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E-Book

Frühzeit der Weltgeschichte

Vollständige Ausgabe

AutorOswald Spengler
VerlagJazzybee Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl416 Seiten
ISBN9783849619565
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis0,99 EUR
Dieser Band beinhaltet gesammelte Fragmente aus dem Nachlaß des 1936 verstorbenen Kulturhistorikers. Inhalt: I - Geschichte und Geschichtsschreibung Die Absicht des Buches Zu Geschichte und Geschichtsschreibung II - Die vier Kulturstufen Zur bisherigen Prähistorie Die Kulturstufen III - Menschwerdung Allgemeines Kulturwerden Religion, Ethik, Moral, Recht Rasse, Stamm, Volk Sprachen und Namen Kunst Ackerbau und Viehzucht Technik und Verkehr, Waffen IV - Atlantis - Kasch - Turan Zum Wesen der drei Frühkulturen Grabkult - Mutterrecht - Frömmigkeit V - Ägypten und Babylon Die alten Südkulturen Kalender VI - Wanderungszeit: Streitwagen- und Seevölker Die Welt des Nordens - Landschaft Bronzezeit, Streitwagen, Heldentum Zur Indogermanenfrage Die Seevölker - Allgemeine Betrachtungen Etrusker, Sarden, Sikuler, Pelasger Cypern und Phönikien Israel und Philister Aram und Assur Urartu, Armenier, Mitanni, Kassiten Hethiter Kreta, Kafti, Javones Achäer und Mykene Der Trojanische Krieg VII - Blick auf Hochkulturen und Zivilisation Aufstieg der Antike China - Indien - Reitervölker Spätantike und Magische Kultur Einige Ausblicke

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Leseprobe

Zur bisherigen Prähistorie

 

1

 

Die späte Magdalénienkunst Mitteleuropas hat die Vorliebe für Tiere aus dem nordatlantischen Gebiet übernommen, während das Hochcapsien Szenen mit Menschen, nicht die Tiergestalt an sich, Hebt. Die spätmagdalenische Altamirakunst ist durch den Sieg der Capsien in Westeuropa vernichtet worden (665), aber auch der spätcapsische Alperastil erhegt (von Süden her? Kasch?) der Geometrisierung. Ist das Zerstörung oder Evolution? Vielleicht zur See vom Orient? Das Solutréen in Osteuropa hat eine antinaturalistische, extrem schematische (›geometrische‹, aber noch nicht echt ornamentale) Kunst, Predmost, geringwertig.

 

Ich protestiere gegen den Hoernes-Vergleich: Geometrische [Kunst] = Ackerbau, Naturalismus = Viehzucht; das ist falsch! Nur im Magdalénien überwiegt die Westkunst stark, im Aurignac ist auch Mitteleuropa wesentlich beteiligt (Konzentration!). Menghin (670) [ist] mit Recht gegen die Annahme einer europäischen Buschmannrasse. Die Steatopygie der Figuren ist ›Idealisierung‹, Geschmack, nicht Realität; genau wie der übertrieben große Penis. Menghin glaubt, daß sowohl der Aurignac- wie der Capsien-Mensch aus Asien, Altpalästina, stamme. Ego: im Moustérien? Die Alpera- (und ›Buschmann‹)kunst [zeigt] fast stets Jagd- und Kampfszenen, also Freude an der Kraftentfaltung, nicht an der Form. Expressionistisch. Bilder von Waffen, Schmuck, Kleidung. Stets Reflexbogen als Waffe – also ist die erste Fernwaffe (statt Faustkeil) eine Erfindung des Capsien?

 

2

 

Steinzeit: Diese Einteilungen stammen von dem Material, das in Museen liegt, und sind also so ungenügend als möglich. Aber auch abgesehen davon würde es heute besser sein, den Begriff des Neolithikums einfach zu streichen, denn zwischen Endcapsien und Magdalénien einerseits und der Zeit, in welcher Kupfergerät, Bronze, Saat, Zucht vorhanden sind, bleibt so gut wie nichts übrig, weder zeitlich noch kulturell – wenn man nicht um 5000 ein großes Vakuum annehmen will, den berühmten Hiatus.

 

Neolithische Kunst (Menghin 681): im Atlantischen als dem Jungpaläolithikum fortentwickelt. Im Norden, nach Scheltema, indogermanisch, neu und machtvoll. Nach Scheltema ist der Donaustil das Ergebnis eines Ausgleichs zwischen nord- und vorderasiatischem Stil, Menghin nimmt ihn aber als Fortsetzung eines paläolithischen Stils (Solutréen).

 

Das ›ältere Neolithikum‹ fehlt auf der iberischen Halbinsel vollständig. Ausgedehnte geometrische Malerei (Menghin 682f) – Menhire, Knochen, Felsen in Ligurien, Irland – vom jüngsten Azilien (Mas-d' Azil, Beziehung zu Maglemose) bis zur Bronzezeit, vor allem Galizien und Sierra Morena. Ich glaube, daß hier kein Hiatus ist und daß das Azilien eben bis 5000 herunterreicht. S. 688 Irland: Keine skandinavischen, nur iberische Beziehungen. Dagegen in England nordskandinavischer Einfluß. Die südskandinavische Zeichnung Bronzezeit, Ackerbau. S. 694: Verwandtschaft der Galitscher Bronzen in Rußland mit Japan (1. Jahr tausend v. Chr.). 695 Maikop: der Schatz im 3. Jahrtausend v. Chr.: Enger Zusammenhang zwischen Kaukasus und Babylonien, Ägypten!

 

3

 

Altsteinzeit (Menghin 657 ff): Die französischen Stufen des Altpaläolithikums (existieren) nur [in] Westeuropa, fehlen schon in Mitteleuropa (keine Faustkeile). Erst das Acheuléen dringt dorthin flüchtig vor, dann aber [dringt] das Moustérien aus dem Osten nach Westeuropa ein.

 

Beginn des Jungpaläolithikums: Aurignac herrscht von Nordspanien bis zum Nordbalkan, gleichzeitig Altcapsien in Südspanien, Italien, Nordafrika, Syrien. Das Solutréen ist fernöstlich und dringt nur spät und schwach bis Frankreich, nirgends in das Capsiengebiet vor, fehlt in Nordfrankreich, England. Also ist es asiatisch, als Präsolutréen schon früh bis Ungarn, später Schwaben [gelangt], nur in Spuren, spät, [nach] Nordspanien, während das Aurignac sich hier im Westen ins Magdalénien verwandelt. Dieses führt einen Rückschlag gegen das Solutréen bis Osteuropa (Ungarn). Sein Ausgang, das Azilien, ist östlich von Bayern nicht mehr nachweisbar. Das Capsien entwickelt sich ebenso in sich fort, wachsende mikrolithische Tendenz, die endlich (Tardenoisien) siegt und so die alte Grenze südlich der Pyrenäen durchbricht, nach Nordosten ins Azilien sich mischt bis zur Maglemosekultur!

 

4

 

Wenn Bayer nachweist, daß im östlichen Mittelmeer Altpaläolithikum in Neolithikum (Campignien) übergeht, wenn in Spanien das Jungneolithikum fehlt und das Jungpaläolithikum in die Kupferzeit übergeht, so stimmt etwas nicht in diesem Stufensystem, das aufgestellt wurde, als man an eine einheitliche ›Evolution der Menschheit‹ glaubte. Aber schon im Anfang war, wie wir heute sehen, die Entwicklung aristokratisch, nicht demokratisch: die überlegenen Schläge der Menschen führen. Abgesehen davon sind diese Unterschiede lediglich auf die Form des Steingeräts aufgebaut – etwas sehr Unwichtiges im Dasein jener Zeit! Was wissen wir aber von den Arbeiten mit gespitztem Holz, Stöcken, Pfeil und Bogen, vom Essen und Trinken, vom Leben der Geschlechter, der Horde, von Tracht im weitesten Sinne, von der Art des Hausens, vom Seelenleben?

 

5

 

Das Holzgerät war immer wichtiger als der Stein! Die ältesten typischen Geräte sind Holzformen (Holzfaustkeil. Deshalb fehlt der Steinkeil in Mitteleuropa). Zuerst Jagd, Fischfang, Sammeln von Früchten. Dann daneben, weniger wichtig, etwas Gartenanbau (Hacke, Frau). Neben beiden etwas lose Viehhaltung. (Die Gewöhnung der Tiere an einen Futterplatz.) Endlich neben diesen allen in ›Kasch‹ (Kaukasus-Indus-Sansibar) Bezirke des kultischen Ackerbaus und der Viehzucht. Hölzerne Ackergeräte! Der heilige Ackerboden ist ursprünglich Gemeinbesitz des Gaus, Tempelgut. Um 4000 aber gibt es den Ackerbau schon als Wirtschaftsform (Bauerntum!). Alle Hochkulturen ruhen auf diesem Bauerntum. Die ›Erfindung‹ des Ackerbaus ist also älter (5. Jahrtausend).

 

Steinzeit‹ ist Unsinn. Das typische Gerät ist aus Holz, nur in einzelnen Gebieten wird es in ›Stein‹ nachgeahmt. Pfeil und Bogen [sind aus] Holz.

 

›Jungpaläolithikum‹. Im Norden Menschenbildnis (Venus, Bewegungstypen, Einzelfiguren). [Im] Süden Tiere, Kompositionsbilder, Ruhe, Chthon?

 

Capsien: Pygmäen, ebenso [ist] das Capsien von Afrika her nach Norden gedrängt. Die Wanderung der Idee, nicht der Menschen. Die Stelle der fruchtbaren Kreuzung ist Westküste Europas (Magdalénien). Aurignacien und Altcapsien verwandt (äquatorial, noch keine Sahara!).

 

Ausgang des Jungpaläolithikums – Norden lunar, Süden äquatorial. Lunar: Die 3. Vollidee der ›Kräfte‹. Macht des Mondes. Echtes Ornament. Totem. Clan (Geschlechterstaat). Herrschaft über Bereiche. Maskenjagd und -spiele, noch vorkultisch. Vorstöße von Clanen ins Südreich (Ägypten [und] Babylon). Helle Rassen. Aino bis Cro Magnon.

 

Ende des Jungpaläolithikums: Entstehen von Gartenbaukulturen, Hacken, Weben, Töpfern. Ornament vom Körper ausgehend (Grübeln über den Sinn des Leibes), Idee des Tabu nordisch, ebenso die Idee des Numen.

 

6

 

Im Jungpaläolithikum der großen Menschenströmungen [gab es bei] dünner Verbreitung viel Raum, also menschenleere [Ausweich]gebiete.

 

[Der] Beginn der Steppen [und] der späteren Wüstenzonen [bringt] Verdrängung durch Urwald und Trockenheit.

 

[Dazu die] Ausprägung starrer Rassen: hellnordische: Aino-Muschik und ›indogermanische‹ Typen etc. Schwarzsüdländische: Die Neger, [die] von Australien her einströmen und in Afrika zum neuen Typus werden? Das Rind wurde nicht wegen Fleisch und Milch, sondern als Zugtier und noch früher als Opfer wichtig; dem Monde heilig: Gehörn [ist] Mondsichel. Der Ackerbau ist männlich, nur der Hackbau [weiblich]. Es ist Unsinn, so tiefe Dinge wie Patriarchat und Matriarchat auf Wirtschaftsformen zurückzuführen. Die Lebensidee ist das Ursprüngliche. Das entbehrende, sehnsüchtige, harte, dunkle Leben im Norden und Binnenland macht die Mannesstärke, das gesättigte träge Leben im Süden den Frauenschoß zum Sinn des Daseins. Das war vor aller komplizierten Wirtschaft. Das Rind ist für Wandertriebe unbrauchbar: nur Alp-, [also] Saisonwanderung. Das Schaf [ist] erst auf Wolle gezüchtet. In der Natur nicht zu brauchen, ebenso die Ziege. Das Rind [ist] in Afrika Import, erst mit Opfer und Pflug wichtig geworden. Die eigentlichen Wandertiere sind Esel und Dromedar (Afrika) und Pferd (Asien).

 

7

 

Steinzeit‹: Es wäre besser, die...

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