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Frühpädagogische Förderung in Institutionen

Zeitschrift für Erziehungswissenschaft. Sonderheft 11 | 2008

VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783531914527
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR
Seit einiger Zeit werden Bedeutung und Aufgaben frühpädagogischer Institutionen (wieder) vermehrt öffentlich diskutiert. Gleichwohl muss in Deutschland ein erhebliches Forschungsdefizit in diesem Bereich konstatiert werden. Die Beiträge des Bandes nähern sich dem Thema aus verschiedenen Perspektiven an und spiegeln ein breites Spektrum frühpädagogischer Förderung in Institutionen wieder. Neben Fragen der Nutzung und damit einhergehender Disparitäten geht es um konzeptuelle Verankerungen und die Ausgestaltung der pädagogischen Praxis. Darüber hinaus findet eine Auseinandersetzung sowohl mit speziellen Förderprogrammen als auch mit den Auswirkungen frühpädagogischer Förderung auf die Entwicklung der Kinder statt.

Dr. Hans-Günther Roßbach ist Inhaber des Lehrstuhls für Elementar- und
Familienpädagogik der Universität Bamberg.
Dr. Hans-Peter Blossfeld ist Inhaber des Lehrstuhls für Soziologie I der Universität Bamberg.

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Leseprobe
2 Internationale Forschungsergebnisse (S. 107-108)

Das hier skizzierte Modell von Familienzentren lässt sich in verschiedenen nationalen und internationalen Projekten wiedererkennen. Die Ausgestaltung kann hierbei sehr unterschiedlich ausfallen, besonders was Form, Verbindlichkeitsgrad, Umfang und Intensität des Einbezugs von Eltern, aber auch was das Alter der Kinder anbelangt. Dementsprechend muss nach vorliegenden Erfahrungen mit unterschiedlichen Graden der Wirksamkeit gerechnet werden.

In einer internationalen Perspektive zeigen erwartungsgemäß Ansätze, die die institutionelle Förderung der Kinder mit einer Elternintervention verbinden, die deutlichsten Fördereffekte bei Kindern, wenn diese Programme gut durchdacht und klar strukturiert sind und wissenschaftlich begleitet werden. Voraussetzungen für das Erreichen der intendierten Effekte sind weiterhin gut ausgebildetes und angemessen bezahltes Personal, günstige Personal-Kind-Schlüssel, ein früher Beginn, ein intensiver Einbezug der Eltern mit Anleitung zu gezielten Aktivitäten in den Familien sowie weitere Maßnahmen zur Unterstützung der Familien in ihrem Lebenszusammenhang.

Zu den bekanntesten Programmen dieser Art mit gut dokumentierter Wirksamkeit gehören das High/Scope Perry Preschool Project (Schweinhart et al. 2005), das Child-Parent Center Project in Chicago (Reynolds/Ou/Topitzes 2004) und das Syracuse Family Development Research Project (Lally/Mangione/Honig 1988). Einzel-Evaluationen und Meta-Analysen zeigen, dass solche kombinierten Programme, die institutionelle Förderung der Kinder mit intensivem Einbezug von Eltern verbinden, in kurzfristiger wie auch in längerfristiger Perspektive bessere Effekte auf Schulfähigkeit und Schulleistung, die sozial-emotionale Entwicklung und die spätere Lebensführung im Jugend- und Erwachsenenalter haben (z. B. geringere Delinquenzraten, geringere Arbeitslosigkeit, seltenere Abhängigkeit von sozialer Wohlfahrt, höheres Einkommen) als andere Programme mit nur institutioneller oder gar nur familialer Förderung.

In den Metaanalysen von Gorey (2001) und von Blok et al. (2005) finden sich – in Abhängigkeit von den Kriterienmaßen – mittlere bis starke Effekte (0.6-0.8) beim Übergang in die Grundschule. Bei sogenannten Large-Scale-Programmen, deren Implementation weniger strengen Regeln unterliegt und die, wenn überhaupt, nur weniger eng wissenschaftlich begleitet werden können, ist mit weniger ausgeprägten Effekten zu rechnen.

Ergebnisse zu den in dieser Hinsicht vermutlich am besten untersuchten Programmen, dem Head Start Programm in den USA (US Department of Health and Human Services 2005) wie auch zu seiner Variante für unter dreijährige Kinder, dem Programm Early Head Start (Love et al. 2005), zeigen deutlich geringere Fördereffekte für die Kinder. Ramey und Ramey (2004) verweisen auf eine Reihe von hierfür vermutlich ausschlaggebenden Gründen: Im Vergleich zu den Modellprogrammen haben die Large-Scale-Programme weniger qualifiziertes Personal aufzuweisen, ist ihre Intensität geringer, werden die Kinder nicht so früh einbezogen, sind die Ansätze weniger multi-systemisch, d. h., der Elterneinbezug und die Zusammenarbeit im institutionellen Netzwerk in der Gemeinde sind weniger intensiv.

Der Metaanalyse von Gorey (2001) lässt sich entnehmen, dass das Eintrittsalter des Kindes, die Intensität wie auch die Dauer der Teilnahme generell entscheidende Faktoren bilden. Love et al. (2005) fanden in ihrer Analyse von 17 Early Head Start Programmen, dass die Kombination von institutioneller Betreuung zusammen mit einem klaren Elternunterstützungsprogramm in Verbindung mit voll implementierten Qualitätsstandards den besten Erfolg bei den verschiedenen Programmvarianten aufwies.

Im Vergleich zu kombinierten Programmen (wie auch zu rein institutionellen Ansätzen früher Förderung) kann von nur familienbasierten Programmen kaum eine kognitive und sprachliche Förderung der Kinder erwartet werden. So fanden Sweet und Appelbaum (2004) in ihrem Überblick über 60 Familienunterstützungsprogramme aus verschiedenen Ländern zwar schwache bis moderate Effekte auf die Erziehungskompetenz der Eltern und die sozialemotionale Entwicklung der Kinder, jedoch nicht auf deren sprachliche und kognitive Entwicklung (vgl. auch Blok et al. 2005, Brooks-Gunn/Markman 2005).
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis6
Editorial8
Ungleichheiten der Inanspruchnahme öffentlicher frühpädagogischer Angebote. Einflussfaktoren und Restriktionen elterlicher Betreuungsentscheidungen12
1 Einleitung12
2 Forschungsstand14
2.1 Erklärungsansätze für elterliche Betreuungsentscheidungen14
2.2 Empirische Befunde zu Einflussfaktoren auf die Inanspruchnahme von Kindertageseinrichtungen in Deutschland16
3 Befunde zu Einflussfaktoren der Inanspruchnahme auf Basis der DJI-Surveydaten 200718
3.1 Beschreibung der Stichprobe und Variablen18
3.2 Welche Kinder besuchen ab welchem Alter eine Tageseinrichtung?18
3.3 Multivariate Analyse22
3.4 Aus welchen Gründen besuchen Kinder keine Tageseinrichtung?24
4 Zusammenfassende Diskussion der Ergebnisse26
Anmerkungen27
Literatur28
Informelle Förderangebote – Eine empirische Analyse ihrer Nutzung in der frühen Kindheit30
1 Fragestellung und Forschungsstand31
1.1 Fragestellung31
1.2 Forschungsstand32
2 Forschungsfragen, Daten und methodisches Vorgehen34
2.1 Forschungsfragen34
2.2 Daten34
2.3 Methodisches Vorgehen35
3 Bivariate Ergebnisse bezüglich der Nutzung35
4 Multivariate Ergebnisse bezüglich der Nutzung39
4.1 Nutzung informeller Förderangebote und sozioökonomische Merkmale39
4.2 Nutzung informeller Förderangebote und adaptives Verhalten40
5 Zusammenfassung und Forschungsausblick43
Anmerkungen44
Literatur45
Bildungspläne für Kindertagesstätten – ein neues und noch unbegriffenes Steuerungsinstrument48
1 Das traditionsbedingte Steuerungsdefizit in der Kinder- und Jugendhilfe49
2 Was darf der Staat?50
3 Das Ende der Beliebigkeit!?51
4 Ein grober Überblick über die Bildungspläne52
4.1 Entwicklung der Pläne52
4.2 Normativer Charakter des jeweiligen Vorhabens52
4.3 Geltungsbereich der Pläne54
4.4 Erfahrungsmöglichkeiten statt Lernziele55
4.5 Gestaltung und Aufbau der Bildungspläne55
4.6 Bildungsbegriff/Konzepte frühkindlicher Bildung56
5 Offene Fragen mit dringendem Klärungsbedarf57
Anmerkungen59
Literatur60
Pädagogische Sprachdiagnostik für Vorschulkinder – Dynamik, Stand und Ausblick63
1 Einleitung64
2 Entwicklungsschub Pädagogische Sprachdiagnostik?!64
2.1 Professionspolitische Motive64
2.2 Gesundheits- und sozialpolitische Motive65
2.3 Bildungspolitische Motive66
3 Stand der Pädagogischen Sprachdiagnostik für Vorschulkinder66
3.1 Dokumentations- und Analysebände des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge67
3.2 Expertise von Fried67
3.3 Expertise von Ehlich et al.68
3.4 Expertise von Weinert, Doil und Frevert69
4 Ausblick71
Anmerkungen73
Literatur73
Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund im Elementarbereich79
1 Früher Spracherwerb80
2 Erste Verkürzung: Konzentration auf die Zweitsprache83
3 Zweite Verkürzung: Konzentration auf die „Frühförderung“85
4 Fazit87
Anmerkungen88
Literatur88
Frühe Förderung von mathematischen Kompetenzen im Vorschulalter91
1 Theoretische Vorbetrachtungen92
2 Studie zur Förderung früher mathematischer Kompetenzen mit „Mengen, zählen, Zahlen“96
2.1 Methode96
2.2 Ergebnisse97
3 Diskussion101
Literatur102
Von der Kindertageseinrichtung zum Familienzentrum – Konzeption, Entwicklungen und Erprobung des Gütesiegels „Familienzentrum NRW“104
1 Einleitung105
2 Internationale Forschungsergebnisse106
3 Zur Situation in Deutschland107
4 Familienzentren NRW – Ansatz eines systematischen und flächendeckenden Programms108
5 Das Gütesiegel als Instrument der Qualitätssicherung und -entwicklung109
5.1 Konzeptionelle Grundlagen109
5.2 Entwicklung, Aufbau und Verfahren des Gütesiegels „Familienzentrum NRW“110
5.3 Ergebnisse der Gütesiegel-Überprüfung113
6 Diskussion und Ausblick116
Anmerkungen119
Literatur120
Reformmodelle für die Ausbildung des frühpädagogischen Fachpersonals122
1 Die Ausbildung des frühpädagogischen Fachpersonals: Geschichte und aktuelle Reformansätze123
1.1 Geschichte der Erzieherinnenausbildung123
1.2 Kennzeichen der aktuellen fachschulischen Ausbildung: Breitbandausbildung, Lernfeldkonzept, Betonung des Lernorts Praxis124
2 Argumente für die Entwicklung von Ausbildungsangeboten auf akademischem Niveau125
3 Modelle der Akademisierung in struktureller Systematik126
3.1 Grundständige Präsenzstudiengänge an Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen oder Universitäten, Abschluss B.A.126
3.2 Berufsbegleitende Studiengänge an Fachhochschulen oder Universitäten, Abschluss B.A.127
3.3 Studiengänge an Fachhochschulen oder Universitäten, Abschluss M.A.127
3.4 Verbundkonzepte Fachschule/Fachhochschule, Abschluss B.A.128
3.5 Aufwertung von Fachschulen zu Fachhochschulen, Abschluss B.A.129
4 Modelle der Akademisierung in inhaltlicher Systematik129
4.1 Studienangebote mit konsequenter Ausrichtung auf Pädagogik der frühen Kindheit130
4.2 Integration von Frühpädagogik und Sozialer Arbeit130
4.3 Qualifikation für Leitungs- und Managementaufgaben131
4.4 Fachprofilbildende Studiengänge131
4.5 Integration von Frühpädagogik und Grundschullehramt132
5 Übergreifende und spezifische Ansätze zur Qualitätssicherung132
6 Risiken und Chancen von Akademisierung und Profilbildung134
Anmerkungen135
Literatur135
Auswirkungen eines Kindergartenbesuchs auf den kognitiv-leistungsbezogenen Entwicklungsstand von Kindern138
1 Längerfristige Auswirkungen des Kindergartens auf die kognitiv-leistungsbezogene Entwicklung von Kindern141
2 Kompensatorische Effekte für Kinder aus benachteiligten Familien145
3 Das Verhältnis von vorschulischer und schulischer Förderung148
4 Zusammenfassung und Fazit151
Literatur155
Prozessqualität im Kindergarten – Konzept, Umsetzung und Befunde158
1 Anregungsqualität in frühpädagogischen Einrichtung159
2 Methodische Anlage162
2.1 Stichprobe und Erhebungsdesign162
2.2 Erhebungsinstrumente163
2.3 Analyseplan165
3 Ergebnisse165
4 Diskussion und Ausblick170
Anmerkungen173
Literatur174
Children’s Cognitive Attainment and Progress in English Primary Schools During Key Stage 2: Investigating the potential continuing influences of pre-school education178
1 Theoretical Background and Objectives179
2 Data Source and Methods181
3 Results183
3.1 Attainment Models183
3.2 Progress Models – Age 6 to 10 years190
4 Discussion193
References194

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