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End-of-Life Care aus der NutzerInnenperspektive

Erwartungen und Erfahrungen von Eltern sterbender Kinder in der ambulanten Palliativpflege

AutorKatja Burkhardt
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl85 Seiten
ISBN9783638804424
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis20,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Gesundheit - Pflegewissenschaft - Sonstiges, Note: 1,0, Universität Bremen, 120 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Viele sterbende oder schwerstkranke Menschen fühlen sich nicht nach ihren Wünschen versorgt, obwohl die so genannte Palliativversorgung in Deutschland in den letzten Jahren an Relevanz und Interesse gewonnen hat (Vollmann 2001). Gerade in der ambulanten Versorgung sterbender Kinder werden immer wieder Defizite, besonders in der Pflege, diagnostiziert (Wingenfeld 2005). Deswegen ist es wichtig zu erfahren, welche Versorgungsangebote werden wirklich benötigt, sind effektiv wie auch effizient und von den NutzerInnen gewünscht. Diese Arbeit soll die Sichtweisen, Interessen, Erwartungen und Erfahrungen von Angehörigen sterbender Kinder als NutzerInnen ambulanter gesundheitsbezogener Dienstleistungen besonders der ambulanten Kinderkrankenpflegedienste zum Gegenstand haben. Das Ziel der Arbeit ist es, zu ermitteln, aufgrund welcher Erwartungen und Erfahrungen welche Hilfsangebote der ambulanten Versorgung, unter spezieller Berücksichtigung der Pflege von Angehörigen/Eltern sterbender Kinder als wirksam, hilfreich und sinnvoll wahrgenommen werden, sodass auch Aussagen zur NutzerInnenzufriedenheit abgeleitet werden können. Daraus können zum einen bestehende Versorgungsbedarfe aus der Sicht der NutzerInnen analysiert und reflektiert und zum anderen Pflegende ihr berufliches Handeln als professionelles Handeln besser begründen sowie umsetzen, wenn sie wissen, welche Erwartungen von NutzerInnen an ihre Dienstleistungen gestellt werden.

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Leseprobe

2. Das methodische Vorgehen


 

In diesem Kapitel werden in kurzen Abschnitten sowohl der grobe wissenschaftstheoretische Hintergrund dieser Arbeit als auch die einzelnen Schritte in der methodischen Vorgehensweise der Datengewinnung dieser Untersuchung dargestellt.

 

Aufgrund des bestehenden Erkenntnisinteresses, welches in dem vorangehenden Kapitel deutlich wurde, wurde die Entscheidung getroffen, die Untersuchung an den Grundprinzipien der Methode der Grounded Theory sowie ihrer Ziele anzulehnen. Aufgrund der spezifischen Methodologie der Grounded Theory bezüglich der Datenerhebung und analyse sowie der Erkenntnisgewinnung scheint sie für die bestehende Fragestellung sehr geeignet.

 

2.1. Die Methode der Grounded Theory


 

Die Grounded Theory ist eine Methode der qualitativen Forschung. Sie ist eine induktiv vorgehende Methode zur Entdeckung von Theorie anhand relevanter Phänomene (Hildenbrand 2003; Strauss/Corbin 1996; Chenitz/Swanson 1986). Dabei beinhaltet sie, nach Schäfer und Boldt (1995), alle relevanten Elemente einer Forschungsstrategie.

 

Die Grounded Theory wurde ursprünglich von Glaser und Strauss entwickelt, zwei Forschern mit soziologischer Tradition. Die Methode wurde stetig weiterentwickelt und von verschiedenen Disziplinen, wie z.B. den Gesundheits und Pflegewissenschaften oder der Psychologie, übernommen (Strauss/Corbin 1996; Corbin/Hildenbrand 2000, Liehr/Marcus 1996). So stellt die Grounded Theory in den Pflegewissenschaften mittlerweile eine dominante Methodologie dar (Hildenbrand/Hildenbrand, 2004).

 

Eine Grounded Theory ist eine sogenannte gegenstandsverankerte bzw. aus empirischen Daten entwickelte Theorie, die aus der Untersuchung eines Phänomens hervorgeht. Dies bedeutet, dass die Untersuchung des Phänomens nicht von theoretischen Vorannahmen geleitet wird (Strauss/Corbin 1996; Hildenbrand 2003).

 

Glaser und Strauss (1998) sehen die Möglichkeit der so genannten Generierung einer Grounded Theory zu einem Phänomen als Grundannahme. Demnach bedeutet die Entwicklung einer Theorie auf der Grundlage von Daten, dass Hypothesen und Konzepte zur Theorie nicht ausschließlich aus Daten erhoben sondern diese systematisch im Forschungsverlauf als Prozess in Bezug zu den Daten entwickelt werden. Sie gehen davon aus, dass die Angemessenheit einer Theorie nicht vom Prozess, in dem sie entwickelt wird, getrennt werden kann. Somit ist eine induktive Entwicklung von Theorie erforderlich.

 

Eine Grounded Theory entwickelt sich aus Konzepten, die aus Daten identifiziert werden. Diese werden zu Kategorien und Eigenschaften zusammengefügt. Als Konzept ist eine Bezeichnung, unter einer Kategorie ein konzeptuelles Theorieelement und unter einer Eigenschaft ein konzeptueller Aspekt einer Kategorie zu verstehen (Glaser/Strauss 1998; Strauss/Corbin 1996). Theorien werden mittels einer sogenannten komparativen Analyse generiert, indem konzeptuelle Kategorien, die aus den Daten gewonnen wurden, verglichen werden. Somit besitzen sie ständigen Bezug zu den empirischen Daten. In diesem Prozess können materiale oder formale Theorien mittlerer Reichweite gewonnen werden. Materiale Theorien befassen sich mit Sachgebieten oder empirischen Feldern der Sozialforschung. Als formal werden Theorien bezeichnet, die für konzeptuelle Bereiche der Sozialforschung entwickelt werden. Laut Glaser und Strauss (1998) können im Rahmen einer Untersuchung beide Theoriearten ineinander überführt werden.

 

Die Grounded Theory stellt eine Kunstlehre dar, weshalb es keine vorgefertigten Rezepturen oder feste Vorgaben zur Theorieentwicklung gibt. Deswegen kann eine Theoriegenerierung bzw. Phänomenuntersuchung keiner anderen gleichen, weil ein Forschungsprozess grundsätzlich jeweils durch andere Bedingungen und Strukturen beeinflusst wird (Böhm 2003; Corbin 2002). Der Forscher muss jeweils unter den individuell gegebenen Bedingungen des Forschungsprozesses entscheiden, welches die angemessenen Methoden und Instrumente sind, um die gestellte Forschungsfrage angemessen beantworten zu können.

 

2.2 Die Untersuchung


 

Im Rahmen dieser Arbeit sollen die einzelnen Abschnitte und Kapitel strukturiert dargestellt werden. Daher erhalten sie eine bestimmte Reihenfolge. Im Verlauf der Untersuchung sind die einzelnen Aspekte, wie z.B. die Literaturrecherche sowie die Datenerhebung und –auswertung entsprechend der Methode der Grounded Theory parallel zueinander verlaufen. Von der ersten Idee der Untersuchung bis zu ihrer Umsetzung verging einige Zeit. Innerhalb dieser Phasen wurden Konkretisierungen zu Fragestellungen, Zielen und Methoden der Untersuchung vorgenommen. Die Idee, die zu Beginn der Untersuchung stand, wurde mittels Literaturanalyse spezifiziert, so dass erste Formulierungen der Fragestellungen entstanden. Daraus entwickelten sich methodische Überlegungen und wiederum entsprechende Literaturrecherchen. Zur Vorbereitung auf die Datenerhebung wie auch zur Datenanalyse wurden weiterhin spezifische und methodische Aspekte in der Literatur bearbeitet, um sie in die Untersuchung einzubringen. Die Darstellung der Struktur in dieser Arbeit entspricht also nicht der Vorgehensweise in der Untersuchung, sondern soll nur die Verständlichkeit erhöhen.

 

Diese Arbeit soll, da ihre Erstellung in den Rahmen einer Diplomarbeit fällt, eine so genannte Kurzform der Grounded Theory, wie sie von Strauss und Corbin (1996) beschrieben wird, darstellen. Das Ziel einer Grounded Theory muss demnach nicht grundsätzlich die Theoriegewinnung sein. Möglich ist auch die Erstellung eines Kategoriesystems. Dazu werden so genannte InvivoCodes als direkte Sprache des Textmaterials genutzt, um Konzepte zum Phänomen überwiegend aus Sicht der AkteurInnen zu entwickeln. Die Konzepte und Kategorien sowie ihre Relationen werden in der Kurzform weniger vertiefend beleuchtet und ausgearbeitet. Weiterhin werden weniger Memos erstellt, diese aber stärker zur Strukturierung der Forschung genutzt. In dieser Weise ergeben sich Interpretationen zum Phänomen, die nicht unbedingt zu der Möglichkeit einer Theoriegenerierung führen oder eine weniger weit reichende Theoriegenerierung zulassen. Aber auch ein Kategoriesystem, in dem die bedeutenden Kategorien zum Phänomen wie auch ihre Beziehungen zu einander dargestellt und integriert werden, besitzt Aussagekraft. Diese Aussage könnte dann in weiteren Untersuchungen aufgegriffen oder vertieft werden.

 

Zur Entscheidungsfindung, wie die Untersuchung genau gestaltet werden könnte, erfolgte die Orientierung an verschiedenen anderen Studien, die die Grounded Theory als Grundlage haben. Zum Beispiel sind in der Untersuchung von Bosch (1996) die Struktur und Darstellung der Untersuchung; das methodische Vorgehen und die Falldarstellung in der Arbeit von Schaeffer, Günnewig und Ewers (2003); die Kategoriebeschreibung und Erkenntnisdiskussion in den Werken von Krause Jacob (1993), Chenitz (1986b), Charmaz (1993) und Lempert (1997); die Fall und Prozessbeschreibung in der Arbeit von Kus (1986) sowie in dem Artikel von Smoliner (2000) und den Forschungen von Müller und Thielhorn (2000) die Schlussfolgerungen für die Praxis interessant. Die Arbeit soll sich, ihrem vorgegebenen Umfang angemessenen, an einer pragmatischen Mischung aus der Methodik, Struktur und Darstellung dieser Werke orientieren.

 

2.2.1 Das Forschungsproblem


 

Auch ambulante Versorgungsnetze müssen sich an Indikatoren zur Qualität und Effektivität messen lassen. Dazu zählen neben Kosten und Standards, den Maßen der Aktivitäten, der Effektivität der Behandlung, den Wirkungen auf populationsbezogene Indikatoren vor allem auch die Akzeptanz des Dienstangebotes durch die NutzerInnen. Zu diesem Aspekt zählen z.B. Dimensionen wie Zufriedenheit, öffentliche Meinung und Arbeitsmoral des Dienstpersonals (Cooper/Dilling/Kanowski/Remschmidt 1991).

 

Aus diesen Aspekten ergibt sich das pflegewissenschaftliche, gesundheitswissenschaftliche wie auch fachpraktische Problem zur nutzerInnenfreundlichen bzw. –orientierten Gestaltung von Versorgungsnetzen. Zur Einbeziehung der Interessen bzw. Erwartungen und Bedürfnisse der NutzerInnen müssen diese erhoben werden. Das Forschungsproblem besteht darin, die Interessen der NutzerInnen zu erfahren und zu analysieren. Dazu müssen die NutzerInnen befragt und ihre Aussagen auf die Relevanz und Sinnhaftigkeit für das Versorgungssystem hin geprüft und reflektiert werden. Dies ist ein evaluativer Forschungsansatz zur Wirksamkeit der Gesundheitsversorgung.

 

In dieser Arbeit stehen die Angehörigen als NutzerInnen gesundheitsbezogener Dienstleistungsangebote und Versorgungsnetze im Vordergrund des Erkenntnisinteresses. Daher werden diese als GesprächspartnerInnen gesucht und die Gesprächsinhalte auf wesentliche Aspekte zur Qualitätsentwicklung für das ambulante pädiatrische Versorgungsnetzwerk hin analysiert.

 

2.2.2 Das Ziel und die Fragestellung


 

Ziel der Arbeit ist es, zu ermitteln, aufgrund welcher Erwartungen und Erfahrungen welche Hilfsangebote der ambulanten Palliativpflege, von Eltern sterbender Kinder als wirksam, hilfreich und sinnvoll wahrgenommen werden, so dass auch Aussagen zur NutzerInnenzufriedenheit abgeleitet werden können. Daraus kann zum einen bestehender Versorgungsbedarf aus der NutzerInnenperspektive analysiert und reflektiert und das ambulante Leistungsangebot entsprechend...

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