STRAHLENGRIFFELGEWÄCHSE (Actinidiaceae) Co-Autor Piotr Latocha 2
CHINESISCHE KIWI
Actinidia deliciosa (A. Chev.) C. F. Liang et A. R. Ferguson, Syn.: Actinidia chinensis hort. non. Planch. (Actinidiaceae, Strahlengriffelgewächse)
Die Erfolgsstory der „Kiwi“ begann um 1904 mit der Einführung von Samen von Actinidia chinensis durch Alexander Allison aus China. Ein Ergebnis der Züchtungsarbeit war die heute weltweit kultivierte Sorte ‘Hayward‘. Sie ist als „Grüne Kiwi“ wegen des grünen Fruchtfleisches allgemein bekannt. Etwa Mitte der 1980er-Jahre trennten die Pflanzensystematiker die aus Züchtungsarbeiten hervorgegangenen Sorten von A. chinensis var. hispida, bzw. A. chinensis hort. non Planch. von der ursprünglichen, reinen Art A. chinensis und gaben ihr innerhalb der Systematik den Rang einer eigenen Spezies A. deliciosa.
In den letzten Jahren wird auch immer häufiger die so genannte „Goldene Kiwi“ angeboten. Hierbei handelt es sich um Nachkommen der Art A. chinensis. Auch hier ist die Züchtungsarbeit nicht abgeschlossen, mittlerweile werden gelbfruchtige Sorten mit rotviolettem, sich sternförmig ausbreitendem Kernbereich (Sämlingsselektionen von A. chinensis var. rufopulda) angeboten.
Weitere Namen
Kiwi, Kiwifrucht, Chinesische Stachelbeere, Affenpfirsich, Schafspfirsich; engl. Kiwifruit, Chinese gooseberry, 'Fuzzy' Kiwifruit; franz. Kiwi, Groseille de Chine, Saris; ital. Kiwi; span. Kiwi; niederl. Kiwi; norweg. Kiwifrukt.
Actinidia deliciosa-Blüte weiblich
Pflanzenmerkmale und Verbreitung
Die Kiwipflanze ist in Ostchina und Taiwan beheimatet, sie wächst dort in den hochgelegenen Waldgebieten sowie in den Auenwäldern des Jangtsekiang-Flusses. Sie wurde bereits vor mehr als 1.000 Jahren kultiviert. Um 1850 wurde sie von Fortune als Zierpflanze nach England gebracht. Etwa um die Wende des 20. Jahrhunderts gelangten Samen nach Neuseeland, wo man einige Jahrzehnte später (in den 1950er-Jahren) deren kommerziellen Wert als Obstart entdeckte.
Ursprünglich waren ihre Früchte als 'Chinese Gooseberries' bekannt, erst ein kalifornischer Früchteimporteur bezeichnete sie als 'Kiwi' (das ist eigentlich der Name des flugunfähigen neuseeländischen Laufvogels), um die Früchte besser auf dem amerikanischen Markt verkaufen zu können.
In verschiedenen Ländern, auch in zahlreichen Mittelmeerländern, wird diese subtropische Pflanze plantagenmäßig kultiviert, bei uns ist die Kultur wegen der hohen Wärmeansprüche jedoch nur für Liebhaber von Bedeutung.
Die Kiwipflanze ist eine starkwüchsige, bis 10 m hoch wachsende Kletterpflanze mit relativ großen (5–20 cm), dicken, herzförmigen, unterseits behaarten Blättern und dicht mit rötlichen Haaren bedeckten Jungtrieben. Die jungen Triebe sind sehr brüchig. Aus den unteren 7–8 Blattachseln der Neutriebe, die aus den einjährigen Trieben hervorgehen, entwickeln sich im Mai bis Juni die Blüten. Sie sind zweihäusig, männliche und weibliche Blüten getrennt und meist auf verschiedenen Pflanzen verteilt.
Actinidia chinensis 'Soreli'
Eignung
Kiwipflanzen benötigen ein kräftiges Gerüst. Man kann sie an Hausmauern, Pergolen oder Zäunen ziehen, wichtig ist auf jeden Fall ein sehr geschützter Standort. Die Kiwipflanze ist nur in Gebieten mit Weinbauklima ausreichend winterhart.
Frucht
Die Früchte sind oval, etwa hühnereigroß und können bei Sorten ein Einzelfruchtgewicht von bis zu 80 (–120) g erreichen. Sie reifen in unserem Klimagebiet erst spät im Herbst (November). Die Haut der bräunlichen Früchte ist mit zahlreichen braunroten Härchen (pelzige Schale) besetzt. Das Fruchtfleisch der Kiwi ist intensiv grün gefärbt und schmeckt angenehm süß-säuerlich. In manchen Jahren können bis zu 70 kg pro Pflanze geerntet werden.
Die Kiwi ist reich an Vitaminen und Mineralstoffen (Kalium, Calcium, Eisen). Unter anderem beträgt der Vitamin-C-Gehalt 120– 300 mg/100 g. Außerdem beinhaltet sie 10,1 g/ 100 g Kohlenhydrate, 1 g/100 g Eiweiß, 1,38 g/ 100 g Gesamtsäure und das eiweißspaltende Enzym Actinidin. Dieses Enzym verhindert das Festwerden von Gelatinespeisen, macht Fleisch zarter und ruft in Verbindung mit Milchprodukten einen bitteren Geschmack hervor.
Verwertung
Kiwis, mittlerweile als Obstart eingeführt, sind vorwiegend für den Frischverzehr geeignet und stellen eine delikate Bereicherung der bekannten Obstarten dar. Man schneidet die Frucht längs oder quer und löffelt sie aus. Oder man schält sie und serviert sie in Scheiben geschnitten. Auch für Obstsalate, als Kuchenbelag, für Konditoreiprodukte, zum Garnieren von Süßspeisen, Salaten, Käseplatten etc. kann man sie verwenden. Gerne wird die Kiwi auch für Liköre, Fruchtsäfte und Multivitaminsäfte verwendet, sogar Fruchtwein kann man daraus bereiten. Daneben kann sie zu Marmelade, Gelee und Kompott verarbeitet werden.
Actinidia deliciosa 'Hayward' Habitus
Standortansprüche und Pflege
Die wärmebedürftige Kletterpflanze benötigt einen geschützten Standort im Weinbauklima. Sie braucht einen humusreichen, lockeren Boden, wobei der pH-Wert im leicht sauren Bereich (unter 6,0) liegen sollte. Man benötigt für 6–8 weibliche zumindest 1 männliche Pflanze. Schnittmaßnahmen sind wichtig, denn die Blüten bzw. Früchte sitzen jeweils an der Basis der neugebildeten Triebe. Im Sommer sollten diese Triebe auf 6–8 Blätter nach der äußersten Frucht eingekürzt werden, auch zu dicht stehende oder konkurrierende Triebe werden entfernt. Nach einigen Jahren sollte das abgetragene Fruchtholz (welches bereits älter als 3 Jahre ist) ganz entfernt werden. Dies erfolgt im Spätwinter, etwa Mitte Februar bis Mitte März.
Krankheiten und Schädlinge
Sind kaum bekannt. In den letzten Jahren tritt verstärkt Pseudomonas syrinyae pv (PSa) auf. Bei zu hohem Kalkgehalt ist mit Chlorose zu rechnen, auch Früh- und Spätfröste verursachen Schäden. Windbruch kann an Jungtrieben Schaden anrichten.
Vermehrung und Anzucht
Am einfachsten durch Absenker. Man kann auch aus Wurzelschnittlingen von 1–2 cm Dicke und 5–6 cm Länge neue Pflanzen heranziehen. Eine Vermehrung durch Grünstecklinge setzt entsprechende Vermehrungseinrichtungen voraus. Auch eine Veredelung durch verschiedene Methoden (Augen- und Reiserveredelungen) ist möglich.
Plantagenmäßiger Anbau
Ein plantagenmäßiger Anbau von Kiwis erfolgt hauptsächlich in Neuseeland. Aber auch in Australien, Kalifornien, Südafrika, Chile, Japan, in den Ländern der ehemaligen UDSSR sowie in den Mittelmeerländern Spanien, Frankreich, Griechenland und Italien und sogar in den Niederlanden und in England werden Kiwis inzwischen angebaut. Für 1991 wurde für Italien eine Kiwi-Anbaufläche von 16.500 ha angegeben, die Produktion betrug 185.000 t. Die weltweite Kiwiproduktion betrug 160.000 t auf einer Fläche von 33.000 ha Anbaufläche.
Actinidia chinensis (li.) Actinida deliciosa (re.) Früchte aufgeschnitten
Sorten und Auslesen
'Hayward' (syn. 'California Chico'): Ist die bekannteste Sorte, die in Plantagen angebaut und auf dem Markt angeboten wird. Diese Sorte macht etwa 80 % der Weltproduktion aus. Sie bringt große Früchte mit braungrüner, sehr filzig behaarter Haut. Die Früchte wiegen etwa 75–100 (–120) g, die Reife erfolgt Mitte bis Ende November.
'Abbott' (von 'Allison' nicht unterscheidbar): Ist früher blühend und bringt zahlreiche mittelgroße, längliche Früchte. Sehr süß, kaum bitter, ausgeprägter Stachelbeergeschmack.
'Bruno': Eine Sorte mit großen Früchten und dunkler Haut, etwas süßer. Etwas winterhärter als 'Hayward'.
'Green Light'®: Eine weibliche, frühreife Sorte mit sehr großen und süßen Früchten. Geringes Frostrisiko durch späte Blütezeit.
'Monty': Spätblühende Sorte, reichfruchtend, aber kleinere Früchte, ein wenig bitter und sauer.
'Starella'®: Große, walzenförmige Früchte mit bräunlicher, dicht behaarter Schale. Mittelsüß, saftig und aromatisch duftend. Reifen von Ende Oktober bis Mitte November. Hoher Ertrag, Die Sorte ist anpassungsfähig, relativ gut winterhart, chloroseempfindlich.
'Jenny': Trägt weibliche und männliche Blüten und ist selbstfruchtbar. Geschmack fein...