Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Pädagogik - Wissenschaft, Theorie, Anthropologie, Note: keine, Freie Universität Berlin (Arbeitsbereich Interkulturelle Erziehungswissenschaft), Veranstaltung: Spracherwerb und Sprachunterricht in multilingualen Gesellschaften, Sprache: Deutsch, Abstract: Ich wollte typisch Neger sein, das war nicht mehr möglich. Ich wollte weiß sein - das war eher zum Lachen1 Die Sprache stellt eines der fundamentalsten identitätsstiftenden Merkmale des Menschen dar. An ihr läßt sich die kulturelle Eigenständigkeit eines Volkes ablesen: In jeder Sprache gibt es eine Anzahl Wörter, für welche andere Sprachen überhaupt nichts Entsprechendes haben [...] Daher kann man auch nicht aus einer Sprache in die andere übersetzen, ohne dass ein unübersetzbarer Rest bleibt [...] Zwei verschiedene Sprachen sind zwei verschiedene Weltansichten2 Große Dichter und Philosophen wie Gottfried Wilhelm von Leibniz (1646-1716), Johann Gottfried von Herder (1744-1803), Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), Jean Paul (1763-1825), Wilhelm von Humboldt (1767-1835) und Arthur Schopenhauer (1788-1860) stellten in aller Deutlichkeit die These auf, dass Sprache und kulturelle Identität eng aufeinander bezogen sind. Dem Gebrauch europäischer Sprachen als Verkehrs-, Amts- und Unterrichtssprachen in Afrika liegt zweifelsohne die wohl bekannte, viel diskutierte und immer wiederkehrende Thematik der Kolonisierung dieses Kontinents durch europäische Mächte wie Frankreich, England, Deutschland, Portugal etc. im 19. Jahrhundert3 zugrunde. Die gezielte wirtschaftliche Ausbeutung der besetzten Territorien, die durch eine unerbittliche Waffengewalt von Kolonialtruppen gegen einheimische Widerstandskämpfer realisiert werden konnte, ging mit einer ausgeprägten niederwerfenden Kulturpolitik einher, in der das Erlernen der Sprache des Kolonialherren durch den Kolonisierten den Mittelpunkt einnahm, denn: Unter 'zivilisierten' Nationen, zwischen denen kein größeres Machtgefälle besteht, mag es für ein Zeichen der Höfflichkeit und gegenseitigen Respekts gelten, die Sprache des anderen zu lernen [...], zwischen der Übermacht des Kolonisators und der Ohmacht des Kolonisierten ist kein Platz für solche Höflichkeiten. Der Unterlegene muß sich mit dem Sieger arrangieren. Will er sich Gehör verschaffen, muß er seine Sprache lernen, Zeit und Mühe investieren, um Zutritt in die Sphäre der Macht zu bekommen. Der Kolonisator, der oft nur für eine begrenzte Dauer im Lande bleibt, hat nicht die Zeit, um die (von ihm meist verachteten) Sprachen der 'Eingeborenen' zu lernen. [...]
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