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Fairplayer.Sport: Soziale Kompetenz und Fairplay spielerisch fördern

Ein Programm für das Fußballtraining mit 9- bis 13-Jährigen

AutorChristiane Weller, Herbert Scheithauer, Markus Hess
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl202 Seiten
ISBN9783840925597
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
Sport bietet nicht nur die Gelegenheit, Gesundheit und Körpergefühl zu fördern, sondern auch die Möglichkeit, Fairness zu trainieren. Aushandlungen mit den Mitgliedern der eigenen und gegnerischen Mannschaft erfordern kooperatives Geschick und die Anwendung angemessener Konfliktlösungsstrategien. Auf diese Weise kann der Sport auch einen Beitrag zur allgemeinen positiven Entwicklung von Kindern und Jugendlichen leisten. Dass diese Kompetenzen im Kinder- und Jugendbereich häufig nicht im Mittelpunkt des Trainingsalltags stehen und daher auch kaum entsprechende Trainingsmethoden umgesetzt werden, zeigt sich immer wieder in Medienberichten über gewalttätige Auseinandersetzung auf und abseits des Sportplatzes. Fairplayer.Sport will hier Abhilfe schaffen. Mit Fairplayer.Sport liegt ein innovatives Trainingskonzept vor, dass in manualisierter Form bewegungs- und spielorientierte sowie reflektiv-diskursive Elemente kombiniert, um in verschiedenen Modulen Themen wie Aggression, Fairplay, Emotionsregulation, Kooperation/Vertrauen, Selbstwirksamkeit und Perspektivenübernahme zu behandeln. Fairplayer.Sport richtet sich an Trainer, Übungsleiter, Sportlehrer und Sozialarbeiter, die mit Jugendlichen im Alter von etwa 9 bis 13 Jahren im Verein, Schule, Hort oder Jugendclub regelmäßig Fußball spielen und eine Hilfestellung bei der Vermittlung von fairem und aggressionsreduzierenden Verhalten suchen. Es ist praxisnah und trainingsbegleitend leicht implementierbar, beruht auf interdisziplinären Ergebnissen aus Sportwissenschaft und Psychologie und wurde wissenschaftlich evaluiert.

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Kapitelübersicht
  1. Fairplayer.Sport: Soziale Kompetenz und Fairplay spielerisch fördern
  2. Kapitel 1: Einleitung
  3. Kapitel 2: Theoretische Hintergründe 2.1 Fairplay, Gewalt und Aggression – Definitionen
  4. 2.2 Fairplay und Aggression im ­Jugendfußball
  5. 2.3Sport und die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen
  6. 2.4Fairplay-Initiativen und ­-Programme im Sport
  7. 2.5Die Zielvariablen von Fairplayer.Sport
  8. 2.6Exkurs: Rolle und Bedeutung des Trainers
  9. 2.7 Wirksamkeitsevaluation von Fairplayer.Sport
  10. 2.8Aufbau und Arbeitsweise des bewegungsorientierten Präventionsprogramms Fairplayer.Sport
  11. 2.9Ablaufschema der einzelnen ­Teilschritte
  12. 2.10Fortbildung zum Fairplayer.Sport-Trainer
  13. Kapitel 3: Praxis 3.1 Überblick
  14. 3.2Die Aufgaben eines Trainers
  15. 3.3Trainervorbereitung zum ­Programm
  16. 3.4Schritt 1: Einführung von Fairplayer.Sport ins Training
  17. 3.5 Schritt 2: Selbstwahrnehmung und Selbstbewusstsein – Ich: „Was ich alles drauf habe“
  18. 3.6Schritt 3: Emotionsregulation – Ich: „Da stehe ich drüber“
  19. 3.7Schritt 4: Perspektivenübernahme – Du: „Ich an deiner Stelle“
  20. 3.8Schritt 5: Empathie – Du: „Das geht mir genauso“
  21. 3.9Schritt 6: Kooperation – Wir: „Unser Team“
  22. 3.10Schritt 7: Fairplay – Wir: „Darauf legen wir Wert“
  23. 3.11Abschlussrunde: Zusammenfassung des Gelernten und Ausblick
  24. 3.12Elternarbeit
  25. 3.13Überlegungen zur Nach­haltig­keit von Fairplayer.Sport
  26. Literatur
  27. Anhang – Materialien
Leseprobe
2.2 Fairplay und Aggression im Jugendfußball (S. 14-15)

Wenn Eltern ihre Kinder bei einer Jugendmannschaft im Verein anmelden, so folgen sie damit häufig dem Interesse ihrer Kinder am Fußballsport und verbinden dabei in erster Linie die Hoffnung, etwas für die Gesundheit ihrer Kinder zu tun und deren Bewegungsdrang zu entsprechen. Nicht wenige Eltern aber sehen einen wesentlichen Aspekt in der sportlichen Betätigung ihrer Kinder auch darin, Teamwork, Kooperation und soziales Geschick innerhalb einer Mannschaft zu fördern.

Ganz allgemein lernt man auf der einen Seite in der Clique tatsächlich soziale Kompetenzen, fühlt sich anerkannt und kann angemessene Konfliktlösungsstrategien trainieren. Auf der anderen Seite nimmt mit zunehmender Orientierung an der Peergruppe aber möglicher Weise auch die Häufigkeit von Gewalt zu, nämlich dann, wenn innerhalb einer Gruppe Gewalt und Aggression akzeptiert oder sogar als „cool“ angesehen wird. Dann steigt die Gefahr, dass auch Gewalt angewendet wird.

Auch mit Blick auf den Jugendfußball ist zu diskutieren, welches positive und negative Potenzial das Engagement in einer Mannschaft haben kann, um Ansatzpunkte für präventive Maßnahmen wie Fairplayer.Sport ableiten zu können. Studien konnten zeigen, dass sich die Beteiligung an sportlicher Aktivität unter bestimmten Bedingungen durchaus positiv auf die individuelle Entwicklung Jugendlicher auswirken kann (Brunelle, Danish & Forneris, 2007; Carreres-Ponsoda, Escartí, Cortell-Tormo, Fuster-Lloret & Andreu-Cabrera, 2012; Zarrett et al., 2009). Die Effekte sind aber häufig geringer als erwartet (Gerlach & Brettschneider, 2013). In einer kanadischen Studie mit Jugendlichen konnten Findlay und Coplan (2008) zeigen, dass die aktive Teilnahme an Angeboten in Sportvereinen mit einer höheren Durchsetzungsfähigkeit, besseren Selbstkontrolle und im Allgemeinen mit einer höheren Lebenszufriedenheit sowie geringerer Schüchternheit einherging. Allerdings bleibt hinsichtlich dieser Eigenschaften unklar, ob der Sport die positiven Eigenschaften fördert oder ob sich eher Jugendliche mit diesen Eigenschaften sportlich engagieren. Hinweise auf einen positiven Effekt der Sportbeteiligung ergaben sich hinsichtlich der sozialen Ängstlichkeit schüchterner Kinder, die sich bei Sportlern im Laufe eines Jahres bedeutsam reduzierte. Dabei wird im Rahmen dieser Studien aber die Ansicht vertreten, das Sportbeteiligung für sich genommen keine Garantie für eine positive emotionale und soziale Entwicklung darstellt. Eine Studie von Zarrett et al. (2009) kommt beispielsweise zu dem Ergebnis, dass sich eine Kombination aus Sport mit seiner sozial sehr anreichernden Wirkung und Beteiligung in anderen (zumeist professionell betreuten) Bereichen (z. B. in Jugendclubs) am positivsten auf die Jugendlichen auswirkt. Rutten et al. (2008) gingen in ihrer Studie der Frage nach, welchen Einfluss die sportliche Aktivität auf die Ausprägung aggressiven und prosozialen Verhaltens ausübt. Sie konnten zeigen, dass Jugendliche, die in Sportvereinen aktiv waren (in diesem Fall Fußballer und Schwimmer), nur dann weniger Aggression und mehr prosoziales Verhalten zeigten, wenn eine gute Trainer-Schüler-Beziehung sowie ein positives sozio-moralisches Teamklima und ein positiver, fairer Umgang innerhalb des Teams vorlagen. Obwohl ein überwältigender Großteil aller Spieler, Trainer und sonstiger Beteiligter im Fußball ganz selbstverständlich einen gewaltfreien und fairen Umgang unterstützen und auch praktizieren, sind Aggression und interpersonale Gewalt im Fußball – und auch mehr und mehr im Jugendfußball – Themen, die in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen haben und Verbände, Trainer, Schiedsrichter, Eltern und auch Spieler gleichermaßen beschäftigen. Dass soziale Kompetenzen und Fairplay nicht automatisch durch die Beteiligung an sportlichen Aktivitäten und die Mitgliedschaft in einem Sportverein und einer Mannschaft erworben werden, zeigen neben sportwissenschaftlichen Studien auch Ereignisse wie Schiedsrichterbeleidigungen und körperliche Angriffe auf Schiedsrichter oder Schlägereien bereits im Jugendbereich, über die sich Sportverbände immer häufiger beklagen. Einer der tragischsten Vorfälle ereignete sich Ende 2012, als in den Niederlanden ein ehrenamtlicher Linienrichter Opfer einer Attacke jugendlicher Spieler wurde. Dieses Ereignis wurde von vielen Medien aufgegriffen und eine Diskussion über Gewalt im Jugendfußball angestoßen. Auch in Deutschland zeichnen Medienrecherchen ein Bild vom Jugendfußball, das zwar zum Großteil von friedlichem Wettbewerb und akzeptablem Verhalten gekennzeichnet ist, sich aber dennoch in den Augen vieler Beobachter und Verantwortlicher bereits im Jugendfußball eine zunehmende Verrohung und Gewaltbereitschaft in ganz unterschiedlichen Situationen während und im Umfeld eines Spieles beobachten lässt.

Als Begründung werden das schwierige Alter der Jugendlichen, die mangelnde Professionalität der Verantwortlichen, das Fehlverhalten der Eltern, etc. – kurzum ein sehr komplexes Bedingungsgefüge – angeführt. Mit der Liste und Analyse von derartigen Pressemeldungen ließe sich selbst ein ganzes Buch füllen. Allerdings existieren keine zuverlässigen Zahlen, die einen Überblick über die tatsächliche Häufigkeit von Gewaltvorfällen im Bereich des Jugendfußballs ermöglichen, sei es von Seiten der Spieler, der Eltern oder anderer, sogenannter „Fans“. Dass im wettbewerbsorientierten Mannschaftsport mitunter sehr eigene Vorstellungen von Fairplay herrschen oder sogar geprägt werden, zeigen folgende Ergebnisse einer qualitativen Befragung.

Gunther Pilz, Professor für Sportwissenschaft von der Universität Hannover, fragte C-Jugendspieler nach deren Auffassung von Fairplay. Hier einige der Antworten (Pilz, 2001):

• „Fairness war eine Sache, die aber heute total in den Arsch gegangen ist. Darum denke ich mal, dass ich unter Fairness verstehe, einfach ein Spiel mit regulären Toren und nicht durch Schwalben zu gewinnen. Abgesehen von Provokationen oder taktischen Fouls, die gehören zum Fußball wie das Amen in der Kirche.“
• „Ich finde, solange der Schiedsrichter nicht gepfiffen hat, ist’s nicht schlimm, aber ich kann es nicht ab, wenn man, nachdem der Schiedsrichter gepfiffen hat, noch minutenlang mit ihm darüber diskutiert. Man sollte außerdem nur foulen, wenn es nicht anders geht. Tätlichkeiten empfinde ich als Sauerei. Im Spiel kann immer mal was passieren und man muss auch etwas wegstecken können.“
• „In erster Linie sollte man darauf achten, keinen Gegenspieler zu verletzen. Jedoch gehören taktische Fouls, Trikotzerren, Zeitspiel und vielleicht auch mal ein paar Schwalben dazu. Denn fast jeder setzt heut zu Tage diese eigentlich unfairen Mittel ein und ist damit meist erfolgreich.“
• „Den Gegner zu foulen, ohne taktische Vorteile daran zu haben, ist unfair.“
• „Für mich gehören kleine Fouls einfach dazu. Fußball ist ein körperbetonter Sport und wer das nicht abkann, sollte zum Synchronschwimmen gehen. Fußball ohne körperliche Härte ist...
Inhaltsverzeichnis
Vorwort7
Geleitwort8
Inhaltsverzeichnis9
Kapitel 1: Einleitung13
Kapitel 2: Theoretische Hintergründe15
2.1 Fairplay, Gewalt und Aggression – Definitionen15
2.2 Fairplay und Aggression im ­Jugendfußball16
2.3Sport und die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen19
2.4Fairplay-Initiativen und ­-Programme im Sport21
2.5Die Zielvariablen von Fairplayer.Sport22
2.6Exkurs: Rolle und Bedeutung des Trainers29
2.7 Wirksamkeitsevaluation von Fairplayer.Sport31
2.8Aufbau und Arbeitsweise des bewegungsorientierten Präventionsprogramms Fairplayer.Sport36
2.9Ablaufschema der einzelnen ­Teilschritte43
2.10Fortbildung zum Fairplayer.Sport-Trainer44
Kapitel 3: Praxis45
3.1 Überblick44
3.2Die Aufgaben eines Trainers45
3.3Trainervorbereitung zum ­Programm48
3.4Schritt 1: Einführung von Fairplayer.Sport ins Training51
3.5 Schritt 2: Selbstwahrnehmung und Selbstbewusstsein – Ich: „Was ich alles drauf habe“65
3.6Schritt 3: Emotionsregulation – Ich: „Da stehe ich drüber“74
3.7Schritt 4: Perspektivenübernahme – Du: „Ich an deiner Stelle“83
3.8Schritt 5: Empathie – Du: „Das geht mir genauso“95
3.9Schritt 6: Kooperation – Wir: „Unser Team“105
3.10Schritt 7: Fairplay – Wir: „Darauf legen wir Wert“113
3.11Abschlussrunde: Zusammenfassung des Gelernten und Ausblick123
3.12Elternarbeit126
3.13Überlegungen zur Nach­haltig­keit von Fairplayer.Sport132
Literatur133
Anhang – Materialien137
5.1Schritt 1: Vorbereitung139
5.2Schritt 2: Selbstwahrnehmung und Selbstbewusstsein150
5.3Schritt 3: Emotionsregulation155
5.4Schritt 4: Perspektivenübernahme156
5.5Schritt 5: Empathie165
5.6Elternmaterialien167

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