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E-Book

Fachseminar Deutsch

Materialien für die Ausbildung von Deutschlehrerinnen und Deutschlehrern am Gymnasium

AutorThorsten Zimmer
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783746023649
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Die Materialsammlung orientiert sich an den Inhalten und der Struktur der Lehrerausbildung am Studienseminar für das Lehramt an Gymnasium in Koblenz. Nach einem Intensivkurs über grundsätzliche Zugänge zur Planung und Durchführung des Deutschunterrichts werden einzelne Standardsituationen des Unterrichts in den Blick genommen. Ausführlich werden anschließend didaktische und methodische Hinweise zu den einzelnen Kompetenzbereichen des Deutschunterrichts gegeben. So begleitet das Buch die Ausbildung und versteht sich als übersichtliches Kompendium zur Begleitung der zweiten Ausbildungsphase.

Thorsten Zimmer ist Studiendirektor am Studienseminar für das Lehramt an Gymnasien in Koblenz. Er bildet seit vielen Jahren Lehrerínnen und Lehrer aus. Er unterrichtet selbst die Fächer Deutsch und katholische Religion. Thorsten Zimmer veröffentlicht Unterrichtsmaterialien und fachdidaktische Literatur. Er ist Herausgeber der Schulbuchreihe "D.U. - DeutschUnterricht" beim C.C. Buchners-Verlag in Bamberg. Derzeit arbeitet er auch als didaktischer Leiter der Fachdidaktischen Lehrplankommission für die Sekundarstuufe 1 in Rheinland-Pfalz.

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Leseprobe

Grundlagen gelungenen Deutschunterrichts


1. Grundlagen: Was ist „guter Deutschunterricht am Gymnasium“?


Arbeitsauftrag

  • Als „warm up“: – Notieren Sie zwei assoziative Antworten auf die Frage „Was ist guter Deutschunterricht am Gymnasium“.

Sicherlich führt die spontane Ideensammlung zu interessanten und diskutierbaren Ergebnissen. Ihre Assoziationen verdeutlichen, wo Ihre eigenen Schwerpunkte bei der Beantwortung der Qualitätsfrage liegen. Wie es zu dieser Schwerpunktbildung kommt, lässt sich sicherlich zum Teil mit einem Blick auf Ihre eigene Schulzeit, Ihre Schwerpunkte während des Studiums und die Erfahrungen in den Schulpraktika erklären. Dass die Kapitelfrage allerdings nicht durch eine Sammlung von Assoziationen zu beantworten ist, werden Sie gemerkt haben. Die folgende Ausdifferenzierung der Phrase vom „guten Deutschunterricht am Gymnasium“ bereitet eine weitere Fundierung und Präzisierung Ihrer Vorstellungen vor.

1.1. Was bedeutet Gymnasium?

Schon die Definition der Schulform „Gymnasium“ ist nicht so leicht, wie sie auf den ersten Blick wirkt. Die größte Übereinstimmung der unterschiedlichen Konkretisierungen des „Gymnasiums“ scheint zunächst in dem – trotz aller Diskussionen – noch bestehenden Ausbildungsziel, nämlich der Vorbereitung auf ein Hochschulstudium, zu liegen. Dass längst nicht mehr alle Gymnasiasten ausdrücklich auf ein Hochschulstudium hinarbeiten und dass es inzwischen zahlreiche Ausbildungsberufe gibt, die den gymnasialen Abschluss – offiziell und inoffiziell - als Zulassungsvoraussetzung implizieren, relativiert diesen Definitionsansatz allerdings. Entsprechend formuliert die Kultusministerkonferenz, dass das Abitur den „Zugang zu jedem Studium an einer Hochschule, aber auch den Weg in eine vergleichbare berufliche Ausbildung ermöglicht.“1

Verschiedene Ausprägungen und Profilierungen, unterschiedliche Möglichkeiten bei der Kurswahl, die Stoffverteilung auf 8 oder 9 Schuljahre, Unterrichtssituationen in einer Ganztags- oder einer Halbtagsschule und verschiedene Umgangsweisen mit dem Zentralabitur sind sicherlich weitere Aspekte, die einer allzu pauschalen Definition der Schulform entgegenstehen. Nimmt man die gymnasialen Institutionen der Erwachsenenbildung bzw. des zweiten Bildungswegs hinzu, wird das Bild noch facettenreicher.

1.2. Was bedeutet Deutschunterricht?

Etwas überschaubarer ist die Antwort auf die Frage nach dem Inhalt des Begriffs Deutschunterricht. Je nach Gliederung blicken Lehrpläne, Bildungsstandards und Sekundärliteratur auf unterschiedliche Bereiche des Fachunterrichts, denen konkrete Inhalte, zu erwerbende Kompetenzen und Anforderungsprofile zugeschrieben werden. Die einzelnen Bereiche werden in der Regel bereits in den Klassen 5 und 6 grundgelegt – oder setzen Ansätze aus der Grundschule fort – und werden immer wieder aufgegriffen, geübt und präzisiert.

Die einzelnen Schuljahre sind entsprechend angeordnet und organisieren den Unterricht im Sinne einer Lernspirale – in der eben jeder Aspekt wieder aufgegriffen und auf ein höheres Niveau gehoben wird.

Die Bezeichnungen der Themen- und Kompetenzbereiche erklären sich im Großen und Ganzen von selbst. Gängige Einteilungen unterscheiden …

Inhalts-/ Kompetenzbereiche des Deutschunterrichts

Sprechen

Schreiben

Lesen/ Mit Texten umgehen

Sprache und Sprachgebrauch untersuchen

  • Sprechen: Hier geht es darum, die Fähigkeiten der Schüler als Teilnehmer intentionaler mündlicher Kommunikation zu schulen. Der Lernbereich Sprechen blickt auf Kompetenzen, die relevant sind in Bezug auf alle Größen des einfachen Kommunikationsmodells, also des Senders, des Empfängers und des Codes.
  • Schreiben: Hier geht es um das grammatisch, stilistisch und orthografisch richtige Schreiben, wie auch um das Training von Kompetenzen in der Anwendung freier und konventionalisierter Schreibformen (der „Aufsatzunterricht“ gehört hierher).
  • Lesen/ Mit Texten und Medien umgehen: Kompetenzen im Umgang mit verschiedenen Medien, im Lesen von Sachtexten und vor allem literarischen Texten gehören zu diesem Bereich.
  • Sprache und Sprachgebrauch untersuchen: Der Lernbereich ist zwangsläufig eng mit dem Bereich „Sprechen“ verbunden. Der Sprachunterricht blickt dabei ausdrücklicher auf die Metaebenen der Sprache, sucht und benennt Regeln und Regelmäßigkeiten der Sprachkonvention. Der Rechtschreib- und Grammatikunterricht gehören in diesen Lernbereich. Ebenso auch sprachhistorische und sprachpragmatische Themen.

Die Bezugswissenschaft des Deutschunterrichts und seiner Inhalte ist zunächst die Germanistik, aufgegliedert in Sprach- und Literaturwissenschaft. Der genauere Blick zeigt aber, dass sich die gängigen Studieninhalte keinesfalls einfach auf die Fachinhalte abbilden lassen. Weder erschöpfen sich die wissenschaftlichen Grundlagen des Fachunterrichts Deutsch in den Themen der Germanistik – mindestens pädagogische und gesellschaftswissenschaftliche Theorien müssen hinzugenommen werden – noch vertritt der Deutschunterricht das Ziel, einen bestimmten, formal definierten Umfang an Studieninhalten zu vermitteln.

Als Instanz der Vermittlung zwischen universitärem Lehrinhalt des Faches Germanistik und den schulischen Notwendigkeiten des Deutschunterrichts wird in der Regel die Fachdidaktik des Faches Deutsch angesehen. Der Fachdidaktik diese Vermittlerinstanz zuzusprechen, ist allerdings keine unhinterfragbare Annahme. Es lässt sich ebenso die Position einnehmen, die Fachdidaktik sei eine eigene wissenschaftliche Disziplin innerhalb oder neben der germanistischen Fachwissenschaft.

Arbeitsauftrag

  • Notieren Sie zu jedem der oben genannten Kompetenzbereiche einen möglichen konkreten Unterrichtsinhalt. Nutzen Sie ggf. ein Schulbuch.

1.3. Was bedeutet guter Unterricht?

Neben subjektiv bestimmten Diskussionen über Unterrichtsqualität sind inzwischen zahlreiche tragfähige und sinnvolle objektivierbare Kriterien für guten Unterricht - insbesondere auch für guten Deutschunterricht - formuliert. Ein verbreiteter und trotz aller Kritik brauchbarer Kriterienkatalog stammt von Hilbert Meyer. Er formuliert die Anforderungen:

  • „Klare Strukturierung des Unterrichts (Prozess-, Ziel- und Inhaltsklarheit; Rollenklarheit, Absprache von Regeln, Ritualen und Freiräumen)
  • Hoher Anteil echter Lernzeit (durch gutes Zeitmanagement, Pünktlichkeit; Auslagerung von Organisationskram; Rhythmisierung des Tagesablaufs)
  • Lernförderliches Klima (durch gegenseitigen Respekt, verlässlich eingehaltene Regeln, Verantwortungsübernahme, Gerechtigkeit und Fürsorge)
  • Inhaltliche Klarheit (durch Verständlichkeit der Aufgabenstellung, Monitoring des Lernverlaufs, Plausibilität des thematischen Gangs, Klarheit und Verbindlichkeit der Ergebnissicherung)
  • Sinnstiftendes Kommunizieren (durch Planungsbeteiligung, Gesprächskultur, Schülerkonferenzen, Lerntagebücher und Schülerfeedback)
  • Methodenvielfalt (Reichtum an Inszenierungstechniken; Vielfalt der Handlungsmuster; Variabilität der Verlaufsformen und Ausbalancierung der methodischen Großformen)
  • Individuelles Fördern (durch Freiräume, Geduld und Zeit; durch innere Differenzierung und Integration; durch individuelle Lernstandsanalysen und abgestimmte Förderpläne; besondere Förderung von Schülern aus Risikogruppen)
  • Intelligentes Üben (durch Bewusstmachen von Lernstrategien, Passgenauigkeit der Übungsaufgaben, methodische Variation und Anwendungsbezüge)
  • Klare Leistungserwartungen (durch Passung und Transparenz) und klare Rückmeldungen (gerecht und zügig)
  • Vorbereitete Umgebung (= verlässliche Ordnung, geschickte Raumregie, Bewegungsmöglichkeiten und Ästhetik der Raumgestaltung)“1

1.4. Guter Deutschunterricht am Gymnasium – Ein erstes Modell

Die Vorüberlegungen verdeutlichen die Komplexität der Fragestellung nach gutem Deutschunterricht und lassen ahnen, dass die Frage nicht endgültig beantwortet werden kann. Dass die Qualität des Deutschunterrichts allerdings beschrieben – und damit auch diagnostiziert und verbessert – werden kann, steht außer Frage. Je präziser dabei auf grundlegende Aspekte und Faktoren des Deutschunterrichts geblickt wird, umso größer ist die Chance, wirklich zu einer Qualitätsverbesserung zu gelangen. Die modellhafte Ausdifferenzierung der...

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