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Fünf Minuten Ruhm. Casting Shows im deutschen Fernsehen

Casting Shows im deutschen Fernsehen

AutorFranziska Rosenmüller, Josephine Königshausen, Marina Schrömer
VerlagScience Factory
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl187 Seiten
ISBN9783656469445
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Seit dem Jahr 2000 gehören Casting Shows zu den erfolgreichsten Fernsehformaten in Deutschland. Jedes Jahr aufs Neue stellen sich Tausende den Jury-Urteilen von Dieter Bohlen & Co und träumen davon, berühmt zu werden. Millionen Fernsehzuschauer erfreuen sich dagegen an den peinlichen Auftritten der vermeintlichen Talente und den teils vernichtenden Bewertungen der Jury. Doch worin genau liegt der Erfolg der Casting Shows begründet? Welche Formen des gesellschaftlichen Lebens lassen sich in diesem Fernsehformat aufspüren und welchen Effekt haben diese auf die Zuschauer? Diesen und anderen Fragen widmet sich der vorliegende Band. Aus dem Inhalt: Definition des Begriffs Casting Show, Geschichte des Fernsehformats, Identitätsstiftung durch Casting Shows, Parasoziale Interaktion, Analyse der Zuschauerrezeption.

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Leseprobe

Zusammenfassung


In der vorliegenden Arbeit wird versucht, die Frage zu klären, warum Zuschauer Castingshows rezipieren. Es wird sich dabei auf das Format „Deutschland sucht den Superstar“ beschränkt. Zur Beantwortung der Fragestellung wird eine Studie des Medien Instituts Ludwigshafen herangezogen, die sich mit den Gründen befasst, aus denen Menschen Fernsehshows schauen und wie sie diese wahrnehmen. Des Weiteren geht es um die Erklärung der Medienrezeption durch die Mood-Management-Theorie von Dolf Zillmann. Sowohl die Studie, als auch die theoretischen Grundlagen des Mood-Managements werden anschließend durch eine eigenständig erarbeitete Umfrage belegt bzw. ergänzt. Die vorangestellten Theorien werden dadurch verstärkt und führen zu einer Erklärung der Mediennutzung von Castingshows.

Einleitung


Wer kennt nicht „Deutschland sucht den Superstar“ (im folgenden DSDS) oder hat schon einmal lustige oder bewundernswerte Auftritte von Kandidaten gesehen? Das Format der Castingshow ist in der heutigen Fernsehlandschaft allgegenwärtig und nicht mehr wegzudenken. Aber was beeindruckt die Zuschauer an diesen Shows? Warum schalten sie immer wieder ein? Diese Fragen sollen in der vorliegenden Arbeit beantwortet werden. Eine Studie über Fernsehrezeption und das grundlegenden Modell der Mood-Management-Theorie von Dolf Zillman liefern Erklärungsansätze und -analysen.

Menschen wollen ihre positive Stimmung stets maximieren und schalten in diesem Zusammenhang häufig Unterhaltungsshows ein. Zuschauer wollen Unterhaltung und Grenzszenarien. Die Programmmacher buhlen deshalb mit verschiedenen Angeboten um deren Aufmerksamkeit.

In dieser Arbeit wird sich ausschließlich auf die Untersuchung der Medienrezeption am Beispiel „DSDS“ beschränkt. Die Format-Bezeichnung Castingshow ist lediglich der Oberbegriff für eine Reihe von verschiedenen Sendungen. Bei näherer Betrachtung stellt sich jedoch heraus, dass jede Show ihre Eigenheiten hat und es sehr schwer fällt, diese ohne Unterscheidung zusammenzufassen.

Vorstellung einer Studie zum Thema ‚Fernsehshows’


In diesem Abschnitt wird eine qualitative Zuschauerbefragung über Fernsehshows des Medien Instituts Ludwigshafen von 1995 vorgestellt. Zunächst ist zu sagen, dass zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Studie das Format Castingshow noch nicht existierte. Diese etablierten sich erst seit dem Jahr 2001. Dennoch bietet diese Untersuchung interessante Aspekte, die sich auf das bearbeitete Thema sehr gut anwenden lassen.

In einer Stichprobe von 26 Erwachsenen erfuhr man in Einzelinterviews, wie Leute fernsehen und wie sie das Fernsehen sehen. Die für die Fragestellung der Arbeit relevanten Ergebnisse werden nun im Einzelnen vorgestellt.

Berghaus & Staab (1995a) stellen heraus, dass Fernseh-Shows rezipieren eigentlich nicht ‚fernsehen‘“ sei. Das bedeutet, dass Menschen solche Formate oft unbewusst oder spontan nebenbei sehen. Dabei wird davon ausgegangen, dass Menschen den Begriff Fernsehen nur verwenden, wenn sie das Medium so nutzen, wie es ursprünglich gedacht ist; d.h. sie wählen intentional eine Sendung aus, die sie dann in voller Länge anschauen. Dadurch lässt sich erklären, warum die meisten Menschen mit Nein antworten, wenn man sie nach dem regelmäßigen Konsum von „DSDS“ befragt, die Einschaltquoten jedoch das Gegenteilige belegen.

Das nächste Ergebnis ist, dass Fernseh-Shows angenehm, aber nicht schön sein müssen. Zuschauer wollen von Shows grundsätzlich unterhalten werden, wobei zwei Typen unterschieden werden: Die Sendung soll einerseits einen Defizitausgleich zur Realität herstellen. Durch das Schauen von „DSDS“ wird man abgelenkt und kann sich entspannen. Andererseits soll die Show auch unterhaltsam sein. Der Zuschauer wünscht sich schöne Fernseherlebnisse, bei denen er seine Emotionen ausleben kann.

Ein weiterer Befund der Studie ist, dass Fernsehshows personengebunden sind. Wenn Zuschauer über Fernseh-Shows reden, geht es vorrangig um Personen. Die Jury bei „DSDS“ spielt eine wichtige Rolle, da sie das ausgewiesene Fachpersonal darstellt, dem der Rezipient Vertrauen entgegenbringt. Auffällig ist, dass die Personen, die polarisieren, am ehesten in Erinnerung bleiben. Ein Beispiel dafür ist das Jury-Mitglied Dieter Bohlen. Er hat großen Einfluss auf den Sendeerfolg und ist aus der Show nicht wegzudenken.

Ein weiteres Ergebnis, dass für Casting-Formate interessant ist, stellen Berghaus & Staab (1995b) wie folgt heraus: „Ich bin zwar zu Hause, aber ich bin doch dabei“. An dieser Stelle zeigt sich, dass die Zuschauer nicht nur zu der Jury, sondern auch zu den Kandidaten eine enge Beziehung aufbauen. Sie sehen die Showteilnehmer als Ihresgleichen, die stellvertretend für sie zu Hause stehen. Dieser Faktor der Identifikation ist auch ein wichtiger Bestandteil der Mood-Management-Theorie. Diese wird im nachfolgenden Kapitel erläutert.

Mood-Management-Theorie nach Dolf Zillmann


Die Mood-Management-Theorie von Zillmann geht davon aus, dass Menschen Medien nutzen, um ihre Stimmung („mood“) zu regulieren („manage“). Dabei will der Rezipient immer ein bestimmtes Erregungsniveau erreichen, das individuell differiert. Vor allem Unterhaltungsangebote dienen zur Stimmungsregulation. Der Mensch ist laut Zillmann (1988) immer danach bestrebt, seine schlechte Stimmung zu minimieren und die gute Stimmung zu maximieren. Er schaltet demnach oft unbewusst oder spontan gerade solche Sendeformate an, die ihn vom Alltag ablenken. Wenn der gewünschte Effekt durch das ausgewählte Programm erreicht wurde, wird der Rezipient dieses Sendeformat später erneut auswählen.

In der nachfolgenden Untersuchung im Kapitel 4 lässt sich eine deutliche Tendenz ableiten, die die Stimmungsmaximierung nach dem Schauen von „DSDS“ erkennbar macht. Unterhaltungsformate rufen bestimmte Emotionen hervor, die eine positive Stimmung erzeugen (z.B.: Ablenkung, Spaß oder Bewunderung).

Ob ein Medieninhalt die Person erregt, hängt davon ab, ob sie sich mit dem Inhalt, sowie den Darstellern identifizieren kann. Bei Castingshows werden Menschen wie du und ich gezeigt, die diesen Prozess der Identifikation hervorrufen. Die Reizqualitäten von Medienangeboten liegen weiterhin in der Komplexität, der Neuartigkeit, dem Überraschungswert und der Mehrdeutigkeit von Inhalten. „DSDS“ hat einen Reality-Faktor, der die Sendung interessant macht. Der Zuschauer weiß nicht, was als nächstes passiert und es wird mit Extremen gespielt. Durch die kurzen Auftritte zu Beginn der Castings wird immer wieder eine neue Spannung erzeugt. Hierbei sind die ständigen Wechsel von Publikumslieblingen und talentfreien, vermeintlichen Sängern hilfreich, um die Erwartungshaltung des Rezipienten immer wieder neu zu formen.

Untersuchung zum Thema Castingshows


Stichprobenbeschreibung


Zur Durchführung einer Umfrage ist ein Fragebogen entwickelt worden, in dem zwei verschiedene Ausschnitte aus „Deutschland sucht den Superstar“ gezeigt wurden. Der erste Ausschnitt zeigt einen so genannten „Sympathieträger“, der gut singen kann und eine ergreifende Geschichte über sein Leben erzählt. Im zweiten Ausschnitt wurde ein „schräger Vogel“ vorgestellt, der einen kuriosen Auftritt hinlegt und, anders als im ersten Beispiel dargestellt, kein Talent besitzt. Hinzuzufügen ist, dass die Bezeichnung der beiden Ausschnitte im Fragebogen nicht vorhanden war und ausschließlich der Kategorisierung im Nachhinein dient. Die beiden Szenen zeigen Extreme und es soll ermittelt werden, welcher der beiden Ausschnitte den Testpersonen am besten gefällt. Reihenfolgeeffekte sind auszuschließen, da die Umfrage ausbalanciert stattfand. Zuerst wurde zehn Probanden der Ausschnitt des „schrägen Vogels“ und danach der des „Sympathieträgers“ gezeigt. Bei den übrigen zehn Probanden geschah die Befragung genau umgekehrt. In der Umfrage sollte die Stimmung der befragten Personen jeweils vor dem Sehen der Ausschnitte und danach untersucht werden. Außerdem werden die hervorgerufenen Emotionen festgehalten und analysiert. Die 20 Probanden waren zwischen 18 und 33 Jahren und im Mittelwert somit 24,85 Jahre alt mit einer Standardabweichung von 3,64 Jahren. Davon waren neun Personen männlich und elf weiblich. Es ist festzuhalten, dass die Studie zwar nicht repräsentativ ist, aber dennoch eine Tendenz erkennbar ist. Der Fragebogen mit dem Titel „Eine Untersuchung zum Thema Castingshows“ ist im Anhang zu finden.

Forschungsleitende Fragen und die daraus hergeleiteten Hypothesen


Bei der Vorbereitung des Fragebogens wurde überlegt, was dieser am Ende für Thesen herausstellen soll. Die forschungsleitenden Fragen waren:

Wird die Stimmung der Probanden durch das Anschauen der Ausschnitte beeinflusst?

Welche Reaktionen bzw. Emotionen lösen die unterschiedlichen Ausschnitte aus?

Die daraus abgeleiteten Hypothesen waren nach der Überlegung:

Die schlechte Stimmung der Probanden wird minimiert und die gute Stimmung ist nach dem Schauen maximiert.

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