Warum eigentlich?
Warum sollten wir uns überhaupt bewegen? Diese Frage können wir uns grundsätzlich einmal stellen. Wir schaffen dank Auto und Aufzug doch auch so alles. Heutzutage werden uns im Alltag viel zu viele Hilfestellungen gegeben, um ohne gute Fitness über die Runden kommen zu können. Aber jeder sollte eine haben. Warum? Darum: Der Aufzug streikt und du musst die Treppe nehmen; der Mann im Getränkemarkt, der dir immer die Wasserkästen trägt, ist gerade im Urlaub; der Sommer meint es sehr gut mit uns und wir müssen bei hohen 30 Grad arbeiten. Es ist schlichtweg immer einfacher, wenn man fit ist. Du bemerkst die extra Treppenstufen nicht einmal als Belastung. Über etwas Bewegung zwischendurch freuen sich deine Arme und Schultern, und dein Körper reguliert das Schwitzen bei höheren Temperaturen wesentlich besser. Alles wird einfacher.
Mit einer höheren Fitness kannst du deinen Job und deinen Alltag deutlich besser meistern. Du lernst, länger durchzuhalten und auch mal die Zähne zusammenzubeißen, und bist insgesamt strapazierfähiger. Auch im Vergleich zu deinem Umfeld. Dort, wo du spielend leichter und schneller fertig wirst, sparst du Zeit. Für dich oder für andere Dinge, die du erledigen musst oder die dir wichtig sind. Auch für den Kopf ist nicht zu unterschätzen, wie viel Auftrieb dir solche kleinen Dinge täglich geben.
Reservetank
Ich sehe mein Sportprogramm auch gern als extra Energiepolster: Lasse ich mein Workout weg, habe ich mehr Energie frei. Und ich merke gleichzeitig an meinem Umfeld, wie viel leistungsfähiger ich bin. Das ist praktisch. Und essenziell, wenn ich auf Dienstreise bin und vor Ort auch mal 20-Stunden-Arbeitstage habe. Bei den Olympischen Spielen in Rio war das zum Beispiel so. Ich habe mein durchschnittliches Fitnessprogramm extrem gekürzt und kam so mit drei bis vier Stunden Schlaf, der Hitze und den Arbeitsanforderungen gut durch die Woche.
Dabei muss es bestimmt keine hohe Belastung sein, um den Vorteil guter Fitness zu erkennen. Vielleicht bringt dich dein hustender Nachbar eine Woche lang um den notwendigen Schlaf oder du musst in der Mittagspause Botengänge für die kranke Kollegin machen. Ein gesunder und aktiver Lebensstil lassen dich solche Veränderungen ohne wesentliche Beeinträchtigung ganz nebenbei bewältigen. Fitness macht uns also stärker und widerstandsfähiger für die Herausforderungen des Alltags.
Sitzen ist das neue Rauchen
Und das heißt heute mehr denn je: Büro. Der menschliche Körper wurde nicht dafür gebaut, täglich nur zu sitzen. Ganz im Gegenteil. Das Nomadensein, das Jagen und das Sammeln stecken tief in uns. Selbst wenn wir bereits lange sesshaft geworden sind, ist die Entwicklung hin zum Schreibtisch eine sehr kurze. Sitzen ist das neue Rauchen. Diesen Satz hört man nicht umsonst immer häufiger. Ein Ausgleich zum dauerhaften Sitzen muss dringend her. Regelmäßige Bewegung und Gymnastik machen den Körper wieder geschmeidiger und brechen die eingerostete und ungesunde Sitzhaltung auf. Gesundheit ist also ein ganz wichtiger Punkt. Eine gute Fitness zusammen mit richtiger Ernährung ist auch einfach schlicht die beste Vorsorge für das Alter. Wie sagte ein passionierter Radfahrer einmal zu mir: »Ich mache gerne Sport, aber schaffe es nicht immer regelmäßig zum Workout. Wenn es hart auf hart kommt, lasse ich das weg und mache stattdessen Yoga. Das ist mir letztendlich am wichtigsten und das ziehe ich regelmäßig durch. Ich möchte als Großvater mit meinen Enkeln im Schneidersitz auf dem Boden spielen können. Durch regelmäßiges Yoga kann ich das. Nicht durch häufiges Radfahren.«
Abschalten und Abgehen
Eine Stunde Sport kann ein Highlight darstellen: Sie bedeutet, einmal abzuschalten von dem, was einen sonst über den Tag beschäftigt. Es ist wie ein Entschwinden des Alltags, und dadurch habe ich Zeit für mich. Arbeit, Aufgaben, ständig aufploppende Nachrichten – alles ist für eine Zeitlang ausgeschlossen. Stattdessen stehe ich in dieser Zeit in Kommunikation mit mir selbst: Wie geht es mir heute, wie viel kann ich leisten, wo zwickt’s? Es ist eine Phase, in der der Kopf seine Auszeit und der Körper seine Aufmerksamkeit bekommt. Wenn ich eine Stunde im dunklen Raum zum Takt der Musik strample, dann befreit das den Kopf ungemein. Die Gedanken wandern, oft kommen mir da die besten Ideen für ein Geburtstagsgeschenk, die passendere Einstiegsfrage für das kommende Interview oder, ganz banal, das morgige Outfit für die Sendung. Nach einer langen Joggingrunde mit meinem Lieblingspodcast auf den Ohren starte ich danach umso frischer, weil die Gedanken eine Zeitlang ganz woanders waren. Und wenn ich nach einem sehr langen und intensiven Arbeitstag einfach nur kaputt bin und mir ein tieferes Gespräch durch fehlende Konzentration nicht mehr gelingen würde … nach einem Workout klappt es sicher.
Das ist auch das Besondere: Je mehr Stress der Tag geboten hat, desto wichtiger ist der Sport am Ende. Ich verspreche dir Folgendes: Geh an einem Abend kaputt und energielos aus dem Büro und direkt in dein Fitnessstudio, und du kommst eine Stunde später, aber frischer nach Hause als ohne diesen Umweg. Nach einer Sporteinheit bist du mental erholter als vorher und profitierst gleichzeitig von einer angenehmen Mattheit des Körpers. Entweder um den freien Abend zu genießen oder – nach einer Morgen-Einheit – umso besser den Tag am Schreibtisch verbringen zu können.
Ich würde mich freuen, wenn du am Ende unserer Reise sagen kannst: »Sport ist ein Teil meines Lebens.« Und ganz besonders würde ich mich freuen, wenn du sagen kannst, dass Sport nicht nur ein nerviger To-do-Punkt auf deiner langen Liste von Pflichterledigungen ist und auch Spaß machen kann. Er gehört zum Leben dazu wie Freizeit, Wohlbefinden und Freunde. Alles lässt sich kombinieren und ist nicht voneinander zu trennen. Eine intensive Crossfit-Einheit am Sonntagmorgen bedeutet bei mir, im Anschluss den Brunch mit Freunden zu genießen. Oder mit dem besten Körpergefühl der Welt auf dem Sofa Sport im Fernsehen zu schauen und zwischendurch nur zu Kühlschrank oder Telefon zu schlappen. Es ist einfach so: Die Füße legen sich gleich viel besser hoch, die vielen Essensangebote lassen sich viel mehr genießen, schlicht: Das Leben lebt sich so viel besser als ohne das Schwitzen zuvor.
Es geht ums Kapieren. Du musst das einmal gefunden und erlebt haben, und zwar in dem Maß, dass du es regelmäßig in dein Leben einbinden willst und dafür auch gerne Sport treibst. Der Rest geht und genießt sich von selbst. Ich meine nicht, dass regelmäßiger Fleiß und Schweiß für immer nur einen Genuss darstellen. Ein Sonntagmorgen kann auch verdammt früh oder verregnet sein und die Bereitschaft nicht immer gleich hoch. Aber das Aufraffen wird mit jedem Mal bedeutungsloser, und du weißt, danach wartet immer eine wundervolle Packung an Endorphinen, die ausgeschüttet wird.
Wie starten?
Gut, das klingt auf dem Papier ja alles ganz nett. Doch wie setze ich es auch wirklich um? Das ist der springende Punkt bei uns allen: vom Vorsatz zum Umsetzen. Du willst Sport machen und dich gut fühlen, aber eigentlich hast du nur schlechte Erfahrungen gemacht, und beim Gedanken an Schweiß und Anstrengung schüttelt es dich schon innerlich. Es ist essenziell, dass du einen Zugang findest, dass du Bewegung etwas Positives abgewinnen kannst. Sport soll dich nicht jedes Mal eine große Überwindung kosten, sondern es soll am besten sogar Spaß machen! Wenn du Freude hast an dem, was du tust, dann bleibt der Schweinehund im Winterschlaf.
Gut, du verdrehst die Augen und fragst dich, was an Sport schon Spaß macht. Klar, jeder mag etwas! Du musst nur deine Vorliebe finden. Es muss ja nicht in den Wald zur verhassten Joggingrunde gehen. Bitte stell dir selbst die Frage, welche Trainingsgeräte dich motivieren. Wenn Joggen nicht dein Ding ist, der Crosstrainer, die Nordic-Walking-Stöcke oder die Inlineskates sind ebenfalls hervorragende Möglichkeiten, ein effizientes Ausdauertraining umzusetzen. Wenn du eine Trainingsform für dich nicht 1 : 1 übernehmen kannst, dann pass eben die Trainingsform an!
Bewegung ist so vielfältig, und du bist es auch. Viele sind als Kind gern geklettert … schau doch mal in einer Kletterhalle vorbei! Einen größeren Einsatz aller Muskelbereiche gibt es kaum. Ist dir Schwimmen im Chlor und neben den vielen Omas und Opas ein Graus, aber eigentlich bist du die Wasserratte in der Familie? Die Hälfte des Jahres kann man im nächstgelegenen See schwimmen – mit Eis als anschließender Belohnung auf dem sonnigen Steg, samt Freundin. Stichwort See: Hast du einen Hang zu Bewegung auf dem Wasser, aber keine Möglichkeiten in der Nähe? Die einfache Rudermaschine im Fitnessstudio ist aufs Höchste effektiv und bietet die Möglichkeit, parallel über Kopfhörer den Lieblingsklängen zu lauschen oder im Rhythmus des Ruderns die nervige Ansage vom Chef zu vergessen. Badminton spielen, Beach-Volleyball, Squash … es finden sich Vorlieben. Und wenn dir anfangs nicht unbedingt eine Sportart einfällt: Vielleicht erinnerst du dich dafür an die Anfrage einer Freundin, mit ihr den neuen Salsa-Tanzkurs zu besuchen. Du wolltest schon immer mehr Zeit mit ihr verbringen und startest so parallel mit regelmäßiger Bewegung. Vielleicht ist dir in den sozialen Medien eine Werbung mit Sportbezug aufgefallen, die dir zugesagt hat. Schau dir an, was daran so positiv war, und überlege, wie du es auf dich ummünzen kannst. Wenn du diesen Zugang einmal gefunden hast, wird die...