Lebensbereiche der Stauden
Die Lebensbereiche der Stauden wurden nach dem Modell von Prof. Dr. Josef Sieber von Hans Götz in Zusammenarbeit mit dem Bund deutscher Staudengärtner (BdS) überarbeitet.
Durch die vollständige Zuordnung aller, auch nicht bewerteter Stauden in Lebensbereiche ergeben sich Hinweise über die Herkunft und demnach auch zur Verwendung. Alle Zuordnungen beruhen auf Erkenntnissen, Beobachtungen und Erfahrungen, in bester Absicht, ohne absoluten Anspruch auf Vollständigkeit. Viele Stauden eignen sich zur Verwendung in mehreren Lebensbereichen. Eine Trennung des vorwiegenden Lebensbereichs von den zusätzlichen Lebensbereichen ist durch einen Schrägstrich erkenntlich, z. B. G2/GR2, FR2.
Lebensbereich Gehölz (G)
Im lichten Schatten oder Halbschatten, vornehmlich unter locker aufgepflanzten Bäumen, gedeihen viele „Waldstauden“ sehr gut. Sie stehen in enger Beziehung zu den Bäumen und beleben diese Bereiche von Gärten und Anlagen durch ihre Wuchsformen und Blüten. Die verrottenden Blätter der Bäume sorgen für den erforderlichen humosen, frischen Boden und dürfen nicht weggeräumt werden.
Unter den Stauden dieses Lebensbereiches sind einerseits Arten heimischer Waldstauden zu finden, die vorzugsweise im Bereich gut eingewachsener Bäume mit „reifem“ (humosem, frischem) Boden zu pflanzen sind. Diesen stehen Stauden mit beetstaudenähnlichem Wuchscharakter gegenüber, die meist durch stattlichere Erscheinung, üppigen Wuchs und oft durch auffällige Blüten sehr wirkungsvoll, aber auch anspruchsvoller an Boden und Pflege sind.
Lebensbereich Gehölzrand (GR)
Am Rande von Baum- und Strauchgruppen, vielfach in gutem, humosem Boden finden zahlreiche Stauden optimale Standortverhältnisse.
Zu beachten ist, dass einige Arten mehr den offenen, sonnigen, warmen Gehölzrand bevorzugen, andere gedeihen besser im kühleren, halbschattigen oder wechselschattigen, bodenfrischen Gehölzrand.
Auch hier, im Lebensbereich Gehölzrand, finden Stauden mit beetstaudenähnlichem (b) Wuchscharakter, bei höherem Anspruch an Boden und Pflege, wirkungsvolle Verwendung.
Lebensbereich Freiflächen (Fr)
mit wiesen- oder beetstaudenähnlichem Charakter. Außerhalb der Standorte von Bäumen und Sträuchern (auf offenen, sonnigen „freien Flächen“) gibt es vielfältige Gartensituationen, in denen viele Stauden die für sie günstigen Lebensbedingungen finden. Auf Freiflächen finden folgende Pflanzungen Verwendung:
1. Freiflächenpflanzungen (Fr1-3-w) mit wiesenähnlichem Charakter, wirken durch die weitgehende Verwendung von Arten sehr naturnah. Solche Pflanzungen können sehr wirkungsvoll sein. Die Ansprüche an Boden und Pflege sind verhältnismäßig gering (ordnend eingreifen). Je nach ihren Ansprüchen an Feuchtigkeitsgehalt/Wasserhaltekraft des Bodens lassen sich die Arten (früher Wildstauden genannt) folgendermaßen unterscheiden: Stauden für warmen, vollsonnigen Standort mit durchlässigem, trockenem Boden (Fr1), Stauden für mäßig trockenen bis frischen Boden (Fr2) und schließlich Stauden, die einen ausreichend feuchten Boden bevorzugen (Fr3).
2. Freiflächenpflanzungen (Fr1–3-b) mit beetähnlichem Charakter sind im Unterschied zum Lebensbereich Beet, durch die Verwendung von besonderen Arten und wenig veränderten Sorten, durch stattlichen Aufbau und oft auffälligeren Blüten, sehr wirkungsvoll, aber auch etwas anspruchsvoller in Bezug auf Boden und Pflege.
3. Für sehr warme, sonnenseitig geneigte Flächen (auch auf Böschungen vor Terrassen) mit trockenem, kalkhaltigem Boden eignen sich sogenannte „Steppen-Heide-Pflanzen“ (SH).
4. Für die nährstoffärmeren, etwas bodensauren Bereiche eignen sich die „Heidepflanzen“ (H).
5. Freiflächen mit angesäter Ackerflora werden meist fälschlich Blumenwiese genannt. Hier handelt es sich überwiegend um einjährige, heimische oder auch eingebürgerte Ackerkräuter, z. B. Adonis aestivalis (Sommer-Adonisröschen), Agrostemma githago (Kornrade), Centaurea cyanus (Kornblume), Iberis amara (Bittere Schleifenblume), Linum grandiflorum (rot blühender Lein), Melampyrum arvense (Acker-Wachtelweizen), Papaver rhoeas (Klatsch-Mohn) und weitere. Alle benötigen offenen Boden. Gemäht wird erst nach der Samenreife. Im Frühjahr wird die Fläche flach gelockert, damit der Samen keimt und sich wieder eine Ackerflora entwickeln kann. Die Alternative ist eine Neueinsaat. Im Samenhandel werden verschiedene Mischungen angeboten.
Lebensbereich Steinanlagen (St)
Viele Stauden fühlen sich im Bereich der Steine, oder an den Stein gebunden, wohl. Manche sind nässeempfindlich und wachsen daher am besten in einem von Kies, Steinen bzw. Felsbrocken durchsetzten, wasserdurchlässigen Boden, den „Felssteppen“ (FS), andere gedeihen selbst in den flachen Bodenschichten über Felsen oder größeren Steinen, den „Matten“ (M) (Felsmatten). Wieder andere eignen sich bestens zum Pflanzen hinter die „Mauerkrone“ von Trockenmauern oder in deren „Steinfugen“ (SF). Meist sind sie auch zur Trogbepflanzung und Dachbegrünung geeignet.
Zu beachten ist mitunter der Anspruch an Kalkoder Silikatböden, soweit nicht indifferent bzw. tolerant.
Lebensbereich Alpinum (A)
Einige reizvolle, aber auch anspruchsvolle, oft nicht sehr konkurrenzkräftige Stauden finden die beste Verwendungsmöglichkeiten im Alpinum, wo auf kleinem Raum die unterschiedlichsten Standorte geschaffen werden können.
Lebensbereich Beet (B)
Für die in Gärten am häufigsten anzutreffende Standortsituation – das Beet/die Rabatte – gibt es eine große Zahl herrlicher Stauden mit stattlichem Habitus und prachtvollen Blüten. Sie benötigen einen humosen, nährstoffreichen, frischen Boden sowie einen möglichst konkurrenzfreien Standort.
Unter den Stauden des Lebensbereichs „Beet“ (B) gibt es Arten und Sorten, denen als „Leitstauden“ bei einer Beetstaudenpflanzung dominierende „Gerüstbildnerfunktionen“ zukommen, andere dienen zumeist als „Begleitstauden“ (siehe Geselligkeitsstufen).
Lebensbereich Wasserrand (WR)
Für die durch große Bodenfeuchtigkeit gekennzeichneten Situationen am Rande von Teichen oder Bächen eignen sich manche Stauden hervorragend.
Unter dem Begriff „Wasserrand“ (WR) kann nicht die Grenzlinie zwischen „Wasser“ und „Festland“ verstanden werden. Er umfasst vielmehr eine Zone des feuchten bis sumpfigen auch wechselfeuchten Bodens ebenso wie die Zone des flachen Wassers. Nach den Standortverhältnissen ihres Vorkommens in der Natur, aber auch nach ihrer vorwiegenden Verwendung lassen sich die Stauden des Lebensbereichs „Wasserrand“ in die folgenden Gruppen einteilen:
„Sumpfstauden“ (WR4) für feuchten bis nassen, zeitweise überfluteten bzw. abtrocknenden Boden. Stauden der „Röhrichtzone“ (WR5) für feuchten oder dauernassen Boden bis hin zu flachem Wasser (0–20 cm Wassertiefe).
Außerhalb betonierter Wasserbecken können in einem wasserhaltigen Boden auch viele der Stauden des Lebensbereichs Freiflächen mit feuchtem Boden (Fr3, Fr3-b), einige auch dauernass (Fr4) gepflanzt werden.
Lebensbereich Wasser (W)
Für alle in Gartenteichen üblichen Wassertiefen gibt es geeignete Stauden. Die Vielfalt der Wuchsformen dieser Stauden ist sehr groß. Nach den Wuchsformen lassen sich die „Wasserpflanzen“ in folgende Gruppen einteilen:
1. Wasserpflanzen, die im Boden wurzeln, ihre Trieb- und Blattmasse überwiegend über die Wasseroberfläche herausheben (W5), im Übergang auch (WR5).
2. Wasserpflanzen, die im Boden wurzeln, deren Blätter aber überwiegend auf dem Wasser aufliegen: „Schwimmblattpflanzen“ (W6).
3. In einer dritten Gruppe (W7) sind untergetauchte, „submerse“ Pflanzen, deren Triebe und Blätter sich meist unterhalb der Wasseroberfläche befinden, zusammengefasst.
4. Die wenigen frei schwimmenden Pflanzen sind dem Lebensbereich W8 zugeordnet.
Auch wenn viele Wasserpflanzen ihr Optimum bei einer gewissen Wassertiefe finden, haben doch manche von ihnen diesbezüglich eine sehr weite Standortamplitude. Bei einigen sollte der Wunsch nach eher saurem Moorboden berücksichtigt werden, z. T. mit nährstoffarmem Wasser.
Feuchtezahlen für die Lebensbereiche
Feuchtezahlen für die Lebensbereiche Gehölz (G), Gehölzrand (GR), Freiflächen (Fr), Steinanlagen (St), Alpinum (A), Beet/Rabatte (B) und Zuordnungen in den Lebensbereichen WR, W: