greenberg, 2006; Greenberg & Safran, 1987; Herrmann & Greenberg, 2007), wie z.?B. Angst bei einer Bedrohung oder Ärger bei einem Angriff. Primär bezieht sich auf zwei Aspekte: Primäre Emotionen sind unsere erste und tiefste Reaktion auf ein Geschehen, gleichsam der Kern dessen, was wir fühlen. Wenn sie unseren Zielen und Bedürfnissen dienen, unser Selbst stärken und uns zu angemessenem Handeln in der Welt organisieren, nennen wir sie adaptiv. Beispiele sind Ärger über eine Grenzverletzung (z.?B. einen körperlichen Angriff oder Entwertungen), der uns ermöglicht, unsere inneren und äußeren Grenzen zu behaupten oder Traurigkeit über einen Verlust (z.?B. eines Menschen, eines Lebensziels, einer Vorstellung von uns selbst), die uns hilft, das Verlorene loszulassen und uns neu zu orientieren.
Inhaltsverzeichnis
Emotionsfokussierte Therapie1
Inhaltsverzeichnis9
Danksagungen17
Einleitung18
1Theoretische Grundlagen25
1.1Emotionen25
1.2Emotionale Schemata27
1.3Dialektischer Konstruktivismus33
2Theorie therapeutischer Veränderung39
2.1Klinische Emotionstheorie40
2.2Theorie der Entstehung emotionaler Schwierigkeiten45
2.3 Theorie emotionaler Verarbeitung bzw. Veränderung50
2.4Der Prozess therapeutischer Veränderung54
3Therapeutisches Vorgehen60
3.1Die Haltung des Therapeuten und die Gestaltung der therapeutischen Beziehung60
3.2Wahrnehmungsfertigkeiten75
3.3Interventionsfertigkeiten97
3.4Fallformulierung120
3.5Die Phasen der Therapie130
4 Marker und Aufgaben - 4.1 Empathie132
4.2 Empathisches Bestätigen bei Verletzlichkeit des Patienten150
4.3Focusing162
4.4 Systematisches evokatives Erschließen bei problematischen Reaktionen181
4.5 Zwei-Stuhl-Dialog bei Konflikten zwischen Selbstanteilen194
4.6 Leerer-Stuhl-Dialog bei unabgeschlossenen Prozessen224
4.7Zwei-Stuhl-Inszenierung261
4.8 Selbstberuhigungs- bzw. Selbsttröstungsdialog bei emotionalem Leiden282
4.9Schlussbemerkung302
5Anwendung der Emotionsfokussierten Therapie304
5.1Häufige Fragen304
5.2Rationale307
5.3 Anwendung der EFT auf unterschiedliche Störungsbilder312
5.4Hausaufgaben319
5.5Umgang mit typischen Schwierigkeiten323
6Forschung330
Literatur336
Anhang349
Die Autoren des Bandes353
Sachregister354

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