IM JAHR 1995 WAR ICH 28 Jahre alt, studierte Design und lebte in San Francisco, gemeinsam mit meinem damaligen Freund, den ich hier liebevoll Hans Wurst nennen möchte. Um mein Leben in San Francisco zu finanzieren, hatte ich einen Job als Süßigkeitenautomatenauffüllerin angenommen, bei dem ich alle Läden, Tankstellen und Schulen zwischen Santa Cruz und Oakland belieferte. Der Job punktete durch flexible Arbeitszeiten – außerdem besaß ich meinen eigenen Lieferwagen voller Süßigkeiten!
Als ich so auf meiner Süßigkeitenroute durch die Städte und Dörfer fuhr, ertappte ich mich dabei, wie ich bei jedem Tierheim anhielt, an dem ich vorbeikam. Ich konnte nicht anders: Ich musste ein wenig Zeit mit jedem einzelnen Hund verbringen, der hier eingesperrt war. Ich sah den Hunden in die Augen, und mein Herz zersprang in tausend Stücke. (Gut, dass ich gegen Katzen allergisch bin, sonst würde ich wahrscheinlich heute noch Süßigkeiten ausliefern.)
Das Leben mit Hans Wurst hatte mich auf die Couch einer Therapeutin getrieben, und so redeten wir auch über meine Besuche im Tierheim. Sie glaubte, dass ich mich mit den Hunden im Tierheim identifizierte, weil meine Eltern eine recht stürmische Ehe geführt hatten, als ich klein war. Ich wiederum hatte geglaubt, sie besänftigen zu können, indem ich »brav« war. Doch wie brav auch immer ich war – sie sahen es einfach nicht. Die Hunde im Tierheim waren ohne eigenes Verschulden an einem schlimmen Ort gelandet, und ich wollte ihnen verzweifelt zeigen, dass es jemanden gab, der sah, wie brav sie waren.
Jetzt, da ich wusste, was der Ursprung meines traurigen Rituals war, gelang es mir, es auf einen monatlichen Besuch im Tierheim in meiner Nähe zu beschränken. Eines schicksalhaften Tages im Mai jedoch trafen sich meine Blicke mit denen eines Hundes in der Tierschutzorganisation San Francisco SPCA (Society for the Prevention of Cruelty to Animals), und es war um mich geschehen. Ich musste unbedingt meinen Vermieter überreden, dass ich einen Hund halten durfte. Nicht irgendeinen Hund, sondern diese drahtige weiße Promenadenmischung mit braunen Flecken namens Enzo.
Mein Vermieter wohnte nicht weit entfernt und ging jeden Tag mit seinen beiden kleinen Kindern spazieren. Ganz schamlos wollte ich ihm auflauern, wenn seine Familie ihn begleitete. Sicherlich hatten ihn seine Kinder auch schon um einen Hund angebettelt – schließlich waren es Kinder. Dank Enzo würde ihnen dieser Wunsch nun erfüllt werden, ohne dass sich mein Vermieter mit Sauberkeitserziehung, Herumkauen auf Möbeln, Bellen oder irgendetwas sonst abgeben musste. Er musste nur Ja sagen, und seine Kinder konnten mich besuchen, wann immer sie wollten.
Er gab mir seinen Segen.
Am nächsten Tag holten Hans Wurst und ich Enzo zu uns. Jetzt war die Welt in Ordnung. Abgesehen davon, dass der verdammte Hans Wurst immer noch in meinem Apartment rumhing. Er sagte mir damals, ich sei bestenfalls hübsch, aber nicht wirklich schön, weil der Abstand zwischen meiner Oberlippe und meiner Nase zu groß sei. Ich blieb bei ihm. Er korrigierte wieder und wieder meine grammatikalische Ausdrucksweise. Ich blieb bei ihm. Er fühlte sich dazu berufen, ständig die Meinungen anderer Leute zu kritisieren, da er ja schließlich eine Menge Bücher gelesen hatte (und seinen eigenen Mangel an emotionaler Intelligenz gut ignorieren konnte). Ich blieb bei ihm. Aber als er die Haustür offen ließ und Enzo auf die Straße rannte und dabei fast von einem Auto überfahren worden wäre – da war es Zeit für mich zu gehen.
Eine Woche später saßen Enzo und ich im Flugzeug nach New York. Hans Wurst gab zu, er habe in dem Moment, als ich Enzo bei mir aufnahm, gewusst, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis ich ihn verließ. In Enzo hatte ich einen Gefährten gefunden, der mich liebte und mir das Gefühl gab, schön zu sein – dem gewaltigen Abstand zwischen Oberlippe und Nase zum Trotz. Jedes Mal, wenn ich nach Hause kam, empfing er mich mit haltloser Begeisterung. Wenn er mit mir zusammen war, war er glücklich. Ich sah das Gute in Enzo, und Enzo sah das Gute in mir. Die Dinge hatten sich für uns beide zum Besseren gewendet, und dank Enzo hatte ich endlich begriffen, dass das Leben schön sein konnte. Richtig schön!
Wenn wir den Begriff »gerettet« im Zusammenhang mit einem Tier hören, denken wir automatisch, der Mensch habe das Tier gerettet. Durch Enzo habe ich gelernt, dass es oft der Mensch ist, der gerettet wird.
Familienmitglieder mit Fell
A
LS ICH KLEIN war, glaubte ich an Magie. Ich glaubte, wenn ich es mir nur sehnlichst genug wünschte, würde mein Hund Muffin eines Tages zu sprechen beginnen. Und so ging ich zu Bett und starrte ihn an … und wartete … wartete … und wartete. Ich war von meinem Hund regelrecht besessen und las jedes Hundebuch, das ich in die Finger bekam. Schließlich erkannte ich, dass mein Hund schon die ganze Zeit über mit mir gesprochen hatte – ich hatte nur noch kein »Hundisch« verstanden.
Mit den Jahren wurden wir beide Meister in der Sprache des anderen. Wenn sich Muffin morgens beim Frühstück den Weg zu meinem Stuhl freistupste, um sich ganz eng an meinen Rücken zu schmiegen, sagte er damit: »Ich liebe es, den Tag mit dir zu beginnen, und ich werde dich vermissen, wenn du gehst.« Hockte ich zu lange über einer Hausaufgabe, kam er zu mir herüber, beugte den Kopf und streckte das Hinterteil in die Höhe. Das hieß: »Genug gearbeitet. Zeit zum Spielen!« Er leckte mir das Gesicht ab, um mir mitzuteilen, dass er Erdbeereis auch furchtbar lecker fand. Und nachts legte er seinen Kopf auf meine Brust und flüsterte: »Ich liebe dich sehr. Du bist mein bester Freund.« Dann streichelte ich seinen Rücken, um ihm zu sagen, dass es mir ebenso ging.
DER HUND
Zugegeben mein absoluter Liebling
ICH HALTE die Beziehung zu meinen Hunden niemals für selbstverständlich. Was, wenn die Spezies Hund nicht so unkompliziert wäre und sich nicht so wunderbar hätte domestizieren lassen? Was hätte ich ohne meinen vierbeinigen Tröster getan, meine Stütze, meine Inspiration und Motivation, meinen Vertrauten, meinen besten Freund?
Das Leben mit einem Hund bringt große emotionale und gesundheitliche Vorteile mit sich. Leider kann ich nicht behaupten, dass ich durch das Zusammenleben mit meinen Hunden körperlich aktiver geworden wäre, doch immerhin habe ich mit Ende 40 festgestellt, dass sie sich positiv auf mein Aussehen auswirken. Zumindest bekomme ich öfter mal Komplimente für meine jugendliche Ausstrahlung. Ich lasse die Leute dann in dem Glauben, dass ich mir nachts zentimeterdick Feuchtigkeitscreme ins Gesicht schmiere und mir regelmäßig meine Botox-Injektionen gönne. Nur wenige Menschen kennen die nasse Wahrheit: Hundesabber. Hundeküsse bringen quasi den Sauerstoff in meiner Haut in Bewegung und hinterlassen einen hübschen feuchten Glanz … Bevor Sie das nächste Mal zur teuren Creme greifen, sollten Sie sich fragen, ob Sie nicht stattdessen einen Hund bei sich aufnehmen wollen. Selbst wenn er Ihrem Leben keinen neuen Sinn geben sollte, erhöht er zumindest Ihre Hautfeuchtigkeit.
Was die emotionalen Auswirkungen angeht, die Tiere auf mein Leben haben: davon handelt der Rest dieses Buchs. Muffin zum Beispiel, der treue Gefährte meiner Kindheit, tröstete mich immer nachts vor dem Gespenst unter dem Bett. Ich hielt mein kleines Fellknäuel fest in den Armen und schlief ein, und als ich am nächsten Morgen aufwachte, stellte ich fest, dass Muffin das Gespenst ferngehalten hatte.
Sollte es Schutzengel wirklich geben, dann haben meine keine Flügel, sondern einen wedelnden Schwanz, einen rosafarbenen weichen Bauch – und furchtbaren Mundgeruch.
MEINE BEVORZUGTEN HAUTPFLEGEPRODUKTE
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HUNDISCH
Hundesprache lernen mit meinem Pflegehund Mr Fantastic
EINES DER GRÖSSTEN Geschenke für jedes Tier: Respektieren Sie seine Spezies. Hunde und Menschen leben schon sehr lange zusammen, und es ist in erster Linie den Hunden zu verdanken, dass die Beziehung so tadellos funktioniert. Sie sind äußerst anpassungsfähig, bereit, von uns zu lernen, und bemüht, es uns recht zu machen. Dabei ist jeder Hund ein Individuum mit ausgeprägter Persönlichkeit. Ich habe wiederum viel von jedem einzelnen Hund gelernt, den ich bei mir aufgenommen habe. Ohne beidseitiges Bemühen, einander zu verstehen, kann es zu Übersetzungsfehlern zwischen der menschlichen und der hündischen Sprache kommen. Etwas Nachhilfe kann also nicht schaden.
AUFMERKSAM
Ein leicht geneigter Kopf und ein ruhig wedelnder Schwanz: »Ich bin ganz Ohr!«
NERVÖS
Duckt sich der Hund und klemmt den Schwanz zwischen die Beine, fleht er: »Bring mich hier weg!«
FREUNDLICH
Aufgestellte Ohren und der Körper in ständiger Bewegung sagen: »Ich bin glücklich!«
AGGRESSIV
Ohren nach vorn, entblößte Zähne und eine hohe Körperspannung sagen:...