Wie entstehen Störungen und Krankheiten?
Bevor wir darüber sprechen, wie du dich selbst mit Hilfe der Engel heilen kannst, will ich ein paar grundlegende Dinge darüber sagen, wie Krankheiten und Störungen laut meinen Engeln entstehen. Denn genau dort setzt ja die Heilung an.
Dabei sind zwei Prinzipien ganz wichtig. Sie sind tatsächlich so wichtig, dass ich sie schon fast als Naturgesetze bezeichnen möchte: das Spiegelgesetz und das Resonanzgesetz. Wer sie versteht, der kann sich auch ganz einfach auf die heilende Kraft der Engel einlassen.
Das Spiegelgesetz
Stell dir vor, du spazierst ganz einfach durch dein Leben und spürst plötzlich, dass du dich über irgendetwas aufregst, dass dich irgendetwas stört. Das kann eine kleine, harmlose Störung sein. Es kann aber auch sein, dass eine Erfahrung, ein Erlebnis, das Zusammensein mit einem anderen Menschen, eine Situation im Beruf oder in der Familie dich regelrecht krank macht. Wann immer das passiert, kannst du davon ausgehen, dass dir etwas »gespiegelt« wird.
Alles, was mich am anderen stört, ärgert, aufregt und in Wut geraten lässt, alles, was ich anders haben will, das habe ich selbst in mir. Alles, was ich am anderen kritisiere und bekämpfe oder verändern will, unterdrücke, bekämpfe und kritisiere ich in Wahrheit in mir und hätte es gern anders.
Es gibt auch sehr schöne, angenehme Spiegelungen. Alles, was mir am anderen gefällt, was ich an ihm liebe, bin ich selbst und habe ich selbst in mir. Genau deshalb liebe ich es im anderen. Ich erkenne mich selbst im anderen, denn wir sind in diesen Punkten eins.
Aber in der Regel brauchen wir Menschen erst einmal einen unangenehmen Stupser, um aufmerksam zu werden.
So eine Spiegelung ist also nichts anderes als ein Hinweis: Schau mal genauer hin. Da ist etwas, was du genauer ansehen, einsehen und heilen solltest.
Dazu eine Geschichte von meiner Klientin Martina. Mit ihrem Exfreund hatte sie viele solche Spiegelungen erlebt. Sie hatten sich wirklich sehr gern, waren ein Stück weit Seelenverwandte – aber sie trugen beide noch so viele Verletzungen aus ihrer Kindheit mit sich herum, dass sie sich ständig sehr unangenehme Dinge spiegelten. Auf die Dauer konnte das nicht gut gehen, und schließlich haben sie sich getrennt, weil meine Klientin sich irgendwann aus den alten Verletzungsmustern gelöst hatte und danach für ihn nicht mehr als Spiegel »funktionierte«.
Das ist der Normalfall: Menschen spiegeln sich gegenseitig Dinge und suchen sich in der Regel einen »Spiegelpartner«. Das kann ein Liebespartner sein, muss aber nicht, auch Kolleg(inn)en im Beruf oder Freund(inn)en sind Spiegel, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Die Muster sind auf beiden Seiten dieselben, nur die Rollen sind unterschiedlich. Wir können eine Täterrolle übernehmen, eine Opferrolle oder eine Helferrolle. Und die Frage, welche Rolle wir spielen, ist nicht an unsere Person gebunden, sondern an die Situation. Es kann also durchaus sein, dass ein schlimm verletzter Mensch in der einen Situation oder Beziehung zum Täter wird, in einer anderen Situation oder Beziehung aber zum Opfer. So erklärt sich zum Beispiel, warum Menschen, die extreme Gewalterfahrungen gemacht haben, auf der einen Seite dazu neigen, selbst gewalttätig zu werden, auf der anderen Seite aber auch immer wieder in Gewaltsituationen geraten können.
Bei Martinas Freund war es so, dass seine Eltern ihn als Kind sehr oft bloßgestellt hatten. Sie hatte etwas Derartiges auch erlebt. Bloßstellung war also ihr gemeinsames Thema. Die Auswirkungen waren alles andere als schön, denn sie übernahmen beide eine ganz klare Rollenverteilung: Er wurde zum Täter, sie zum Opfer. Und jedes Mal, wenn er sie in Gegenwart anderer Leute bloßstellte, sie sich beide triggerten – und das kam häufig vor –, geriet sie noch tiefer in diese Opferrolle hinein. Sie fühlte sich im ersten Augenblick wie gelähmt, konnte gar nicht reagieren. Und danach hat sie jedes Mal lange unter den quälenden Erinnerungen, Flashbacks des aktivierten Traumas (Schockenergie) aus der Kindheit gelitten. Außerdem gab es natürlich immer wieder heftigen Streit wegen solcher Situationen. Doch das änderte nichts, das Muster trat immer und immer wieder auf.
Entsprechend lange hat sie gebraucht, um sich aus dieser Verstrickung zu befreien, und zwar dank einer Freundin, die ihr sagte, sie solle sich die Ursache solcher Situationen genauer anschauen. Das wäre nicht nötig gewesen, wenn sie damals schon gewusst hätte, was sie heute weiß: Sobald eine solche Spiegelung auftritt, am besten gleich beim ersten Mal, ist es nötig, eine neutrale Person hinzuzuziehen und mit Hilfe der Engel ganz genau hinzuschauen. Was hat mir der andere da gespiegelt? Was muss ich noch heilen, was muss er noch heilen?
Ihre Freundin hat Martina darauf gebracht. Sie hatte von Anfang an erkannt, was sie sich spiegelten, ihr Freund und sie. Hätte sie gleich auf sie gehört, wäre es gar nicht erst zu den Verstrickungen in alte Muster gekommen. Sie hätte sich die alten Verletzungen einfach von den Engeln herausziehen lassen können. Aber sie hörte nicht auf ihre Freundin. Deshalb musste sie erst noch eine Weile mit dem Schatten leben und konnte sich nicht daraus befreien. Ein weiterer Grund war natürlich, dass sie ihren Freund so sehr mochte und immer sofort das Gefühl hatte, sie müsse ihm aus seinen Verletzungen heraushelfen. Dass das nicht möglich ist, dass jeder seine eigene Heilung aus freiem Willen und freier Entscheidung selbst herbeiführen muss, das wollte und konnte sie damals noch nicht glauben.
Aber so ist es leider. Wenn sich zwei Menschen gegenseitig etwas spiegeln, sollte sofort die Frage gestellt werden, was das genau ist. Dann sollten beide einsehen, was zu dem Muster geführt hat. Und dann sollten beide, jeder für sich, dafür sorgen, dass diese Heilung geschieht, und zwar auf beiden Seiten. Mit welcher Methode das geschieht, ist vollkommen unerheblich, es sollte nur gründlich und effektiv geschehen, und – ich sage es noch einmal, weil es so ungeheuer wichtig ist – es sollte auf beiden Seiten geschehen.
Hier gibt es in der »Psycho-Szene« gern mal ein Missverständnis. Wenn ich mich über irgendjemanden aufrege, sagt er mir: »Ich habe dir da was gespiegelt, das musst du in Ordnung bringen.« Vorsicht! Zu einer Spiegelung gehören immer zwei. Wenn mir also jemand etwas spiegelt, ist das durchaus ein Hinweis darauf, dass ich etwas in Ordnung bringen muss, aber das gilt für den Spiegelnden ganz genauso. Gespiegelt wird nur, was auf beiden Seiten vorhanden ist. Also müssen auch beide Seiten diese Spiegelung zum Anlass nehmen, etwas zu verändern.
In engen Beziehungen ist das besonders wichtig. Wenn nämlich ein Partner dazu nicht bereit ist, wird der andere ihm durch die Heilung, die bereits geschehen ist, in seiner Entwicklung so weit voraus sein, dass die Beziehung nicht mehr funktioniert. Das ist wie mit zwei verschiedenen Betriebssystemen im Computerbereich: Die Kommunikation funktioniert nicht, weil die beiden Systeme nicht mehr kompatibel sind.
Konkret heißt das: Wenn ein Partner bei seinen alten Verletzungen verbleibt, wird er immer wieder versuchen, die alten Beziehungsmuster anzuwenden, selbst wenn er so tut, als habe er eingesehen, dass etwas falsch läuft. Diese Beziehungsmuster beruhen aber gerade auf den alten Verletzungen, die er noch mit sich herumträgt, während sie beim anderen bereits geheilt sind und der deswegen keine Lust mehr auf die alten Muster hat oder sie sogar vergisst. Also sind die beiden nicht mehr auf demselben Stand, und deshalb funktioniert das Spiegeln nicht mehr. Da hilft nur noch Trennung.
In diesem Fall war es so. Wenn sich zwei Menschen in ihrer Entwicklung so weit voneinander entfernt haben, dass keine Spiegelung mehr möglich ist, dann wird eine Trennung unvermeidlich.
Wer in einer solchen Situation keinen Schlussstrich zieht, bringt sich nicht nur um kostbare Lebenszeit, er wird auch immer wieder Rückfälle in alte Muster erleben, vielleicht jahrelang die immer gleichen Spielchen spielen und seine Kraft in einer Beziehung verschleißen, die ihm nicht guttut. Wer in einer Beziehung bleibt, weil ihm der vertraute Horror weniger Angst macht als die unvertraute Freiheit, der vergeudet sein Leben und wird in einer solchen Beziehung möglicherweise auch körperlich krank.
Aber Spiegelung ist nicht nur im Großen, in wichtigen Beziehungen – vor allem in der Familie und in Liebesbeziehungen – ein Thema, sondern findet auch ständig und überall im Alltag statt. Wenn mich das Benehmen meines Gegenübers in der U-Bahn ärgert, wenn mich eine Zufallsbegegnung irritiert, dann muss ich nicht jedes Mal sofort anfangen zu analysieren, welches Kindheitstrauma damit angesprochen wird. Das würde ja dazu führen, dass ich nur noch panisch auf jede emotionale Regung achte und letztlich nur noch Nabelschau betreibe. Wer das tut, bringt sich um jede Lebensfreude. Aber wenn ich irgendwann bestimmte Muster erkenne, wenn ich merke, ein bestimmtes Verhaltensmuster, egal von wem, bringt mich in Sekundenschnelle auf die Palme, dann kann es sich lohnen, genauer hinzuschauen: Was wird mir denn da gerade mal wieder gespiegelt? Welche alte Geschichte taucht da wieder aus der...