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Essalltag in Familien

Ernährungsversorgung zwischen privatem und öffentlichem Raum

AutorAnke Möser, Ingrid-Ute Leonhäuser, Jacqueline Köhler, Uta Meier-Gräwe, Uta Zander
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783531914435
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Wie der Essalltag in Paarhaushalten mit berufstätigen Müttern gestaltet und koordiniert wird, ist bisher in Deutschland kaum untersucht worden. In diesem Band werden erstmals berufsgruppen- und milieuspezifische Befunde einer systematischen Analyse der Zeitbudgets, Mahlzeitenmuster und Strategien zur Organisation der familialen Ernährungsversorgung zwischen privatem und öffentlichem Raum vorgestellt. Die Studie basiert auf einem ökotrophologischen Ansatz und fügt repräsentative Zeitbudgetdaten und detaillierte qualitative Fallanalysen zu einem umfassenden Bild der Ernährungsversorgung in Familienhaushalten zusammen. Aus dem umfänglichen qualitativen Datenmaterial wird eine Typologie familialer Ernährungsversorgungsstile generiert, die innovative Ansatzpunkte für eine zielgruppenbezogene Gesundheits- und Ernährungsprävention eröffnet. Zugleich wird deutlich, dass die derzeit im öffentlichen Raum vorhandenen Strukturen und Angebote zur Entlastung und Unterstützung der Ernährungsversorgung in Familien mit berufstätigen Eltern weder in quantitativer noch in qualitativer Hinsicht ausreichen, was einen erheblichen gesellschaftspolitischen Handlungsbedarf anzeigt.

Dr. Ingrid-Ute Leonhäuser ist Professorin am Institut für Ernährungswissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen.
Dr. Uta Meier-Gräwe ist Professorin am Institut für Wirtschaftslehre des Haushalts und Verbrauchsforschung der Justus-Liebig-Universität Gießen.
Dr. Anke Möser ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Internationale Entwicklungs- und Umweltforschung der Justus-Liebig-Universität Gießen.
Jacqueline Köhler ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Ernährungswissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen.
Uta Zander ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Wirtschaftslehre des Haushalts und Verbrauchsforschung an der Justus-Liebig-Universität Gießen.

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Leseprobe
5 Der Essalltag von Familienhaushalten (S. 84-85)

Wie bereits dargelegt, ist die Thematik der familialen Ernährungsversorgung in Deutschland bis jetzt nur unzureichend erforscht. Die wenigen empirischen Untersuchungen zum Thema Mahlzeitenmuster und Esskultur von Privathaushalten in Deutschland konstatieren dabei zwei entgegen gesetzte Trends: Zum einen handelt es sich dabei um Befunde, die Thesen über eine Auflösung der typischen Mahlzeitenstruktur mit drei festen Hauptmahlzeiten zu Gunsten einer individualisierten und situativen Nahrungsaufnahme postulieren und bestätigen (SCHLEGEL-MATTHIES 2002, KÖNIG 1998, S. 51, ABT 1993), zum anderen liegen Studienergebnisse vor, die die kulturelle Persistenz fester Mahlzeitenrhythmen nachweisen und betonen (BROMBACH 2005, S. 205, MESTDAG 2005, S. 62, OLTERSDORF 2002, S. 3, HOLM 2001a, S. 203).

Für den Familienhaushaltstyp mit erwerbstätigen Eltern und zwei Kindern konnte im vorherigen Kapitel anhand der Zeitverwendung für das Essen und Trinken eindrucksvoll gezeigt werden, dass es in diesen Familienhaushalten nach wie vor feste Zeiten für die Nahrungsaufnahme gibt und dass gemeinschaftliche Mahlzeiten vor dem individualisierten Essen in der Regel Vorrang haben. Offen bleibt jedoch die Frage, welche Familienmitglieder an welchem Ort und zu welcher Uhrzeit, werktags und an den Wochenenden, in Familien miteinander essen und welche haushaltsexternen sowie haushaltsinternen Faktoren die Gestaltung der Mahlzeiten strukturieren.

Des Weiteren unbeantwortet ist auch die Frage nach der Bedeutung, die den drei Hauptmahlzeiten Früh stück, Mittagessen und Abendessen im Familienalltag zukommen und die ihnen insbesondere von den Müttern beigemessen wird. Antworten auf diese und weitere Fragen zur Ernährungsversorgung in Familienhaushalten liefert diese qualitative Befragung, deren Ergebnisse im Folgenden vorgestellt werden.

5.1 Die Mahlzeiten im Familienalltag: gemeinschaftliches Ritual oder individuelle Angelegenheit?

Hier geht es zunächst darum, welche Bedeutung und Funktion die drei Hauptmahlzeiten Frühstück, Mittagessen und Abendessen sowie außerhäusliche Mahlzeiten im Familienalltag – werktags wie am Wochenende – einnehmen und wo, wie und vor allem in welcher personellen Konstellation sie stattfinden. Darüber hinaus werden Besonderheiten der jeweiligen Mahlzeiten an sich, für die Familie insgesamt, sowie für die einzelnen Familienmitglieder in ihrem Alltag verdeutlicht.

5.1.1 Frühstück

Das Frühstück ist die Mahlzeit, deren ernährungsphysiologische Funktion der Mehrheit der befragten Mütter bewusst und wichtig ist, die aber für das soziale Mahlzeitengeschehen der Familien nur von geringer Bedeutung ist. So tragen die interviewten Mütter – von wenigen Ausnahmen abgesehen – dafür Sorge, dass ihre Kinder am Morgen bzw. am Vormittag mit einem Frühstück versorgt sind. Für die erwerbstätigen Mütter ist dies mit erheblichen Anstrengungen verbunden, wie die folgende Aussage einer Schichtarbeiterin zeigt: „Und wenn ich daheim bin, stehe ich um sechs auf mit den beiden, weil der Kleine will am Morgen nichts essen. Da wird’s Brote [für die Schule] vorbereitet, Brote geschmiert, Frühstück vorbereitet mit Obst, mit allem drum und dran." (Haushalt 38:41)35 Bemerkenswert ist, dass in den hier untersuchten Familien nur eine Minderheit der Kinder am Morgen das Haus verlässt, ohne zumindest eine Kleinigkeit gegessen oder getrunken zu haben.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt5
Abbildungsverzeichnis9
Tabellenverzeichnis10
1 Einleitung13
2 Stand der Forschung zum Ernährungsverhalten und Essalltag17
2.1 Einführende Bemerkungen17
2.2 Ernährungsverhalten aus unterschiedlichen Perspektiven18
2.3 Determinanten der praktischen Ausgestaltung des Essalltags27
2.4 Fazit33
3 Forschungsdesign34
3.1 Ökotrophologischer Bezugsrahmen34
3.2 Methodische Vorgehensweise39
4 Zeitverwendung für die Ernährung in Familienhaushalten: Ergebnisse der quantitativen Sekundäranalyse der Zeitbudgetdaten 2001/0251
4.1 Einleitung51
4.2 Zeitbudgeterhebung 2001/02: methodisches Konzept und Auswertung52
4.3 Soziodemografische Beschreibung der Stichprobe56
4.4 Zeitverwendung für hauswirtschaftliche Arbeiten einschließlich Beköstigung58
4.5 Zeitverwendung für die Ernährungsversorgung und Beköstigung59
4.6 Zeitverwendung für Essen und Trinken69
4.7 Zusammenfassung83
5 Der Essalltag von Familienhaushalten85
5.1 Die Mahlzeiten im Familienalltag: gemeinschaftliches Ritual oder individuelle Angelegenheit?86
5.2 Die Beköstigung der Familie: die Mutter als Hauptverantwortliche oder partnerschaftliches Gemeinschaftswerk?96
5.4 Zusammenfassung124
5.5 Gegenüberstellung quantitativer Zeitbudgetdaten und qualitativer Interviewbefunde im Kontext aktueller Forschung126
6 Typologie der Ernährungsversorgung in Familienhaushalten von erwerbstätigen Müttern139
6.1 Generierung der familialen Ernährungsversorgungstypen140
6.2 Die sieben Ernährungsversorgungstypen in Familienhaushalten147
6.3 Abweichende Fälle164
6.4 Fazit172
7 Prozessorientierte Qualitätssicherung qualitativer Forschung – ein Anwendungsbeispiel175
7.1 Modell prozessorientierter Qualitätssicherung176
7.2 Kritische Bewertung des gewählten Forschungsansatzes und Handlungsempfehlungen191
8 Schlussbetrachtungen193
8.1 Forschungsperspektiven193
8.2 Handlungsempfehlungen194
Literaturverzeichnis211

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