FAMILIENAUFSTELLUNG UND
FRÜHERE LEBEN
Die Ahnen als Spiegelbild unserer
abgespaltenen Persönlichkeitsanteile
Unsere Ahnen verkörpern Persönlichkeitsanteile, die wir noch nicht integriert haben. Deshalb sind es auch nicht die »bösen« Ahnen, die uns besetzen oder uns ein Unglück wünschen, weil sie es selbst in ihrem Leben schwer gehabt haben. Nein, wir selbst »borgen« uns ihre Schicksale, weil diese uns in unserer Entwicklung weiterhelfen.
Es sind immer wir selbst, denen wir
begegnen! Einem universellen Gesetz
zufolge können wir nur mit einer Person
oder einem Ereignis in Verbindung sein,
das auch mit uns zu tun hat.
Andernfalls können uns Schicksalsschläge,
Besetzungen, Flüche oder sonstige
Belastungen nichts anhaben.
Schicksalhafte Verstrickungen oder
ursächliche Zusammenhänge
Wenn wir uns eine Familiendynamik ansehen, ohne die Hintergründe aus früheren Leben zu beachten, scheinen viele Verstrickungen willkürlich. Klienten fragen mich immer wieder: »Warum habe gerade ich diese Belastung zu tragen und nicht meine Schwester?« Lange wusste ich keine Antwort darauf. Ich dachte, dass uns vieles als Lernerfahrung dient. Wir müssen an alle schweren Schicksale erinnern, die in unserer Ursprungsfamilie nicht aufgearbeitet wurden, indem wir sie in ähnlicher Form wiederholen. Erst als mir die Bilder aus früheren Leben in meinen Aufstellungen gezeigt wurden, erkannte ich den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung. Durch die vielen Fälle, die ich in meiner Praxis erleben durfte, wurde mir bewusst, dass wir bestimmte Probleme oder Schicksalsschläge wie unerfüllte Liebe, Geldprobleme, Krankheiten u. v. m. aus früheren Leben mitgebracht haben, um sie dieses Mal aufzulösen. Wir suchen uns unsere Eltern bzw. die Lebensumstände einer Inkarnation selbst aus, um die für uns nötigen Lernerfahrungen machen zu können. Unsere Eltern sind mit Sicherheit die wichtigsten Personen für uns, unter anderem, weil wir ihr genetisches Erbe mit allen damit verbundenen Persönlichkeitsanteilen weitertragen. Einige davon nehmen wir gerne an, andere lehnen wir rigoros ab: »Mama, Papa, so wie du werde ich nie!« Sie spiegeln vielleicht Anteile an Hartherzigkeit, Strenge oder Dominanz, die wir aufgrund eigener früherer Inkarnationen von uns abgespalten haben.
Durch die Verstrickungen mit unseren
Ahnen haben wir die Chance, altes Karma
aus mehreren früheren Inkarnationen
in diesem Leben aufzuarbeiten.
Schattenanteile
Es sind nicht die guten Seiten unserer Eltern und Ahnen, die wir ablehnen, es sind vielmehr Schattenanteile, die sich in Despotismus, Machtmissbrauch, Untreue, Kaltherzigkeit oder auch Krankheit oder einem unglücklichen Leben und anderem, mit denen wir uns schwer anfreunden können, äußern. Welches geschlagene Kind will schon den Täter ins Herz nehmen? Wenn man unterdrückt, emotional oder sexuell missbraucht wurde, wird man diese Eigenschaften bei sich selbst tunlichst meiden! Welche Frau, die einen Fremdgeher als Vater hatte, kann es ertragen, ein ähnliches Schicksal wie die Mutter zu erleiden? Trotzdem gerät sie in der Partnerwahl sehr oft an einen Mann, der vom Charakter her sehr dem Vater ähnelt! Diese Schattenanteile, die wir von uns abgespalten haben, verdrängen wir nach außen, wo wir unser Feindbild weiterhin beobachten und bekämpfen können! Um jedoch mit Persönlichkeitsanteilen, die wir für uns selbst als negativ empfinden, wieder in Frieden zu kommen, brauchen wir Mut zur Erkenntnis: Warum ist gerade mir das passiert? Was ist meine Lernaufgabe dahinter? Welche eigenen Ursachen habe ich gesetzt?
Wenn ich zu der Einsicht gelange,
dass ich mir jede Erfahrung in diesem
Leben selbst gewählt habe,
die guten wie die schlechten,
dann kann ich meine Situation
auch eigenverantwortlich verändern!
Gut und Böse
Hier, auf Erden, bietet sich uns die Lernerfahrung, die Polarität von Gut und Böse zu erleben. Die kirchlichen Institutionen im westlichen Kulturkreis ermutigen uns nicht gerade dazu, auch dem Bösen einen Platz in uns zuzugestehen. Dafür gibt es den Teufel, auf den alles geschoben werden darf! Wir dürfen uns nur auf einer Seite der Polarität bewegen, nämlich auf der guten, sonst landen wir in der Hölle. Wenn wir das »Böse« in uns aber immer nur verdrängen, haben wir nie die Chance, unseren Schattenanteilen zu entkommen! Es ist wie in Goethes »Faust«: »Ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.« Wir tragen diesen Schatten in uns, und dieser will umarmt und integriert werden. Sehr oft habe ich in meinen Aufstellungen mit den überlieferten Werten der christlichen Kirchen zu tun, die uns blockieren, unsere Ganzheit zu erfahren. Doch nichts ist so schlimm, dass es nicht ins Herz genommen werden kann! Ich habe durch meine Arbeit erkannt, dass letztlich alles aus Liebe geschieht und die schlimmsten Erfahrungen die wertvollsten waren, weil sie uns verwundbar und menschlich gemacht haben.
In Bezug auf die oben angesprochenen Kirchen möchte ich hier betonen, dass es mir nicht um Bewertungen dieser Institutionen geht! Die Kirche ist eine Institution des Glaubens an Gott, an das Gute im Menschen und innere Werte, die vielen Menschen Halt, Gemeinschaft und Glauben gibt. Aber wo Licht ist, ist auch Schatten. Diese Schattenanteile sind Zeichen der Menschlichkeit. Es zeigt uns, dass auch kirchliche Repräsentanten sehr hoher Werte letztlich nur Menschen mit natürlichen Bedürfnissen sind, die es anzuerkennen gilt. Die meisten von uns haben in früheren Leben schon in der einen oder anderen Weise der Kirche gedient. Sie ist ein Teil unserer eigenen Schöpfung. Alle Glaubensmuster, Gelübde, Vorstellungen von Himmel und Hölle und sonstige Wertvorstellungen haben wir eigenverantwortlich geschaffen und übernommen. Somit haben wir auch die Möglichkeit, jene Wertvorstellungen dankbar zurückzugeben, die uns heute nicht mehr dienen (siehe Fall Nr. 24, »Es darf mir nicht gut gehen – Die blockierte Lebenslust).
Opfer und Täter – die Angst
vor der eigenen Macht und Kraft
Auf Dauer ist es mühsam, immer in der Opferrolle zu sein, weil ständig die eigene Macht und Kraft abgegeben und woandershin projiziert wird. Indem man »die anderen« für alles verantwortlich macht und in der Außenwelt Schuldige für das eigene Leiden sucht, gibt man die Eigenverantwortung ab. Weil ich mit dieser Einstellung keine Macht habe, etwas zu ändern, kann auch keine Heilung geschehen. Die Macht haben die anderen, sie sind die Bösen, die Täter, die Schuldigen und symbolisieren somit die Anteile, mit denen ich nichts zu tun haben will. Sehr oft stammen diese Ängste vor der eigenen Macht und Kraft aus früheren Leben, in denen wir diese Kräfte missbraucht haben oder für unsere Macht und unser Wissen bestraft oder getötet wurden. Es ist naheliegend, dass man in darauffolgenden Leben zunächst die Rolle des Opfers der des Täters vorzieht, um sich keiner unnötigen Gefahr auszusetzen. Man kann davon ausgehen, dass alle Menschen auf dieser Erde bereits viele Leben als Täter wie auch als Opfer gelebt haben. Die meisten von uns haben ihre tiefsten Abgründe bereits durchlebt und durchlitten!
Ausstieg aus der Bewertung
als Schlüssel zur Selbstvergebung
Solange wir im dualen Bewusstsein denken, sind wir andauernd im Bewertungsmodus: Es ist gut, was du tust, es ist schlecht, wie du dich verhältst, es genügt nicht, was du leistest, sei besser, sei schneller, die einen sind schön, die anderen hässlich … usw. Wir kennen diese tagtäglichen Bewertungen. Wir wollen alles kategorisieren, einordnen können, das gibt uns eine gewisse Sicherheit, uns in unserem Standpunkt zu definieren – so nach dem Motto: Ich bin richtig, du bist falsch – ich bin in Ordnung, du bist nicht o. k.! Negative Bewertungen sind nie angenehm. Als Beispiel möchte ich eine persönliche Erfahrung erzählen, die für mich sehr schmerzlich war.
Als ich vor Kurzem die Bewertungen meines Buches auf Amazon las, fiel mir die einer Frau auf, die sehr negativ über mich urteilte. Die Dame outete sich als Aufstellerin, kannte mich aber nicht persönlich und befand, dass es anhand meines Buches nicht nachzuvollziehen sei, wo ich all diese Bilder hernehmen würde. Sie würde die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, was das nur für Heilungen seien. Sie riet jedenfalls davon ab, meinen Lösungsansätzen zu folgen oder gar, eine Arbeit bei mir zu machen! Ich war betroffen, von einem Menschen, der mich nicht einmal kannte, so negativ bewertet zu werden, noch dazu von einer Kollegin, die zwar begierig war, mehr über meine Art der Aufstellungsarbeit zu erfahren, aber alles verwarf, was sie nicht nachvollziehen konnte. Ich hatte überwiegend positive Rückmeldungen zu meinem Buch erhalten, trotzdem dachte ich lange darüber nach, warum mich diese eine negative so mitgenommen hat. Ich stellte dann fest, dass es mit einem Schuldthema aus einem...