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Financial Supply Chain Management

AutorTorsten Schlimme
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl83 Seiten
ISBN9783638023290
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis31,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich BWL - Controlling, Note: 1,3, Universität Kassel (Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät), 82 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Verfasser hat sich in seiner Diplomarbeit mit dem Thema Financial Supply Chain Management auseinandergesetzt. Nach einer Erläuterung des dem Thema zugrundeliegenden Basiskonzepts des Supply Chain Managements in Kapitel 2 geht der Verfasser in Kapitel 3 auf Gegenstand und Ziele des Financial Supply Chain Managements ein und erläutert unterschiedliche Sichtweisen der Financial Supply Chain. Kapitel 4 ist den Auswirkungen von Basel II auf das Financial Supply Chain Management gewidmet. Die Kapitel 5 und 6 behandeln mit den finanz- und prozeßorientierten Aktivitäten im Financial Supply Chain Management die beiden zentralen Gestaltungsbereiche innerhalb dieses Konzepts. Unternehmen bewegen sich heutzutage in einem Spannungsfeld aus gestiegenen Anforderungen auf der Kundenebene, verkürzten Produktlebenszyklen und gleichzeitig zunehmendem Wettbewerb und Kostendruck auf globalen Märkten. Weiter geprägt wird die aktuelle und zukünftige Politik der Unternehmen durch Einflussgrößen wie einen nach wie vor steigend zu erwartenden Einfluss des E-Commerce und einen sich weiter verstärkenden Trend zum Outsourcing und zur Besinnung auf die jeweiligen Kernkompetenzen des eigenen Unternehmens. Dies führt zunehmend zu einer Entstehung und einer steigenden Bedeutung von Unternehmensnetzwerken in Form von Kooperationen und Partnerschaften. Eine Optimierung der Zulieferer-Abnehmer-Beziehungen in Bezug auf die Ressourcen-, Material-, Informations- und Wertflüsse bietet den Aufbau von Wettbewerbsvorteilen hinsichtlich der Schnelligkeit, Flexibilität, Wirtschaftlichkeit und Planungssicherheit im eigenen Wertschöpfungsprozess und die Sicherung und Steigerung zukünftiger Unternehmenserfolge. Kooperative Unternehmensnetzwerke wie z.B. die Supply Chain sind mögliche Ausprägungen dieser Entwicklung. Durch Supply Chains sollen Flexibilisierungs- und Effizienzsteigerungspotentiale aufgedeckt, geschaffen und mittels einer unternehmensübergreifenden Optimierung der Wertschöpfungsprozesse ausgeschöpft werden. Damit bezieht sich das Supply Chain Management sowohl auf die Prozesse einer Unternehmung selbst als auch auf ihre Vernetzung mit ihrer Umwelt im Gegensatz zu dem traditionellen Verständnis von Unternehmen als geschlossener Einheit mit definierten Geschäftsbeziehungen zu Kunden und Lieferanten und der damit verbundenen isolierten, unternehmensinternen Sicht auf die Geschäftsprozesse. [...]

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Leseprobe

3  Financial Supply Chain Management


 


3.1  Begriffsdefinition


 

Stemmler definiert Supply Chain Management als ein umfassendes Managementkonzept, welches die Prozesse entlang der Lieferkette steuert und optimiert.[48] Er verweist dabei auf die Problematik, welche Prozesse hierbei in die Definition einzubeziehen sind. Während einige Autoren generell sämtliche betrieblichen Wertschöpfungsprozesse in die Steuerungsfunktion des Supply Chain Managements einbeziehen[49], stehen dem vielfach Definitionen gegenüber, die lediglich den Material- und einen diesem entgegengerichteten Informationsfluss einbeziehen. Aufgrund der „Mode“, logistische Prozesse mit Supply Chain Management gleichzusetzen, hat sich nach Stemmler in der Praxis dieses Verständnis von Supply Chain Management durchgesetzt. Folgt man seinem Ansatz, so lässt sich der Begriff der Supply Chain  Finance bzw. des Financial Supply Chain Managements als „die Steuerung logistikinduzierter Zahlungsmittelflüsse parallel zu der Steuerung des Material- und Informationsflusses“[50] definieren, welche somit einen Teil des Supply Chain Managements darstellt. Hofmann formuliert: „Located at the intersection of logistics, supply chain management, collaboration, and finance, Supply Chain Finance is an approach for two or more organizations in a supply chain, including external service providers, to jointly create value through means of planning, steering, and controlling the flow of financial resources on an inter-organizational level. While preserving their legal and economical independence, the collaboration partners are committed to share the relational resources, capabilities, information, and risk on a medium- to long-term contractual basis”.[51] Die Gesamtheit aller Prozesse, die mit Finanzmittelflüssen beschäftigt sind, wird als Financial Supply Chain bezeichnet und die Steuerung dieser Prozesse als Financial Supply Chain Management.[52]

 

 Die Analyse der Finanzmittelflüsse und das Ableiten von Maßnahmen sind zentrale Schritte bei der Erschließung von Verbesserungspotentialen für den Cash Flow.[53] Diese Analysen verbessern die Informationsversorgung des Managements und gewährleisten damit eine effizientere Erfüllung der Funktion des Controllings. Eine verbesserte Informationsversorgung ist nicht nur für kurzfristige Aufgaben wie Auftragsabwicklung oder Produktionsplanung nötig, sondern ist auch für die Vorbereitung mittel- und langfristiger Entscheidungen unerlässlich.[54] Hierzu sind die Interdependenzen und Wirkungszusammenhänge von Waren- / Güterflüssen und den Finanzmittelflüssen durch eine Integration des Cash Flows in das Controllingsystem  transparent zu machen. Erst durch diese Integration wird das Definieren relevanter Zielgrößen zur Entwicklung eines Leistungsmess- und Anreizsystems möglich.

 

3.2  Abgrenzung und Entwicklung des Financial Supply Chain Managements


 


3.2.1  Defizite im Supply Chain Management


 

Seit langem wird die Integration von Material- und Informationsströmen in der Forschung diskutiert und in der Unternehmenspraxis umgesetzt. Eine Optimierung der inner- und überbetrieblichen Finanzflüsse wurde dabei weitgehend außer Acht gelassen.[55] Zwar erfolgt innerhalb bestehender Supply Chain Management-Systeme schon eine Erfassung der Finanzströme, jedoch werden sie kaum als eine eigenständige Quelle an Verbesserungspotential gesehen.[56] In diesem Bereich bestehen noch ungenutzte Optimierungschancen.[57] Nach Pfohl u.a. muss es darum gehen, eine Brücke zu schlagen zwischen der Logistik- und der Finanzwelt des Unternehmens, deren Schnittstelle der Fluss finanzieller Mittel ist.[58] Die Finanzprozesse sind für Unternehmen, deren Kernkompetenzen nicht im Bereich der Finanzdienstleistungen liegen, lediglich Hilfsprozesse, die die Kernprozesse unterstützen und es ermöglichen, das Unternehmensziel zu erreichen.[59] Die Abstimmung dieser Hilfsprozesse auf die Kernprozesse ist ein gewichtiger Erfolgsfaktor.

 

Die grundsätzliche Aufgabe des Supply Chain Managements wird darin gesehen, einen reibungslosen Material- und Informationsfluss innerhalb des Versorgungsnetzwerks zu gewährleisten, der mit einer möglichst geringen Lagerhaltung einhergehen soll.[60] Das Supply Chain Management verfolgt demnach das Ziel, durch die Glättung auftretender Nachfrageschwanken einen reibungslosen Material- und Informationsfluss zu erreichen. Im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen drei Zeitspannen, die aus Sicht des Supply Chain Managements wichtig sind: Time to Market (Zeitspanne, Trends zu erkennen und durch Angebot neu entwickelter Produkte am Markt zu reagieren), Time to Serve (die Zeitspanne vom Auftragseingang bis zur Auslieferung) und Time to React (die benötigte Zeit, um auf Nachfrageänderungen zu reagieren).[61] Relativ neu ist die Diskussion über die Integration und das Management finanzieller Mittel in die Supply Chain.[62] Das Supply Chain Management unterstützt zwar mit einer Vielzahl an Methoden und Instrumenten die materialwirtschaftlichen und informationstechnischen Aspekte der Supply Chain, jedoch wird immer mehr nach Möglichkeiten gesucht, auch finanzielle Aspekte in Logistik und Supply Chain Management zu optimieren.[63] So ist zwar neben der Erzielung von Zeitvorteilen und der Verbesserung von Qualität und Kundennutzen ein Ziel des Supply Chain Managements, die Kosten zu reduzieren [64], doch ist eine Integration des Kostenmanagements in ein unternehmensübergreifendes Konzept bisher nicht erfolgt.[65] Neben den Kosten für Transport und Lagerei, die schon heute oftmals im Vordergrund der Lieferkettenoptimierung stehen, ist die Analyse der finanziellen Aspekte innerhalb der Supply Chain nicht außen vor zu lassen. Konzentrieren sich die Optimierungsversuche z.B. einzig auf eine Minimierung bestimmter Bestände, dürfen die Finanzierungskosten des übrigen Materials nicht unbeachtet bleiben.[66] Diese Kosten könnten die durch Bestandsminimierung erreichten Kosteneinsparungen kompensieren.

 

3.2.2  Financial Supply Chain Management als Erweiterung des Supply Chain Managements


 

Das Financial Supply Chain Management wurde entwickelt, um den oben aufgeführten Defiziten des Supply Chain Managements in Bezug auf Finanzmittelbewegungen innerhalb der Supply Chain entgegenzuwirken. Charakteristisch für eine Supply Chain Finance ist die Integration finanzieller Flüsse in die physische Supply Chain. „It is not a new (financial) product; it can be characterized as an essential part of the management concept commonly known as Supply Chain Management.“[67] Bei der Integration in die und dem Management finanzieller Mittel in der Supply Chain erlangen Institutionen aus der Finanzdienstleistungsbranche, die Unternehmensfunktionen Investition, Finanzierung sowie Rechnungswesen ebenso wie die finanzwirtschaftlichen Bestands- und Stromgrößen eine neue Bedeutung. Der herkömmlich dem Supply Chain Management zugrunde liegende Gedanke einer Flussbetrachtung von Gütern, Informationen und Rechten wird dabei weiterentwickelt.[68] Neben der Betrachtung waren- und informationsflussorientierter Funktionen wie Beschaffung, Produktion und Distribution treten die finanzmittelflussorientierten Funktionen, bspw. der Investition und der Finanzierung, in den Fokus. Zentrales Element ist hierbei der Fluss finanzieller Mittel entlang der Supply Chain, der die Verbindung herstellt zwischen prozessualen auf der einen und finanzwirtschaftlichen (Dienst-)Leistungen auf der anderen Seite. Diesen Fluss finanzieller Mittel charakterisieren Pfohl u.a. als das Resultat von Aktivitäten im Leistungsbereich und im Finanzbereich der Supply Chain, abgebildet im betrieblichen Rechnungswesen. Er betrifft dabei sämtliche Bestandsgrößen der Bilanz und die Stromgrößen, wie sie in der Gewinn- und Verlustrechnung abgebildet werden.

 

3.3  Gegenstand des Financial Supply Chain Managements


 

Sowohl der Logistik- wie auch der Finanzbereich können auf den finanziellen Fluss, der die Elemente Information, Risiko, Transaktion von Werten sowie Kapitaleinsatz in der Supply Chain beinhaltet, einwirken.[69] Erklärtes Ziel ist zunächst die Steigerung des Unternehmenswerts jedes einzelnen Supply Chain Akteurs und damit dann, im Sinne einer Gesamtoptimierung[70], die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Supply Chain.[71] Eine konsequente Kundenorientierung mit Servicemaximierung kann nur auf der Grundlage der kompletten Wertschöpfungskettenoptimierung umgesetzt werden.[72]

 

Wird in der Logistik eine Investitionsentscheidung getroffen, die dazu dienen soll, den Lieferservice zu erhöhen, so ist deren Auswirkung auf den Unternehmenswert durch Instrumente wie die Kapitalflussrechnung oder die Discounted Cash Flow-Rechnung nachzuweisen.[73] „Supply Chain Finance sieht sich […] als Spezialaufgabe des bestehenden Supply Chain...

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