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Frankreichs engagierte Intellektuelle

Von Zola bis Bourdieu

AutorJoseph Jurt
VerlagWallstein Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl288 Seiten
ISBN9783835322363
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
In Frankreich haben seit Voltaire immer wieder charismatische Figuren kritisch in politisches Handeln eingegriffen. Zolas Intervention für den unschuldig verurteilten jüdischen Offizier Alfred Dreyfus entsprach insofern einer langen Tradition. Im Zuge der Dreyfus-Affäre identifizierten sich jedoch Hunderte von Wissenschaftlern und Schriftstellern mit Zola, sodass für die Akteure dieses kollektiven Engagements ein neuer Begriff geschaffen wurde, der des Intellektuellen. Dieser Begriff bezeichnet seither in Frankreich angesehene Schriftsteller und Gelehrte, die zu wichtigen gesellschaftlichen Fragen Stellung beziehen. Intellektuelle griffen immer wieder ein, während des Ersten Weltkrieges, im Sinne des Pazifismus und des Antifaschismus in der Zwischenkriegszeit, für Widerstand oder Kollaboration während der Besatzungsperiode, gegen die Verletzung der Menschenrechte im Algerienkrieg, gegen eine neoliberale Wirtschaftsideologie. Im Fokus der Intellektuellengeschichte lässt sich so die spannende Geschichte Frankreichs im 20. Jahrhundert verfolgen.

Joseph Jurt, geb. 1940, em. Professor für französische Literaturwissenschaft an der Universität Freiburg i. Br., Mitgründer und langjähriger Vorsitzender des Freiburger Frankreich-Zentrums, Vizepräsident des Schweizerischen Wissenschaftsrates. Veröffentlichungen u.a.: Grundwissen Philosophie. Bourdieu (2008); Die Literatur und die Erinnerung an die Shoah (Hg., 2005); Intellektuelle - Elite - Führungskräfte und Bildungswesen in Deutschland und Frankreich (Hg., 2004).

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Titelseite4
Impressum5
Inhalt6
Vorwort8
Abku¨rzungsverzeichnis10
1. Wissenschaftler, Schriftsteller, Intellektuelle12
Die Entstehung des Begriffs in Frankreich12
Die Dominanz der Gelehrten in Deutschland13
Die Dominanz der Schriftsteller in Frankreich15
2. Die Vorgeschichte: von den Aufklärern zur Bildung der sozialen Gruppe der Intelligenz20
Die Aufklärer des 18. Jahrhunderts20
Voltaire als Vorbild22
Dichter als charismatische Figuren:Lamartine und Victor Hugo26
Die Intelligenz als Gruppe im 19. Jahrhundert28
3. Die Geburt der ›Intellektuellen‹im Kontext der Dreyfus-Affäre32
Strukturelle Bedingungen32
Die historische Innovation von »J’accuse«34
Die Solidarisierung der Intellektuellen40
Die Debatte u¨ber die Legitimation desintellektuellen Engagements44
4. Von der Dreyfus-Affäre bis zum ›Großen Krieg‹50
Spannungen im Dreyfus-Lager51
Die Formation des nationalistischen Lagers:Barrès und die Action française54
Die studentische Jugend und die Gruppedes ›dritten Weges‹59
5. Die Intellektuellen und der ›Große Krieg‹64
Unterschiedliche Einschätzungen derBedrohung durch Deutschland64
Die ›Union sacrée‹66
Die Mobilisierung der Wissenschaftler68
Die nationalistischen Schriftsteller71
Implizite Kriegsidealisierung74
Realistische Schilderung der Kriegswirklichkeit75
Explizite Kriegsablehnung77
6. Die intellektuellen Debatten der 1920er-Jahre82
Der spontane Pazifismus und die Gru¨ndungder Kommunistischen Partei82
Barbusse und die Intellektuellenbewegung ›Clarté‹84
Die Auseinandersetzung Barbusse – Rolland86
Der Rifkrieg: das Engagement der Surrealistenund der Gruppe ›Philosophies‹89
Das nationalistische Lager: die Action française92
Plädoyer fu¨r die ›zivilisatorische Mission‹in den Kolonien96
Die N. R. F. – weder nationalistisch noch internationalistisch98
Julien Bendas Essay La trahison des clercs (1927)101
7. Die Politisierung des intellektuellenFeldes der 1930er-Jahre106
Der Bewusstseinswandel zu Beginn der 1930er-Jahre106
Sammelbewegungen als neueOrganisationsform der Intellektuellen108
Der Antifaschismus der Intellektuellen110
Die Stellungnahmen zum Äthiopienkrieg113
Die Bipolarisierung zur Zeit der Volksfront116
Solidarisierung mit den spanischen Republikanern117
Die neue faschistische extreme Rechteund der Spanische Bu¨rgerkrieg120
Die traditionelle Rechte und Franco-Spanien122
Solidarisierung katholischer Intellektuellermit dem baskischen Volk123
Ausdifferenzierung des intellektuellen Feldes124
Aragon als Parteiintellektueller125
André Malraux als ›Weggefährte‹128
André Gide, der unabhängige Intellektuelle132
8. Extreme Fremdbestimmung:die Zeit der Besatzung (1940-1944)136
Die Debatte u¨ber die ›schlechten Vorbilder‹137
Die Logik der Kollaboration142
Die Intellektuellen des Vichy-Regimes143
Die Pariser Kollaboration146
Die N. R. F. unter Drieu La Rochelle152
Die Logik des Widerstands154
Verteidigung der geistigen Tradition Frankreichs155
Strukturen des Widerstands im Untergrund158
Der Widerstand des Freien Frankreich164
Die ›Säuberungen‹ von 1944/45 und dieVerantwortung der Intellektuellen166
9. Das intellektuelle Feld der Nachkriegszeitund die Hegemonie Sartres172
Sartres Konzept einer ›engagierten Literatur‹174
Der ›totale Intellektuelle‹176
Die institutionelle Dimension178
Albert Camus179
Raymond Aron182
Die Intellektuellen der gaullistischen Bewegung185
›Les Hussards‹189
Die KP und die Intellektuellen191
10. Die Intellektuellen, der Algerienkriegund Mai 68198
Der Algerienkrieg und die Foltermethoden198
Die Parteiapparate und der Algerienkrieg200
Katholische Intellektuelle und derVerlag Seuil gegen die Folter201
Das Engagement der Editions de Minuit203
In der Tradition der Dreyfus-Affäre206
Die politische Dimension: das Jeanson-Netzwerk und das ›Manifest der 121‹207
Sartres Antikolonialismus210
Raymond Arons realpolitische Position212
Camus’ Vorstellung eines Dritten Weges212
Die Folgen des Algerienengagements215
Strukturalismus und Dritte-Welt-Engagement216
Mai 68217
Eine Revolte der Studenten219
Die Infragestellung der symbolischen Ordnung221
11. Epilog226
Sartre, Foucault, Bourdieu: vom ›universellen‹ zum ›spezifischen‹ Intellektuellen226
Das Schweigen der Intellektuellen?229
Heteronome Intellektuelle:›Medienphilosophen‹ und ›Experten‹231
Bourdieu: Wissenschaft und Verpflichtung zur engagierten Intervention233
Fazit238
Anmerkungen248
1. Wissenschaftler, Schriftsteller, Intellektuelle248
2. Die Vorgeschichte: von den Aufklärern zurBildung der sozialen Gruppe der Intelligenz249
3. Die Geburt der ›Intellektuellen‹im Kontext der Dreyfus-Affäre251
4. Von der Dreyfus-Affäre bis zum ›Großen Krieg‹252
5. Die Intellektuellen und der ›Große Krieg‹253
6. Die intellektuellen Debatten der 1920er-Jahre255
7. Die Politisierung des intellektuellenFeldes der 1930er-Jahre256
8. Extreme Fremdbestimmung:die Zeit der Besatzung (1940-1944)258
9. Das intellektuelle Feld der Nachkriegszeitund die Hegemonie Sartres261
10. Die Intellektuellen, der Algerienkrieg und Mai 68264
11. Epilog267
Fazit268
Bibliografie270
Register284

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