Vorwort: »Freiheit ist Sklaverei«
Die Zerstörung von Nationen im Namen der Demokratie
Im Jahre 1945 schrieb der britische Autor und Sozialkritiker George Orwell ein Buch über eine fiktive totalitäre Gesellschaft mit dem Titel 1984. Diese Erzählung, einer der größten Erfolge in der Geschichte der Buchveröffentlichungen, beschreibt das Folgeszenario eines atomaren Weltkriegs, in dem die Welt in drei Staaten unterteilt ist. Ein Staat, Ozeanien, dessen Hauptstadt London ist, wird von einer englischen Sozialistenpartei regiert, die totale Kontrolle über alle Bürger ausübt, insbesondere über deren Gedanken. Das zentrale Programm zur Gedankenkontrolle, das die Bürger zu fügsamen, unterwürfigen Sklaven macht, wird »Doppeldenk« genannt.
Durch Doppeldenk werden die Untertanen zwei widersprüchlichen oder einander ausschließenden Vorstellungen ausgesetzt, die sie beide als wahr anerkennen müssen. In der Psychologie wird dieses Phänomen als »kognitive Dissonanz« bezeichnet. Obwohl sich Ozeanien in einem ständigen Kriegszustand befindet, handeln die Bürger gleichzeitig so, als würde Frieden herrschen. Die Essenz von »Doppeldenk« wird von Orwell zu Beginn seines Romans auf den folgenden Nenner gebracht:
Krieg ist Frieden.
Freiheit ist Sklaverei.
Unwissenheit ist Stärke. 1
Im vorliegenden Buch zeichne ich eine Entwicklung nach, die in der Tat eine unheimliche moderne Anwendung von Orwells Doppeldenk ist und die man durch den Leitgedanken »Demokratie ist Tyrannei« kennzeichnen könnte. Es ist die Chronik einer der destruktivsten und effektivsten Operationen, die je von den Geheimdiensten eines modernen Staates ins Werk gesetzt wurden, inklusive Stalins Sowjetunion und Hitlers Drittem Reich. Es ist die Chronik eines gigantischen Projekts, das über Jahrzehnte hinweg von den Geheimdiensten der Vereinigten Staaten entwickelt wurde. Seine Wurzeln gehen zurück auf die von der CIA gesteuerten französischen Studentenrevolten im Mai 1968, die das Ende der Präsidentschaft von Charles de Gaulle besiegelten, eines fest entschlossenen Gegners der US-amerikanischen Globalhegemonie.
Der Kalte Krieg, der zwischen der NATO und den Alliierten der Sowjetunion ausgetragen wurde, dauerte fast ein halbes Jahrhundert. Letztlich musste sich die wirtschaftlich ausgeblutete Sowjetunion unter Michail Gorbatschow geschlagen geben und im November 1989 den Fall der Berliner Mauer zulassen. Diese Mauer war zum Symbol des sogenannten Eisernen Vorhangs geworden – ein Begriff, den Winston Churchill in seiner berühmten Rede von 1946 in Fulton, Missouri, geprägt hatte. Sie trennte den Westen, die von Washington ohne Ende gelobte »Freie Welt«, vom kommunistischen Osten.
Was Washington damals jedoch beabsichtigte, ahnte fast niemand außer einem kleinen Kreis Eingeweihter in der CIA und dem US-Außenministerium sowie einigen hochrangigen Pentagon-Beamten und deren Verbündeten in regierungsnahen Thinktanks wie dem New York Council on Foreign Relations. Die US-Regierung bereitete eine bis ins Detail abgestimmte Serie von Regimewechseln in den ehemaligen kommunistischen Ländern Osteuropas und sogar in der Ukraine und der Russischen Föderation selbst vor. Die dabei verwendeten Parolen lauteten »Einführung einer Demokratie im US-Stil, Freiheit, Menschenrechte, freie Marktwirtschaft«. Was dabei jedoch herauskam, war eine Tyrannei, in einigen Fällen (Ukraine) weitaus schlimmer als unter dem Sowjetregime.
Washingtons Regimewechseloperationen wurden aufgrund der ausgeprägten Farbmotive, die mit ihnen einhergingen, als »Farbrevolutionen« bekannt: so die Orange Revolution in der Ukraine, die Rosenrevolution in Georgien, die Grüne Revolution im Iran und so weiter. Jedes Mal wurde damit eine Nation ins Fadenkreuz genommen, die der Vision David Rockefellers von einer »einheitlichen Welt« 2 oder Bill Clintons unschuldig klingender »Globalisierung« im Wege stand.
Was Washingtons Farbrevolutionen in Wahrheit ausmachte, war das Bestreben, die ehemaligen kommunistischen Führer durch handverlesene, US-gefügige Politiker zu ersetzen, die bereit waren, die Kronjuwelen und die Bevölkerung ihres Landes an westliche Finanzhaie und Plünderer wie den milliardenschweren Börsenspekulanten George Soros zu verkaufen.
Die Aura der amerikanischen Macht
Die größte Herausforderung für Washington und die mächtigen Lobbygruppen der Industrie- und Finanzwelt, die mit ihrem Geld die Kongressabgeordneten und Präsidenten kontrollieren, war paradoxerweise das Ende des Kalten Krieges Ende 1989. Es gab auf einmal keinen »Feind« mehr, der die kontinuierlichen gigantischen Rüstungsausgaben des amerikanischen Militärs oder die Existenz der NATO gerechtfertigt hätte.
James R. Schlesinger, ehemals Verteidigungsminister der USA und später CIA-Direktor, beschrieb das Dilemma wie folgt: »Die politischen Entscheidungsträger der USA sollten sich über eines im Klaren sein: Die Messlatte zur Bestimmung der Truppenstärke und des Militärhaushalts sollte künftig nicht bloß im Hinblick auf individuelle Bedrohungen gelegt werden, vielmehr müssen wir tun, was nötig ist, um die globale Aura der amerikanischen Macht aufrechtzuerhalten.« 3 [Hervorhebung durch W. E.]
Gegen Ende der 1980er-Jahre befand sich das Wirtschafts- und Finanzsystem der Vereinigten Staaten inmitten einer der schwersten Krisen seit der Großen Depression in den 1930er-Jahren. Die größten Banken der Wall Street – Citigroup, die Bank of America und andere – waren eigentlich bankrott. Die Deregulierung der amerikanischen Sparkassen hatte zu einer Spekulationsblase am Immobilienmarkt geführt, die Ende der 1980er-Jahre platzte. Gleichzeitig zog ein dramatischer Absturz des Weltölpreises eine Konkurswelle inländischer Ölkonzerne nach sich.
Das US-Establishment sah sich mit einer großen Herausforderung konfrontiert: Wie konnte man vor den amerikanischen Steuerzahlern einen verschwenderischen Verteidigungshaushalt von hunderten Milliarden Dollar rechtfertigen – im Kampf gegen einen Feind, der gar nicht mehr identifiziert werden konnte? Wäre es nicht viel sinnvoller gewesen, eine »Friedensdividende« zu schaffen, um mit den gleichen Milliarden die rapide verfallende wirtschaftliche Infrastruktur Amerikas zu sanieren? Der damalige Vorsitzende des Generalstabs, Colin Powell, brachte das Dilemma gegenüber der Army Times wie folgt auf den Punkt: »Denkt mal gründlich darüber nach: Mir gehen die Schurken aus. Mir gehen die Bösewichte aus. […] Jetzt bleiben mir nur noch Castro und Kim Il Sung.« 4
Dieser Missstand erforderte eine baldige Lösung. Anstatt sich bei der Durchsetzung seiner globalen Agenda allein auf offene militärische Stärke zu verlassen, brachte Washington eine neue Waffe zum Einsatz: Es sollten scheindemokratische NGOs (Nichtregierungsorganisationen) genutzt werden, um nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion auf verdeckte Weise US-gefügige Regierungen an die Macht zu bringen, und zwar in allen strategisch wichtigen Regionen der Welt. Unter der Parole »demokratische Freiheit« sollte eine neue Gewaltherrschaft eingeführt werden, die durch »freie Marktwirtschaft« globalen Banken und westlichen multinationalen Konzernen Tür und Tor öffnen würde.
Menschenrechte als Waffe
Anstatt durch offen ausgetragene militärische Konflikte sollten die 1990er-Jahre, mit Ausnahme von Washingtons brutalem Krieg in Jugoslawien, durch die Anwendung der neuen, hocheffektiven US-Waffe in Form von scheindemokratischen Regimewechseln in aller Welt gekennzeichnet sein.
Das Ziel bestand darin, die anvisierten Staaten durch eine Serie von Farbrevolutionen zu wirtschaftlichen Kolonien oder Vasallenstaaten der Vereinigten Staaten zu machen. Es dauerte eine Weile, bis die ahnungslosen Zielstaaten erkannten, was ihnen und ihrer Wirtschaft im Namen des amerikanischen Exportschlagers »Demokratie« angetan wurde.
Mit der ersten scheindemokratischen Farbrevolution wurde Slobodan Milošević ins Fadenkreuz genommen, Präsident dessen, was seit 1999 vom ehemaligen Staat Jugoslawien übrig geblieben war: Serbien, Vojvodina, Kosovo und Montenegro.
Die USA gaben sich aber nicht damit zufrieden, ihren »demokratischen« Einfluss über den ehemaligen Ostblock und dann später in den Ölländern Nordafrikas und des Mittleren Ostens zu verbreiten. Auch die langjährigen »Alliierten« in Westeuropa – von Brzeziński »Vasallenstaaten« genannt – sind heute der aggressiven Strategie der Menschenrechtswaffe ausgeliefert, mit Umwälzungen, die die Bevölkerung in vielen Ländern Europas spaltet.
Die gleichen US-gesteuerten NGOs zerstören heute weiter Europas Souveränität
Für jemanden, der vor 1970 in der Bundesrepublik Deutschland geboren wurde, sind die drastischen Veränderungen in der kulturellen und sozialen Landschaft der Nation deutlich sichtbar, selbst wenn er nicht völlig versteht, wie sie zustande gekommen sind. Was in »vornehmen Kreisen« oder in den ultrakorrekten deutschen Mainstreammedien nie angesprochen wird, ist die Rolle einiger exklusiver privater NGOs, die in den meisten Fällen mit der Agenda des Außenministeriums und der Geheimdienste der USA verbunden sind. Sie sorgen für ein Klima, in dem hierzulande politische Kurse verfolgt und sogar öffentlich begrüßt werden, die noch vor einem Jahrzehnt für einen deutschen Kanzler oder einen beliebigen europäischen Politiker undenkbar gewesen wären.
Denn auch Deutschland wird, ähnlich wie zuvor viele Länder der Dritten Welt oder Osteuropas, von besagten amerikanischen NGOs durch...