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E-Book

FETTSTARK

Wie die ketogene Ernährung chronische Entzündungen bändigt

AutorGeta C. Fabian
Verlagepubli
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl166 Seiten
ISBN9783746773247
Altersgruppe1 – 99
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis0,99 EUR
Die therapeutische Wirkung der ketogenen Ernährung wird bereits seit einem Jahrhundert bei der Behandlung von Epilepsie genutzt. Gleichermaßen bietet die Ketogenese durch ihre entzündungshemmende Wirkung neue Ansätze für die nutritive Therapie von neurodegenerativen Erkrankungen, von Krebs und Autoimmunerkrankungen. Dieses Buch beschreibt, wie eine strikte ketogene Ernährung rheumatoide Arthritis, eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung, bändigen kann: durch eine Reduktion der Blutglukose, die Synthese von Ketonen und eine erhöhte Resilienz gegenüber oxidativem Stress. Dieses Buch wendet sich an Menschen, die am entzündungshemmenden Potenzial der ketogenen Ernährung interessiert sind. Es richtet sich gleichermaßen an Leserinnen und Leser, sowie Studenten und Dozenten, die mehr über die biologischen Grundlagen der ketogenen Ernährung erfahren möchten. Das Buch schildert: •die persönliche Erfahrung der Autorin mit der ketogenen Ernährung zur Kontrolle rheumatischer Symptome, •die Prinzipien der vollwertigen ketogenen Ernährung - mit exemplarischem Wochenplan, inklusive Makro- und Mikronährstoffangaben, •die biochemischen Grundlagen der Ketogenese, •die entzündungshemmenden Mechanismen der Ketose.

Geta C. Fabian studierte Agarbiologie an der Universität Hohenheim, promovierte in Großbritannien und arbeitete mehrere Jahre in der akademischen Forschung. Ihr Interesse gilt der Immunologie, speziell den Anpassungsprozessen des Immunsystems an Umweltfaktoren, wie die Verfügbarkeit von Nährstoffen und Populationsdichte. Ein weiteres Interessengebiet stellt der Fettmetabolismus dar, insbesondere die protektiven Aspekte von Fetten auf unsere körperliche und geistige Gesundheit. Dies ist ihr erstes erzählerisches Sachbuch, das auf persönlichen Erfahrungen mit der ketogenen Ernährung beruht. Sie lebt, arbeitet und gärtnert in Hessen. Kontakt: geta.c.fabian@gmail.com

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Leseprobe

Prolog


Rheumatoide Arthritis (RA) ist eine systemische chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung, die Gelenke und innere Organe schädigt, die Lebensqualität beträchtlich mindert sowie die Lebensspanne verkürzen kann. Die Langzeitprognosen sind düster und die lebenslang einzunehmenden Medikamente haben schwere Nebenwirkungen. Aus der Rückschau betrachtet fing meine Erkrankung schon mindestens ein Jahr vor der Diagnose an: mit einer heftigen Bronchitis, enormem Stress und einer schlechten Ernährung, die auf Kartoffeln und Haferflocken basierte. Meine Füße schmerzten, die Augen waren entzündet, ich war erschöpft und depressiv. Mir ging es nicht gut. Ich war in der biologischen Forschung tätig und wusste, dass ich meine Symptome ernst nehmen musste. Ich veranlasste Bluttests, um chronische Infektionen auszuschließen. Ich war kerngesund, bis auf einen niedrigen Eisenwert und einen erhöhten ACPA Titer. (Anti-citrullinated protein antibodies sind Autoantikörper, die im Blut der meisten Patienten mit rheumatoider Arthritis nachweisbar sind. Ein niedriger Eisenwert kann ein Merkmal chronischer Entzündungen sein.) Mir war klar, was das bedeutete. Ich kannte die Langzeitprognosen. Was darauf folgte, war die Standardbehandlung: Medikamente mit leichten Nebenwirkungen und regelmäßige Bluttests. Ich wurde durchgereicht, Ärzte, Krankenschwestern und Medikamente waren Teil meines Lebens. Man versuchte mir klarzumachen, dass dies für immer so sein würde. Ich nahm es wie betäubt hin. Die Stimme der Angst bot mir die bequeme Opferrolle an.

Aber etwas rührte sich in mir. Ich weigerte mich, diese Rolle anzunehmen, und akzeptierte keine Abhängigkeit. Entschlossen, Alternativen zu suchen, und stets begleitet von Angst und Zweifel setzte ich nach sechs Monaten das Medikament langsam ab. Ich fasste den intuitiven Entschluss, mein Fachwissen einzusetzen, um die Progression meiner Autoimmunerkrankung zu verlangsamen und die Remission zu erlangen. Mein Ziel war klar: eine langfristige Reduktion RA-typischer Symptome. Als Wegweiser setzte ich mir folgende Parameter: keine Fatigue, keine Schmerzen, keine Angst, dafür aber Kraft und Energie. Weiterhin wollte ich dem Heilungsvermögen meines Körpers wieder vertrauen können. Um mein Ziel zu erreichen, hörte ich auf meine Intuition, meine Körperwahrnehmung und mein Fachwissen. Ich testete diverse Ernährungsinterventionen und Supplemente.

Meine Entdeckungsreise, die anfänglich auf dem Versuch-und-Irrtum-Prinzip beruhte, begann ich mit dem Wissen, dass Ernährung einen enormen Einfluss auf das Immunsystem ausübt. Die klinische Forschung gibt allerdings nur diffuse Hinweise darauf, welche Ernährungsformen sich bei Autoimmunität eignen. Deshalb durchforstete ich das Internet nach Erfahrungsberichten von Menschen, die wie ich einen nicht medikamentösen Weg heraus aus ihrer Krankheit suchten. Obwohl die Forschung viele Fragen beantwortet und wichtige Hinweise liefert, halte ich die menschliche Erfahrung immer noch für unschätzbar. In Studien ist die Stichprobenzahl (n) sehr wichtig, weil sie einen Mittelwert erlaubt, der als Orientierung für therapeutische Maßnahmen dient. Ist aber die Stichprobenzahl gleich eins (n = 1), ist also eine einzelne Person betroffen, verliert der Mittelwert an Relevanz, denn niemand ist durchschnittlich. Die Redewendung „Probieren geht über studieren“ signalisiert hier ihre Legitimität. Ich will nicht verschweigen, dass ich an Ernährungsformen, die in Studien positive Effekte gezeigt hatten, scheiterte. Letztendlich war nur die ketogene Ernährung (KE) wirkungsvoll, auf die ich in diesem Bericht eingehen werde. Um zu verstehen, warum die KE antiinflammatorisch (entzündungshemmend) wirkt, bildete ich mich im spezifischen Fachwissen weiter.

Im Folgenden werde ich knapp auf meine sonstigen diätetischen Versuche eingehen, denn sie ermöglichten mir den Weg zur ketogenen Ernährung. Meine erste Maßnahme, noch vor dem ersten Medikament, war die Eliminierung glutenhaltiger Lebensmittel. Darauf verbesserte sich meine Verdauung signifikant, praktisch über Nacht. Obwohl die Umstellung auf glutenfreie Lebensmittel keinen weiteren Einfluss auf meine Symptome hatte, behielt ich die glutenfreie Ernährung bei.

Nach eingehenden Literaturrecherchen versuchte ich anschließend caloric restriction without malnutrion (Kalorienrestriktion ohne Nährstoffmangel, KR), eine vollwertige Ernährungsform, bei der die Gesamtkalorienmenge reduziert wird. KR verlängert im Laborversuch die Lebensspanne von Hefen, Fliegen, Nematoden, Mäusen und Affen. Die Gesamtkalorienmenge wird um zehn bis dreißig Prozent reduziert, die optimale Nährstoffversorgung bleibt jedoch erhalten. Ob der lebensverlängernde Effekt auch beim Menschen auftritt, ist (noch) nicht bekannt. Meine Entzündungen und Schwellungen milderten sich jedenfalls, die schmerzenden Gelenken aber blieben. Ich verlor Gewicht, Muskelmasse und vor allem Kraft. Deshalb fiel diese Ernährung nach einem halben Jahr bei mir durch.

Als Nächstes versuchte ich eine vollwertige Low-Fat-Ernährung, die auf Getreide, Hülsenfrüchten, Gemüse, Obst und magerem Protein basierte. Diese Ernährungsform erwies sich als katastrophal, denn die Entzündungen verschlimmerten sich in kürzester Zeit und mein Wohlbefinden nahm rapide ab. Entsetzt brach ich nach zwei Wochen ab. Dass offensichtlich Kohlenhydrate meine Entzündungen entscheidend vorantrieben, kam mir in diesem Moment noch nicht in den Sinn.

Ich versuchte Veganismus, der mir anfänglich half: Schwellungen und Rötungen reduzierten sich, die Schmerzen dagegen blieben. Ich ermüdete ungewohnt schnell, kam leicht außer Atem und verlor meine Ausdauer. Ich hatte so wenig Kraft, dass ich häufig ganze Nachmittage verschlief. Weiterhin beanspruchte Veganismus große Sorgfalt bei der Auswahl der Nahrungsmittel, was ich als zu stressig und obsessiv empfand. So gab ich diese Ernährungsform nach acht Wochen wieder auf. Zu diesem Zeitpunkt dämmerte mir, dass ich möglicherweise ein Problem mit dem Energiemetabolismus hatte, denn obwohl ich ausreichend mit Kohlenhydraten und Proteinen versorgt war, war ich fortwährend erschöpft.

So probierte ich die Paleoernährung. Zyniker verhöhnen diese Ernährungsform, weil sie nicht original paläolithisch sein kann. Dem stimme ich aus mehreren Gründen zu: Erstens existieren die damaligen Nahrungsmittel zum Teil gar nicht mehr und zweitens praktizieren wir einen komplett anderen Lebensstil als unsere Vorfahren. Drittens frage ich mich, welcher steinzeitlichen Klimazone die Paleoernährung entsprechen soll. Der Arktis? Dem zentralafrikanischen Urwald? Oder vielleicht der sibirischen Taiga?

Ignoriert man allerdings den ungeschickten Namen, präsentiert sich die Paleo als eine hervorragende Ernährungsform, die mit der sogenannten mediterranen Ernährung problemlos konkurrieren kann. Die Letztgenannte ist ein Konstrukt der 1960er, das auf den US-Amerikaner Ancel Keys zurückgeht, der sich bei seinen Feldstudien auf Kreta konzentrierte. Somit ist die sogenannte mediterrane Diät eng mit der griechischen und kretischen Küche verbunden. Dass die kretische Ernährung eine Hochfetternährung war und die Kreter bis zu zweihundert Tage im Jahr in irgendeiner Form fasteten, ignorierte Ancel Keys.

Ihr irreführender Name sollte nicht davon abhalten, die Paleoernährung auszuprobieren. Diese Ernährungsform, die Getreide, Milchprodukte und Hülsenfrüchte ausschließt, stellte sich bei mir als teilweise effektiv heraus: Entzündungen und Schmerzen reduzierten sich. Ich hatte Energie und Kraft. Die Ergebnisse waren aber nicht konstant, so dass ich mich an manchen Tagen wohlfühlte, an anderen nicht. Obwohl ich mit der Paleoernährung nur einen Teilerfolg erzielte, hatte ich doch das sichere Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Ich stellte nämlich fest, dass meine Symptome mit dem Verzehr von kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln positiv korrelierten. Um diese Vermutung zu testen, schlug ich eine radikale Wendung ein und fastete.

Beim ersten Mal war ich überrascht, wie gut es mir ging. Entzündungen und Schmerzen verschwanden innerhalb von Tagen. Meine Muskeln arbeiteten wie frisch geölt und meine Gedanken waren klar. Ich wusste natürlich, dass Fasten keine Dauerlösung bot. Aber ich erkannte, dass der Fastenmetabolismus Merkmale aufwies, die mir halfen mein Ziel, die Remission, zu erreichen. Ich beschäftigte mich daraufhin mit der Ketogenese, dem fundamentalen Teil des Fastenmetabolismus, sowie mit der ketogenen Ernährung. Ketogenese ist der metabolische Weg zur Synthese von Ketonen und kann durch eine ketogene Ernährung oder Fasten gezielt induziert werden. Da mir Fasten sehr geholfen hatte und die ketogene Ernährung physiologische Merkmale des Fastens nachahmt, entschied ich mich sie auszuprobieren.

Die ersten beiden Anläufe gingen schief. Ich hatte keine Energie, war aufgebläht, genervt und nahm innerhalb von zwei Wochen stark an Gewicht zu. In der Retrospektive erkenne ich meine damaligen Fehler: Da ich kein Tagebuch führte, aß ich zu viel Protein, das primär aus vegetarischen Quellen stammte, also Samen- und Nussmehle, Tofu und Quark. Die Kohlenhydratmenge lag bei knapp 50 g/Tag, was wohl für mich zu hoch war. Und ich sparte unbewusst an Fett. Ausgerüstet mit einem Tagebuch und einem Online-Nährstoffrechner startete ich den dritten Versuch.

Die Wirkung war überwältigend: Ich hatte sehr viel Energie. Offensichtlich gab es bei mir also ein Problem mit der Energiegewinnung aus Kohlenhydraten, aber nicht aus Fetten. Solange ich mich an...

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