Die zunehmende Globalisierung der Wirtschaft, turbulente Märkte, verkürzte Produktlebenszyklen und ein verschärfter Wettbewerb führen zu einer ständigen Veränderung des wirtschaftlichen Umfelds und stellen nur einen Teil der herausfordernden Rahmenbedingungen dar, mit welchen die heutigen Unternehmen konfrontiert werden (vgl. Wirtz, 2003, S. 5). Damit Unternehmen eine gesicherte Position im globalen Wettbewerb einnehmen bzw. erhalten können, wird es notwendig, dass sie sich an die zunehmenden, externen Anforderungen anpassen (vgl. Seidenschwarz, 2006, S. 2).
Eine solche Anpassung kann im Bestreben nach einem kontinuierlichen und rentablen Unternehmenswachstum gesehen werden. Dieses Ziel kann durch eine Umstrukturierung der internen Unternehmensorganisation oder durch externe Wachstumsstrategien erreicht werden. Der Zusammenschluss von Unternehmen kann hierbei eine strategische Alternative zu einem organisatorischen Ausbau darstellen, um ein externes Unternehmenswachstum zu erreichen und die Wettbewerbsposition zu sichern (vgl. Seidenschwarz, 2006, S. 8). Durch die Nutzung externer Wachstumsstrategien und die damit verbundene Kombination von Produktions-faktoren wird im Vergleich zu einem internen Unternehmenswachstum, ein sprunghafter Anstieg des unternehmerischen Leistungspotenzials ermöglicht (vgl. Wirtz, 2003, S. 5). Unternehmenszusammenschlüsse stellen hierbei kein neues Instrument in der Wirtschaftswelt dar, sondern Anpassungsmaßnahmen, die schon seit Ende des 19. Jahrhunderts in der Unternehmenspraxis existieren (vgl. Lugert, 2005 I, S. 13).
Begriffe wie Fusionen, Unternehmenskäufe oder -verkäufe, Kooperationen, strategische Allianzen, Akquisitionen und Ähnliche, sind keine Unbekannten mehr. Nationale oder grenzüberschreitende Unternehmenszusammenschlüsse, gleich welcher Form und Ausgestaltung, erfahren bereits seit mehreren Jahren eine erhebliche Aufmerksamkeit (vgl. Lucks/Meckl, 2002, S. 1). Auf Grund der hohen volkswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedeutung von Unternehmenszusammenschlüssen wird dieses Themengebiet nicht nur durch eine Vielzahl an wissenschaftlicher Fachliteratur behandelt, sondern stößt auch auf ein breites Interesse der Massenmedien (vgl. Bartoszewski, 2006, S. 6). Gerne werden in Berichten der Medien exorbitante Übernahmebeträge aufgeführt, die sich dem Vorstellungsvermögen des Otto-Normal-Bürgers entziehen (vgl. Lucks/Meckl, 2002, S. 1). Die Übernahme von Mannesmann durch Vodafone im Jahr 2000, mit einem Transaktionsvolumen von rund 198 Milliarden Euro, ist dabei nur ein repräsentatives Beispiel von so genannten „Mega-Fusionen“, mit Übernahmebeträgen von mehreren Milliarden Euro (vgl. Wirtz, 2003, S. 6). Trotz der hohen Aufmerksamkeit und Beachtung, die den Zusammenschlüssen von Unternehmen als strategisches Instrument für ein schnelles externes Unternehmenswachstum zu teil wird, herrscht immer noch ein erhebliches Diskussionspotenzial über die Erfolgsträchtigkeit solcher Unternehmenszusammenschlüsse (vgl. Kleinert/Klodt, 2002, S. 27).
„Merger & Acquisitions“ lautet die angloamerikanische Überschrift vieler wirtschaftlicher Bücher, Zeitschriften und anderer Publikationen, die sich mit der Untersuchung von Unternehmenszusammenschlüssen beschäftigen. Obwohl zum heutigen Zeitpunkt eine Vielzahl an wissenschaftlichen Untersuchungen und Werken existiert, kann das Gebiet der „Merger and Acquisitions“, nicht als klar und eindeutig definiert betrachtet werden (vgl. Jansen, 2000, S. 43f.). Vielmehr herrschen stark kontroverse Diskussionen über Faktoren oder Voraussetzungen, die den Erfolg einer Fusion oder Akquisition beeinflussen. Auch über die Zielsetzung und die Motive, welche einer Entscheidung zu einem Unternehmenszusammenschluss zugrunde liegen können, existieren keine allgemein gültigen Aussagen (vgl. Lucks/Meckl, 2002, S. 12; Bühner, 2002, S. 53-62).
Die Leitidee, dass durch einen Unternehmenszusammenschluss der Unternehmens-wert und das Unternehmenswachstum gefördert werden sollen, ist hingegen unstrittig. Untersuchungen über den Erfolg von Unternehmenszusammenschlüssen haben jedoch eine Erfolgsquote von weniger als 40 % ausgewiesen. Diese Untersuchungsergebnisse wecken erhebliche Zweifel daran, ob Fusionen und Akquisitionen wirklich das richtige Mittel sind, um eine Steigerung des Unternehmenswertes und ein angemessenes Unternehmenswachstum, durch einen Unternehmenszusammenschluss zu erzielen (vgl. Wirtz, 2003, S. 7). Exemplarisch kann hier, die indessen aufgelöste Fusion zwischen der Daimler Benz AG und der Chrysler Corporation aufgeführt werden, die gegenteilig zu einer Unternehmenswerterhöhung, eine Wertvernichtung durch Milliardenverluste darstellte. Auch der im Jahr 2000 aufgelöste Zusammenschluss zwischen BMW und Rover bietet ein plakatives Beispiel für misslungene M&A-Aktivitäten (vgl. Bartoszewski, 2006, S. 8-13).
Unternehmenstransaktionen mit mehreren Milliarden Euro an Transaktionsvolumina sind zwar beeindruckend, jedoch zeigten die empirischen Erfolgsstudien, dass mehr als 50 %, bis teilweise sogar 76 %, aller Unternehmenszusammenschlüsse als Misserfolg betrachtet werden können (vgl. Lucks/Meckl, 2002, S. 10f.). So beeindruckend die einzelnen Transaktionsvolumina auch sein mögen, so hoch können auch die Verluste sein, die durch einen gescheiterten Unternehmens-zusammenschluss entstehen, wie die Beispiele Daimler-Chrysler und BMW-Rover anschaulich bewiesen haben. Die Ergebnisse der Erfolgsuntersuchungen und die dadurch nachgewiesene Vielzahl von erfolglosen Zusammenschlüssen in der Unternehmenspraxis stellen dabei die Erfolgsträchtigkeit von Unternehmens-zusammenschlüssen erheblich in Frage.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, das komplexe Themengebiet der Unternehmenszusammenschlüsse genauer zu betrachten und die Frage nach der Erfolgsträchtigkeit von Unternehmenszusammenschlüssen zu beantworten. Dabei liegen der Untersuchung die Fragen zugrunde: Warum kommen Unternehmens-zusammenschlüsse zustande? Wie sind diese für einen Erfolg zu gestalten? Wann ist ein Unternehmenszusammenschluss erfolgreich und wann kann ein solcher als Misserfolg bezeichnet werden?
Um eine Grundlage für die nachfolgenden Ausführungen zu schaffen, sollen im nachfolgenden Kapitel eine Begriffsabgrenzung der Anglizismen „Merger & Acquisitions“ vorgenommen werden und einige Formen von Unternehmens-zusammenschlüssen aufgeführt und genauer erläutert werden, welche für die nachfolgende Arbeit von Relevanz sind.
Im Arbeitsteil 3 wird auf den historischen Kontext des Untersuchungsgebiets eingegangen und die Entwicklung von Unternehmenszusammenschlüssen in der Vergangenheit betrachtet. In diesem Rahmen sollen einige Tendenzen aufgeführt werden, die aus der damaligen Entwicklung abgeleitet werden können und auf den heutigen M&A-Markt Einfluss nehmen.
In Kapitel 4 wird als grundlegende Erfolgsvoraussetzung der M&A-Prozess, also der Ablauf eines Unternehmenszusammenschlusses, beschrieben. Der Prozess von Merger & Acquisitions wird hierbei in drei Phasen eingeteilt und genauer erläutert. Nachdem auf die einzelnen Prozessphasen eingegangen wurde, werden einige ausgewählte Erfolgsfaktoren betrachtet, die mit dem M&A-Prozess in Verbindung stehen und häufig in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur aufgeführt werden.
Das darauf folgende Kapitel 5 beschäftigt sich mit der Suche nach Motiven und Zielen von Unternehmenszusammenschlüssen. Im Rahmen dieser Untersuchung wird die Unternehmenswertsteigerung durch die Realisierung von Synergie-potenzialen, als Rahmenmotive für Unternehmenszusammenschlüsse angenommen. Dabei soll auf verschiedene Voraussetzungen eingegangen werden, die für die Entstehung von Synergien notwendig sind. Des Weiteren werden die Synergieeffekte nach ihrer Entstehungsart systematisiert. Darüber hinaus werden als weitere Ziele von Unternehmenstransaktionen, die Erzielung steuerlicher Vorteile, die Rationalisierung der Organisationsstruktur, der Nutzen aus Wissenstransfer und die Ausnutzung von Wachstumspotenzialen sowie persönliche Motive, erläutert.
Schließlich wird im Abschnitt 6 auf den Begriff des Erfolgs genauer eingegangen. Dabei sollen jahresabschlussorientierte und kapitalmarktorientierte Messverfahren sowie die Verfahren der Insider-Befragung und die Analyse von Desinvestitions-projekten kurz vorgestellt werden. Die Erläuterung zu den einzelnen Messverfahren schließen die theoretischen Ausführungen zum Theoriegebäude von Unternehmens-zusammenschlüssen im Rahmen dieser Arbeit ab.
Um einen Praxisbezug zur Thematik von Merger & Acquisitions herzustellen, wird in den Kapiteln 7 und 8 die pharmazeutische Industrie hinsichtlich der Fragestellung, nach der Erfolgsträchtigkeit von Unternehmenszusammenschlüssen, genauer betrachtet. Hierbei soll die Branche und der Markt der Pharmaindustrie genauer beschrieben werden, bevor auf den Unternehmenszusammenschluss der französischen Pharmaunternehmen Sanofi-Synthélabo und Aventis im Jahr 2004 eingegangen wird.
Der Unternehmenszusammenschluss zwischen Sanofi-Synthélabo und Aventis soll hierbei als Beispiel einer erfolgreichen Fusion dienen. Um den Fusionserfolg von Sanofi-Aventis zu bestätigen, werden einige Ziele des...