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E-Book

Extreme Wetterereignisse und ihre wirtschaftlichen Folgen

Anpassung, Auswege und politische Forderungen betroffener Wirtschaftsbranchen

VerlagSpringer-Verlag
Erscheinungsjahr2005
Seitenanzahl246 Seiten
ISBN9783540268642
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis86,99 EUR

Dürresommer 2003, Hochwasser 2002, Lawinenwinter 1999/2000, Wintersturm Lothar 1999: Vier zentral-europäische Naturkatastrophen der letzten Jahre. Mit welchen extremen Wetterereignissen müssen wir in Zukunft rechnen? Welche wirtschaftlichen Folgen sind damit verbunden? Wie können sich besonders gefährdete Wirtschaftsbranchen vor zu großer Schadenswirkung schützen? Welche Aufgaben muss dabei die Politik übernehmen? Dies sind die zentralen Kernfragen des vorliegenden Buches, in dem erstmals KlimaforscherInnen gemeinsam mit VertreterInnen der Wirtschaftsbranchen dieses aktuelle Problemfeld behandeln.

Auf den bisherigen Erfahrungen mit Betroffenheit, Anpassung und Katastrophenmanagement aufbauend wurden Handlungsempfehlungen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik an gesellschaftliche Mechanismen erstellt, die allgemeine politische, fiskalische und ordnungspolitische Maßnahmen, aber auch Maßnahmen zur Sicherung der Versorgung im Katastrophenfall umfassen. Abschließend weist der vorliegende Band auf zukünftig notwendige Forschungsschwerpunkte und die Schaffung hierfür angemessener Rahmenbedingungen hin.

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Leseprobe

7 Vergleich von nationalen Risikotransfermechanismen am Beispiel Hochwasser (S. 91-92)

Franz Prettenthaler, Institut für Technologie- und Regionalpolitik, Joanneum Research Graz
Nadja Vetters, Institut für Volkswirtschaftslehre, Universität Graz 

7.1 Einleitung

Das Augusthochwasser 2002, von dem Deutschland, Tschechien und Österreich am stärksten betroffen waren, hat in den betroffenen Ländern umfangreiche Finanzhilfen für die Betroffenen von Seiten der öffentlichen Haushalte erforderlich gemacht. In Österreich wurde beispielsweise der Katastrophenfonds, der dort sowohl die Funktion der Finanzierung von Hochwasserschutzeinrichtungen als auch der Entschädigung von Individuen und Körperschaften nach Katastrophen innehat, überfordert. Zahlreiche Umschichtungen im Bundeshaushalt waren die Folge, auch in Deutschland hat der enorme, durch die Katastrophe ausgelöste Finanzierungsbedarf die Frage nach der Adäquatheit des nationalen Risikotransfermechanismus (als Summe der Möglichkeiten zur Eigenvorsorge und der staatlichen Hilfszusagen) aufkommen lassen. Um aus der Katastrophe die richtigen Schlüsse für ein verbessertes volkswirtschaftliches Risikomanagement zu ziehen, werden in diesem Kapitel in einem ersten Schritt die Risikotransfermechanismen für Katastrophenereignisse verschiedener Länder einander gegenübergestellt.

Alle Länderberichte weisen dabei dieselbe Struktur auf, wobei beachtet werden muss, dass der Organisationsgrad sowie das staatliche Engagement in den untersuchten Ländern erheblich voneinander abweichen. Die Auswahl der Länder erfolgte zum einen aufgrund der Verfügbarkeit von entsprechenden nationalen Darstellungen, aber auch aufgrund der relativen Unterschiedlichkeit der Systeme, sodass ein möglichst breites Spektrum an Politikoptionen sichtbar wird. Für jedes Land wird zunächst untersucht, welche Optionen sich einem/einer ökonomischen AkteurIn bieten, sein Hab und Gut gegen Überschwemmungskatastrophen zu versichern, wobei naturgemäß auch Versicherungen gegen andere Katastrophenereignisse zur Sprache kommen. Der Länderbericht der Türkei stellt insofern eine Ausnahme dar, als er das dortige Risikotransfersystem im Bezug auf Erdbeben darstellt.

Dennoch wird der dort gewählte Ansatz als instruktiv für mögliche Reformen auf dem Gebiet der Versicherbarkeit gegen Hochwässer in anderen Ländern mit Reformbedarf erachtet, da er erst vor relativ kurzer Zeit auf die ebenfalls völlig unzureichenden bisherigen Regelungen angesichts steigender Vulnerabilität reagiert hat und durch die Unterstützung der Weltbank erhebliche ökonomische Expertise aufweist. Nach Darstellungen über drei wesentliche Details der nationalen Risikotransfermechanismen, die jeweils einer wichtigen Fragestellung von Anreiztheorie (Wie geschieht die Risikoprüfung, um Antiselektion1 auszuschließen?), sozialer Ausgewogenheit (wie sieht die Prämiengestaltung aus, ist sie auch für BürgerInnen in gefährdeten Gebieten erschwinglich?) und versicherungstechnischer Effizienz (Wie passiert die Risikobegrenzung der Primärversicherer?) zuzuordnen sind, erfolgt eine Analyse der nachahmenswerten und der verbesserungswürdigen Elemente des jeweiligen nationalen Risikotransfersysteme (RTS).

7.2 Internationaler Vergleich von Risikotransfersystemen für Überschwemmungsereignisse

7.2.1 Deutschland


Versicherungsoptionen In Deutschland sind Feuer- und Sturmschäden traditionell in der Deckung der Wohngebäudeversicherung inkludiert. Die Überschwemmungsversicherung besteht seit 1991 als Teil der so genannten erweiterten Elementarschadenversicherung. Man hat hier eine Paketlösung gewählt, das heißt gewisse Elementarschäden (Überschwemmung, Erdbeben, Erdrutsch, Erdsenkung, Schneedruck, Lawinen, Vulkanausbruch) können nur als Paket gegen eine Zusatzprämie im Rahmen der Hausrat- und Wohngebäude- sowie der Gewerbeversicherung versichert werden. Es besteht dabei allerdings keinerlei Deckungsverpflichtung, das heißt die Elementarschadensdeckung kann sowohl seitens der Versicherung als auch seitens der KundInnen ausgeschlossen werden.

Inhaltsverzeichnis
Vorwort5
Inhaltsverzeichnis7
Tabellenverzeichnis12
Abbildungsverzeichnis13
1 Einleitung14
1.1 Wirtschaft und extreme Wetterereignisse15
1.2 Struktur des Buches und Überblick18
Teil A: Grundlagen22
2 Charakterisierung von extremen Wetterereignissen24
2.1 Einleitung24
2.2 Extreme Wetterereignisse - ein meteorologischer Zugang24
2.3 Extreme Wetterereignisse in Europa25
2.4 Naturkatastrophen - ein sozioökonomischer Zugang31
2.5 Interdisziplinäre Betrachtung34
Literatur.35
3 Regionale Entwicklung und Auswirkungen extremer Wetterereignisse am Beispiel Österreich38
3.1 Einleitung38
3.2 Extreme Wetter-und Klimaereignisse39
3.3 Beobachtete Wetterextreme in Österreich und in der Welt40
3.4 Änderung von Wetterextremen durch Klimaänderung Theorie41
3.5 Beobachtete Änderung von Wetterextremen in Österreich43
3.6 Der Sommer 2003 in Europa als Beispiel für ein extremes Witterungsereignis46
3.7 Beobachtete Änderung von Wetterextremen weltweit47
3.8 Erwartete Änderung von Wetterextremen weltweit48
3.9 Erwartete Änderung von Wetterextremen für Österreich49
3.10 Zusammenfassung und Ausblick51
Literatur.51
Anhang (Martin König): Wetterextreme und die Notwendigkeit der Datenintegration53
4 Wirtschaftliche Analyse von extremen Wetterereignissen: Struktur und Anwendung58
4.1 Einleitung58
4.2 Modellstruktur zur Analyse von Handlungsmöglichkeiten im Hinblick auf Extremereignisse58
4.3 Das kollektive Entscheidungsproblem62
4.4 Folgewirkungen von Schadensbeseitigung und Schadensprävention63
4.5 Anwendungsaspekte am Beispiel Hochwasser64
4.6 Das Maßkonzept BIP und Schäden durch extreme Wetterereignisse66
4.7 Einige Schlussfolgerungen68
Literatur69
5 Integriertes Risikomanagement bei Naturkatastrophen70
5.1 Einleitung70
5.2 Risiko und Sicherheit71
5.3 Schutzziele und Schutzdefizite74
5.4 Risikokreislauf und Integrales Risikomanagement74
5.5 Integrale Maßnahmenplanung76
5.6 Risikominderung als gemeinsame und solidarische Aufgabe78
5.7 Ausblick79
Literatur.80
6 Ausgestaltung nationaler Risikotransfermechanismen: grundsätzliche Überlegungen82
6.1 Einleitung82
6.2 Spezifische Problemlage des Einzelindividuums83
6.3 Problemlage der Einzelversicherung89
6.4 Spezifische Probleme der öffentlichen Haushalte93
6.5 Schlussfolgerungen100
Literatur101
7 Vergleich von nationalen Risikotransfermechanismen am Beispiel Hochwasser104
7.1 Einleitung104
7.2 Internationaler Vergleich von Risikotransfersystemen für Überschwemmungsereignisse105
7.3 Übersicht und Schlussfolgerungen124
Literatur125
8 Der Dialog Wirtschaft - Forschung - Politik: Erfahrungen aus der Schweiz128
8.1 Einleitung128
8.2 ProClim- Vermittler zwischen Forschung und NutzerIn129
8.3 Das Beratende Organ für Fragen der Klimaänderung131
8.4 Schlussfolgerungen132
Literatur132
Teil B: Wirtschaftssektorale Analyse134
9 Tourismus und Naturgefahren: Mit Risikomanagement die Krise vermeiden136
9.1 Einleitung136
9.2 Auswirkungen von extremen Wetterereignissen137
9.3 Adaptionsmaßnahmen in der Vergangenheit aufgrund von extremen Wetterereignissen143
9.4 Zukünftige Kernstrategien der Anpassung an extreme Wetterereignisse145
9.5 Handlungsmöglichkeiten der Politik147
Literatur148
10 Katastrophenmanagement und Gesundheitsversorgung vor neuen Herausforderungen - Eine Perspektive des Österreichischen Roten Kreuzes150
10.1 Einleitung150
10.2 Auswirkungen von extremen Wetterereignissen151
10.3 Adaptionsmaßnahmen in der Vergangenheit aufgrund von extremen Wetterereignisse155
10.4 Zukünftige Kernstrategien der Anpassung an extreme Wetterereignisse159
10.5 Handlungsmöglichkeiten der Politik161
Literatur163
11 Land- und Forstwirtschaft: Bedrohung oder Umstellung164
11.1 Einleitung164
11.2 Auswirkungen von extremen Wetterereignissen164
11.3 Adaptionsmaßnahmen in der Vergangenheit aufgrund von extremen Wetterereignissen171
11.4 Zukünftige Kernstrategien der Anpassung an extreme Wetterereignisse176
11.5 Handlungsmöglichkeiten der Politik176
Literatur177
12 Versicherungen: Erweiterung der Aufgabenbereiche in verbessertem Gesamtrahmen180
12.1 Einleitung180
12.2 Auswirkungen von extremen Wetterereignissen180
12.3 Adaptionsmaßnahmen in der Vergangenheit aufgrund von extremen Wetterereignissen183
12.4 Zukünftige Kernstrategien der Anpassung an extreme Wetterereignisse185
12.5 Handlungsmöglichkeiten der Politik186
Literatur188
13 Energie und Wasser: Sicherung der Versorgung190
13.1 Einleitung190
13.2 Auswirkungen von extremen Wetterereignissen190
13.3 Adaptionsmaßnahmen in der Vergangenheit aufgrund von extremen Wetterereignissen196
13.4 Zukünftige Kernstrategien der Anpassung an extreme Wetterereignisse198
13.5 Handlungsmöglichkeiten der Politik199
Literatur200
Teil C: Schlussfolgerungen202
14 Zusammenfassung der wirtschaftssektoralen Analysen: Gefährdungen, Anpassungen und politische Forderungen204
14.1 Gefährdungspotenzial für einzelne Wirtschaftsbranchen204
14.2 Anpassung an extreme Wetterereignisse in der Vergangenheit206
14.3 Zukünftige Kernstrategien der Anpassung an extreme Wetterereignisse209
14.4 Handlungsmöglichkeiten der Politik214
14.5 Schlussfolgerung und Überleitung217
15 Forschungsbedarf und Ausblick218
15.1 Einleitung218
15.2 Unsicherheiten218
15.3 Datenmangel229
15.4 Resümee zum Forschungsbedarf230
15.5 Handlungsbedarf231
15.6 Resümee231
Literatur233
Autorinnen und Autoren235
Sachverzeichnis240

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