Ein Trend jagt den nächsten
Das Internet ist dynamisch, d. h., es verändert sich ständig. Das gilt auch für Social Media: Ständig kommen neue Plattformen hinzu, die alten verschwinden oder werden optimiert. Anbieter, die früher ganz groß waren, verpassen wichtige Trends und werden abgehängt, andere wiederum werden durch größere und dominantere Konkurrenten einfach vom Markt verdrängt. Derzeit ist es so, dass ungefähr alle sechs bis neun Monate eine andere Plattform oder eine neue innovative Funktion in den Vordergrund rückt.
Beispiel
Im Frühjahr 2016 galt Snapchat als der letzte Schrei. Diesen Dienst gibt es zwar schon seit 2011; er ist aber erst im Laufe des Jahres 2015 mit der neuen Funktion „Stories“ für eine breitere Öffentlichkeit und alle Altersklassen interessant geworden. Mit Snapchat kann man seine Erlebnisse in zehnsekündigen Filmhappen dokumentieren und mit Masken, Schriften und Buttons ergänzen. Das Besondere daran: Nach 24 Stunden ist alles wieder verschwunden.
Live-Video eröffnet jedem Nutzer die Möglichkeit, Filmaufnahmen live ins Internet „zu senden“. Diese Anwendung wurde zuerst von Periscope und Meerkat eingeführt. Angesichts der starken Konkurrenz durch etablierte Unternehmen ist von Meerkat inzwischen kaum noch die Rede. Periscope droht starke Konkurrenz, nachdem Facebook ebenfalls eine Live-Video-Funktion eingeführt hat.
Die schnelle Entwicklung ist ein wesentliches Merkmal des digitalen Zeitalters. Gewissheiten gelten nicht mehr für Generationen, wie dies früher üblich war, sondern nur noch für Jahre, wenn nicht gar nur für Monate. Plattformen, die heute Trend sind und als zukunftsträchtig gelten, können in zwei Jahren schon längst wieder vergessen sein.
Es liegt in der Natur der Sache, dass Sie nicht auf allen Plattformen präsent sein können und müssen. Sie sollten aber über die wichtigsten Entwicklungen und Trends informiert sein. Nur so sind Sie in der Lage zu entscheiden, ob sich daraus nicht doch wichtige Chancen und Möglichkeiten für Sie ergeben.
Beispiel
Neue Audio-Netzwerke, wie z. B. anchor.fm, sollten Sie beispielsweise dann in Betracht ziehen, wenn Sie lieber sprechen als zu schreiben oder Filme zu drehen.
Wenn Sie nicht möchten, dass Ihre Inhalte dauerhaft archivierbar sind, dann probieren Sie Snapchat aus.
Um Überblick über die aktuellen Trends zu behalten, folgen Sie am besten ein oder zwei deutschsprachigen Social-Media-Gurus, z. B. Richard Gutjahr, und abonnieren einen entsprechenden E-Mail-Newsletter, z. B. Socialmediawatchblog. Oder Sie verfolgen die Berichterstattung in den einschlägigen Medien bzw. deren Online-Auftritte, z.B. t3n. So können Sie beobachten, welche neuen Plattformen die Profis ausprobieren und wie sie darüber sprechen. Anhand dieser Hintergrundinfos können Sie dann entscheiden, ob es sich für Sie lohnt, eine neue Social-Media-Plattform selbst auszuprobieren oder ob sie eher nichts für Sie ist.
Ausprobieren ist eines der wesentlichen Merkmale des Social Web. Haben Sie von einer interessanten neuen Plattform gehört, sollten Sie sie auch gleich ausprobieren. Der schöne Nebeneffekt, wenn Sie schnell auf Trends reagieren: Wer zuerst kommt, kann sich dort seinen Wunschnamen schützen.
Wichtig
Wie überall im Netz gilt auch beim Testen, dass die meisten Ihrer Schritte öffentlich sind. Denken Sie also an ein sauberes Personenprofil, ein gutes Foto, und veröffentlichen Sie auch zu Testzwecken nur unverfängliche Inhalte.
Stellen Sie nach dem Test fest, dass die Plattform für Ihre Zwecke ungeeignet ist, sollten Sie sich wieder abmelden, Ihren Account dort also löschen. Es ist keine gute Außendarstellung, wenn man Sie auf einer Plattform entdeckt und Ihr letzter Beitrag dort über ein Jahr alt ist. Das gilt im Digitalzeitalter bereits als veraltet.
Ein Muss: XING und LinkedIn
Wenn Sie die sozialen Medien beruflich nutzen wollen, kommen Sie um die Netzwerke XING und LinkedIn nicht herum. Können oder wollen Sie nur Zeit für ein Netzwerk aufwenden, entscheiden Sie sich zwischen den beiden Plattformen am besten danach, wo Ihre Branche zu Hause ist:
Wenn Sie sich beruflich hauptsächlich in Deutschland oder im deutschsprachigen Raum bewegen, reicht Ihnen XING vielleicht aus, auch wenn die Möglichkeiten dieses Netzwerkes etwas beschränkter sind als die von LinkedIn. XING wurde in Deutschland gegründet und hat deshalb eine enorme Nutzerbasis im deutschsprachigen Raum, also in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Internationale Profile sind auf XING eher selten, da dort die Mehrsprachigkeit fehlt.
Wenn Ihre Branche im angelsächsischen Raum bzw. international engagiert ist, sollten Sie sich auf LinkedIn anmelden. Bei dem US-amerikanischen Netzwerk – das an den Software-Giganten Microsoft verkauft werden wird, so die Kartellbehörden es zulassen – sind naturgemäß die englischsprachigen Länder stark vertreten. LinkedIn wird dabei aufgrund der Universalität des Englischen immer mehr zu einem internationalen Geschäftsnetzwerk. Ihr Profil können Sie hier auf Deutsch und auf Englisch parallel anlegen. Insgesamt bietet LinkedIn derzeit über 40 Sprachen zur Vorauswahl an. Damit wird es auch Mitgliedern in anderen Ländern möglich, Ihr Profil zu verstehen.
Es gibt daneben noch weitere berufliche Netzwerke für andere Sprachräume. Vor allem in China, Russland und Südamerika existieren soziale Netzwerke, die auch für Geschäftsleute interessant sind.
Beispiel
In China sind das Renren, Sina Weibo; in Russland sind es VK und Odnoklassniki.
Wenn Sie sich dort anmelden, sollten Sie die Sprache beherrschen und zumindest ein bisschen mit den kulturellen Eigenheiten vertraut sein.
Selbst wenn Sie XING oder LinkedIn nicht intensiv nutzen wollen, so sollten Sie mit Ihren wichtigsten beruflichen Daten dort präsent sein und diese auch aktuell halten. Es ist mittlerweile im geschäftlichen Umgang üblich, sich online zu vernetzen, nachdem man sich „live“ kennengelernt hat. Auch findet niemand mehr etwas dabei, Gesprächspartner zu googeln oder in Netzwerken zu suchen, bevor man sie trifft und persönlich kennenlernt.
Machen Sie sich bewusst, dass im Internet nach Ihnen gesucht wird. Was man über Sie findet, kreieren Sie am besten ganz gezielt selbst. Sie müssen nicht alles und schon gar nichts Privates über sich preisgeben. Interessiert sich jemand beruflich für Sie, sollten Sie ihm jedoch die Möglichkeit geben, sich anhand eines gepflegten Profils in einem sozialen Business-Netzwerk wie XING oder LinkedIn im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild über Sie machen zu können.
So präsentieren Sie sich optimal in beruflichen Netzwerken
Sorgen Sie dafür, dass Sie sich mit einem stringenten und konsistenten Lebenslauf im Netz präsentieren. Entscheiden Sie sich für mehrere Netzwerke, achten Sie darauf, dass die Profile dort möglichst nicht voneinander abweichen.
Überlegen Sie, wo Sie die beruflichen Schwerpunkte Ihrer Online-Präsenz setzen wollen, und entscheiden Sie, welche Stationen in Ihrem Lebenslauf unbedingt genannt sein sollten. Besonders erwähnenswert ist es z. B., wenn Sie eine Ausbildung oder Ihr Studium an renommierten Instituten oder Universitäten absolviert haben oder wenn Sie in einem in der Branche besonders angesehenen Unternehmen gearbeitet haben.
Nennen Sie außergewöhnliche Höhepunkte Ihrer Karriere im Lebenslauf: Haben Sie Auszeichnungen erhalten, haben Sie Wettbewerbe gewonnen oder haben Sie an für die Branche besonders wichtigen Projekten mitgearbeitet?
Legen Sie Ihre deutsche Zurückhaltung ab und lernen Sie von den Amerikanern: Was diese für unseren Eindruck oftmals zu viel an Selbstdarstellung bieten, geht uns Deutschen oft ab. Scheuen Sie sich nicht, auch kleinere berufliche Stationen hervorzuheben, wenn Sie im Gesamtzusammenhang Ihres Lebenslaufs wichtig für andere erscheinen können.
Versuchen Sie zu vermeiden, dass Ihre Online-Präsenz und Ihr Auftritt im echten Leben auseinanderklaffen. Gibt es hier einen Bruch, werden andere das schnell erkennen. Ihre Authentizität ist dann in Gefahr; das kann sich auch auf Ihre Glaubwürdigkeit auswirken. Achten Sie z. B. auf ein Foto, anhand dessen man Sie bei persönlichen Begegnungen identifizieren kann. Es wirkt seltsam, wenn Ihr Foto nicht mit der Realität übereinstimmt, beispielsweise, weil es mit Photoshop „optimiert“ wurde. Ihre Kontakte schließen daraus entweder, dass Sie Ihr Profil im Netz nicht sonderlich interessiert, oder dass Sie sich als jemand darstellen möchten, der Sie in Wirklichkeit nicht sind.
Wenn Sie das Profil schnell und effizient anlegen wollen, bereiten Sie sich vor, etwa indem Sie einigermaßen aktuelle Bewerbungsunterlagen aus Ihren Akten heraussuchen. Diese enthalten ungefähr das, was auch in den Social Business Networks eingetragen werden...