2 Kommunikation – die wichtigsten Regeln für Führungskräfte
Jede gute Kommunikation enthält drei Aspekte:
- Sie ist wesensgemäß.
- Sie ist situationsgerecht.
- Sie ist metakommunikativ.
Wesensgemäß: „Wesensgemäß" bedeutet, in Übereinstimmung mit sich selbst zu handeln, mit Ihren Werten und Prioritäten, mit Ihren Eigenarten und Gefühlen und vor allem auch mit Ihrem Selbstverständnis in der Rolle als Führungskraft, sodass Sie wirklich zu dem stehen können, was Sie tun und sagen.
Ihr Führungsverhalten muss zu Ihnen passen und darf kein aufgesetztes, vielleicht nur antrainiertes Verhalten sein. Sich wesensgemäß zu verhalten setzt also ein gewisses Maß an Klarheit darüber voraus, welche Gefühle sich in Ihnen regen, welche Gedanken Sie beschäftigen, an welchen Werten Sie sich orientieren und wie Sie Ihre Rolle als Führungskraft ausfüllen wollen.
Diese Klarheit ist aber auch kaum jemals von vorneherein gegeben. Nach dem Motto: „Menschenführung beginnt bei mir selbst", wäre der erste Schritt, herauszufinden, was genau in Ihnen vorgeht, welche inneren Stimmen sich in dieser bestimmten Situation zu Wort melden. Erst mit dieser Klarheit über sich selbst können Sie Ihr Verhalten mit Ihrem Inneren in Übereinstimmung bringen und nach außen klar und kraftvoll auftreten.
Situationsgerecht: Deshalb ist es außerdem wichtig, darauf zu achten, was die Situation zulässt oder sogar erfordert. Situationsgerecht heißt in Übereinstimmung mit dem äußeren Kontext zu handeln, mit der aktuellen Situation und dem gesamten System, in dem Sie sich bewegen.
Sie müssen sich also nicht nur darauf besinnen, was Ihnen selbst entspricht, sondern auch darauf, was Ihrem Gegenüber gerecht wird, der ja ebenfalls in einer bestimmten inneren Verfassung ist, vielleicht gerade sehr aufgeregt, ärgerlich, frustriert oder begeistert. Hinzu kommen die Umstände, unter denen Sie sich begegnen: Sind Sie alte Freunde, und/oder stehen Sie in einem hierarchischen Verhältnis zueinander, in welchen Rollen begegnen Sie sich also? Ist die Situation angespannt oder entspannt? Stehen Sie unter Zeitdruck, oder können Sie sich mal in aller Ruhe aussprechen?
Metakommunikativ: Gelingt es Ihnen, sich nach Ihrer eigenen Einschätzung stimmig zu verhalten, heißt das natürlich noch nicht, dass dieses Verhalten auch allen Ihren Rollenpartnern gerecht werden muss. Die Auseinandersetzung über die Wirkung Ihres Führungsverhaltens steht also noch aus. Statt der Einstellung „Ich habe nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt, nun seht zu, wie ihr damit zurechtkommt" sollte die Einstellung sein: „Ich habe nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt, nun bin ich gespannt zu erfahren, wie ihr damit zurechtkommt."
Fazit
Ihr Führungsverhalten zu überprüfen heißt übrigens nicht, dass Sie es allen recht machen wollen – sondern etwas darüber zu erfahren, mit welchen positiven oder negativen Reaktionen auf Ihr Verhalten Sie umgehen müssen, damit Sie sich dann überlegen können, welche Konsequenzen Sie daraus für Ihr zukünftiges Handeln ziehen werden.
2.1 Verblüffend selten, aber höchst effektiv: Schweigen
Erleben wir Schweigen – die Gesprächspausen werden immer länger und schließlich tritt Schweigen ein – fühlen wir uns häufig unsicher und unangenehm berührt. Das muss nicht so sein, denn Schweigen kann ein viel sagendes und wertvolles Element der Kommunikation sein.
Empfinden Sie das Schweigen als unangenehm, dann liegt es häufig an Ihrer Interpretation der Situation und Sie sind versucht, durch Worte die Lücke des Schweigens möglichst schnell zu schließen. Schweigen kann als Verweigerung der Kontaktaufnahme interpretiert werden oder auch als Desinteresse am Thema, aber auch als hohe Aufmerksamkeit und dem Nachgehen eigener Gedanken. Leider neigen wir dazu, Schweigen zu schnell persönlich zu nehmen. Wir beziehen es zu leicht auf uns und interpretieren es als Desinteresse an uns und sind irritiert, bis zu gekränkt.
In unserer Kultur ist eine Tendenz zur „Versprachlichung" zu erkennen. Sprache bedeutet bei uns sich rück zu versichern, sie ist ein Zeichen gegenseitiger Akzeptanz. Sprache ist im Gegensatz zum Schweigen eine offensichtliche Stellungnahme. Schweigen wird eher als Nichtbeachtung verstanden und ruft somit negative Assoziationen auf.
So kann ein Schweigen dem Gesprächspartner ermöglichen, seine Gedanken zu sammeln, sich die Problematik nochmals vor Augen zu führen. Schweigen kann dazu beitragen, dass sich der Gesprächspartner verstanden fühlt, da es ihm die Möglichkeit und den Raum gibt, von sich aus seine eigentlichen Bedürfnisse zu äußern. Zudem verhindert es das Gefühl, überrollt zu werden.
Tipp
Der Schweizer Philosoph Max Picard ermöglicht eine neue Betrachtung: „Schweigen ist nichts Negatives, es ist kein bloßes Nicht-Reden, es ist positiv, es ist eine volle Welt für sich."
Schweigen hat eine eigene Bedeutung, das vergleichbar wie die Null in der Mathematik in ihrer individuellen Funktion eingesetzt werden kann.
Ähnliche Worte, wie „Stille" oder „Ruhe" unterscheiden sich sehr feinsinnig. Schweigen ist Abwesenheit von sprachlichem Ausdruck, Stille von Geräusch und Ruhe vom Lärm. Somit ist das Schweigen der Gegenpol zum Sprechen. Es kann Kommentar und Antwort sein. Gründe für das Schweigen gibt es viele:
- „Wer schweigt, stimmt zu."
- „Wer schweigt, wird mitschuldig."
- Schweigen als stummer Protest
- Ohnmacht bis hin zur Ignoranz
Ganz im Gegensatz dazu wird in der Dichtung und Rede das Schweigen verstärkend eingesetzt: Bedeutungsfülle und Vielseitigkeit werden genutzt, um die Gefühle des Lesers oder die Gedanken des Zuhörers besonders anzusprechen. So bewusst gesetzt gibt es Raum für Interpretationsmöglichkeiten, man erhält eine Verschnaufpause, so dass den folgenden Zeilen bzw. Worten besondere Aufmerksamkeit zukommen kann.
Achtung
Schweigen kann auch den Übergang zu einem neuen Gesprächsthema ankündigen. Es ist keine Abwesenheit von Kommunikation, sondern ein Element, das ebenso Wirkungen erzeugt. Gerade die nonverbalen Signale werden in schweigsamen Momenten besonders wahrgenommen. So versuchen wir, in der Form miteinander zu kommunizieren, dass uns der Gesprächspartner verstehen kann.
Wir verwenden nach Möglichkeit eine gemeinsame Sprache und versuchen auch mit der nonverbalen Kommunikation, wie Gestik und Mimik das Gesagte zu unterstreichen. Wir haben ein Interesse daran, dass uns der andere versteht.
Kommunikation ist ein komplexer und nicht ein linearer Prozess eines Senders und Empfängers bei dem es nicht nur um die Vermittlung von Sachinformationen geht. Die Subjektivität des Individuums, die „Strukturdeterminiertheit" bestimmt die Wahrnehmung und Interpretation der Gesprächspartner bzw. Zuhörer oder Zuschauer.
Wir konstruieren stets unsere eigene Wirklichkeit und nehmen somit eine subjektive Perspektive ein. Um sich zu öffnen und die eigene Perspektive zu erweitern ist es wichtig, sich der eigenen Wahrnehmung bewusst zu werden.
Paul Watzlawick stellte fest: „Man kann nicht nicht kommunizieren." Somit verhält man sich immer in einer Form und dieses Verhalten wird von anderen wahrgenommen und auf ihre Art interpretiert. Es ist zugleich unmöglich uns nicht zu verhalten, wie nicht zu kommunizieren. Beim Zusammentreffen von Menschen findet immer Kommunikation statt.
An dieser Stelle kann das Schweigen in seiner Problematik besonders gut veranschaulicht werden. Natürlich wird auch das Schweigen interpretiert. Da es keinen offenen Austausch gibt und auch keine Rückversicherung über die Interpretationen, „blüht die Phantasie". Dabei kommt es sehr leicht zu Missverständnissen. Die Verantwortung und Gestaltung bewusster Kommunikation ist für Führungskräfte von großer Bedeutung.
- Schweigen kann Verweigern der Selbstdarstellung,
- des eigenen Standpunktes bedeuten oder
- auch schlicht Schüchternheit signalisieren.
In jeder Kultur existieren Normen, die Vereinbarungen sind und das Zusammenleben erleichtern. So ist das Schweigen z. B. der Eltern im Stamm der Apachen zu verstehen, wenn ihre Kinder nach längerer Zeit heimkehren. Die anfängliche Unsicherheit wird nicht durch Sprechen überspielt, sondern findet im Schweigen ihren Platz. Erst wenn die erste Gewöhnungsphase erfolgreich überwunden ist, beginnt ein Gespräch.
Wichtig hierbei ist, dass diese Normen „durchsichtig" bleiben, das heißt als Regeln erkannt und in Frage gestellt, verworfen oder auch verändert werden können. Sprechen kann mitunter auch „gefährlich" für einen werden, denn einmal Ausgesprochenes kann nicht mehr ungesagt und damit rückgängig gemacht werden.
Fazit
In Religion, Mystik und Glauben kommt dem Schweigen eine eigene Bedeutung und Funktion zu, so z. B. auch in der Meditation. Schweigen kann auch als Möglichkeit zur Selbst- und Rückbesinnung auf eigene, innere Vorstellungen und Wünsche genutzt werden.
„Um sprechen zu lernen, braucht der Mensch 3 Jahre; um Schweigen zu lernen 50!" (Hemingway)
2.2 10 Regeln für gutes Zuhören
- Denken und fühlen Sie sich in den Gesprächspartner hinein
- Zeigen Sie Ihrem Partner, dass Sie ihn ernst nehmen
- Zeigen Sie eine positive Körpersprache:...