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E-Book

Forschen mit Kindern: Demokratieverständnis von Grundschülerinnen und Grundschülern

AutorKirsten Lindenthal
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl63 Seiten
ISBN9783955499099
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Der Begriff der Demokratie ist vieldeutig und kann unter verschiedenen Aspekten und Ebenen beleuchtet werden. Legitimation und Kontrolle von politischer Herrschaft ist Unterrichtsinhalt des Politikunterrichts an Schulen. Der Bildungsauftrag der Institution Schule im Hinblick auf die Bedeutung der Demokratie ist im niedersächsischen Schulgesetz in §2 wie folgt formuliert: 'Die Schule soll im Anschluss an die vorschulische Erziehung die Persönlichkeit der Schülerinnen und Schüler auf der Grundlage des Christentums, des europäischen Humanismus und der Ideen der liberalen, demokratischen und sozialen Freiheitsbewegungen weiterentwickeln.' (Nieders. Schulgesetz §2, 2009) Neben den angedeuteten institutionellen und politischen Dimensionen des Begriffs Demokratie ergibt sich im schulischen Alltag, also in der pädagogischen Umsetzung des Demokratiebegriffes, die Frage nach dem Individuum, seiner Freiheit und seiner Autonomie im Verhältnis zum Demos und zu kollektiven Entscheidungen. Wie ist das Verhältnis von Mehrheit und Minderheit, von Einzelwille und Gesamtwille? Partizipation ist ein Schlüsselbegriff für die Etablierung demokratischer Strukturen in einer Schule. Verschiedene Instrumente der Mitbestimmung haben in den Schulen Einzug gehalten. Es werden Klassensprecher gewählt, ein Klassenrat oder ein Schülerparlament tagen regelmäßig. Die Ausgestaltung demokratischer Strukturen ist jedoch an den Schulen individuell und sehr unterschiedlich entwickelt. An dieser Stelle kann nur angedeutet werden, dass es auch Schulen gibt, die um die Zeit der Reformbewegung Anfang des letzten Jahrhunderts entstanden sind und bei denen Demokratie die konzeptionelle Basis bildet. An diesen Schulen ist es den Kindern beispielsweise möglich, umfassend - auch bei der Gestaltung von Lerninhalten - mitzuentscheiden. Beispielhaft für diese Schulentwicklung sind die 'Summerhill'-Schule in England oder die Sudberry-Schulen, die sich von Amerika aus mittlerweile in vielen Ländern etabliert haben. Ebenso gehört die Laboratory School in Chicago in diese Tradition demokratischer Schulen. Die von John Dewey 1894 gegründete Schule verstand sich als Versuchsschule der Universität von Chicago und wurde wissenschaftlich begleitet. In Deutschland wurde nach diesem Vorbild 1974 von Hartmut von Hentig die Laborschule in Bielefeld gegründet. In der vorliegenden Studie wird zunächst der Demokratiebegriff im pädagogischen Sinne definiert, so dass Kriterien sichtbar werden, an denen ein [...]

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 5.2.1, Kompetenzen: Nach Weinert versteht man Kompetenzen als 'die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können'. (Weinert, 2001) Bildungsstandards in Form von Kompetenzstandards sollen schüler-, prozess- und ergebnisorientiert den Ertrag gelingender Bildungsgänge formulieren. Bildungsprozesse sind dann erfolgreich, wenn die zu Bildenden anschließend etwas mehr wissen, also Kenntnisse erworben haben, mit diesem Wissen etwas anfangen können, es umsetzen und sich dazu verhalten können. Kompetenz in diesem Sinne besteht nicht nur aus den praktisch wirksamen vorweisbaren Kenntnissen, Fertigkeiten und Einstellungen, sondern meint zugleich eine damit verbundene Wahlmöglichkeit (vgl. Ziener, 2006). Sichtbar werden Kompetenzen durch die sogenannte Performanz. Damit ist gemeint, dass die aus einer entwickelten Kompetenz folgende Handlung sichtbar ist, nicht aber der Weg dorthin oder das Lernen selbst. Kompetenzen stellen somit ein komplexes Ensemble kognitiver, emotionaler, methodischer, prozeduraler, verhaltens- und handlungsbezogener Fähigkeiten und damit verbundener Bereitschaften dar. Kompetenzen beinhalten auch Prozesse der Reflexion, in denen eingeschätzt wird, welche Kompetenzen in einer bestimmten Situation sinnvoll genutzt werden können. Kompetenzen sind abhängig von Entwicklungen, die alters- oder sozialisationsbedingt sind. Sie erweisen sich als wirksam, wenn durch eine sinnvoll gestaltete Handlungssituation Bestätigung erfahren und dadurch der Anreiz für weiteres Lernen geschaffen wird. Schlussfolgerungen für den kompetenzorientierten Unterricht sind das Anbahnen von Kenntnissen, Fähigkeiten, Einstellungen und Haltungen. Im Unterschied zu kurzfristig erreichbaren inhaltsorientierten Lehr- und Lernzielen ist der Aufbau von Kompetenzen ein Prozess, der sich über einen längeren Zeitraum erstreckt. Der Kompetenzbegriff verzichtet auf einen Bildungskanon, vielmehr strebt er einen Aufbau von Fähigkeiten und Fertigkeiten an, die sich an der Frage orientieren, anhand welcher Inhalte bestimmte Kompetenzen aufgebaut werden können. Die Orientierung an Kompetenzen ermöglicht die Erkenntnis der Entwicklungsstufen beim Aufbau von Kompetenzen, da der Blick der Lehrenden auf den Kompetenzerwerb und nicht auf das Wissen der SchülerInnen gelenkt wird. Somit ist der Kompetenzerwerb ein induktiver Weg zu den Bildungsstandards und kein deduktiver vom Begriff zur Sache. Diese Form des Lernens ist bei vielen Lehrkräften schon vor der Debatte um Kompetenzen und Bildungsstandards in vielfältigen Formen des Unterrichts verwirklicht worden. Die bewusste Verwendung des Kompetenzbegriffs ermöglicht einen prozessorientierten und nicht produktorientierten Blick auf das Lernen. Es kann also gefragt werden, was kann das Kind schon, was lernt es gerade und was kann es als Nächstes lernen. Um diese Prozesse genauer zu fassen, ist es sinnvoll, eine Einstufung der Kompetenzen vorzunehmen, um den Unterricht planen und SchülerInnen fördern zu können.
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